Geißelspinnen

Geißelspinnen
Geißelspinnen
Phrynus mexicanus in Niederkalifornien

Phrynus mexicanus in Niederkalifornien

Systematik
ohne Rang: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Geißelspinnen
Wissenschaftlicher Name
Amblypygi
Thorell, 1883

Die Geißelspinnen (Amblypygi) sind eine Ordnung der Spinnentiere (Arachnida). Weltweit sind 136 Arten dieser Tiere bekannt, die eine Körpergröße von 10 bis 45 mm erreichen. Fast alle Geißelspinnen leben in den Tropen und Subtropen, die meisten in Regenwäldern. Im Mittelmeerraum kommen zwei Arten vor, eine davon auch in Europa.

Durch ihren flachen Körper sind die Geißelspinnen in der Lage, sich unter Steinen zu verstecken. Sie bewegen sich meist langsam und ertasten mit ihren Fühlerbeinen die Umgebung, häufig bewegen sie sich dabei seitwärts. Ihre Beute (Grillen, Motten und andere kleine Gliederfüßer) ertasten sie mit Hilfe dieser Beine und packen sie blitzschnell mit den zu Fangzangen umgewandelten Pedipalpen.

Inhaltsverzeichnis

Bau der Geißelspinnen

Die Geißelspinnen haben einen flachen Körper, der wie bei den Webspinnen durch einen Körperstiel (Petiolus) in einen Vorderkörper (Prosoma) und einen Hinterleib (Opisthosoma) geteilt wird. Beide Körperpartien sind deutlich gegliedert. Die Pedipalpen stellen ausgeprägte Fangapparate dar, die entfernt an die der Fangheuschrecken erinnern. Wie bei den Geißelskorpionen dienen die Beine des ersten Laufbeinpaares als Tastorgane und sind sehr lang (bei der 39 mm langen Art Heterophrynus longicornis bis zu 30 mm); sie haben eine höhere Anzahl der ursprünglichen Beinglieder behalten. Als Laufbeine dienen nur die folgenden drei Paare. Wehr- oder Giftdrüsen fehlen den Geißelspinnen.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Männchen der Geißelspinnen tragen häufig ungefährliche Rivalenkämpfe mit ihren Fühlerbeinen aus, um die Gunst der Weibchen zu erregen. Danach wenden sie sich vom Weibchen ab und platzieren ein Spermienpaket (Spermatophore) zwischen sich und der Partnerin. Nachdem sie sich wieder umgedreht haben, versuchen sie das Weibchen über die Spermatophore zu locken, damit es diese aufnehmen kann.

Systematik

Insgesamt sind in der Ordnung der Geißelspinnen 2 Unterordnungen mit 5 Familien und 17 Gattungen bekannt, die insgesamt 136 Arten umfassen.[1]

  • Unterordnung Paleoamblypygi
    • Familie Paracharontidae
      • Paracharon (Hansen, 1921)
  • Unterordnung Euamblypygi
    • Familie Charinidae
      • Charinus (Simon, 1892)
      • Catageus (Thorell, 1889)
      • Sarax (Simon, 1892)
    • Familie Charontidae
      • Charon (Karsch, 1879)
      • Stygophrynus (Kraepelin, 1895)
    • Familie Phrynichidae
      • Damon (C.L. Koch, 1850)
      • Euphrynichus (Weygoldt, 1995)
      • Musicodamon (Fage, 1939)
      • Phrynichodamon (Weygoldt, 1996)
      • Phrynichus (Karsch, 1879)
      • Xerophrynus (Weygoldt, 1996)
      • Trichodamon (Mello-Leita˜o, 1935)
    • Familie Phrynidae
      • Paraphrynus (Moreno, 1940)
      • Phrynus (Lamarck, 1801)

Fossile Belege

Fossile Belege dieser Ordnung sind rar. Die ältesten fossilen Geißelspinnen wurden aus Sedimenten des Oberen Karbon in England geborgen.[2][3] Ferner sind einzelne Funde aus dem Tertiär in Mexikanischem Bernstein (Oligozän bis Miozän) und Dominikanischem Bernstein (Eozän bis Miozän) bekannt.[4]

Einzelnachweise

  1. Harvey, M.S., Catalogue of the Smaller Arachnid Orders of the World, 2003, S. xi + 385; vgl. [1]
  2. A. Petrunkevitch: Arachnida. In Treatise on Invertebrate Paleontology, Part P, Arthropoda 2. 1955.
  3. R.A. Crowson: Arthropoda: Chelicerata, Pygnogonida, Palaeoisopus, Myriapoda and Insecta. In The Fossil Record, Part II. London, 1967. Zitiert bei Poinar 1992
  4. George O. Poinar, Jr.: Life in Amber. 350 S., 147 Fig., 10 Tafeln, Stanford University Press, Stanford (Cal.) 1992. ISBN 0-8047-2001-0

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Geißelspinnen — Geißelspinnen,   Amblypygi, mit den Webspinnen verwandte Spinnentiere, die mit etwa 100 Arten in den Tropen und Subtropen leben. Der abgeflachte Körper ermöglicht den Tieren, sich in Spalten oder unter Steinen zu verbergen. Die Beute (Grillen,… …   Universal-Lexikon

  • Amblypygi — Geißelspinnen Phrynus mexicanus in Niederkalifornien Systematik ohne Rang: Urmünder (Protostomia) …   Deutsch Wikipedia

  • Geisselspinnen — Geißelspinnen Phrynus mexicanus in Niederkalifornien Systematik ohne Rang: Urmünder (Protostomia) …   Deutsch Wikipedia

  • Arachnida — Spinnentiere Vierfleckkreuzspinne Systematik Unterabteilung: Bilateria ohne Rang …   Deutsch Wikipedia

  • Arachniden — Spinnentiere Vierfleckkreuzspinne Systematik Unterabteilung: Bilateria ohne Rang …   Deutsch Wikipedia

  • Araneiden — Spinnentiere Vierfleckkreuzspinne Systematik Unterabteilung: Bilateria ohne Rang …   Deutsch Wikipedia

  • Spinnentier — Spinnentiere Vierfleckkreuzspinne Systematik Unterabteilung: Bilateria ohne Rang …   Deutsch Wikipedia

  • Chelicerata — Kieferklauenträger Rindenspringspinne (Marpissa muscosa) Systematik Unterabteilung: Bilateria …   Deutsch Wikipedia

  • Cheliceraten — Kieferklauenträger Rindenspringspinne (Marpissa muscosa) Systematik Unterabteilung: Bilateria …   Deutsch Wikipedia

  • Chelicerentiere — Kieferklauenträger Rindenspringspinne (Marpissa muscosa) Systematik Unterabteilung: Bilateria …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”