Ganglion (Überbein)

Ganglion (Überbein)
Klassifikation nach ICD-10
M67.4 Ganglion eines Gelenkes oder einer Sehne(n)- (Scheide)
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Ganglion am Rücken des Handgelenkes
Ganglion am Rücken des Handgelenkes

Ein Ganglion – im Volksmund auch als Überbein bezeichnet – ist eine einzeln oder mehrfach auftretende, gutartige Geschwulstbildung im Bereich einer Gelenkkapsel oder oberflächlichen Sehnenscheide (Sehnenscheidenhygrom).[1] Die Bezeichnung Überbein ist insofern falsch, als Bein Knochen suggeriert (vgl. Nasenbein, Fersenbein). Ein tatsächliches Überbein wird Exostose genannt.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Der Grund für die Entstehung ist meist unbekannt; eine Überbeanspruchung der entsprechenden Strukturen mit chronischen Reizzuständen, aber auch eine Spontanbildung wird angenommen. Typischerweise hat ein von einer Gelenkkapsel ausgehendes Ganglion immer eine kleine, gestielte Verbindung zum Gelenkbinnenraum, durch die grundsätzlich ein Flüssigkeitsaustausch zwischen beiden Strukturen möglich ist. Besteht also beispielsweise im Rahmen einer aktivierten Arthrose ein Gelenkerguss, so ändert sich – abhängig von der Gelenkstellung – der Spannungszustand der Gelenkkapsel, also der Binnendruck im Gelenk und ein Ganglion kann sich somit mehr oder weniger füllen.[2]

Auftreten

Bei einem Ganglion handelt es sich um einen häufigen, gutartigen Tumor, streckseitig oder beugseitig am Handgelenk oder an Fingergelenken (Ringbandganglien). Seltener ist das Ganglion am Fuß (Fußrücken) oder dem Knie lokalisiert, in einzelnen Fällen auch im Bereich des Ellbogens oder der Schulter.[3]

Symptome

Als prallelastische, mit zäher Flüssigkeit (Mycin) gefüllte Austreibung einer Gelenkkapsel oder einer Sehnenscheide kann ein Ganglion Schmerzen verursachen oder die Beweglichkeit einschränken. Bei sehr großen Ganglien kann es zu einer Kompression von Nerven und Gefäßen kommen. Bei Auftreten am äußersten, letzten Fingergelenk kann sich durch den mechanischen Druck des Ganglions auf die Nagelwurzel der Nagel deformieren. Diese Form des Ganglions wird auch Dorsalzyste genannt.

Diagnose

Sonographie (Ultraschall-Bild) eines Handwurzelganglions - im kleinen Bild: Röntgen-Aufnahme mit hineinkopiertem Ganglion (rot)

Die Diagnose eines Ganglions kann meist schon durch dessen Lokalisation oder Form gestellt werden. Die darüberliegende Haut ist verschiebbar, auf der anderen Seite besteht eine unveränderliche Verbindung zum Gelenk oder der Sehnenscheide. Da aber auch andere Veränderungen ein ähnliches Bild bieten können, ist meist eine Sicherung der Diagnose nötig. Dies kann beispielsweise durch Nadelaspiration der Flüssigkeit, Ultraschall oder chirurgische Intervention geschehen. Im normalen Röntgenbild ist ein Ganglion nicht sichtbar. Die Röntgenaufnahme dient aber zum Ausschluss einer Knochenhervorwölbung Exostose.

Therapie

Zunächst kann in den Fällen, die weniger Beschwerden verursachen, eine Ruhigstellung der betreffenden Region angestrebt werden, wodurch das Ganglion sich oft zurückbildet, bei neuerlicher Überbeanspruchung jedoch meist wieder auftritt (weil z.B. ein Gelenkerguss wieder zunimmt).

Auch eine manuelle Zerdrückung (Pression) auf das Ganglion kann zum Erfolg führen. Dabei kann das Ganglion mit mäßigem Druck massiert (Flüssigkeit wird zurück ins Gelenk gedrückt), oder mit starkem punktuellen Druck zum Bersten gebracht werden. In einigen Fällen kann diese Form der Therapie auch zur völligen Ausheilung führen.

Eine andere Form der Therapie ist die Punktion des Ganglions mit Aspiration (Absaugen) des Inhalts. Häufig füllt sich der Innenraum des Ganglions jedoch nach einiger Zeit wieder, so dass in der Regel die operative Sanierung anzustreben ist.

Die Operation kann sowohl konventionell als auch endoskopisch erfolgen. Bei der konventionellen Operation wird das Ganglion über einen möglichst kleinen Zugang/Schnitt (je nach Größe des Ganglions) mitsamt seinem Stiel abgetragen. Führt man die entsprechende Operation endoskopisch durch, werden die Instrumente über 2–3 kleine Hautschnitte eingeführt. Leider ist bei beiden Operationsverfahren zu bemerken, dass es in 20–30 % der Fälle zu einem Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) kommen kann.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Scholz N.: Lehrbuch und Bildatlas für die Podologie, Verlag Neuer Merkur GmbH, 2007, S. 159, ISBN 3937346406; hier online
  2. Platzer W.: TaschenAtlas Anatomie., Georg Thieme Verlag, 2005, S.24, ISBN 3134920093; hier online
  3. Bardeleben A.: Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre, Verlag G. Reimer, 1859, S. 831; pdf
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