Geraer Straßenbahn

Geraer Straßenbahn

Die Geraer Straßenbahn ist die Straßenbahn der ostthüringischen Großstadt Gera. Sie ist nach der Hallenser Straßenbahn die zweitälteste noch existierende elektrische Straßenbahn Deutschlands. Sie wurde am 22. Februar 1892 eröffnet und hat eine Spurweite von 1.000 mm. Das heute aus drei Linien bestehende Netz wird vom Geraer Verkehrsbetrieb GmbH (GVB) mit 28 modernisierten KT4D-Gelenktriebwagen, 6 KTNF8-Gelenktriebwagen mit Niederflurmittelteil sowie 12 NGT8G-Niederflurtriebwagen von ALSTOM LHB aus Salzgitter unterhalten. Die GVB vermarktet die Straßenbahn als Stadtbahn, vor allem die jüngste Linie 1. Der Fahrgastverband Pro Bahn hat den GVB mit dem Fahrgastpreis 2008 für die hervorragende Verknüpfung der Straßenbahn an drei Bahnhöfen/Haltepunkten ausgezeichnet.[1]

Straßenbahnlinie 1 in Zwötzen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis 1970

Haltestelle Bogenhard in der Johannisgasse 1893

Die ersten beiden, zusammen 8,6 km langen Straßenbahnlinien führten von Tinz nach Debschwitz und von Untermhaus nach Lindenthal (bei der heutigen Haltestelle Wintergarten). Ein Jahr später, am 1. April 1893, folgte die dritte Linie vom heutigen Hauptbahnhof nach Pöppeln. Die Linien trafen sich in der Heinrichstraße, die bis heute die zentrale Umsteigestelle des Geraer Nahverkehrs geblieben ist.

Nach Eröffnung der Schmalspurbahn nach Meuselwitz im Jahre 1901 erhielt die Straßenbahn einen Gleisanschluss an diese Strecke, über den fortan Eisenbahngüterwagen zu den Geraer Industriebetrieben transportiert wurden.

Nach 1945 musste die Linie nach Pöppeln, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg nur am Wochenende betrieben worden war, wegen der Kriegszerstörungen eingestellt werden. In den 1950er-Jahren wurde das Netz zunächst nach Süden erweitert (nach Lusan (Zoitzbergstraße) sowie nach Zwötzen), doch in den 1960er-Jahren plante die Regierung der DDR, den Straßenbahnbetrieb in allen Städten mit weniger als 200.000 Einwohnern einzustellen. Daher wurde die Linie vom Stadtzentrum nach Untermhaus 1968 eingestellt; der Abschnitt Stadtzentrum-Zwötzen folgte 1971. Damit gab es in der Stadt nur noch eine Straßenbahnlinie, die von Tinz über Debschwitz nach Zwötzen fuhr.

Entstehung des heutigen Netzes

Straße der Republik (Heinrichstraße) 1968

Ab 1972 baute man im Südwesten der Stadt das Neubaugebiet Lusan, das später mit 45.000 Einwohnern zum größten Neubaugebiet im Bezirk Gera wurde. Es sollte mit einer neuen Straßenbahnlinie zwischen den Wendeschleifen Tinz und Lusan-Brüte erschlossen werden, deren erster Abschnitt bis zur Wendeschleife Zeulenrodaer Straße (jetzt Lusan-Brüte) 1977 eröffnet wurde. Zu diesem Zweck wurden die ersten der neuen Triebwagen vom Typ KT4D angeschafft. Die Linie wurde später bis Lusan-Zeulsdorf erweitert, die Endhaltestelle Lusan-Brüte − ursprünglich nur als Provisorium geplant − ist aber bis heute im Betrieb. Am 27. und 28. Oktober 1979 wurde die Lusaner Strecke bis zur heutigen Endhaltestelle Lusan-Zeulsdorf in Betrieb genommen.

1984 wurde auf der Sorge, der Hauptfußgängerzone der Stadt, der letzte eingleisige Abschnitt des Streckennetzes stillgelegt. Die Bahn erhielt einen neuen Gleiskörper in der parallel zur Sorge verlaufenden Straße Hinter der Mauer, die komplett umgestaltet wurde und zur Vermeidung politischer Assoziationen vorübergehend in Am Leumnitzer Tor umbenannt wurde. Zu diesem Zweck wurde die Trasse unter einem Mehrfamilienhaus hindurch geführt, damals einmalig in der DDR.

