- Deutsche Volkspolizei
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Die Deutsche Volkspolizei (DVP), meist nur Volkspolizei (VP) genannt, war die Polizei der DDR.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Juni 1945 wurde die Volkspolizei in der Sowjetischen Besatzungszone zunächst als Polizei der Länder gegründet. Nach deren Abschaffung wurde die Organisation vereinheitlicht.
Ab 1952 wurde der Abschnittsbevollmächtigte (ABV) in den Städten und Gemeinden nach sowjetischem Vorbild eingeführt. Interessierte Bürger konnten als „Helfer der VP“ ehrenamtlich mitarbeiten.
Die Volkspolizei unterstand dem Minister des Innern der DDR (MdI), dessen Amtsbezeichnung nach 1963 gleichzeitig auch „Chef der Deutschen Volkspolizei“ lautete. Die weitere Untergliederung waren die Bezirksbehörden der DVP (BDVP) in allen Bezirksstädten und die VP-Kreisämter (VPKA) in den Kreisstädten.
Der 1. Juli wurde ab Anfang der 1960er Jahre als Tag der Volkspolizei gefeiert. Zuvor war der 1. Juni dieser Tag, der in der DDR zugleich als Kindertag gefeiert wurde.
Organisation
Bereiche
Die Volkspolizei gliederte sich in die Dienstzweige Schutzpolizei, Verkehrspolizei, Wasserschutzpolizei, Kriminalpolizei und Transportpolizei, wobei letztere für die Sicherung der Bahnhöfe und Anlagen der Deutschen Reichsbahn zuständig war. Außerdem unterstand das gesamte Meldewesen als Abteilung Pass- und Meldewesen der Volkspolizei. Um ihre militärische Gliederung als „bewaffnetes Organ“ zu unterstreichen, trugen die Offiziere der VP militärische Dienstgradbezeichnungen, z. B. Leutnant der VP.
Die zur Volkspolizei gehörenden Kasernierten Einheiten des MdI unterstanden übrigens, wie auch die Deutsche Grenzpolizei als Vorläufer der DDR-Grenztruppen, in den 1950er Jahren kurzzeitig für ca. zwei, drei Monate dem Ministerium für Staatssicherheit. Die Kasernierten Einheiten des MdI bestanden aus den 21 VP-Bereitschaften, den 8 Kompanien Transportpolizei-Bereitschaften (nach Mobilmachung Bereitschaften), der Hubschraubereinheit, der Anti-Terror-Einheit 9. Kompanie, der Dienststelle Blumberg (Tarnbezeichnung, Objekt 7001) und der 10. Kompanie (Köche). Deren Angehörige leisteten Wehrdienst und wurden über die Wehrkreiskommandos eingezogen und als Reservisten der NVA entlassen. Angehörige der Kasernierten Einheiten waren nicht maßgeblich an den Ausschreitungen gegen die meist friedlichen Demonstranten im Herbst 1989 verantwortlich, denn sie waren im Produktionseinsatz bzw. ein Drittel war entlassen. Eingesetzt waren die (Schützen-)Züge der „Zentralen Kräfte Schutzpolizei“ (ZKS) (die Bereitschaftspolizei in der DDR, erkennbar an den Schulterstücken und Ärmelabzeichen). Sie wurden durch die Polizeien der Länder übernommen.
Die Volkspolizei hat unter anderem auch mit inoffiziellen (kriminalpolizeilichen) Mitarbeitern (IKM), also mit Spitzeln, gearbeitet. Zuständig für die Führung der IKM war das Arbeitsgebiet I der Kriminalpolizei.
