GT6M

GT6M

Als GTxN/M/S (Gelenk-Triebwagen mit x Achsen für Normalspur/Meterspur/Schmalspur) wird ein Niederflur-Straßenbahn-Typ bezeichnet, der von Adtranz hergestellt und verkauft wurde.

Inhaltsverzeichnis

Erste Generation

GT4S-ZR / GT6M / GT6M-ZR / GT6N / GT6N-ZR / GT6S / GT8N
Typen: GT4S-ZR GT6N/M/S GT6N/M-ZR GT8N
Baujahre: 1997–2001 1989–1997 1995–2003 1993–1996
Anzahl: 5 237 94 78
Hersteller: Adtranz, Niigata Engineering Adtranz, Bombardier
Wagenkastenlänge: 18.550 mm 26.800 mm 26.500 mm (N)
26.800 mm (M)
35.400 mm
Wagenkastenbreite: 2.350 mm 2.300 mm
Wagenkastenhöhe: 3.390 mm 3.290 mm
Bodenhöhe: 350 mm 360 mm 350 mm 360 mm
Einstiegshöhe: 300 mm
Achsstand: 1.850 mm
Raddurchmesser: 650 mm 662 mm
Sitzplätze: 24 58 (N)
62 (M)
60 (S)
46, 50* 82–85
Stehplätze: ca. 36 87–97 97–104 123–132
Antriebsleistung: 2×100 kW 3×100 kW (N,M)
3×95 kW (S)
3×100 kW 4×84 kW
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Gewicht: 21.000 kg 31.000 kg (N)
29.000 kg (M)
29.900 kg (S)
31.500 kg (M)
31.600 kg (N)
36.500 kg oder 38.000 kg

Der bekannte Niederflurwagen Typ „Bremen“ (GTxN/M/S) wurde in Ableitung des aus den 1960er Jahren stammenden Kurzgelenkwagens in mehreren Schritten entwickelt. Ende der 1980er Jahre interessierten sich die Verkehrsbetriebe in Bremen und München für eine Weiterentwicklung des Kurzgelenkwagens zu einem zeitgerechten Niederflurwagen. An Beiwagen hatte man kein Interesse mehr, da sie aus Sicherheitsgründen nicht beliebt sind. 1985 baute MAN GHH einen Bremer Gelenktrieb- und einen Gelenkbeiwagen in den dreiteiligen Versuchsträger mit der Nummer 561 um. Mit den Erfahrungen konstruierte man dann Ende der achtziger Jahre die ebenfalls dreiteiligen Prototypen des Niederflurwagens Typ GT6N.

Fahrverhalten eines GT6N/M/S in Kurven


Meterspur (GT6M)

Stadt Einrich-
tungstyp
Zweirich-
tungstyp
Gesamt
Augsburg (GT6M) 12 0 12
Frankfurt (Oder) (GT6M) 8 0 8
Jena (GT6M-ZR) 0 33 33
Mainz (GT6M-ZR) 0 16 16
Zwickau (GT6M) 12 0 12
Gesamt 32 49 81

GT6M in Augsburg

Am 29. Januar 1993 wurde ein Prototyp vom GT6M nach Augsburg geliefert, der die Nummer 601 erhielt. Er wurde am 27. Juli 1993 vom TÜV Süd für den Linienverkehr freigegeben. Am 7. Dezember 1995 erlitt er einen schweren Unfall und wurde am 23. Dezember 1995 ins Herstellerwerk gesandt, wo er auch nach seiner Reparatur verblieb. Deswegen wurde die Augsburger Bestellung am 18. Dezember um ein Fahrzeug erhöht. Bis Ende Oktober 1996 wurde die Auslieferung von elf Fahrzeugen abgeschlossen.

GT6M in Frankfurt an der Oder

Typ GT6M in Frankfurt (Oder)

Im September 1993 war ein Triebwagen aus Zwickau zu Testfahrten in Frankfurt. Von Februar 1994 bis Mai 1995 wurden acht Triebwagen (Tw) geliefert. 2004 wurde das erste Fahrzeug (Tw 303) umlackiert (lindgrün). Weitere sollen folgen. Dies unterblieb bis heute, da alle der 8 Fahrzeuge eine Vollwerbung besitzen.

GT6M-ZR in Jena

33 Fahrzeuge vom Typ GT6M-ZR sind in Jena im Einsatz. 19 von ihnen sind von Adtranz (Nr.601-619) und 14 von Bombardier (Nr.620-633) gebaut worden.

Diese Fahrzeuge lösten die „alten“ Gotha-Fahrzeuge am 12. Juli 2003 nach einer Einsatzdauer von über 30 Jahren ab. Die Ersten beiden Lieferungen trafen in den Jahren 1996 und 1997 in Jena ein. Diese reichten jedoch nicht aus um die alten Gotha-Wagen (von den Typen ET 57/EB 57-ZR und TZ 70/1 / BZ 70/1-ZR) aus den Betrieb zu nehmen. Diese Triebwagen sind Zweirichtungsfahrzeuge mit zwei Führerständen.

