Nahverkehr in Frankfurt (Oder)

Nahverkehr in Frankfurt (Oder)

Der Nahverkehr in Frankfurt (Oder) (ÖPNV) wird durch Eisenbahn, Straßenbahn (Meterspur) und Omnibus wahrgenommen. Stadtbusse ergänzen die Straßenbahn und stellen darüber hinaus weitere Radialverbindungen zwischen dem Zentrum und mehreren Wohnquartieren her.
Den innerstädtischen Nahverkehr betreibt die Stadtverkehrsgesellschaft mbH Frankfurt (Oder).

Inhaltsverzeichnis

Straßenbahn

Chronik

Im Jahr 1894 diskutierte man in der Stadt die Schaffung eines Pferdebahnnetzes von vier Linien. Diese sollten den Markt mit dem Bahnhof, dem Stadtteil Beresinchen, dem Schützenhaus und der Küstriner Straße verbinden. Die Pferdebahn war zu dieser Zeit aber bereits eine veraltete Technologie - andernorts bewährten sich elektrische Straßenbahnen bereits, weswegen man auch in Frankfurt (Oder) den Bau einer solchen beschloss. Ein entsprechender Vertrag mit der AEG wurde am 22. April 1896 vom Bürgermeister Dr. jur. Johann Paul Walther Adolph unterschrieben. 1897 begannen die Bauarbeiten und am 22. Januar 1898 erfolgte die offizielle Eröffnungsfahrt. Einen Tag darauf wurde auf zwei Linien der Regelbetrieb eröffnet:

  • Buschmühlenweg - Wilhelmsplatz - Magazinplatz,
  • Neuer Friedhof - Wilhelmsplatz - Schützenhaus.
Straßenbahn nahe der St. Gertraud Kirche, 1907

Bis Ende 1899 gingen auch die Strecken zum Bahnhof und zum Paulinenhof sowie die Streckenverlängerung zum Schlachthof in Betrieb. Es fuhren nun vier farblich unterschiedene Linien. 1908 kam es zur nächsten Streckenerweiterung, diesmal vom Paulinenhof zum Hellweg. Im Jahr 1924 wurde mit dem Umbau des Frankfurter Bahnhofes und des Bahnhofsvorplatzes die neue Endhaltestelle am Bahnhof errichtet. 1925 wurde der Straßenbahnverkehr reformiert, es wurden Zahlen als Linienkennzeichnung eingeführt und die Takte verdichtet. Die Linie 2 wurde 1927 in der Dammvorstadt vom Schützenhaus zum Stadion verlängert, zwei Jahre später wurden als Ergänzung zum Straßenbahnnetz die beiden ersten Buslinien eingerichtet. Das Straßenbahnnetz wuchs 1936 erneut, diesmal vom Hellweg bis zum Westkreuz. Im gleichen Jahr folgten zwei weitere Autobuslinien. Am 22. April 1945 endete der Straßenbahnverkehr in Folge der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges.

Tw 43 in der Wilhelm-Pieck-Straße im Jahr 1953

Nach dem Krieg nahm man den Verkehr schrittweise ab Juli 1945 wieder auf. Die Strecke in die Dammvorstadt ging nicht mehr in Betrieb, denn der östlich der Oder gelegene Stadtteil gehörte nun zu Polen und hieß fortan Słubice. Mitte der 1950er Jahre kamen die ersten Neubaufahrzeuge und die Innenstadtstrecken wurden 1957 den neu geschaffenen Straßenverläufen angepasst. Am Westkreuz wurde 1966 die erste Wendeschleife im damaligen Netz errichtet, der weitere Schleifen folgten. Da die Straßenbahn mittelfristig durch Busse ersetzt werden sollte, stellte man ab 1970 zunächst den Verkehr auf der Strecke in den Buschmühlenweg ein. Durch die Ölkrise wurden diese Pläne jedoch aufgegeben und wieder Streckenerweiterungen durchgeführt. Als erstes ging 1976 die Verlängerung vom Hauptfriedhof zum Südring in Betrieb. Vier Jahre später wurde die Strecke in der Leipziger Straße (Wilhelm-Pieck-Straße) durch eine Neubaustrecke über den Bahnhof ersetzt. Ein Jahr später folgte der erste Abschnitt nach Neuberesinchen und 1982 wurde der Rest dieser Strecke fertiggestellt. Ab Mitte der 1980er Jahre fuhren sechs Straßenbahnlinien durch die Stadt.

