- Gaußsche Quadraturformeln
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Die Gauß-Quadratur (nach Carl Friedrich Gauß) ist ein Verfahren zur numerischen Berechnung von Integralen, das bei gegebenen Freiheitsgraden eine optimale Approximation des Integrals liefert. Bei diesem Verfahren wird die zu integrierende Funktion g aufgeteilt in , wobei w eine Gewichtsfunktion ist und Φ durch ein spezielles Polynom mit speziell gewählten Auswertungspunkten xi approximiert wird. Dieses Polynom lässt sich exakt integrieren. Das Verfahren ist also von der Form
- .
Für die Gewichtsfunktion w gilt, sie ist größer gleich Null, hat endlich viele Nullstellen und ist integrierbar, Φ ist eine stetige Funktion. Der Integrationsbereich [a,b] ist nicht auf endliche Intervalle beschränkt. Weiterhin werden xi als Knoten oder Abszissenwerte und die Größen wi als Gewichte bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Um optimale Genauigkeit zu erreichen, müssen die Abszissenwerte xi einer Gauß-Quadraturformel vom Grad n genau den Nullstellen des n-ten orthogonalen Polynoms Pn vom Grad n entsprechen. Die Polynome P1, P2, ..., Pn müssen dabei orthogonal bezüglich des mit w(x) gewichteten Skalarprodukts sein,
Für die Gewichte gilt:
Die Gauß-Quadratur stimmt für polynomiale Funktionen Φ(x), deren Grad maximal 2n − 1 ist, mit dem Wert des Integrals exakt überein. Es lässt sich zeigen, dass keine Quadraturformel existiert, die alle Polynome vom Grad 2n exakt integriert. In dieser Hinsicht ist die Ordnung des Quadraturverfahrens optimal.
Anwendung
Die gaußsche Quadratur findet Anwendung bei der numerischen Integration. Dabei werden für eine gegebene Gewichtsfunktion und einen gegebenen Grad n, der die Genauigkeit der numerischen Integration bestimmt, einmalig die Stützpunkte xi und Gewichtswerte wi berechnet und tabelliert. Anschließend kann für beliebige Φ(x) die numerische Integration durch einfaches Aufsummieren von gewichteten Funktionswerten erfolgen.
Dieses Verfahren ist damit potentiell vorteilhaft
- wenn viele Integrationen mit derselben Gewichtsfunktion durchgeführt werden müssen und
- wenn Φ(x) hinreichend gut durch ein Polynom approximierbar ist.
Für einige spezielle Gewichtsfunktionen sind die Werte für die Stützstellen und Gewichte fertig tabelliert.
Gauß-Legendre-Integration
Hier handelt es sich um die bekannteste Form der Gauß-Integration auf dem Intervall [ − 1,1], sie wird oft auch einfach als Gauß-Integration bezeichnet. Es gilt w(x) = 1. Die resultierenden orthogonalen Polynome sind die Legendre-Polynome erster Art. Die Erweiterung auf beliebige Intervalle [a,b] erfolgt durch eine Variablentransformation.
Die Stützpunkte (auch Gaußpunkte genannt) und Gewichte der Gauß-Legendre-Integration sind:
N=1 xi wi 1 0 2 N=2 xi wi 1 ≈ -0.57735026919 1 2 ≈ 0.57735026919 1 N=3 xi wi 1 ≈ -0.774596669241 ≈ 0.555555555556 2 0 ≈ 0.888888888889 3 ≈ 0.774596669241 ≈ 0.555555555556 N=4 xi wi 1 ≈ -0.861136311594053 ≈ 0.347854845137454 2 ≈ -0.339981043584856 ≈ 0.652145154862546 3 ≈ 0.339981043584856 ≈ 0.652145154862546 4 ≈ 0.861136311594053 ≈ 0.347854845137454 N=5 xi wi 1 ≈ -0.906179845938664 ≈ 0.236926885056189 2 ≈ -0.538469310105683 ≈ 0.478628670499366 3 0 ≈ 0.568888888888889 4 ≈ 0.538469310105683 ≈ 0.478628670499366 5 ≈ 0.906179845938664 ≈ 0.236926885056189 Gauß-Tschebyschow-Integration
Eine Variante der Gauß-Integration auf dem Intervall [ − 1,1]. Es gilt . Die resultierenden orthogonalen Polynome sind die Tschebyschow-Polynome. Die Stützpunkte liegen hier oftmals günstiger im Vergleich zur Gauß-Legendre-Integration. Die Erweiterung auf beliebige Intervalle [a,b] erfolgt durch eine Variablentransformation. Liegt der Integrand in der Form vor, so kann er umgeformt werden in . Zur numerischen Berechnung wird das Integral nun durch die Summe approximiert.
Gauß-Hermite-Integration
Gauß-Integration auf dem Intervall . Es gilt . Die resultierenden orthogonalen Polynome sind die Hermite-Polynome. Liegt der Integrand in der Form vor, so kann er umgeformt werden in . Zur numerischen Berechnung wird das Integral nun durch die Summe approximiert.
Stützpunkte und Gewichte der Gauß-Hermite-Integration:
N=2 xi wi 1 -0.707106781187 0.886226925453 1.46114118266 2 0.707106781187 0.886226925453 1.46114118266 N=3 xi wi 1 -1.22474487139 0.295408975151 1.32393117521 2 0 1.1816359006 1.1816359006 3 1.22474487139 0.295408975151 1.32393117521 N=4 xi wi 1 -1.65068012389 0.0813128354472 1.2402258177 2 -0.524647623275 0.804914090006 1.05996448289 3 0.524647623275 0.804914090006 1.05996448289 4 1.65068012389 0.0813128354472 1.2402258177 Gauß-Laguerre-Integration
Gauß-Integration auf dem Intervall . Es gilt w(x) = e − x. Die resultierenden orthogonalen Polynome sind die Laguerre-Polynome. Liegt der Integrand in der Form vor, so kann er umgeformt werden in . Zur numerischen Berechnung wird das Integral nun durch die Summe approximiert.
Stützpunkte und Gewichte der Gauß-Laguerre-Integration:
N=2 xi wi 1 0.585786437627 0.853553390593 1.53332603312 2 3.41421356237 0.146446609407 4.45095733505 N=3 xi wi 1 0.415774556783 0.711093009929 1.07769285927 2 2.29428036028 0.278517733569 2.7621429619 3 6.28994508294 0.0103892565016 5.60109462543 N=4 xi wi 1 0.322547689619 0.603154104342 0.832739123838 2 1.74576110116 0.357418692438 2.04810243845 3 4.53662029692 0.038887908515 3.63114630582 4 9.3950709123 0.000539294705561 6.48714508441 Variablentransformation bei der Gauß-Quadratur
Ein Integral über [a, b] wird auf ein Integral über [−1, 1] zurückgeführt, bevor man die Methode der Gauß-Quadratur anwendet. Dieser Übergang kann auf folgende Weise geschehen:
Nach Anwendung der Gauß-Quadratur gilt die Approximation
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Weblinks
Literatur
- Krylov, V. I.: "Approximate Calculation of Integrals". MacMillan, New York, 1962.
- Davis, P. und Rabinowitz, P.: Methods of Numerical Integration. 2nd. ed., Academic Press, 1984.
- Stroud, A. H. und Secrest, D.: Gaussian Quadrature Formulas. Prentice-Hall, Englewood Cliffs, NJ, 1966.
- Stroud, A. H.: Approximate Calculation of Multiple Integrals. Prentice-Hall, Englewood Cliffs, NJ, 1971.
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