- Garda de Fier
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Eiserne Garde (rum. Garda de Fier) bezeichnet eine faschistische und antisemitische Bewegung bzw. eine politische Partei in Rumänien in der Zeit von 1927 bis zum Anfang des Zweiten Weltkrieges.
Ursprünglich wurde die Organisation am 24. Juli 1927 von Corneliu Zelea-Codreanu als Legion des Erzengels Michael (Legiunea Arhanghelul Mihail) gegründet und von ihm bis zu seinem Tod 1938 maßgeblich geprägt. Die anfangs unbedeutende rechtsradikale Splittergruppe stieg während der Weltwirtschaftskrise zu einer gewaltbereiten sozialen Protestbewegung auf. Ihre Anhänger bezeichneten sich als Legionäre, ihre Organisation titelten sie legionäre Bewegung (Mişcarea Legionară). Im März 1930 bildete Codreanu die Eiserne Garde als paramilitärischen Zweig der Legion; schließlich wurde mit diesem Namen auch die Legion selbst charakterisiert. Nachdem die Legion und die Eiserne Garde wegen eines Attentats auf Ministerpräsident Duca (29. Dez. 1933) verboten worden waren, änderte die Legion im Juni 1935 ihre offizielle Bezeichnung in Alles für das Vaterland (Totul pentru Ţară).
Inhaltsverzeichnis
Gründung und Aufstieg
1927 verließ Corneliu Zelea-Codreanu die Liga zur christlichen nationalen Verteidigung (LANC) von Alexandru C. Cuza, zu deren führenden Köpfen er gehörte. Er gründete die Legion des Erzengels Michael, die sich an die Rumänisch-Orthodoxe Kirche anlehnte und die sich von anderen faschistischen Bewegungen der Epoche in Europa dadurch unterschied, dass sie ihre Basis unter Bauern sowie Studenten und nicht unter Militärveteranen hatte. Mit ihrer Brutalität – bis hin zu politischen Morden – entsprach sie allerdings dem üblichen faschistischen Muster.
Mit Zelea-Codreanu als charismatischem Führer wurde die Legion durch ihre wirksame Propaganda bekannt, die öffentliche Spektakel geschickt einsetzte. Mit Märschen, religiösen Prozessionen sowie patriotischen Hymnen (und andererseits bodenständigeren Taktiken wie Freiwilligenarbeit und wohltätigen Kampagnen in ländlichen Gegenden) und einer antikommunistischen, antisemitischen, antiliberalen und oft antiparlamentarischen Philosophie präsentierte sich die Liga als Alternative zu den korrupten Klientelparteien wie der LANC.
Am 10. Dezember 1933 verbot der liberale Premierminister Ion Duca die Eiserne Garde; Mitglieder der Garde schlugen am 29. Dezember zurück, indem sie Duca auf einem Bahnsteig des Bahnhofs von Sinaia ermordeten. Eine im darauffolgenden Jahr stattfindende Militärgerichtsverhandlung stellte fest, es gebe keine Kollektivschuld der Eisernen Garde. Zelea-Codreanu und weitere führende Mitglieder der Garde wurden freigesprochen.
Kampf um die Macht
1937 wurde die Legion mit 15,5 Prozent der Stimmen bei den rumänischen Parlamentswahlen drittstärkste Partei, hinter der Liberalen und der Bauernpartei. König Carol II. lehnte die Legion vehement ab und hielt sie erfolgreich von der Regierung fern, bis er selbst 1940 abdanken musste. Während dieser Zeit wurde die Legion auch selbst Opfer von Verfolgungen. Am 10. Februar 1938 löste der König die Regierung auf und übernahm als Diktator selbst die Macht.