Die Gotha-Zweiachser waren auch in Frankfurt (Oder) bis 1995 unverzichtbar. Tw 57 in der Karl-Marx-Straße, 1990
  • Linie 1: Neuberesinchen - Bahnhof - Platz der Republik (heute Zentrum) - Lebuser Vorstadt
  • Linie 2: Westkreuz (heute Messegelände) - Platz der Republik - Stadion
  • Linie 3: Kopernikusstr. - Bahnhof - Platz der Republik - Lebuser Vorstadt
  • Linie 4: Kopernikusstr. - Bahnhof - Platz der Republik - Große Oderstraße (heute Europa-Universität)
  • Linie 5: Neuberesinchen - Bahnhof - Westkreuz
  • Linie 6: Neuberesinchen - Bahnhof - Platz der Republik - Große Oderstraße

Ab 1987 begann dann ein neues Zeitalter bei der Frankfurter Straßenbahn. Insgesamt 22 neue Fahrzeuge vom Typ KT4D kamen aus der Tschechoslowakei. Ein Jahr später fand die mit 5,6 km Länge größte Netzerweiterung in der Geschichte der Frankfurter Straßenbahn statt. Bis zum Halbleiterwerk in Markendorf wurde die Strecke von der Kopernikusstraße verlängert. Zusammen mit den verlängerten Linien 3 und 4 fuhr eine neue Linie 7 von Markendorf nach Neuberesinchen. Eine weitere Neubaustrecke ins Hansa-Viertel war bereits im Gespräch. Diese Pläne konnten jedoch durch die Wende und den wirtschaftlichen Zusammenbruch der Region nicht mehr verwirklicht werden. Allerdings wurde das vorhandene Netz modernisiert. Neue Niederflurbahnen vom Typ GT6M ersetzten ab 1993 die letzten - bis zu 40 Jahre alten - zweiachsigen Fahrzeuge aus DDR-Produktion. Darüber hinaus modernisierte man die Tratra-Gelenkwagen und ersetzte die ungarischen Gelenkbusse durch Fahrzeuge von Mercedes Benz. Der 100 Jahre alte Betriebshof in der Bachgasse wurde 1998 endgültig durch einen Neubau in Neuberesinchen ersetzt.

Aktuelles Liniennetz
GT6M in Frankfurt (Oder)

Die Stadtverordnetenversammlung beschloss am 3. Februar 2005 mit knapper Mehrheit den Weiterbau der Straßenbahn über den Grenzfluss Oder hinweg nach Słubice. Der Bau der Strecke wurde jedoch durch eine unverbindliche Volksbefragung Anfang 2006 mit einer großen Mehrheit abgelehnt. Daraufhin wurden die Erweiterungspläne zunächst fallen gelassen. Inzwischen plant man aber zumindest die Einrichtung einer Buslinie von Frankfurt nach Słubice ab Herbst 2011.

In 2005 besaß die Stadt ein Straßenbahnnetz von 47,8 km mit 73 Haltestellen, von denen 28 barrierefrei waren. Bei 8 der 27 Straßenbahnen, die jeweils rund 45.000 km pro Jahr zurücklegen, handelt es sich um Niederflurbahnen. Der öffentliche Nahverkehr beförderte 2005 in der Stadt etwa zwölf Millionen Fahrgäste.

Betrieb 2010

KT4Dm in Frankfurt (Oder)

Die drei Hauptlinien 1, 2, 4 der Straßenbahn verkehren täglich von 4:00 bis 23:30, und zwar im

  • 20-Minuten-Takt: Montag bis Freitag von 6 bis 19 Uhr, Sonnabend von 9 bis 16 Uhr,
  • 30-Minuten-Takt: Sonn- und Feiertag ganztägig (ab 6:00), Montag-Sonnabend vor und nach dem 20-Minuten-Takt.

Linie 1 verkehrt von dem Neubaugebiet Neuberesinchen über das Zentrum in Frankfurts Norden, der Lebuser Vorstadt hauptsächlich mit einem Niederflurwagen und zwei Solo-KT4Dm. Diskutiert wird derzeit die Einstellung des nördlichen Abschnitts zwischen Berliner Straße und der Lebuser Vorstadt.

