Gefängnis Rummelsburg

Gefängnis Rummelsburg
Die verlassenen Gebäude im Sommer 2006

Das Städtische Arbeitshaus Rummelsburg, später Gefängnis Rummelsburg genannt, war das Arbeitslager des benachbarten Waisenhauses und entstand am Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere der politischen Teilung Berlins wurde die Einrichtung als Haftanstalt der Volkspolizei genutzt. Sie bot Platz für bis zu 900 männliche Gefangene und sollte den Gefängnismangel im Ostteil der Stadt kompensieren. Nach 1990 wurde die Haftanstalt aufgelöst. Die erhaltenen Gebäude werden einer neuen Nutzung zugeführt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Auftrag der Stadt Berlin wurden nach Plänen des Stadtbaurats Hermann Blankenstein zwischen 1877 und 1879 sechs Arrestgebäude sowie entsprechende Wirtschaftseinheiten und eine gesonderte Krankenstation errichtet. Das mit einer hohen Backsteinmauer umgebene Gelände an der Rummelsburger Bucht diente als Arbeitslager des benachbarten Friedrichs-Waisenhauses für etwa 500 Knaben, die im kaiserlichen Berlin elternlos aufgegriffen wurden und hier einsitzen mussten.

Zur Nazizeit wurde die Anlage zum Städtischen Arbeits- und Bewahrungshaus Berlin-Lichtenberg umgebaut.[1] Auch Sonderabteilungen für Homosexuelle und ,psychisch Abwegige' wurden in dieser Zeit dort eingerichtet. Unter Beteiligung der Kriminalpolizei wurden am 13. Juni 1938 über 10.000 Personen als Asoziale in Konzentrationslager verschleppt. Ein Ausgangsort dieser Aktion war das Arbeitshaus in Rummelsburg.[2]

Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde ein Teil der Häuser wiederaufgebaut und bis 1951 als Arbeitshäuser weiterbenutzt.

Ein Gebäude der Männerhaftanstalt 1990

Zu DDR-Zeiten waren in den 1970er und 1980er Jahren mehrere tausend Häftlinge dort untergebracht. Auch einige hundert (west-)deutsche Gefangene gab es, die unter anderem als Fluchthelfer zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, bis sie von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland freigekauft werden konnten.

Die Haftanstalt wurde im Oktober 1990 geschlossen. Spätere Pläne zur Verlegung der Berliner Justizbehörde hierher scheiterten am Widerstand der Justizangestellten.

Ein berühmter Gefangener des Gefängnisses war Erich Honecker, der am 29. Januar 1990 eine Nacht auf der hauseigenen Krankenstation verbrachte. 1994 diente die verlassene Haftanstalt als Drehort für Szenen des Films Männerpension.

Neue Nutzung

Innenansicht des Gefängnisses bei der Sanierung

Im Januar 2007 verkaufte die landeseigene Wasserstadt GmbH einen Großteil der leerstehenden Gebäude an die Berliner Maruhn-Immobiliengruppe, die für 40 Millionen Euro die Gebäude zu Eigentums- und Mietwohnungen umbaut. Baubeginn war im April 2007, am 15. September 2007 konnte für die ersten sechs Gebäude Richtfest gefeiert werden.[3] [4] Im Januar 2008 zogen die ersten neuen Mieter ein, insgesamt sind 150 hochwertige Wohnungen und Lofts vorgesehen. Das Gebiet wird als BerlinCampus vermarktet.[5]

Weblinks

Literatur

Einzelnachweise

  1. Thomas Irmer, Kaspar Nürnberg, Barbara Reischl: Das Städtische Arbeits- und Bewahrungshaus Rummelsburg in Berlin-Lichtenberg. Zur Geschichte und Gegenwart eines vergessenen Ortes der Verfolgung von ,Asozialen' in der NS-Zeit
  2. Gedenken an die Asozialen
  3. Haftanstalt Rummelsburg wird Wohnpark, Berliner Morgenpost, 15. September 2007
  4. Welt-online vom 20. März 2009
  5. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Luftaufnahme des Areals; abgerufen am 20. März 2009
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