Zelea-Codreanu wurde im April 1938 festgenommen, inhaftiert und in einem Prozess, der keinen juristischen Normen entsprach, zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. In der Nacht vom 29. auf den 30. November wurde er zusammen mit dreizehn weiteren Legionären, darunter den Mördern Ion Ducas, erdrosselt. Die offizielle Regierungserklärung sprach zwar von "Erschießung auf der Flucht", eine 1941 erfolgte Exhumierung der Leichen ergab jedoch, dass ein solcher Fluchtversuch nicht stattgefunden hatte und dass Zelea-Codreanu und die anderen auf Befehl des Königs sowie des Innenministers Armand Călinescu als Reaktion auf wiederholte Versuche legionärer Zellen, Zelea-Codreanu durch terroristische Anschläge freizupressen, ermordet wurden.
Die Königsdiktatur war von kurzer Dauer. Am 7. März 1939 wurde eine neue Regierung mit Călinescu als Premierminister gebildet. Am 21. September 1939 wurde dieser wiederum aus Rache für Zelea-Codreanu ermordet. Auf diese Weise setzte sich die Kette von Morden weiter fort. Die rumänische Regierung antwortete mit einer Hinrichtung von mehr als 240 inhaftierten Mitgliedern der Eisernen Garde ohne zuvor erfolgtes Todesurteil.
Simas kurze Vorherrschaft
In den ersten Monaten des Zweiten Weltkriegs war Rumänien offiziell neutral. Nach dem Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. August 1939, der unter anderem das sowjetische Interesse an Bessarabien festhielt, waren die früheren französischen und britischen Versprechen an Rumänien wie an Polen faktisch hinfällig. Als Deutschland in Polen einmarschierte, gewährte Rumänien den Mitgliedern der fliehenden polnischen Regierung Zuflucht. Selbst nach der Ermordung Călinescus versuchte König Carol neutral zu bleiben, aber Frankreichs Kapitulation und Englands Rückzug vom Kontinent machte die Zusicherungen dieser Länder an Rumänien wertlos. Seinen Ausweg suchte Rumänien deshalb in einer Anlehnung an die Achsenmächte.
Diese politische Ausrichtung war vorteilhaft für die überlebenden Legionäre. Der von Ion Gigurtu am 4. Juli 1940 gebildeten Regierung gehörte erstmals ein Mitglied der Legion an. Zu der Zeit jedoch, als die Bewegung schließlich formal Macht besaß, war der Großteil ihrer Führungskader schon tot. Horia Sima, ein scharfer Antisemit und nach Zelea-Codreanus Tod der nominelle Führer der Bewegung, war einer der wenigen prominenten Legionäre, die die Morde der vorangegangenen Jahre überlebt hatten.
Am 4. September 1940 bildete die Legion eine fragile Allianz mit General (später Marschall) Ion Antonescu zur Bildung der Regierung eines "Nationalen Legionärsstaats". Diese erzwang die Abdankung Carols II. zugunsten seines Sohns Mihai und neigte noch mehr den Achsenmächten zu. Formal trat Rumänien der Achse im Juni 1941 bei. Horia Sima wurde Vizepräsident des Kabinetts.
An die Macht gelangt, verschärfte die Eiserne Garde die ohnehin harten antisemitischen Gesetze und verfolgte straflos eine Kampagne der Pogrome und politischen Morde. Mehr als 60 vormalige Würdenträger und Funktionäre wurden am 26./27. November im Gefängnis von Jilava hingerichtet, während sie auf ihren Prozess warteten. Der Historiker und frühere Premierminister Nicolae Iorga und der Ökonom Virgil Madgearu, ebenfalls Minister in einer früheren Regierung, wurden ohne Verhaftung ermordet.
Am 24. Januar 1941 vereitelte Antonescu einen Putschversuch der Legion. Sie wurde aus der Regierungsverantwortung entlassen und verlor den Schutz der Regierung. Horia Sima und andere Legionäre flüchteten nach Deutschland, andere wurden inhaftiert.
Literatur
- Heinen, Armin, Die Legion "Erzengel Michael" in Rumänien - Soziale Bewegung und politische Organisation: Ein Beitrag zum Problem des internationalen Faschismus. München, 1986. ISBN 3-486-53101-8
- Hausleitner, Mariana, Die Rumänisierung der Bukowina 1918-1944. Die Durchsetzung des nationalstaatlichen Anspruchs Großrumäniens, München 2001.