Linie 2 verbindet die Universitätsstandorte, also das Hauptgebäude, das Audimax und das Marion Gräfin Dönhoff-Gebäude mit dem Sprachenzentrum in der Witzlebenstraße bis hin zum Messegelände. Werktags wird mit zwei Doppeltraktionen vom Typ KT4Dm, zwei Solo-KT4Dm und einem Niederflurwagen gefahren. Am Wochenende kommen ausschließlich niederflurige GT6M zum Einsatz.

Linie 3 gilt als Verstärkerlinie zur Linie 4. Sie verkehrt Montag bis Freitag von der Europa-Universität über den Südring zur Kopernikusstraße und in der HVZ weiter über den Technologiepark und das Klinikum in den Vorort Markendorf (Ort) im 20 min Takt. Betrieben wird diese von GT6M sowie KT4Dm.

Linie 4, eine Hauptlinie, fährt vom Stadion über den Bahnhof und den Südring, vorbei an den neuen Solarfabriken, nach Markendorf (Ort). Es kommen wie bei der Linie 3 KT4Dm und GT6M zum Einsatz, am Wochenende aber hauptsächlich die Niederflurwagen.

Linie 5 ist eine Tangentiallinie - sie fährt am Zentrum "vorbei", vom Neubaugebiet Neuberesinchen über den Bahnhof zum Messegelände. Man hat allerdings Anschluss am Dresdener Platz oder Bahnhof aus bzw. in Richtung Zentrum. Alle 20 Minuten trifft man dort an Werktagen eine KT4Dm-Doppeltraktion bzw. einen Solo-KT4Dm oder einen Niederflurwagen an.

Bus

MAN Erdgasgelenkbus in Frankfurt (Oder)

Zur Zeit (Stand 12/2009) verkehren in Frankfurt (Oder) 8 Buslinien und 2 Nachtlinien für die Stadtverkehrsgesellschaft mbH Frankfurt (Oder) (SVF). Die Hauptlinien 980 und 981 (früher A, B und D) verbinden die Wohngebiete im Südwesten der Stadt bzw. Seefichten, ein ehemaliges Industriegebiet im Nord-Westen, mit dem Stadtzentrum und weiter nach Hansa-Nord. Darüber hinaus verkehrt die 981 weiter über das Einkaufszentrum am Spitzkrug in die Vororte Kliestow und Booßen, die 980 verkehrt weiter über das Klingetal in den Vorort Rosengarten. Die 980 und 981 verkehren auch im Abendverkehr, dann aber teilweise nur noch bis Kopernikusstraße im Westen bzw. Hamburger Straße im Norden. Die 980 hat Mo-Fr: einen 20-Minuten- bis 60-Minuten-Takt und am Wochenende einen 60-Minuten-Takt. Dagegen hat die 981 tagsüber einen 20-Minuten- und am Abend einen 60-Minuten-Takt.

Die Linie 982 (früher C) verbindet den Bahnhof mit den westlichen Vororten, wie den Wildpark, Rosengarten, Pagram, Lichtenberg, Hohenwalde, Markendorf bis zum Klinikum. Werktags von 5:00 bis 7:00 und von 10:00 bis 19:00 alle 60 Minuten und Wochenende alle 120 Minuten.

Die Linie 984 (früher F) verkehrt vom Bahnhof in den Süden der Stadt nach Güldendorf und Lossow. An den Wochenenden und im Sommer verkehrt sie weiter zum Naherholungsgebiet Helenesee circa alle 60 Minuten.

Die 985 (früher G) dient als Verstärkerlinie der 980 in der Hauptverkehrszeit vom Bahnhof über Hansa-Nord und Klingetal zum Messering alle 20 - 60 Minuten.

Die Saisonbuslinie 986 (früher H) verkehrte letztmalig in den Sommerferien vom 12. Juli 2007 bis zum 26. August 2007 vom Bahnhof über Neuberesinchen zum Helenesee. Diese Leistungen übernimmt nun die ganzjährig bestehende Buslinie 984. Seit Dezember 2009 ist die Linie 986 als Schnellbuslinie wieder in Betrieb. Sie verbindet zu den Ankunftszeiten des RE1 aus Berlin von Montag bis Freitag den Bahnhof mit einem Callcenter der Telekom an der Perleberger Straße ohne Zwischenhalt.

