Gemeinde Weliki Preslaw

Gemeinde Weliki Preslaw
Weliki Preslaw (Велики Преслав)
Wappen von Weliki Preslaw Karte von Bulgarien, Position von Weliki Preslaw hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Bulgarien
Oblast: Schumen
Einwohner: 16.322 (15. März 2009)
Koordinaten: 43° 10′ N, 26° 49′ O43.15861111111126.80944444444492Koordinaten: 43° 9′ 31″ N, 26° 48′ 34″ O
Höhe: 92 m
Postleitzahl: 9850
Telefonvorwahl: (+359) 0538
Kfz-Kennzeichen: H
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Dimo Bodurow
Regierende Partei: GERB (Partei)
Webpräsenz: www.velikipreslav.bg

Weliki Preslaw [vɛˈliki prɛsˈɫaf] (bulgarisch Велики Преслав) ist eine Stadt in Ostbulgarien, in der Oblast Schumen, unweit von Schumen. Nach Schumen und Nowi Pasar ist Weliki Preslaw die drittgrößte Stadt in der Oblast. Weliki Preslaw ist das administrative Zentrum der gleichnamigen Gemeinde Weliki Preslaw. Die Stadt Weliki Preslaw ist eines der 100 nationalen touristischen Objekte in Bulgarien.

Preslaw (rotes Viereck) - Bulgarien - Nachbarorte: Schumen, Targowischte

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Weliki Preslaw liegt im zentralen Teil Nordostbulgariens, im Übergang der Ludogorie-Ebene zum Vorbalkangebirge. Die Region Ludogorie liegt in der Donautiefebene, welche durch ein typisches ebenes bzw. leicht hügliges Erscheinungsbild gekennzeichnet ist.

In der Nähe der Stadt Weliki Preslaw befinden sich die Naturreservate Patlejna (bulg. Патлейна) und Derwischa (bulg. Дервиша). Dort kann man unter anderem die für Nordbulgarien einzigartigen Knotenblumen beobachten.

Fast 30% der gesamten Fläche der Gemeinde Weliki Preslaw ist durch Laub-, und Nadelwälder besetzt.

Gliederung

Lage der Gemeinde in Bulgarien

Stadtgliederung

Die Stadt gliedert sich in zwei Bezirke Zentrum und Kirkowo ein.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Weliki Preslaw (bulg. Община Велики Преслав) gehören neben der Stadt Weliki Preslaw noch 12 weiteren Ortschaften.

Bevölkerung

Die Bulgaren stellen mit 65% die Bevölkerungsmehrheit in der Gemeinde. Neben ihr leben noch eine türkische Minderheit, die mit ihren 24% hier einer der größten im Land (Landesdurchschnitt 9%) ist und eine Minderheit der Sinti und Roma (ca. 8,4%). In der Gemeinde lebt auch einer geringer Anzahl (unter 1%) an Russen, Walachen und Armenier. 19% der Gemeindebevölkerung sind Kinder unter 18 Jahre.[1]

Name

Bis 1878, dem Ende der 500-jährigen osmanischen Fremdherrschaft über Bulgarien, trug die Stadt den neben den bulgarischen auch den türkischen Namen Eski Stamboluk (Altes Istanbul von eski = alt)[2]. Seit 1883 ist Preslaw eine Stadt und seit 1993 trägt sie den Namen Weliki Preslaw.

Geschichte

Lageplan des historischen Preslaw
Grundriss der Goldene Kirche

Die heute eher unbedeutende Kleinstadt war unter dem Namen Preslaw von 893 bis ca. 972 Hauptstadt des ersten Bulgarischen Reiches, das den europäischen Südosten im Mittelalter dominierte. Die ersten Hinweise von einer Besiedelung der Stadt stammen von Thrakern aus dem 13.-14. Jahrhundert v. Chr.

