Gatling Gun

Gatling Gun
Eine 10-läufige Gatling Gun

Die Gatling Gun war die erste erfolgreiche schnell feuernde Schusswaffe. Sie ist ein Vorläufer des automatischen Maschinengewehrs. Das Nachladen wird mit Muskelkraft, mittels der Rotation des um eine Drehachse angeordneten Laufbündels betrieben. Entwickelt wurde sie im Jahre 1861 vom amerikanischen Erfinder Richard Jordan Gatling.

Die Waffe wurde von 1866 bis 1911 von der US Armee eingesetzt. Auch andere Staaten erwarben oder produzierten diese Waffe in Lizenz und verwendeten sie auch noch nach 1911.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Prinzip wiederentdeckt weil man damit sehr hohe Schussgeschwindigkeiten erreichen konnte. Vor allem Flugzeuge sowie die Flugabwehr nutzen die Gatling-Waffen.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Patentzeichnung des Ripley-Maschinengewehrs (1861)

Bereits vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg existierte ein Prototyp einer schnell feuernden, automatischen Schusswaffe; die Union Repeating Gun. Es wird angenommen, dass Richard Gatling diese Waffe und auch ihre Probleme kannte.[1] Er entwickelte 1861 eine vom Prinzip her ähnliche Waffe mit dem Hauptunterschied, dass seine Waffe mehrere Läufe, statt einem, hatte.

Eine weitere Vorlage für die Gatling Gun war das neun-läufige Ripley-Maschinengewehr, welches aber nur als Entwurf existierte. Von hinten wurde eine für Perkussionszündung vorgesehen Trommel mit neun Bohrungen angebracht und diese neun Schuss über einen Kurbelmechanismus abgefeuert. Danach wurde die Trommel jeweils ausgetauscht um weitere Schüsse abgeben zu können. [2] [3]

Die Gatling Gun war ein Hinterlader, welcher mittels einer Kurbel den Ladeprozess und die Schussauslösung herbeiführte. Den langsamen Nachladeprozess bisheriger Schusswaffen umging man, indem sie den Vorläufer einer Patrone verwendete. Weil Repetierwaffen noch in den Kinderschuhen steckten, orientierte man sich an dem bewährten Prinzip einer mehrschüssigen Waffe, dem Revolver, von welchem der drehbare Patronenlagerblock, also die Trommel, übernommen wurde. Allerdings war, im Gegensatz zum Revolver, der Patronenlagerblock offen, so dass die Patronen durch die Schwerkraft aus dem Magazin in das nächste leere Patronenlager fielen. Nach dem Schuss und nach der Drehung fielen sie ebenso durch die Schwerkraft wieder nach unten heraus.

Die Gatling Gun hatte mit der starken Wärmeentwicklung weniger Probleme, weil sich die sechs Läufe weniger erwärmten als der eine Lauf der Union Repeating Gun.

Einsatztaktik

Obwohl die Gatling Gun schon 1865 im Amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde, dauerte es Jahrzehnte bis sich Taktiken entwickelten, welche die Vorteile der Waffe zur Geltung brachten. Vielfach wurde die Waffe in der gleichen Rolle wie ein leichtes Feldgeschütz angesehen und wurde dementsprechend der Artillerie zugeordnet. Erst Leutnant John Henry Parker beschritt im Spanisch-Amerikanischen Krieg neue Wege. Er befürwortete einen mobilen Einsatz innerhalb der Infanterie zur deren Unterstützung.[4] Seine Abteilung lieferte den Beweis bei den Kämpfen um El Caney und den Hügel San Juan bei Santiago de Cuba im Juli 1898.

Frühe Modelle

Modell 1862 Typ II
Patentzeichung vom Mai 1865

Die erste Gatling Gun, das Modell 1861, verfügte über sechs Läufe und verwendete die Kaliber .58 Papierpatrone welche in einen Stahlmantel gesteckt und mit einem Zündhütchen auf das angebrachte Piston versehen wurde. Die provisorischen Patronen waren jedoch unzuverlässig. Auch hoher Gasverlust war ein Problem. Um die ungenaue Positionierung der Trommel auszugleichen zu können, waren die Läufe der Gatling Gun zur Mündung hin trichterförmig. Dieses trug zu einem schlechten Flugverhalten der Geschosse bei.

Die Waffe war auf einem Artilleriegestell aufgebaut und ließ sich nur vertikal verstellen. Die Kadenz betrug etwa 200 Schuss pro Minute. Am 4. November 1862 erhielt Gatling das Patent für seine Erfindung.

Sehr bald wechselte Gatling von der Papierpatrone zur Randfeuerpatrone in Kupferhülse, was zu dem Modell 1862 Typ II führte. Der Stahlmantel wurde aber noch beibehalten. Durch diese Verbesserung wurde die Waffe viel zuverlässiger. In Cincinnati, bei den Eagle Iron Works, ließ er sechs Stück herstellen. Jedoch zerstörte im Sommer 1863 ein Brand die Fabrik und die schon fertigen Waffen. Nachdem er neue Finanziers gefunden hatte, ließ er in der Cincinnati Type Foundry Works zwölf Waffen herstellen. Die Regierung der Vereinigten Staaten hatte kein Interesse an Gatlings Waffen. Trotzdem kaufte der Unionsgeneral Benjamin Butler 12 Stück und setzte sie an der Front bei Petersburg ein. Allerdings kam durch Anwendung unangepasster Taktiken nicht das Potential der Waffe zur Geltung.