- Dies., Antisemitismus in Rumänien vor 1945, in: Vorurteil und Rassenhass. Antisemitismus in den faschistischen Bewegungen Europas, hrsg. von Hermann Graml u. a., Berlin 2001, S. 169-178.
- Livezeanu, Irina, Cultural politics in Greater Romania: Regionalism, nation building and ethnic struggle, 1918-1930. Ithaca, 1995. ISBN 0-8014-2445-3
- Nagy-Talavera, Nicholas M. The Green Shirts and the Others. A History of Fascism in Hungary and Romania.. Stanford 1970.
- Totok, William, Cyberspacelegionäre. Rumänischer Postfaschismus im Internet, in: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, 9. Jg., Nr. 1/1997, S. 7-23.
- Totok, William, Der revisionistische Diskurs, in: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, [abgekürzt: HJS], 10. Jg., Nr. 1/1998, S. 45-67. (Rumänische Fassung: Discursul revizionist, in Sfera Politicii (Supliment), Nr. 1/ 1998, S. 26-32.)
- Totok, William, Antonescu – ein Opfer auf dem Altare der Demokratie? Rechtsradikalismus und Revisionismus in Rumänien (I), in: HJS, 13. Jg., Nr.2/2001, S. 33-57 (Kurzfassung in: Ost-West-Gegeninformationen, 13. Jg., Nr. 2/2001, S. VI-XV; rumänische Fassung: Antonescu sacrificat pe altarul diplomaţiei, in: Observator Cultural, Nr. 74, 75, 76 und 77 / 2001).
- Ders., Ein rassistisches Machwerk. Rechtsradikalismus und Revisionismus in Rumänien" (II), in: HJS, 14. Jg., Nr. 1/2002, S. 55-72
- Ders., Mystifikationen, Verfälschungen und Verdrehungen. Rechtsradikalismus und Revisionismus in Rumänien (III), in: HJS, 14. Jg., Nr. 2/2002, S. 19-42 (rumänische Fassung: Mistificări şi falsificări. Contrareacţii la Ordonanţă, in: Observator Cultural, Nr. 152/ 21.01. –27.012003. Und: O nouă dimensiune a revizionismului din Româia, in: Observator Cultural, Nr.115/07.05-13.05 2002).
- Ders., Gratwanderung zwischen historischer Vergangenheitsbewältigung und -verdrehung. Rechtsradikalismus und Revisionismus in Rumänien (IV), in: HJS, 15. Jg., Nr. 1/2003, S. 44-64.
- Ders., Historische Verzahnungen. Rechtsradikalismus und Revisionismus in Rumänien (V), in: HJS, 15. Jg., Nr. 2/2003, S. 54-76.
- Ders., „Erschießt diese Niederträchtigen“. Rechtsradikalismus und Revisionismus in Rumänien (VI), in: HJS, 16. Jg., Nr. 1/2004, S. 35-53.
- Ders., Die Aktualität der Vergangenheit. Rechtsradikalismus und Revisionismus in Rumänien (VII), in: HJS, 16. Jg., Nr. 2/2004, S. 25-40.
- Ders., Das Internet als virtuelle Internationale, in: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 48. Jg., Nr. 4/ April 2001, S. 216-220.
Quellen
- Codreanu, Corneliu. Eiserne Garde. Berlin: Brunnen-Verlag, 1939.
- Mihutiu, Claudiu (Hrsg.). Corneliu Codreanu und die Eiserne Garde. Junges Forum 4. Straelen: Regin-Verlag, 2005.
- Randa, Alexander von. Lebende Kreuze München: Colectia „Europa“, 1979. (Übersetzung einzelner Kapitel und Abschnitte aus legionären Kampfschriften in deutscher Sprache).
Weblinks
- The Iron Guard (The Culture of Fascism in 20th Century Europe) auf der Website des Claremont McKenna College
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