Die Stadt geht auf eine slawische Siedlung zurück. Um 678 verbündeten sich die in Moesia lebenden slawische Stämme mit den Urbulgaren und gründeten, als Nachfolger des Großbulgarische Reich, das erste bulgarische Reich. Preslaw entwickelte sich zu einem Zentrum von strategischer Bedeutung mit einer ständigen militärischen Präsenz, der als Drehscheibe der alten römischen Straßen von Westen nach Osten und von Nord Richtung Süden diente. In dieser Zeit blieb die Stadt jedoch slawisch geprägt.

Die bulgarischen Herrscher Khan Krum und seinem Sohn Omurtag befestigten und bauten Preslaw aus, um den Warbizapass im Balkangebirge abzusichern, über den die Byzantiner mehrmals in Bulgarien eingefallen waren (s. Schlacht am Pass von Warbiza). Preslaw wurde zum Sitz des Itschirgu-Boils, Verwalter der Hauptstadt und Befehlshaber der hauptstädtische Garnison.

893 wurde der Hauptstadtsitz des bulgarischen Reiches nach einem Aufstand der alten Eliten gegen die Christianisierung des Landes in der nah gelegene Stadt Pliska von Zar Simeon I. der Große nach Preslaw verlegt. Als Hauptstadt eines Reiches, das den größten Teil der Balkanhalbinsel umfasste, erlebte die Stadt ihre Blütezeit, in welcher sie im bulgarischen Reich neben Ohrid zu einem Zentrum der altkirchenslawischen Schriftkultur entwickelte (Schule von Preslaw), erreichte aber nie die Größe der alten Hauptstadt. Neben der großangelegte Herscherpaläste mit ihren Stiften wurde 927, als Preslaw Sitz des Patriarchen der unabhängigen Bulgarisch-Orthodoxen Kirche wurde, einen Patriarchenpalast erbaut. Bei ihren Bau verwendete man für die Ausschmückung der Ornamente der Marmorsäulen und Kapitellen neben Farbe auch Glas und Gold. Die Wänden, Böden und Decken waren nach byzantinischem Vorbild mit Mosaiken verzerrt.

Am Hofe der bulgarischen Zaren in Preslaw entstand nach heutiger Auffassung um die Mitte des 10. Jahrhunderts das kyrillische Alphabet[3]. Eine Urheberschaft der Slawenapostel Kyrill und Method, die ein Jahrhundert früher lebten, kann somit ausgeschlossen werden. Der Ausbau der Stadt wurde auch nach dem Tode des Zaren Simeon, durch seinen Sohn Zar Petar I., der einen 50-jährigen Frieden mit Byzanz aushandelte fortgesetzt.

Byzantinische Truppen greifen Preslaw an (Skylitzes Matritensis)

Um 970 wurde die Stadt nach der Besetzung durch den Kiewer Fürsten Swjatoslaw I. und den Waräger geplündert und zur Hauptstadt der Kiewer Rus. Die Hauptstadt des bulgarischen Reiches wurde im westlichen Teil des Staates, nach Ohrid verlegt. 972 wurde jedoch Preslaw von der Armee des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes eingenommen und niedergebrannt. Der größte Teil der Simeonbibliothek wurde jedoch nach Konstantinopel geschafft.

Im Zweiten Bulgarischen Reich (1189-1396) wurde die Stadt erneut als Militärlager mit strategischen Bedeutung genutzt. Als neue Hauptstadt wurde jedoch das mitten im Balkangebirge liegende Weliko Tarnowo gewählt. Im Tatarensturm um 1270 verließen die letzten Einwohner die Festung und gründeten zwei Kilometer nördlich die neue Stadt Weliki Preslaw.

Die Festung wurde 1388 endgültig von den anrückenden Osmanen zerstört. Auch die nah gelegenen neue Stadt wurde dabei zerstört. Sie Stadt konnte sich nur schwer davon erholen. Die wieder ausgegrabenen Ruinen der Stadt befinden sich in einem archäologischen Park nahe der heutigen Stadt.