Ab 1986 folgte im Nordosten der Stadt die Errichtung des Neubaugebietes Bieblach Ost, das durch eine Verlängerung der Linie Lusan - Tinz mit der Straßenbahn erschlossen wurde. In dieser Form wird die Linie bis heute betrieben. Wie bereits in Lusan wurde die Bahn auch in Bieblach Ost in mehreren Abschnitten gebaut und eröffnet. Zunächst wurde diese Strecke bis zur Haltestelle Roschütz (heute Heidecksburgstraße) in Betrieb genommen; später dann bis zum heutigen Endpunkt Bieblach Ost. Anders als in Lusan wurde die provisorische Wendeschleife Roschütz aber wieder zurückgebaut. Ursprünglich war sogar noch eine weitere Erweiterung des Neubaugebietes und somit der Straßenbahntrasse geplant, sogar ein Betriebshof sollte in Bieblach Ost entstehen. Diese Pläne wurden bedingt durch die Wende nicht mehr verwirklicht.

Nach der Wiedervereinigung setzte eine rasche Modernisierung des Straßenbahnbetriebes ein. Ab 26. Oktober 1990 wurden im regulären Linienbetrieb keine zweiachsigen Wagen (Gothawagen Serien ET57 bis 62 bzw. Tatra T2D) mehr eingesetzt. Diese Fahrzeuge stammten zum Teil noch aus den 1950er-Jahren.

Der Betriebshof der Straßenbahn wurde von der De-Smit-Straße im Stadtzentrum an den südlichen Stadtrand verlegt. Mit dem Bau des Einkaufszentrums Gera-Arcaden wurde die Zentrale Umsteigestelle Heinrichstraße komplett umgestaltet und Ende 1998 übergeben. Weiterhin wurde im Stadtzentrum eine Wendeschleife gebaut, deren Gleise heute Teil der Trasse der Stadtbahnlinie 1 sind. 2004 wurde die Trasse der Linie 2 gekürzt und mit einer neuen Endhaltestelle am Bahnhof Zwötzen nahe dem GVB-Betriebshof neu eingeweiht. Die alte Endhaltestelle Zwötzen wurde damit stillgelegt. Ende 2008 wurde ein neuer Verknüpfungspunkt von Bus und Bahn an der Berufsakademie übergeben. Er ersetzt den Umsteigepunkt an der ehemaligen Wendeschleife Tinz, die im Rahmen der Bauarbeiten im Frühjahr 2008 abgebaut wurde.

Neubau der Linie 1

...1 in Zwötzen

Zwischen 2002 und 2006 wurde die „Stadtbahnlinie“ 1 von Untermhaus über Hauptbahnhof/Theater und Heinrichstraße nach Zwötzen errichtet. Das Projekt wurde maßgeblich vom damaligen GVB-Geschäftsführer und heutigen Oberbürgermeister Norbert Vornehm vorangetrieben. Wegen Versäumnissen bei der Planung einer Eisenbahnbrücke bei Pforten war es nicht möglich, zusammen mit der alten Linie 2 einen Ring zu schließen. Die neue, sechs Kilometer lange Strecke ist für Höchstgeschwindigkeiten bis 70 km/h ausgelegt und zu 80 Prozent als eigener Bahnkörper getrennt vom Straßenverkehr ausgeführt. Von beiden Endhaltestellen erreicht man die zentrale Umsteigestelle innerhalb zunächst zehn, nach Optimierung der Ampelanlagen acht Minuten. Ein halbes Jahr vor dem ursprünglichen Termin konnte die Linie am 3. November 2006 eröffnet werden. Am 5. November 2006 begann der fahrplanmäßige Verkehr. Das Projekt stand im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Bundesgartenschau 2007 in Gera und Ronneburg.