Normalspur (GT6N/GT8N)

Stadt Einrich-
tungstyp
Zweirich-
tungstyp
Gesamt
Berlin (GT6N/GT6N-ZR) 105 45 150
Bremen (GT8N) 78 0 78
München (GT6N/R2.2) 70 0 70
Norrköping (GT6N) 4
(1 ex Bremen/
3 ex München)
0 4
Nürnberg (GT6N) 14 0 14
Gesamt 271 45 316

GT6N und GT6N-ZR in Berlin

Typ GT6N-ZR (4. Serie) in Berlin

Am 20. Oktober 1992 wurden die Rahmenbedingungen zur Beschaffung von 120 Straßenbahnwagen beschlossen. Der erste Wagen mit der Nummer 1001 wurde am 23. August 1994 an die Berliner Verkehrsbetriebe angeliefert. Da es bei den ersten Fahrgasteinsätzen zu Problemen kam, erfolgte der nächste planmäßige Einsatz erst am 14. November 1994. Die erste Serie, die 29 Fahrzeuge umfasst, ist seit August 1996 komplett im Einsatz. Am 14. Mai 1998 wurde der letzte Wagen der dritten Serie geliefert. Diese Serie bestand aus 45 Einrichtungswagen (ER) und 15 Wagen des Typen GT6N-ZR für Zweirichtungsfahrzeuge. Am 2. April 2003 wurde der letzte Wagen der vierten Serie geliefert, die aus 30 Zweirichtungsfahrzeugen bestand. Diese Serie besaß zu den bisherigen Lieferungen folgende Änderung:

  • Klimaanlage auch für den Fahrgastraum
  • getönte Fensterscheiben im Fahrgastraum
  • hochgezogene Dachblende um den gesamten Wagen herum
  • gläserne Fahrerkabinenrückwand
  • vollverglaste Türen
  • LCD-Zugzielanzeige mit Kameras zur Videoüberwachung
  • schallabsorbierende Matten im gesamten Unterbodenbereich
  • elektrisch höhenverstellbare Fußtaster im Fahrerraum

Im Februar 2004 machte die Straßenbahn Norrköping (Schweden) Berlin das Angebot für 9 Millionen Euro fünf Niederflurfahrzeuge zu kaufen, davon wären zwei vom Typ GT6N und drei vom Typ GT6N-ZR gewesen. Berlin lehnte den Verkauf aber ab.

GT8N in Bremen

Am 9. Oktober 1993 traf die erste vierteilige Niederflurstraßenbahn mit der Nummer 3001 in Bremen ein. Ein paar Tage später am 15. Oktober wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Auffallend sind der Hublift an der ersten Tür. Seit Februar 1994 verkehren die 78 Bahnen planmäßig auf allen Linien. Das Fahrzeug mit der Nummer 3067 schied im Jahr 2001 unfallbedingt aus. Die GT8N lösten die alten Hansa-Wagen ab.

GT6N in Nürnberg

Im Oktober 1993 wurden 14 Triebwagen vom Typ GT6N mit einer Option auf weitere 26 Wagen bestellt. Bis Ende Juli 1996 war die Auslieferung der Serie abgeschlossen. Im März und April 1997 wurde der Niederflurwagen 1010 an ADtranz ausgeliehen; der mittlere Wagenteil wurde entfernt und durch zwei andere Teile ersetzt. Dabei entstand ein vierteiliges Fahrzeug, bei dem eine neuartige Gelenkkonstruktion für den Nachfolgetyp GT8N2 erprobt wurde.

GT6N in München

GT6N als R 2.2 in München

Am 31. März 1992 wurden 70 GT6N bestellt. Im Juni 1995 war das erste Baulos komplett ausgeliefert. Im Mai/Juni 1997 waren die 70 Fahrzeuge vom Typ GT6N komplett ausgeliefert.

Schmalspur/1100 mm Spur (GT4S/GT6S)

Stadt Einrich-
tungstyp
Zweirich-
tungstyp
Gesamt
Braunschweig (GT6S) 12 0 12
Kumamoto (GT4N-ZR) 0 5 5
Gesamt 12 5 17

GT4S-ZR in Kumamoto

Typ GT4S-ZR in Kumamoto

Im Oktober 1996 erhielt Adtranz Deutschland gemeinsam mit der japanischen Firma Niigata den Auftrag für den Straßenbahnbetrieb der Stadt Kumamoto zwei zweiteilige Niederflurtriebwagen vom Typ GT4N zu bauen. Adtranz fertigte die Elektrik/Elektronik und die Drehgestelle, sowie zusammen mit Niigata Engineering den Wagenkasten. Mitsubishi Electronic lieferte die Klimaanlage, gleichzeitig übernahm dieses Unternehmen den Service für Adtranz. Am 26. April 1997 traf der erste Niederflur-Straßenbahnwagen Japans ein und ist seitdem im Einsatz. Im Mai 1998 wurden bei Adtranz zwei weitere typengleiche Triebwagen bestellt. Seit Juli 1999 sind sie im Einsatz. Am 6. März 2001 trafen nach einer erneuten Nachbestellung zwei weitere Triebwagen ein.