Die Linie 987 verläuft von Neuberesinchen kommend (im Süden) über Südring und Messegelände weiter über das Hansaviertel zum Spitzkrug, einem Einkaufszentrum im Norden. So gelangt man alle 40 bis 60 Minuten von 6:00 Uhr bis 20:00 Uhr bzw. am Wochenende von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr zum Spitzkrug. Darüber hinaus verfügt Frankfurt auch über einen Schulbusverkehr mit der Linie 988.

Die Kleinbuslinien 989 und 992 wurden am 25. September 2006 auf Grund von geringer Nachfrage eingestellt.

Ab 22:30 bis Betriebsbeginn des Folgetages verkehren durch die Oderstadt auch Nachtbusse. Die Linie N1 teilt sich in 2 Bereiche auf. Einmal in die nördliche N1, also vom Bahnhof über Zentrum, Hansa-Nord, Klingetal und Westkreuz zum Bahnhof und in eine südliche N1, also vom Bahnhof über Südring und Neuberesinchen zum Bahnhof. Es besteht jeweils Anschluss von Nord nach Süd und umgekehrt. Alle 30 bis 60 Minuten trifft man einen solchen Nachtbus der N1. In den Nächten von Freitag zu Samstag und von Samstag zu Sonntag gibt es zusätzlich einen weiteren Nachtbus, die N2. Sie wurde als Diskobuslinie eingeführt und verbindet seitdem die gesamten Vororte mit der Innenstadt und Neuberesinchen. Dieser Bus verkehrt alle 100 Minuten.

Seit Herbst 2002 kommen größtenteils 11 moderne und umweltfreundliche Erdgasbusse in Solo- und 11 in Gelenkbauweise zum Einsatz. Im Dezember 2009 kaufte die SVF hingegen wieder 2 Diesel MAN Lion's City M Midibusse, welche aber trotzdem die aktuellen Abgasnormen einhalten. Die beiden weiß-grünen Busse werden ausschließlich beim Subunternehmer auf den Linien 982, 984, 987 und N1/N2 eingesetzt.

O-Bus

Aufgrund der Frankfurter Topographie mit deutlichen Höhenunterschieden entschied man Ende der 30er Jahre den Norden der Stadt mit einer O-Bus-Linie im Verlauf der damaligen Buslinie A zu erschließen. Diese verlief von der Nordseite des damaligen Wilhelmplatzes (heute zwischen Lenné-Passagen und Kaufland nahe der Haltestelle "Zentrum") über die Halbe Stadt, die Sophienstraße und die Lennéstraße zur nördlichen Berliner Straße.

Die Bauarbeiten an der Oberleitungsanlage waren bereits weit fortgeschritten, als sie der 2. Weltkrieg zum Erliegen brachte. Danach wurde das Projekt nicht wieder aufgenommen. Die bereits aufgestellten Betonmasten entlang der geplanten Strecke standen aber noch bis in die 90er Jahre.

Eisenbahn

Folgende Eisenbahnlinien des Landes Brandenburg binden Frankfurt an das Umland an:

RE 1 Cottbus/Eisenhüttenstadt / Frankfurt - Berlin Stadtbahn - Potsdam - Brandenburg (Havel) / Magdeburg
RE 11 Frankfurt - Eisenhüttenstadt - Cottbus
OE 36 Frankfurt - Beeskow - Wendisch-Rietz - Königs Wusterhausen - Berlin (meist Schöneweide)
OE 60 Frankfurt - Werbig - Wriezen - Bad Freienwalde - Eberswalde - Berlin-Lichtenberg
RB 91 Frankfurt - Słubice - Kunowice - Rzepin - Poznan
Bahnhof

Ostdeutsche Eisenbahn

Zwei Linien der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH verkehren mit folgender Taktung von und nach Frankfurt:

Linie OE 36 OE 60
Takt in Frankfurt stündlich zweistündlich
Wendung in Frankfurt um die volle Stunde "um halb" nach
der ungeraden Stunde

Deutsche Bahn

Der Regionalexpress der Linie 1 verkehrt im halbstündigen Takt Richtung Brandenburg bzw. Magdeburg und erreicht Berlin Ostbahnhof in rund einer Stunde.

Linie RE 1
Takt Richtung Berlin ca. halbstündlich

Acht mal täglich halten die Züge des Berlin-Warszawa-Express in Frankfurt(Oder), jeweils drei nach Berlin und drei nach Warschau. In Tagesrandlage ein weiteres Zugpaar nach Poznań.

Weblinks

Offiziell

Privat


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