- Aspiration (Medizin)
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Klassifikation nach ICD-10 P24.- Aspirationssyndrome beim Neugeborenen T17.- Fremdkörper in den Atemwegen ICD-10 online (WHO-Version 2011) Mit Aspiration (lateinisch: aspirātiō, von aspirāre = ansaugen, aus ad = heran und spirāre = atmen) bezeichnet man in der Medizin
- das Ansaugen von Flüssigkeiten o. ä. mit einer Spritze oder ähnlichem
- das Einatmen von körpereigenen Sekreten (Speichel oder Mageninhalt) sowie körperfremden, festen und flüssigen Substanzen in die Atemwege, umgangssprachlich als „etwas in den falschen Hals bekommen“ oder „sich verschlucken“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Fremdkörperaspiration
Am häufigsten kommt die Fremdkörperaspiration in der Kinderheilkunde vor. Hauptsächlich betroffen sind ältere Säuglinge und Kleinkinder aufgrund ihrer generellen Tendenz, Gegenstände in den Mund zu nehmen. Die am häufigsten von Kindern aspirierten Fremdkörper sind Erdnüsse, aber auch Bonbons, kleine Spielzeugteile etc. Auch bei Erwachsenen treten Aspirationen von Fremdkörpern auf, beispielsweise wenn jemand bei handwerklichen Arbeiten Nägel oder Schrauben mit dem Mund festhält, dann erschreckt wird und plötzlich stark einatmet.
Bei einer akuten Aspiration eines Fremdkörpers und dessen frühzeitiger Entfernung mittels einer optischen Zange kommen anschließend kaum Entzündungsreaktionen vor. Anders dagegen bei Aspirationen, die längere Zeit nicht behandelt werden: Hier ist vor der Entfernung des Fremdkörpers oftmals eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Besonders bei Aspiration scharf gewürzter oder gesalzener Nahrung kann es nach einer Weile zu starken Reaktionen der Bronchien kommen. Hier muss zusätzlich zur Behandlung mit Antibiotika eine entzündungshemmende Therapie durchgeführt werden.
Die Aspiration eines Fremdkörpers wird auch als Bolusaspiration bezeichnet.
Aspiration von Speisen/Mageninhalt/Erbrochenem
Bei älteren Patienten mit Schluckstörungen sind Flüssigkeiten sowie seltener feste Nahrungsbestandteile der Grund für eine Erkrankung durch Aspiration. Generell ist das Risiko für eine Aspiration erhöht, wenn das Bewusstsein gestört ist, z. B. bei Rauschzuständen durch Alkohol, Drogen oder Medikamente, bei Bewusstseinsstörungen durch z. B. diabetisches Koma, Synkope etwa bei Herzrhythmusstörungen, Krampfanfall, Schädel-Hirn-Trauma etc.
Auch beim Erbrechen in Rücken- oder ungünstiger Seitenlage oder unter unzureichenden Schutzreflexen (Schlucken, Husten) besteht Aspirationsgefahr.
Aufmerksam sollten Anwesende werden, wenn es bei einer Person zu einer plötzlichen Hustenattacke kommt, die mit Atemnot einhergehen kann, aber nicht muss. Ein Röntgenbild oder eine Bronchoskopie sollte in diesem Fall eine Klärung bringen.
Komplikationen
- Eine Aspiration kann vom Körper durch Heraushusten der aspirierten Substanz oder des Fremdkörpers selbst behoben werden („Sich verschlucken“).
- Verbleibt ein Fremdkörper in den Atemwegen, kann dies gefährlich werden. Die wichtigste und fatalste Komplikation - gerade bei Kindern, wegen der noch kleinen Luftwege - ist das Ersticken. Hat ein Kind zum Beispiel eine Bohne in den Luftwegen, so kann diese durch die dort herrschende Feuchtigkeit aufquellen und anschwellen, sodass sie schließlich die gesamten Luftröhre verlegt. Das Kind würde dann ersticken.
- Verbleibt der Fremdkörper oder das Aspirat in der Lunge, so kann dies eine Lungenentzündung (Pneumonie) nach sich ziehen. Ursache dieser Entzündung können chemische Reize (durch Magensäure) oder eine Infektion sein. Wird das Aspirat nicht entfernt, können wiederkehrende Lungenentzündungen (Aspirationspneumonien), Atelektasen oder Lungenversagen (ARDS) die Folge sein.
Rezidivierende Aspirationen
Unter chronischer Aspiration versteht man wiederholtes Eindringen fremder Sekrete wie Magensaft in die Atemwege, was vor allem bei bewusstseinsgetrübten oder neurologischen Patienten vorkommen kann. Wird dies von Pflegepersonen oder Angehörigen nicht bemerkt, spricht man von „stiller Aspiration“. In einigen Fällen lässt sich diese Aspirationsform durch Nachweis von Fetteinlagerungen in Alveolarmakrophagen nachweisen, die mittels BAL gewonnen werden können.
Wenn Aspirationen oder Aspirationspneumonien immer wieder auftreten, kann eine Schlucktherapie durch Logopäden oder Ergotherapeuten indiziert sein.
Aspirationsprophylaxe
Unter einer Aspirationsprophylaxe werden Vorsichtsmaßnahmen verstanden, welche die Gefahr einer Aspiration vermindern. Vor planbaren Operationen zählen dazu unter anderem eine sechs- bis achtstündige Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz, das Legen einer Magensonde bei Eingriffen am nicht nüchternen Patienten und die Gabe eines Antazidums vor der Operation.
Bei Patienten mit Aspirationsgefahr bereits beim Essen und Trinken wird der Oberkörper zur Nahrungsaufnahme hoch gelagert und genügend Zeit zum Essen und Trinken eingeräumt. Nach dem Essen bleibt der Oberkörper einige Zeit erhöht, etwaige Essensreste werden gründlich aus dem Mund- und Rachenraum entfernt. Unter Umständen muss ein Absauggerät bereitstehen, um vor dem Essen Sekret aus dem Mund des Patienten entfernen zu können und nach dem Essen evtl. Speisereste abzusaugen.
Literatur
- Smith G, Ng A. Gastric reflux and pulmonary aspiration in anaesthesia. Minerva Anestesiol. 2003 May;69(5):402-6. Review. PMID 12768174
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