GT6S in Braunschweig

Typ GT6S in Braunschweig

Im Juni 1992 wurden 12 GT6S bestellt. Am 1. Februar 1995 wurde der erste Triebwagen geliefert, der letzte traf am 18. August 1995 ein. Die Fahrerausbildung auf den zwölf neuen Niederflur-Triebwagen begann am 12. September 1995. Der erste Fahrgasteinsatz war am 23. Oktober 1995. Nach einigen technischen Problemen fahren die Triebwagen planmäßig.

Zweite Generation

GT8N2
Stadt: München Nürnberg
Bezeichnung: R3.3 GT8N
Baujahre: 1999–2001 1999–2000
Anzahl: 20 26
Hersteller: Adtranz, Siemens
Wagenkastenlänge: 36.580 mm
Wagenkastenbreite: 2.300 mm
Wagenkastenhöhe: 3.313 mm
Bodenhöhe: 360 mm
Einstiegshöhe: 300 mm
Achsstand: 2.000 mm
Raddurchmesser: 650 mm
Sitzplätze: 67 73
Stehplätze: 151 145
Antriebsleistung: 4×120 kW = 480 kW
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
(auf 60 km/h begrenzt)
Gewicht: 40.800 kg 40.400 kg

Die Erfahrungen, die man Mitte der neunziger Jahre mit den Fahrzeugen der ersten Generation (GTxN/M/S) machte, führten zur Konzeption einer überarbeiteten Version, die als GT8N2 bezeichnet wird. Wesentliche Vorgaben, die darin einflossen, sind:

  • Kostenminimierung durch
    • Schnittstellenreduzierung im mechanischen Teil zwischen Rohbau, Ausbau und Ausrüstung sowie zwischen mechanischem Teil und elektrischer Ausrüstung.
    • konsequente Standardisierung
    • leichtere Werkstoffe
  • moderneres, funktionaleres und kundenorientiertes Design
  • zusätzlicher Knickschutz bei Fahrt in der Geraden
  • verbesserte Hüllkurve und Aufkletterschutz für Vierteiler bei Betrieben mit engen Gleisradien und S-Kurven

Beim Design fällt die neu gestaltete, kantigere Front, bei der nun ein von der Stirnscheibe abgetrennter, leicht nach vorn geneigter Zielkasten vorgesehen ist, was die Blendwirkung reduziert, auf. Die Front und andere Elemente können den Kundenwünschen frei gestaltet werden. Durch die veränderte Drehgestellkonstruktion konnte die Beinfreiheit zwischen den Sitzen von 475 mm auf mindestens 600 mm gesteigert werden. Zur Gewichtsverminderung ging man von der klassischen geschweißten Stahlbauweise zu einer Aluminiumhybridbauweise über.

Mit dem Typ GT8N2 ist man technisch gesehen beim alten Prinzip des Gelenkwagens mit Gelenkbeiwagen, allerdings mit dem Unterschied fahrgastfreundlicher Übergänge, angekommen. Die leichte Trennbarkeit der beiden Wagenhälften erleichtert die Wartung.

Fahrverhalten eines GT8N2 in Kurven
Stadt Einrich-
tungstyp
Zweirich-
tungstyp
Gesamt
München (R3.3) 20 0 20
Nürnberg (GT8N) 26 0 26
Gesamt 46 0 46



GT8N2 in München

GT8N2 als R 3.3 in München

Am 13. Februar 1996 wurde vom Stadtrat der Ankauf von 17 Triebwagen vom Typ GT8N2 beschlossen. Im Februar 1997 wurde diese Bestellung auf 20 Triebwagen aufgestockt. Am 10. Dezember 1999 traf der erste Triebwagen vom Typ GT8N2 ein. Seit dem 14. Februar 2000 sind die GT8N2 im täglichen Einsatz. Die Serie war im Oktober 2001 komplett ausgeliefert.



GT8N2 in Nürnberg

Typ GT8N2 (GT8N) in Nürnberg

Am 28. November 1998 kamen die ersten beiden vierteiligen Niederflurwagen GT8N2 nach Nürnberg. Bis Ende Februar 1999 wurden Einstellungs- und Probefahrten durchgeführt, danach kamen sie zu Komplettierungsarbeiten zurück ins Adtranz-Herstellerwerk. Seit ihrer schrittweisen Auslieferung im März 1999 sind alle Fahrzeuge im Linieneinsatz.

Literatur

  • Zeitschrift Stadtverkehr „100 Jahre Straßenbahn in Jena – Eine Geschichte mit Zukunft“

Weblinks


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