Am Hauptbahnhof wurde für die Stadtbahn eine eigene Unterführung errichtet, wo sich die Haltestelle direkt unter den Bahnsteigen befindet und so das Umsteigen von der Stadtbahn zu den Zügen erleichtert wird. Ähnliches erfolgte auch bei der Linie 3; hier wurden die Bahnsteiganlagen des Südbahnhofes nach Norden und somit zur Straßenbahnhaltestelle Park der Jugend verlegt.

Liniennetz

Umsteigehaltestelle Heinrichstraße
Linie 3 im Stadtzentrum (Leipziger Straße)
Linie 3 im Stadtzentrum (Haltestelle Sorge/Markt, Hinter der Mauer)

Heutige Linien

Folgende drei Linien der Geraer Straßenbahn werden gegenwärtig betrieben:

  • 1: Untermhaus – Friedrich-Naumann-Platz – Hauptbahnhof/Theater – Heinrichstraße – Wintergarten – Zwötzen
  • 2: Lusan-Brüte – Lusan-Laune – Betriebshof GVB – Bahnhof Zwötzen
  • 3: Lusan-Zeulsdorf – Lusan-Laune – An der Spielwiese – Heinrichstraße – Straße des Bergmanns – Tinz – Berufsakademie – Bieblach-Ost

Geschichte der Streckenbezeichnungen

In der Wendezeit kam es teilweise zu verwirrenden Streckenbezeichnungen. Da viele Publikationen über Gera jahrelang nach 1991/92 nicht aktualisiert wurden, gab es bis Ende der 1990er-Jahre teilweise unzutreffende Linienbezeichnungen in Reiseführern. Die GVB-eigenen Dokumente sind davon großenteils nicht betroffen.

  • Als Linie 1 fuhr eine Straßenbahn von Tinz über Lusan-Brüte nach Lusan-Zeulsdorf
  • Als Linie 1E hingegen fuhr dieselbe Bahn von Tinz bis Lusan-Brüte
  • Als Linie 2 fuhren die Bahnen von Tinz bis Zwötzen
  • Als Linie 3 schließlich wurde die Strecke Bieblach-Ost - Tinz - Lusan-Brüte - Lusan-Zeulsdorf bezeichnet.

Heute fahren auf dieser Relation nur noch die Bahnen der Linie 3, dafür aber im 5-Minuten-Takt. Es gab nur noch eine kürzere Variante von Lusan-Zeulsdorf bis Tinz. Diese wurde als Linie 3E bezeichnet und nur zu Verstärkerfahrten eingesetzt. Im Februar 2008 begann der Rückbau der Wendeschleife Tinz, so dass es nur noch die Linie 3 auf dieser Relation gibt.

Die Linienführung der Linie 2 wurde in den 1990er-Jahren mehrfach geändert. Ursprünglich fuhr Linie 2 von Tinz über Gleisdreieck Lusan identisch zur Linie 3, danach auf einer eigenen Strecke nach Zwötzen. Sie wurde danach auf die Strecke Heinrichstraße - Gleisdreieck Lusan - Zwötzen gekürzt. Nachdem die Strecke zum Fahrplanwechsel vom 2. Juni 1996 komplett geändert wurde und Linie 2 zwischen Lusan-Brüte und Zwötzen verkehrte, wurde die Strecke 2004 mit dem Bau der neuen Endhaltestelle Bahnhof Zwötzen erneut gekürzt.

Weitere Ausbaupläne

Als kommende Ausbauprojekte hat der Geraer Verkehrsbetrieb angekündigt:

