General Logistics Systems

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Das Unternehmen General Logistics Systems, B.V. (GLS) ist eine Holding mit Sitz in Amsterdam, in der die britische Staatspost (Royal Mail) ihre Geschäftsaktivitäten im kontinentaleuropäischen Logistikmarkt zusammenfasst. Dazu gehören 21 europäische Tochterunternehmen mit rund 13.000 Mitarbeitern.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Das deutsche Tochterunternehmen GLS Germany mit Sitz im hessischen Neuenstein hat seinen Ursprung in German Parcel, welches 1989 von 25 mittelständischen Spediteuren gegründet wurde. Die Umbenennung in GLS Germany erfolgte im Jahr 2002, nachdem German Parcel von der Royal Mail gekauft wurde. Durch die rund 5.000 GLS-Paket Shops verfügt das Unternehmen über ein Netz von Annahmestellen für den privaten Paketversand. Europaweit operiert GLS mit eigenen Landesgesellschaften und Partnerunternehmen in 36 Staaten.

Gemäß der Studie „Die Top 100 der Logistik“ [1] von 2006 ist die GLS Germany bezogen auf den Umsatz heute hinter der Deutschen Post und UPS der drittgrößte Paketversender Deutschlands. Die Geschäftsführung GLS Germany haben zurzeit (2009) R. Back (Vorsitzender), K.-D. Conrad und R. Schmahl.

Geschichte

GLS in Neuenstein

1989 erfolgte die Gründung der German Parcel. In diesem Jahr schlossen sich 25 Speditionen in Deutschland zum Verbund „German Parcel“ zusammen, um deutschlandweit ihren Service anbieten zu können. Bereits im ersten Jahr konnte der Verbund 2 Millionen Pakete befördern. Die Abwicklung erfolgte über 30 Depots, die in den alten Bundesländern lagen, und über den neu erbauten Zentralen Umschlag-Platz (ZUP) im hessischen Neuenstein. Hier ist bis heute der Sitz der Deutschland-Zentrale.

1990 expandierte die Gesellschaft in die neuen Bundesländer und beförderte im zweiten Jahr 12 Millionen Sendungen. Ein Jahr später ging die Expansion Richtung Europa voran, und Frankreich sowie Dänemark wurden kooperativ angebunden. Zwei regionale Umschlagzentren entstanden in Feuchtwangen und Dortmund. Nachdem 1993 die Ablieferscannung eingeführt wurden, betrug die Paketmenge 40 Millionen Sendungen. 1995 entstand in Neuenstein das größte Paketsortierzentrum Europas. Erstmals lieferte die Gesellschaft in diesem Jahr auch an private Kunden. Der internationale Verbund General Parcel bietet seitdem den Paketversand in die USA und nach Kanada an. Mit der Hamburger Expressdienst-Gruppe DER KURIER wurde 1996 eine strategische Allianz vereinbart.

Privatkundengeschäft und Ausbau

Seit dem 11. Juni 1997 können auch private Kunden ihre Pakete versenden lassen. Die Pakete werden in einem sogenannten Paketshop aufgegeben und können nachverfolgt werden. Im Gegensatz zur Deutsche Post AG beträgt hier das maximale Paketgewicht innerhalb Deutschlands 40 Kilogramm (Deutsche Post AG: 31,5 kg). Im Januar 1999 erfolgte der Erwerb von German Parcel, dem deutschen Paketdienstleister und General Parcel-Partner mit Hauptsitz in Neuenstein/Hessen, durch General Parcel (Tochter der britischen Royal Mail Group). Monate später erfolgte die Übernahme von DER KURIER, dem deutschen Expressdienstleister und Kooperationspartner von German Parcel mit Hauptsitz in Neuenstein, sowie der Aufbau der General Parcel Hungary, dem ungarischen Paketdienst und General Parcel-Partner. Im Oktober erfolgte die Gründung der General Logistics Systems B.V. (GLS) mit Hauptsitz in Amsterdam. Rico Back übernahm, neben seiner Funktion als Geschäftsführer von German Parcel, die Funktion des Chief Executive Officers (CEO). Über ihre Tochtergesellschaften ist die GLS Hauptgesellschafter im europäischen General Parcel-Kooperationsverbund, der 1992 gegründet wurde. Mit der Gründung der GLS sollte eine strategische Basis für sämtliche Geschäftsaktivitäten im europäischen Paketmarkt geschaffen werden.

