St. Lorenz (Kempten)

St. Lorenz (Kempten)
St. Lorenz, Kempten im Allgäu, Basilica minor
St. Lorenz

Die Basilika St. Lorenz ist eine ehemalige Benediktinerstiftskirche des ehemaligen Fürststiftes Kempten und heutige Pfarrkirche der Pfarrei St. Lorenz im schwäbischen Kempten in der Diözese Augsburg.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Erst im Jahr 1900 wurden die beiden Glockentürme vollendet.
Altar im barocken Innenraum

725 kamen der Heilige Magnus und sein Begleiter Theodor nach Kempten, in die Stadt, die ähnlich wie Trier und Augsburg ihre Geschichte bis in das erste Jahrhundert vor Christus dokumentieren kann. 752 gründete Audogar von St. Gallen eine kleine benediktinische Zelle in Kempten. Hildegard, abgebildet im Stiftwappen, schenkte dem damaligen königlichen Eigenkloster als Gemahlin Karls des Großen 774 die heiligen Leiber von Gordianus und Epimachus. Wo das Kloster ursprünglich stand, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Nachgewiesen ist der Bau des 13. Jahrhunderts an der Stelle der heutigen Residenz. 1382 erhielten die Türme der Basilika nach einem Brand einen gotischen Abschluss. Das Stift der Benediktiner hatte in seiner Blütezeit ungefähr 1000 km² Besitz und über 42.000 Einwohner in 85 Dörfern und Weilern. Es war die reichste und bedeutendste Fürstabtei der vier reichsunmittelbaren Abteien des Allgäus. 1632 wurden Kloster und Kirche beim Einfall der Schweden schwer beschädigt. 1634 wurde das einschiffige romanische Bauwerk, das 1478 erweitert worden war, bis auf die Grundmauern zerstört.

Die Grundsteinlegung der St.-Lorenz-Basilika erfolgte am 13. April 1652. Als das Langhaus der Kirche stand, schied der Baumeister Michael Beer aus. Am 24. März 1654 wurde Johann Serro zu seinem Nachfolger bestimmt. 1659 entschloss sich Serro, das Langhaus um einen Meter und siebzig Zentimeter zu erhöhen. Er veränderte die Form der Emporen, damit wurde der Druck der Mittelschiffwände auf die verbreiterten Seitenschiffe abgelenkt. Von 1666 bis 1673 wurde noch an dem unvollendeten Turmpaar gearbeitet. Am 12. Mai 1748 wurde die Kirche geweiht. Das fünfjochige Langhaus ist 40,5 Meter lang, das Mittelschiff 16,3 Meter hoch. Die beiden niederen Seitenschiffe mit Emporen sind 6,80 Meter hoch. Der achteckige, ungefähr gleich breite Chor weist eine Kuppel auf, welche 42 Meter hoch ist.

1803 wurde das Kloster säkularisiert.

Im Jahr 1900 wurden die beiden Kirchentürme fertiggestellt. Dabei wurden verschiedene Materialien verwenden, dazu gehört beispielsweise auch Beton der im Verhältnis zu den Baustoffen darunter deutlich schwerer ist. Das macht dem Bauwerk bis heute Probleme. So pendeln die Türme leicht bei starkem Wind und sind den starken Schwingungen der Kirchenglocken ausgesetzt. Deswegen reist es die Turmbauten vom Hauptbau ab, so dass sich sehbare Risse und Lücken bildeten. Das Besteigen der Türme ist daher für die Öffentlichkeit offiziell nicht erlaubt.

Bedeutung

Kuppel St. Lorenz

Noch während des Dreißigjährigen Krieges begann der damals 29-jährige Abt Giel von Gielsberg die Vorbereitungen zum Kirchenbau. Es wurde einer der ersten großen Kirchenbauten nach dem Dreißigjährigen Kriege. Der Baumeister Michael Beer schuf eine seiner ersten selbständigen Kirchenbauten. Die Veränderungen Serros waren eher kosmetischer Natur. Er brachte als Erster über den Seitenschiffen Emporen an. Die Kirchen der Abtei Weingarten und des Klosters Ottobeuren waren die Nachfolgebauten der Auer Zunft.

1969 verlieh Papst Paul VI. der Kemptener Pfarrkirche den Ehrentitel Basilica minor.

