Gasolin 23 (Zeitschrift)

Gasolin 23 (Zeitschrift)

Gasolin 23 war eine deutschsprachige literarische Alternativzeitschrift für zeitgemäße Literatur von 1973 bis 1986 in der gegenkulturellen Szene. Erschienen in unregelmäßigen Abständen.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Gegen Ende 1971 erschien die Nr. 1 als interne Ausgabe, herausgegeben von Carl Weissner, Jürgen Ploog und Jörg Fauser, bestehend aus einer losen Manuskriptsammlung, Briefen, Skizzen und Prosatexten. Ab der Nr. 2 erschien Gasolin 23 als offizielle Zeitschrift. Die Herausgeber der Nr. 1 waren auch die Herausgeber der ersten Ausgaben, Nr. 2 und Nr. 3.[1] Ab der Nr. 4 wurde die Zeitschrift von Walter Hartmann, der ebenfalls für die Umschlaggestaltung und das Layout zuständig war, und Jürgen Ploog redigiert. J. Fauser und C. Weissner waren seitdem ständige Mitarbeiter. Gasolin 23, „Eine Zeitschrift, die wir erfunden haben, um unabhängiges, nicht zensiertes Schreiben am Leben zu erhalten[2]. Die Ausgaben Nr. 2 bis Nr. 7 (1974 bis um 1979) erschienen im Verlag Nova Press (Frankfurt/Main).; Nr. 8 im Verlag Expanded Media Editions (Bonn 1982) und die Nr. 9 im Trikont Verlag (Duisburg 1986).

Selbstverständnis

Zahlreiche Beispiele aus der amerikanischen Literaturszene mit ihrer freien und avantgardistischen Inhalten und Präsentation inspirierten die Herausgeber. Ein wichtiger Vorläufer war die von Carl Weissner redigierte Zeitschrift „Klacto“ (Klactoveedsesteen, nach einem Titel von Charlie Parker); außerdem neben anderem die San Francisco Earthquake, einer Zeitschrift mit neuer und experimenteller Literatur. Eines der Hauptmotive zur Herausgabe von Gasolin 23 bestand in der Unzufriedenheit mit der deutschen Literaturszene und den Veröffentlichungsmöglichkeiten. „Gasolin 23 ist nicht einfach eine Literaturzeitschrift - es ist DIE Literaturzeitschrift“ hieß es selbstbewusst im Vorwort zur Nr. 3.[3] Und: „Schreiben ist eine grundsätzliche Demonstration..., es stimmt nicht, dass wir nichts von Literatur halten, wir mögen nur das nicht, was hier Literatur genannt wird“. Als literarisches Leitmotiv können die Arbeiten von Allen Ginsberg, William S. Burroughs, Harold Norse, Jack Kerouac und Claude Pelieu gesehen werden.

Endphase

In den 1980er Jahren setzte sich aus der Sicht der Herausgeber eine Phase der literarischen Anpassung an, in der sich jüngere Autoren mehr am kommerziellen Erfolg zu orientieren schienen. Zwar wollten sie veröffentlichen, aber ihrem ästhetischen Ansatz fehlten öfters der Mut zur Auseinandersetzung und der Widerstandsimpetus. Die Herausgeber erreichten hauptsächlich beliebig wirkende Texte, auch war die Beteiligung der bisherigen Mitarbeiter zurückgegangen oder sie hatten sich von der unabhängigen Literaturszene abgewandt. Das editorische Motiv, andere literarische Akzente zu setzen und die Möglichkeiten ästhetischer Produktion und Inhalte zu erweitern, war entweder erfüllt oder hatte sich erschöpft. Es gab einige ebenbürtige Literaturzeitschriften, z.B. Big Table (Hrsg. Reimar Banis); Boa Vista (Hamburg) und Hobo Tongue (Hrsg. Udo Pasterny).

Autoren

Charles Bukowski, Nr. 2, 5, 6. William S. Burroughs, Nr. 3, 5, 7. Raymond Chandler, Nr. 4. Neal Cassady, Nr. 3, 5. Jörg Fauser, Nr. 2, 3, 4, 5, 6. Allen Ginsberg, Nr. 2. Brion Gysin, Nr. 7, 8. Walter Hartmann, Nr. 3, 4, 5, 7. Jack Kerouac, Nr. 2, 7, 8. Jack Micheline, Nr. 5. Harold Norse, Nr. 2. Jürgen Ploog, Nr. 2, 4, 5, 7, 9. Charles Plymell, Nr. 3, 5, 6, 7. Jürgen Theobaldy, Nr. 6. Andy Warhol-Truman Capote, Nr. 3. Carl Weissner, Nr. 2, 4, 5. Mary Beach und Carl Weissner, Nr. 7. Wolf Wondratschek, Nr. 2, 6; und andere.

Themenausgaben

  • Nr. 4 (Mai 1976): Raymond Chandler Special
  • Nr. 5 (September 1977): Stories
  • Nr. 6 (Oktober 1978): Gedichte
  • Nr. 7 (1979): Träume
  • Nr. 8 (1982): Reisen
  • Nr. 9 (1986): Deutschlandralley

Titelseiten

Für die Titelseiten der Zeitschrift Gasolin 23 wurden verschiedene Layouts, Grafikkompositionen aus Fotos und Typografien verwendet. Umschlaggestaltung von Walter Hartmann.

Rezensionen

Gasolin 23 gibt einem das Gefühl, in einem alten Bogart-Film zu sitzen oder sich in jenem Hollywood/L.A. verirrt zu haben, das Raymond Chandler in seinen Kriminalromanen beschrieb“. Zeitschrift Sounds, Nr. 9, September 1976.

Viele dieser Stories haben etwas vom Drive eines guten Rock-Albums“. Ulcus Molle Info, Nr. 11/12, 1976.

Gasolin 23 ist eine der wichtigsten Alternativ-Zeitschriften der literarischen Gegenkultur (als dieser Ausdruck noch keiner Anführungszeichen bedurfte) in Deutschland“. Ni Gudix in alternative art, 26. Oktober 2004.

Einzelnachweise

  1. Udo Pasterny, Jens Gehret (Hrsg.: Deutschsprachige Bibliographie der Gegengultur, Verlag Azid Presse, Amsterdam 1982. ISBN 90-70215-10-1
  2. Zitat aus: Gasolin 23, Editiorial, Nr. 3
  3. Gasolin 23, Nr. 3, September 1974

Weblinks


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