  • Umbau der Trasse an der Haltestelle Sorge/Markt zum Rasengleis und Neugestaltung der Haltestelle (2009)
  • Erneuerung der Trasse sowie der Haltestellen der Linie 3 zwischen Berufsakademie und Bieblach-Ost (2009)
  • Bau einer neuen Trasse zwischen Tinz/Berufsakademie und dem bisher nicht angeschlossenen Stadtteil Langenberg für die zukünftige Linie 4 (2009–2012): Hinter der Haltestelle Berufsakademie soll ein Gleisdreieck entstehen. Geplant sind derzeit 4 Haltestellen: Siemensstraße (Grenze der Grundstücke von Möbel Rieger und Autohaus Mercedes-Benz), am Lerchenberg, Heuweg und Langenberg (Wendeschleife neben dem Lidl). Verkehren sollen auf der Neubaustrecke die Bahnen der bisherigen Linie 3. Die Linie 3 fährt dann nur noch im 10-Minuten-Takt. Zwischen Lusan-Zeulsdorf und Berufsakademie fährt die Linie 4 dann um 5 Minuten versetzt im 10-Minuten-Takt dieselbe Strecke, dann aber ab dem Gleisdreieck weiter nach Langenberg.
  • Erneuerung der Trasse sowie der Haltestellen zwischen Gleisdreieck Lusan und Wendeschleife Lusan-Brüte (2012)
  • Umbau der Trasse in der Wiesestraße (Linie 3) zum besonderen Bahnkörper bis Mitte 2012. Dieses dritte Projekt findet teilweise unter heftigem Protest der ansässigen Händler statt. Als Kompromiss wurde angeboten, lediglich einen Teilabschnitt mit wenigen Läden oder nur eine Fahrtrichtung autofrei zu machen.

Des Weiteren werden in den Flächennutzungsplan Gera 2020 drei Erweiterungsmöglichkeiten von früheren Plänen übernommen: Zum Einen die Trasse nach Langenberg, welche bis 2012 realisiert wird (Länge etwa drei Kilometer). Zum Anderen eine Verlängerung der Trasse in Bieblach-Ost (die Wendeschleife ist bereits für eine eventuelle Verlängerung baulich geeignet) ab Carl-Zeiss-Straße entlang der Gottlieb-Daimler-Straße bis zum Kreisverkehr Dornaer Straße (Länge etwa 1,1 Kilometer). Eine dritte Trasse ab Sorge über Altenburger Straße nach Leumnitz bis zum Globus (Länge etwa 4,2 Kilometer) als Teil einer Ost-West-Achse ist ebenfalls enthalten. Die Ost-West-Achse soll sogar bis zum Klinikum gehen, jedoch liegt für den Abschnitt Heinrichstraße-Klinikum keine Trassenführung vor, so dass diese nur im Übersichtsplan Verkehr auftaucht. Die Verlängerung der Linie in Bieblach-Ost soll in die Realisierungsphase eintreten wenn eine entsprechende Entwicklung der Sonderbauflächen am Knoten Thüringer Straße/Dornaer Straße einsetzt. Die Ost-West-Achse ist hauptsächlich von der Entwicklung der Flächen um den Verkehrslandeplatz Leumnitz abhängig.

Gütertransport

Zwischen 1892 und 1963 sowie zwischen 1982 und 1985 wurde auf dem Netz der Geraer Straßenbahn Güterverkehr durchgeführt.

Bereits kurz nach der Eröffnung des Straßenbahnbetriebes wurde im August 1892 der Güterbahnhof des Preußischen Bahnhofs (heute Hauptbahnhof) über ein Gütergleis angeschlossen. Die Waggons wurden auf Rollböcke gestemmt und dann mit Elektrolokomotiven über das Straßenbahnnetz zu den Fabriken in Gleisnähe gefahren. Anfangs wurden hier auch die Waggons der Sächsischen Eisenbahn umgeschlagen. Als dies durch die zuständige Preußische Eisenbahn nicht mehr gewünscht war wurde um 1896 auch der Güterbahnhof des Sächsischen Bahnhofs (heute Südbahnhof) angeschlossen.

Als um 1900/1901 im Süden der Stadt bei Pforten der Bahnhof der schmalspurigen Gera-Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn errichtet wurde, wurde den die Gleise vom in der Nähe liegenden Depot Lindenthal (beim heutigen Wintergarten) zum neuen Pfortener Bahnhof verlängert, wo von nun an Kohle, die in der Region um Meuselwitz abgebaut wurde, übergeben und dann im Stadtgebiet mit Elektrolokomotiven an die Fabriken verteilt wurde.