Führung
Minister des Innern waren
- Karl Steinhoff (1949–52)
- Willi Stoph (1952–55)
Chef der Deutschen Volkspolizei waren
- Kurt Fischer (1949–50)
- Karl Maron (1950–55)
Minister des Innern und Chef der Deutschen Volkspolizei waren
- Karl Maron (1955–63)
- Friedrich Dickel (1963–1989)
- Lothar Ahrendt (1989)
Dienstgrade
Dienstgradvergleich DVP (inklusive Kripo), NVA (Land/Luft) sowie Volksmarine (1. Juni 1949 - 3. Oktober 1990) DVP // Kriminalpolizei NVA Volksmarine Wachtmeister und Mannschaften Anwärter der VP // Kriminalanwärter Soldat Matrose Unterwachtmeister der VP // Kriminalunterassistent
(1951 eingeführt)Gefreiter Obermatrose Wachtmeister der VP // Kriminalassistent Stabsgefreiter Stabsmatrose Unterführer und Unteroffiziere Oberwachtmeister der VP // Kriminaloberassistent Unteroffizier Maat (keine Entsprechung) Unterfeldwebel Obermaat Hauptwachtmeister der VP // Kriminalhauptassistent Feldwebel Meister Meister der VP // Kriminalsekretär Oberfeldwebel Obermeister Obermeister der VP (1961 eingeführt) // Kriminalobersekretär Stabsfeldwebel Stabsobermeister Offiziere Unterleutnant der VP bzw. der Kriminalpolizei
bis 15. Juli 1957 und wieder seit 1. Mai 1990: (Kriminal-)Unterkommissar; 1951 eingeführtUnterleutnant Unterleutnant Leutnant der VP bzw. der Kriminalpolizei
bis 15. Juli 1957 und wieder seit 1. Mai 1990: (Kriminal-)KommissarLeutnant Leutnant Oberleutnant der VP bzw. der Kriminalpolizei
bis 15. Juli 1957 und wieder seit 1. Mai 1990: (Kriminal-)OberkommissarOberleutnant Oberleutnant Hauptmann der VP bzw. der Kriminalpolizei
bis 15. Juli 1957: (Kriminal-)Rat, seit 1. Mai 1990: (Kriminal-)HauptkommissarHauptmann Kapitänleutnant Major der VP bzw. der Kriminalpolizei
bis 15. Juli 1957: Oberrat, seit 1. Mai 1990: (Kriminal-)RatMajor Korvettenkapitän Oberstleutnant der VP bzw. der Kriminalpolizei
bis 15. Juli 1957: Kommandeur, seit 1. Mai 1990: (Kriminal-)OberratOberstleutnant Fregattenkapitän Oberst der VP bzw. der Kriminalpolizei
bis 15. Juli 1957: Inspekteur, seit 1. Mai 1990: (Kriminal-)DirektorOberst Kapitän Generalmajor
(bis 15. Juli 1957 und wieder seit 1. Mai 1990: Chefinspekteur)Generalmajor Konteradmiral Generalleutnant
(bis 15. Juli 1957 und wieder seit 1. Mai 1990: Generalinspekteur)Generalleutnant Vizeadmiral Generaloberst
(bis 15. Juli 1957 Chef der Deutschen Volkspolizei; abgeschafft zum 1. Mai 1990)Generaloberst Admiral Armeegeneral
(seit 1984 Dienstgrad des Ministers des Inneren und Chef der Deutschen Volkspolizei; abgeschafft zum 1. Mai 1990)Armeegeneral Flottenadmiral Anmerkungen: Die DVP verfügte über kein äußeres Äquivalent für die 1974 in NVA und Volksmarine eingeführte Dienstgradgruppe bzw. Laufbahn der Fähnriche. Obermeister der VP erhielten Fähnrichsbesoldungen bei vergleichbaren Dienststellungen.
Die Dienstgrade des 1967 eingerichteten Strafvollzugsdienstes entsprachen bis Ende April 1990 jenen der uniformierten Volkspolizei, führten aber den Zusatz des Strafvollzugsdienstes bzw. des SV. Von Mai bis Oktober 1990 folgten die SV-Dienstgrade jenen der Kriminalpolizei (z. B. Unterassistent des SV). Eine Ausnahme war die gehobene Laufbahn mit den Dienstgraden Unterinspektor (= Unterkommissar / Unterleutnant) bis Hauptinspektor (= Hauptkommissar / Hauptmann); die höheren SV-Dienstgrade folgten wieder dem Beispiel der Kripo.
