Ganges (Hérault)

Ganges (Hérault)
Ganges
Wappen von Ganges
Ganges (Frankreich)
Ganges
Region Languedoc-Roussillon
Département Hérault
Arrondissement Lodève
Kanton Ganges
Koordinaten 43° 56′ N, 3° 42′ O43.9341666666673.7083333333333159Koordinaten: 43° 56′ N, 3° 42′ O
Höhe 159 m (138–540 m)
Fläche 7,16 km²
Einwohner 4.003 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 559 Einw./km²
Postleitzahl 34190
INSEE-Code
Ganges im Februar
Markttag in Ganges

Ganges ist eine im Département Hérault in der Region Languedoc-Roussillon gelegene Stadt in Südfrankreich. Sie hat 4003 Einwohner (Stand 1. Januar 2008), die Gangeois genannt werden. Partnergemeinde von Ganges ist Schwalmtal am Niederrhein.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ganges liegt am südlichen Rand der Cevennen (und damit des Zentralmassivs) am Zusammenfluss von Hérault, Vis und Rieutord. Nördlich, westlich und östlich grenzt das Département Gard an. Die Gegend um Ganges ist Karstgebirge mit vielen Schluchten und Höhlen. Die höchsten Erhebungen in der Nähe („Hausberge“) sind Roc Blanc (911 m) und Pic d’Anjeau (864 m).

Geschichte

Eine Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt ist erstmals für das 12. Jahrhundert urkundlich belegt. Funde von gallo-romanischen Gräbern und römischen Münzen beweisen aber, dass der Ort schon sehr viel länger besiedelt war. 1270 wird der „Commune“ Ganges das Recht zugestanden, zwei Stadtoberhäupter („Syndics“) und einen zwölfköpfigen Rat zu wählen. Ganges steht im Zentrum der Hugenottenkriege (Guerre des Camisards). Sie sind eine Folge des Edikts von Fontainebleau, mit dem Ludwig XIV. 1685 eine Zeit relativer Religionsfreiheit beendet. Der Aufstand der Protestanten beginnt in der Region rund um Ganges 1702 und gipfelt am 4. März 1703 in der Besetzung der Stadt durch mehrere hundert bewaffnete „Camisards“. Sie töten neun Soldaten des Königs und halten die Stadt drei Monate lang besetzt. Bis 1710 wird der Aufstand komplett niedergeschlagen.

Das Schloss von Ganges wird Anfang des 11. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Am 17. Mai 1667 wird Diane, die Marquise von Ganges, bestialisch von ihren beiden Stiefbrüdern ermordet. Das Schloss im Herzen der Stadt verfällt seit Ende des 19. Jahrhunderts, wird 1905 von der Stadt gekauft und im Jahr darauf abgerissen. An seiner Stelle wird die Markthalle errichtet, die heute noch zwei mal je Woche für einen Lebensmittelmarkt verwendet wird.

Bevölkerungsentwicklung

1660 1711 1852 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006
2.400 2.000 4.690 4.926 4.872 3.858 3.533 3.343 3.503 3.887

Wirtschaft

Bis in die Neuzeit ist die Wirtschaft in Ganges auf Selbstversorgung ausgerichtet. Lediglich der Salzhandel auf den Fernwegen zwischen Mittelmeer und Cevennen bringt etwas Geld von außerhalb in die Stadt. Das ändert sich Mitte des 18. Jahrhunderts grundlegend mit dem Beginn der Seiden-Produktion – das goldene Zeitalter der Stadt bricht an.

1810 sind 2.000 der 4.500 Einwohner von Ganges mit der Produktion von Seide und Seidenstrümpfen beschäftigt. Bereits ein halbes Jahrhundert später beginnt aber der Niedergang der Seidenraupenzucht. Noch 1860 werden in Ganges 20.000 kg Seide erzeugt. Krankheiten der Seidenraupen, Konkurrenz aus Italien und Asien sowie die Erfindung der Kunstseide läuten das Ende der Seidengewinnung ein. Die Produktion von Garn und Textilien, vor allem von Strümpfen, bleibt aber noch für lange Zeit der bestimmende Wirtschaftsfaktor. 1914 kommt acht Prozent der französischen Produktion von Seidengarn aus Ganges. 1938 werden hier mehr als 500.000 Paar Seidenstrümpfe gefertigt. 1942 sind 3.813 Menschen damit beschäftigt, in 24 Fabriken fast ein Fünftel der französischen Seidenstrümpfe herzustellen. In den 1970er Jahren kommt die Strumpfproduktion jedoch allmählich zum Erliegen.

In nächster Umgebung von Ganges (St. Laurent-le-Minier) gibt es außerdem vom Mittelalter bis 1992 Bergbau auf Kupfer, Eisen, Blei, Silber und Zink. Seither ist kaum noch produzierendes Gewerbe vorhanden. Der Tourismus ist zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor geworden. Wandern, Klettern, Kanu fahren, Höhlenexkursionen und Drachenfliegen zählen zu den Aktivitäten, die Besucher anlocken und vielen Kleinbetrieben Umsatz bescheren.

Literatur

  • Julien Rouquette: Histoire de la Ville de Ganges, Nîmes 1995
  • Raymond Dugrand und Pascal Coularou: Il était une fois Ganges, Verlag Le Plein des Sens, 2000

Weblinks

 Commons: Ganges (Hérault) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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