Das Modell 1865 war ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer praktischen Waffe. Ein neuartiger Verschluss machte die Stahlmäntel über den Patronen überflüssig. Durch eine verbesserte Ausrichtung des Patronenlagers und des Laufs musste der Lauf nicht mehr trichterförmig sein. Der gerade Lauf verbesserte die Ballistik. Dieses Modell wurde von Richard Gatling 9. Mai 1865 patentiert. Es war die Basis für alle späteren Modelle.

Das Modell 1866 war Gatlings erster Großauftrag für seine Waffe. Nach zufriedenstellenden Tests kaufte die US Armee 100 Stück der Gatling Gun. 50 vom Kaliber .50-70 Musket und die andere Hälfte vom Kaliber 1 inch. Einige dieser Waffen hatten bereits zehn Läufe, was auch bei den meisten späteren Modellen der Fall war. Im Jahre 1869 bestellte Oberst Gorloff für die russische Armee nach intensiven Tests etwa 70 für 1500$ pro Stück. Russland stellte später hunderte dieser Waffen in Lizenz her. Die Waffen wurden von Colt in Hartford produziert, wie auch alle späteren Modelle.

Spätere Modelle

Modell 1876
Modell 1887
Modell 1895

Das nächste Modell 1871 hatte als Ziel einige der Probleme zu beheben, die eine Dauernutzung mit sich brachte. Der Verschlussbolzen wurde robuster ausgeführt um langlebiger zu sein. Eine andere wichtige Verbesserung war die Möglichkeit den Verschluss ohne Werkzeug zu öffnen. Dieses erlaubte die Reinigung der Waffe im Feld. Weiterhin wurde ein neues, gekrümmtes Magazin entwickelt.

Eine spätere Variante des Modells verwendete ein markantes Trommelmagazin „Broadwell Drum“, welches wiederum 20 vertikale Magazine à 20 Patronen enthielt. [5] Nachdem ein vertikales Magazin leer geschossen war, konnte die Trommel gedreht werden und ein neues Magazin lud nun die Waffe.

Das Modell 1874 verfügte über einen automatischen horizontalen Schwenkmechanismus, der durch Drehen der Kurbel betätigt wurde. Das Kaliber .45-70 etablierte sich für die nächste Zeit als Standard. Eine kürzere und leichtere Version „Camel“ des Modells konnte auf einem Dreibein aufgestellt werden. Die Bezeichnung stammt daher, dass es einen Aufbau für einen Kamelsattel gab, was aber nicht wirklich praxisnah war.

Die Modelle 1875, 1876 und 1877 waren ähnlich, jeweils mit kleineren Verbesserungen.

Beim Modell 1877 „Bulldog“ waren die Läufe nicht mehr offen sondern in einer Ummantelung eingefasst. Diese Form wurde bei den späteren Modellen verwendet.

Das Modell 1879 besaß eine völlig neue Lafettierung. Der automatische Schwenkmechanismus wurde verworfen und die Waffe konnte nun frei horizontal und vertikal geschwenkt werden. Bei Bedarf konnte der Mechanismus arretiert werden.

Das Modell von 1881 verwendete die Bruce-Munitionszufuhr. Der Vorteil des Bruce-Systems war, dass es während des Feuerns gleichzeitig nachgeladen werden konnte. Dies ermöglichte Dauerfeuer, weil kein Magazinwechsel erfolgen musste. Dieses Modell hatte offene Läufe.

Das Modell 1883 verfügte über zwei Möglichkeiten die Handkurbel anzubringen, was die Kadenz beeinflusste (800 oder 1500 Schuss pro Minute). Die „Accles“-Munitionszufuhr und ein rundes Magazin in einer Donut-Form wurden eingeführt. Weiterhin konnten die Schlagbolzen zur Sicherheit arretiert werden, was erstmalig ein einfaches Entladen ermöglichte.

Die Modelle 1885, 1886 und 1887 waren ähnlich, jeweils mit kleineren Verbesserungen.

Das Modell 1889 kehrte wieder zu der Bruce-Munitionszufuhr weil das Accles-System störanfällig war. Ein schwerer Schutzschild schützte den Bediener.

Das Modell 1893 wurde im neuen Kaliber .30/40 gefertigt. Zudem besaß es wieder eine neue Munitionszufuhr die Ladestreifen verwendete. Das System bewährte sich aber nicht, woraufhin auf das Bruce-System umgestellt wurde.

Die Modelle 1895, 1900 und 1903 waren ähnlich und wurden zuerst auf das Kaliber .30-03 und dann auf .30-06 umgestellt.

Einzelnachweise

  1. http://www.baltimoresun.com/topic/chi-080525gatling-story,0,2030532.story
  2. Ezra Ripley, IMPROVEMENT IN REPEATING-GUN BATTERIES, US-Patent 33.544 vom 22.10.1861, URL:http://www.google.com/patents..., Stand 03.07.2008
  3. W. H. B. Smith, Joseph E. Smith, Small Arms Of The World - a basic manual of small arms, 10th Edition, Stackpoole Books, Harrisburg, Pennsylvania, 1973, Seiten 97-98 und 100,SBN 8117-1566-3
  4. John Henry Parker: History of the Gatling Gun Detachment http://infomotions.com/etexts/gutenberg/dirs/etext04/thgtl10.htm
  5. http://members.cox.net/mfgguru/Broadwell_Drum_/broadwell_drum_.html

Weblinks


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