Generalsdienstgrade führten den Zusatz der VP nicht; Kriminalpolizei und Strafvollzugsdienst verfügten über keine Generalsränge.
Vergleiche auch: Ausbildung in den VP-Bereitschaften sowie Uniformierung und Dienstgradabzeichen der VP-Bereitschaften
Ausbildungsstätten
Seit 1962 verfügte die DVP über eine eigene Hochschule in Berlin-Biesdorf, an der bis 1989 rund 3500 Offiziere ausgebildet wurden. Daneben gab es mehrere Fachschulen. Die Kasernierten Einheiten verfügten über eigene Ausbildungseinrichtungen. Offiziere wurden zunächst bei den NVA-Landstreitkräften, ab 1963 an der Offizierschule und ab 1971 an der Offiziershochschule – Bereitschaften – in Dresden-Wilder Mann ausgebildet. Die Unterführer auf Zeit an der Unterführerschule in Liegau bzw. nach Verlegung in Dresden bis zu ihrer Auflösung.
- VP-Schule „Ernst Thälmann“, Neustrelitz (seit 1984 zentrale Dienstanfängerschule)
- Schule für Abschnittsbevollmächtigte, Wolfen
- Transportpolizei-Schule, Halle (Saale)
- Verkehrspolizei-Schule „Hans Beimler“, Magdeburg
- Schule des Nachrichtenwesens, Dommitzsch
- Spezialschule des MdI für Diensthundewesen, Pretzsch (Elbe)
- Spezialschule des MdI für medizinische Dienste (im Bezirk Magdeburg)
- Fachschule des MdI „Heinrich Rau“, Radebeul
- Fachschule des MdI, „Wilhelm Pieck“, Aschersleben
- Schule der Versorgungsdienste des MdI "Fritz Schmenkel" Bautzen (heute Landespolizeischule Sachsen)
- Hochschule der VP, Berlin-Biesdorf (Cecilienstraße)
- Offiziershochschule des Ministeriums des Inneren Artur Becker – Bereitschaften (Dresden, Stadtteil Trachau, Neuländer Str. 60, heute Sitz des Landeskriminalamts Sachsen)
- Unterführerschule des MdI Bereitschaften „Kurt Schlosser“, Dresden
- Humboldt-Universität zu Berlin/Sektion Kriminalistik
Die Volkspolizei verfügte zuletzt über rund 80.000 hauptamtliche Polizisten und 177.500 „Freiwillige Helfer“. Von den sogenannten Abschnittsbevollmächtigten wurden z. B. die Hausbücher kontrolliert. Über die Personenkennzahl (PKZ) konnte die DVP wie auch das MfS über jeden Bürger alle in diversen Datenbanken gespeicherten Informationen erhalten.
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 ging die Polizeihoheit an die neu gebildeten Bundesländer über, etwa 40 Prozent der DVP-Angestellten mussten aus dem Dienst ausscheiden.
Siehe auch
- Volkspolizei-Bereitschaft
- 9. Volkspolizei-Kompanie
- Transportpolizei
- Deutsche Grenzpolizei
- Freiwillige Helfer der Volkspolizei
- Freiwillige Helfer der Grenztruppen
- Die Volkspolizei
Literatur
- Diedrich/ Ehlert/ Wenzke (Hrsg.): Im Dienste der Partei. Handbuch der bewaffneten Organe der DDR. Chr. Links, Berlin 1998
- Lindenberger, Thomas: Volkspolizei. Herrschaftspraxis und öffentliche Ordnung im SED-Staat 1952–1968. Böhlau, Weimar 2003
- Autorenkollektiv (MdI): Geschichte der Deutschen Volkspolizei, zwei Bände, Berlin 1987
- Autorenkollektiv (MdI): Historischer Abriss zum Aufbau und zur Entwicklung der Volkspolizeibereitschaften 1945–1985, Vorabdruck, Berlin 1988
Weblinks
Commons: Deutsche Volkspolizei – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Organigramm eines Volkspolizeikreisamtes (Planstelle Kaderoffizier nur bis Ende 60er Jahre)
- Uniformen und Ausrüstung der Volkspolizei-Organe
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