1808 wurde die Kirche der „Hl. Apostel Petrus und Paulis“ (bulg. Св. апостоли Петър и Павел) gebaut. 1874 wurde das Tschitalischte (Kulturhaus) „Razwitie“ (bulg. Развитие =Entwicklung) gegründet, in dem heute mehrere Gesang-, Tanz-, und Spielvereine, sowie die Stadtbibliothek beheimatet sind. Vier Jahre später wurde Preslaw im Züge des „Russisch-Türkischen Befreiungskrieg“ von 1877/78 vom der osmanisch-türkischen Herrschaft befreit.

Sehenswürdigkeiten

Mauern und Ruinen von Preslaw
Rekonstruiertes Stadttor von Preslaw
Ikone von Theodor Stratelates in der Preslawer Keramik gefasst

Neben den Ruinen der mittelalterlichen bulgarischen Hauptstadt, die im historisch-archäologische Reservat "Weliki Preslaw" zusammengefasst sind, existiert eine Kunstgalerie, sowie mehrere Kirchen aus der Zeit der bulgarischen Nationalen Wiedergeburt.

Das Archäologisches Museum

Das Archäologisches Museum befindet sich im Areal der ehemaligen Festung. Das Museum beherbergt mehr als 35.000 Funde aus dem nah gelegenen über 500  ha große Hauptstadtareal und wurde bereits 1904 errichtet. Hier sind mehrere Schätze ausgestellte, unter anderem auch Teile des berühmten Preslawer Goldschatzes aus der Mitte des 10. Jahrhundert. Auch die für die Kunst des Ersten Bulgarischen Reichs typische Preslawer Keramik und eine der größten Sammlungen byzantinische Staatssiegel sind hier zu besichtigen.

Kloster des Heiligen Pantelejmon

Etwa 6 km südlich der heutige Stadt, Oberhalb der alten Festung befindet sich das Kloster des Heiligen Pantelejmon (bulg. Свети Пантелеймон) in der Gegend Patlejna. Die Großangelegte Klosteranlage wurde im 9. Jahrhundert angelegt und im 12. Jahrhundert zerstört. Die Ruinen des Zarenklosters werden von Archäologen freigelegt. Die Historiker vermuten hier die im Mittelalter berühmte Schule von Preslaw, die unter anderem das Kyrillische Alphabet entwickelte. Hier soll sich Simeon der Große nach seiner Ausbildung in Byzanz zurückgezogen haben und literarischen Tätigkeiten nachgegangen sein, bevor man ihn 893 im Konzil von Pliska zum Herrscher Bulgariens wählte.

Hier soll ebenfalls sein Vater Knjaz Boris, als er seine Herrschaft niederlegte, eingetreten sein. Knjaz Boris verstarb im Kloster am 2. Mai 907. Hier im Kloster wurde bei Ausgrabungen die berühmte Keramikikone des Heiligen Theodor Stratelates gefunden.

Regelmäßige Veranstaltungen

Am 24. Mai ist der Feiertag der Stadt Weliki Preslaw. Am 28. Juni findet ein Folklore- und Volksfest statt.

Literatur

  • Gerhard Ecker: Bulgarien. Kunstdenkmäler aus vier Jahrtausenden von den Thrakern bis zur Gegenwart, DuMont Buchverlag, Köln, 1984, S.65, S.107-109
  • Harald Heppner: Hauptstädte zwischen Save, Bosporus und Dnjepr: Geschichte, Funktion, nationale Symbolkraft., Böhlau Verlag, Wien-Köln-Weimar, 1998

Einzelnachweise

  1. http://velikipreslav.bg/population.html
  2. Raymond Detrez: Historical dictionary of Bulgaria, Scarecrow Pr., 1997, ISBN 0-8108-3177-5, S. 173
  3. Vgl. Hartmut [Nikolaos] Trunte: словѣньскъи ѩзꙑкъ: Ein praktisches Lehrbuch des Kirchenslavischen in 30 Lektionen, Bd. 1, 4. Aufl., München 1994, Kap. 1.9; S. 16–19.; Hans-Dieter Döpmann: Kirche in Bulgarien von den Anfängen bis zur Gegenwart, München, Biblion Verlag, 2006; Gerhard Podskalsky: Theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien 815-1459, München, Beck, 2000

Weblinks


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