Bereits 1931 war der Anschluss am Preußischen Güterbahnhof nicht mehr erforderlich, wurde stillgelegt und teilweise abgebaut. Bis in die 1950er-Jahre wurden kontinuierlich weitere Fabriken am Straßenbahnnetz angeschlossen. Da der hohe Straßenbahnverkehr immer mehr zum Verkehrshindernis wurde und 1963 die letzte verbliebene Lok defekt abgestellt werden musste, beschloss man den Güterverkehr einzustellen. Ein Übriges tat dann ein schweres Unwetter, dass 1969 die Gleisanlagen im Pfortener Bahnhof völlig zerstörte. Der Bahnhof wurde nicht wieder aufgebaut. Der verbliebene Anschluss am Güterbahnhof Süd diente fortan nur noch zum Verladen von Straßenbahnen auf Güterzüge.

Die Kürzung der Erdölimporte aus der Sowjetunion bewogen Anfang der 1980er-Jahre die WEMA-Werke auf Anordnung der DDR-Regierung, den Transport zwischen zwei Teilwerken im Stadtgebiet mit der Straßenbahn zu organisieren. Zu diesem Zweck wurde ein spezielles Betriebsgleis im Bereich der Heinrichsbrücke verlegt. Ein anderes Betriebsgleis existierte nahe dem Bahnhof Zwötzen in der Nähe des heutigen Betriebshofes. Der Güterverkehr konnte nur in der Nebenzeiten nach 21 Uhr stattfinden, was aber mit den Produktionsabläufen im Werk nicht vereinbar war. So fand der Verkehr nur unregelmäßig statt und wurde 1985 ganz eingestellt.

Darüber hinaus betreibt der GVB auch auf der Eisenbahntrasse von Gera nach Zeitz Güterverkehr. Zwischen dem Geraer Güterbahnhof und dem Industriegebiet Langenberg betreibt der GVB eine fünf Kilometer lange Anschlussbahn. Die Bahn wird mit Dieselrangierloks von Oiltanking befahren und ist in Normalspur ausgeführt, um reibungslosen Anschluss an das Netz der Deutschen Bahn zu ermöglichen. Laut Ex-GVB-Chef Vornehm sei dies der Einstieg in weiterführende Engagements des GVB beim Gütertransport.

Fahrzeuge

Eine Übersicht über die Fahrzeuge der Geraer Straßenbahn (Stand November 2006):

KT4D

KTNF8 und KT4D auf der Linie 3
NGT8G in Untermhaus

(Kurzgelenk-Triebwagen 4-achsig Deutschland)

Zwischen 1979 und 1990 wurden Tatratriebwagen des Typs KT4D beschafft, die bis 1990 alle alten Triebwagen der Typen Lowa und Gotha ablösten. Diese Wagen stammten zum Teil noch aus den 1950er-Jahren. Zudem kam es in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre zu zahlreichenden Neuerungen. Zwischen 1990 und 1998 wurden für den Linienbetrieb ausschließlich modernisierte KT4D-Wagen eingesetzt, von denen der GVB insgesamt 53 Exemplare der Baujahre 1978 bis 1990 besaß. Mittlerweile sind einige der Wagen nach Tallinn verkauft bzw. umgebaut. Die GVB besitzt 2008 28 modernisierte KT4D, 24 davon sind mit einer Chopper-Steuerung ausgestattet. KT4D mit 4x40 kW werden in Gera gewöhnlich in Traktion von zwei Wagen eingesetzt. Die KT4D sind im Fahrzeugpark unter den Nummern 3xx eingegliedert.

KTNF8

(Kurzgelenk-Triebwagen Niederflur 8-achsig)

In den Jahren 1999, 2001 und 2003 wurden sechs Wagen mit Betriebsnummer 348 bis 353 zu KTNF8 umgebaut. Diese Fahrzeuge sind länger und verfügen über einen Mittelteil in Niederflurbauweise, stärkere Motoren (4x60 kW) und eine Rollstuhlrampe sowie zahlreiche technische Veränderungen. KTNF8 werden in Gera nie paarweise sondern immer nur in Traktion mit KT4D oder einzeln eingesetzt. Grund ist die Länge der Haltestellen.