Im Jahr 2000 übernahm German Parcel mit Wirkung zum 1. August den von DACHSER veräußerten Geschäftsbetrieb im DPD-Paketnetzwerk. Damit verfügt German Parcel über insgesamt sechs DPD-Standorte. Am 1. Oktober 2002 führte die GLS das europaweit einheitliche GLS-Branding ein (GLS = General Logistics Systems). Seit dem 1. August 2007 firmiert das Unternehmen auch in Rumänien als GLS Romania.

Der Umsatz der GLS-Gruppe hat sich im Geschäftsjahr 2008/2009 um 2,4 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro erhöht, die Anzahl der transportierten Pakete ist auf 350 Millionen gestiegen. Im Vergleich profitierte das Unternehmen im gesamten Betrachtungszeitraum – April 2008 bis März 2009 – von den positiven Bedingungen der ersten Jahreshälfte. Dagegen wurden als Folge der weltweiten Wirtschaftskrise im zweiten Halbjahr sowohl bei den Preisen als auch bei den Mengen erhebliche Einschnitte verzeichnet. Dies belastete das operative Ergebnis (EBIT), das um 7,5 Prozent auf 149 Millionen Euro zurückging.

Verfahren wegen Scheinselbstständigkeit

Im Jahr 2003 verurteilte das Hessische Landessozialgericht German Parcel Service zur Zahlung von 110.000 Euro Sozialversicherungsbeiträgen für einen ihrer Zusteller. Das Gericht begründete dies unter anderem damit, dass der Zusteller sein Fahrzeug mit dem Schriftzug der Firma lackieren und bei seiner Tätigkeit die „Imagekleidung“ von GLS tragen musste. Sein Tages- und Arbeitsablauf sei vollständig von GLS, als Arbeitgeber, vor- und durchstrukturiert gewesen. Des Weiteren sei ein Gestaltungsspielraum bei einer 10 bis 12-stündigen Arbeitszeit nicht gegeben gewesen.[2]

Datenverlust 2008

Auf einem Datentransport für die Landesbank Berlin, den GLS 2008 im Auftrag von Atos Origin durchführte, wurden Kreditkartendaten von 130.000 Kunden in Form von Microfiches entwendet, welche am 12. Dezember 2008 bei der Frankfurter Rundschau landeten.[3]

Wie am 19. Dezember 2008 bekannt wurde, waren hierfür zwei Kurierfahrer verantwortlich, die damit den Diebstahl eines Christstollens vertuschen wollten. Sie hatten einen Christstollen aus einem Paket an den Chefredakteur der Frankfurter Rundschau entwendet und verzehrt. Anschließend nahmen die Mitarbeiter eines von sechs an die LBB adressierten Pakete mit den Daten und klebten darauf das Etikett des geöffneten Pakets mit dem Christstollen, das somit anstelle des eigentlichen Pakets an die Frankfurter Rundschau ausgeliefert wurde.

Produkte

GLS bietet eine Terminzustellung an Wochentagen um 8 Uhr, 9 Uhr, 10 Uhr oder 12 Uhr sowie Samstagszustellung um 10 Uhr oder 12 Uhr. Allerdings gibt es für bestimmte Postleitzahlen Einschränkungen für die frühest mögliche Terminzustellung. Zusätzlich wird der Service „Delivery at Work“ angeboten, bei dem Pakete direkt am Arbeitsplatz des Empfängers zugestellt werden.

Für Geschäftskunden wird neben dem Cash-Versand (Nachnahme) unter anderem der „Exchange Service“ angeboten. Hier wird zum Beispiel dem Empfänger ein Neugerät zugeschickt und bei der Zustellung das defekte Altgerät in die Verpackung gestellt und von GLS wieder zum Absender transportiert.

Einzelnachweise

  1. Prof. Peter Klaus und Christian Kille: Die Top 100 der Logistik, DVZ Verlag, Hamburg, 4. Auflage 2006
  2. Urteil des Hessischen Landessozialgerichtes (AZ L 8/14 KR 1188/03)
  3. Jörg Schindler: Landesbank Berlin: Datenleck zwingt LBB zum Kartentausch. In: Frankfurter Rundschau (fr-online.de). 12. Dezember 2008, abgerufen am 19. Dezember 2008.

Weblinks


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