Patrozinium

Fest des heiligen Lorenz, 10. August. Nebenpatrone: * Maria Himmelfahrt (15. August) * Gordianus und Epimachus (10. Mai)

Orgeln

St. Lorenz verfügt über drei Orgeln: die Hauptorgel und zwei Chororgeln. Hauptorgel und die nördliche Chororgel (= Evangelienorgel) haben einen eigenen Spieltisch, während die Epistelorgel im Süden von der Nordorgel elektrisch angespielt wird. Die beiden Chororgeln können zudem von der Hauptorgel angespielt werden.

Hauptorgel

Hauptorgel

Die Hauptorgel geht auf Eberhard Friedrich Walcker zurück, der in den Jahren 1864 bis 1866 ein Werk mit 36 Registern auf zwei Manualen und Pedal schuf. 1938 erfolgte durch den Josef Zeilhuber ein Erweiterungsumbau, wobei ein Teil des alten Pfeifenwerks übernommen wurde. Das Instrument verfügt seitdem über 64 klingende Register.[1]

Disposition der Hauptorgel

I. Manual C–a3
Principal 16′
Principal 8′
Gedeckt 8′
Gamba 8′
Schweizerpfeife 8′
Dolce 8′
Octave 4′
Rohrflöte 4′
Spitzflöte 4′
Quinte 22/3
Octave 2′
Mixtur V 22/3
Scharff IV 11/3
Trompete 8′
Clairon 4′
II. Manual C–a3
Bordun 16′
Principal 8′
Gedeckt 8′
Flöte 8′
Unda maris 8′
Salicional 8′
Quintatön 8′
Prinzipal 4′
Traversflöte 4′
Zartflöte 4′
Nasard 22/3
Flautino 2′
Terz 13/5
Mixtur IV 2′
Cimbel IV 1′
Rankett 16′
Oboe 8′
Regal 4′
III. Manual (schwellbar) C–a3
Nachthorn 16′
Geigenprincipal 8′
Soloflöte 8′
Fernflöte 8′
Gemshorn 8′
Vox coelestis 8′
Principal 4′
Bachflöte 4′
Kleingedeckt 4′
Kornett III–V 4′
Quinte 22/3
Flachflöte 2′
Terz 13/5
Septime 11/7
Sifflöte 1′
Cimbel IV 2/3
Fagott 16′
Horn 8′
Clarine 4′
Rohrschalmei 4′
Tremulant
Pedal C–f1
Principalbaß 16′
Violonbaß 16′
Subbaß 16′
Zartbaß (aus II) 16′
Quintbaß 102/3
Octavbaß 8′
Gedecktbaß (aus II) 8′
Violoncellobaß 8′
Flötenbaß 4′
Prinzipalbaß 2′
Pedalmixtur VI 51/3
Posaunenbaß 16′
Trompetenbaß 8′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, Oberoktavkoppel III/I, Unteroktavkoppel III/I

Chororgeln

Eine der zwei Chororgeln

Die Prospekte der beiden Chororgeln wurden um 1750 im Stil des Rokoko geschaffen. Das Pfeifenwerk stammt von Josef Zeilhuber aus dem Jahr 1963 und wurde durch Martin Gegenbauer im Jahr 2002 umgebaut. Die Südorgel verfügt über 12 Register auf einem Manual und Pedal, die Nordorgel über 19 Register auf zwei Manualen und Pedal.[1]

Disposition der Chororgeln

I Hauptwerk C–g3 (Südorgel)
Großgedackt 16′
Prinzipal 8′
Bourdon 8′
Oktav 4′
Spitzflöte 4′
Quinte 22/3
Superoktav 2′
Mixtur 2′
Kornett 8′
Trompete 8′


Pedal C–f1 (Südorgel)
Prinzipalbaß 16′
Großgedackt (aus HW) 16′
Oktav 8′
II Oberwerk C–g3 (Nordorgel)
Prinzipal 8′
Gedackt 8′
Oktav 4′
Rohrflöte 4′
Waldflöte 2′
Quinte 11/3
Mixtur 11/3


Pedal C–f1 (Nordorgel)
Subbaß 16′
Pommer 8′
Choralbaß 4′
Bombard 16′
Trompete 8′
III Kronwerk C–g3 (Nordorgel)
Gedackt 8′
Flöte 4′
Quinte 22/3
Prinzipal 2′
Terz 13/5
Cimbel 11/2
Musette 8′
Tremulant
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, Koppeln: I/P, II/P, III/P

Literatur

  • Naumann Hugo, Basilika St. Lorenz Kempten, Kunstverlag Peda Grgor, 1994

Weblinks

 Commons: St. Lorenz Kempten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Allgäuer Orgelbau: Die Orgeln der Stadtpfarrkirche St. Lorenz, Kempten, (PDF-Datei; 203 kB), gesehen 1. November 2010.
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