NGT8G

(Niederflur-Gelenktriebwagen 8-achsig Gera)

2006 wurden parallel zur Eröffnung der Stadtbahnlinie 1 sechs neue NGT8G-Niederflurstraßenbahnen von ALSTOM LHB in Dienst gestellt, wobei nach einer Optimierung des Fahrplanes auf der Linie 1 statt anfangs sechs nur fünf Bahnen benötigt werden, die sechste Bahn verkehrt seit dem meistens auf der Linie 2, auf der nur eine Bahn benötigt wird. Weitere sechs Bahnen folgten in einer zweiten Lieferung von Dezember 2007 bis April 2008. Diese Wagen verkehren in Gera grundsätzlich einzeln. Mit Eintreffen des ersten Wagen der zweiten Lieferung wurde beschlossen den Wagen Namen von Persönlichkeiten der Stadt zu geben. So erhielt der erste Wagen im Dezember 2007 den Namen Otto Dix. Die neuen Wagen sollen alte nicht modernisierte KT4D auf der Linie 3 ablösen und den Niederfluranteil auf der Linie erhöhen. Allerdings können sie die KT4D-Traktionen nicht vollwertig ersetzen, da das geringere Platzangebot in den neuen Bahnen zu den Spitzenzeiten oft an seine Grenzen stößt. Die NGT8G sind im Fahrzeugpark unter den Nummern 2xx eingegliedert.

Eine nachträgliche Namensgebung für die Bahnen 201-206 ist geplant.

NGT12G

(Niederflur-Gelenktriebwagen 12-achsig Gera)

Der Investitionsplan bis 2012 sieht für die Jahre 2010 und 2011 eine Neubeschaffung von jeweils zwei NGT12G vor. Der Vorschlag den NGT8G zu verlängern ist technisch nur äußerst schwierig umzusetzen, da das Grundgerüst aus einem 4xTw besteht, dessen Kopfteile (jeweils mit zwei angetriebenen Achsen) an diesem aufgesattelt sind. Somit ist ein weiters Mittelteil mit einem Portal und einem zusätzlichen Jacobslaufdrehgstell technisch nur schwer möglich.

Aus diesem Grund werden sich die NGT12G von den NGT8G durch zwei weitere kürzere Mittelteile (jeweils ohne Achsen) und zwei neue längere Kopfteile (jeweils 2x2 Achsen) unterscheiden. (siehe auch: NGT12-LEI bzw. NGT12DD) Insgesamt werden so über 100 Fahrgäste einen Sitzplatz finden, damit wird annähernd die Beförderungskapazität einer KTNF8-KT4D-Traktion erreicht, so dass das erhöhte Fahrgastaufkommen zu Spitzenzeiten problemlos bedient werden kann.

Allerdings ist die Finanzierung sowie Beschaffung noch nicht endgültig sichergestellt. Zugleich bereitet man zurzeit eine Machbarkeitsprüfung vor in zwei Stufen bis 2017 alle verbleibenden Tatrabahnen (17 Traktionen / Stand 2009), mit Ausnahme der als historischen Bahn umgebauten 320, durch NGT12G zu ersetzen. Denn selbst die jüngsten Tatrabahnen im Fuhrpark werden dann auch fast 30 Jahre alt sein.

Prototyp NGT12G

Sonderfahrzeuge

Historische Triebwagen

Straßenbahnwagen Nr. 29

Der GVB bietet folgende historische Sonderfahrzeuge an:

  • Historischer Triebwagen "Gotha ET54" von 1958 Nr 16 (ex 118 Zwickau)
  • Historischer Triebwagen "MAN T2" von 1928 Nr 12
  • Historischer Triebwagen "MAN T2" von 1905 Nr 29 (ex 25 Plauen)
  • Historischer Beiwagen "Gotha B57" von 1959 Nr 248 (ex 159 Jena)

Aus Jena wurde eine Garnitur von Triebwagen Typ Gotha "T57" (Baujahr 1960, Nr 106 Ex Jena 106 Ex Gera 150) und Beiwagen Typ "Gotha B57" (Baujahr 1959 Nr 159 Ex Jena 159 Ex Gera 248) nach Gera zurückgeholt. Dieser Typ fuhr, meist mit zwei Beiwagen, bis 1990 im Geraer Liniennetz.

Diese Wagen verkehren nicht im Linienverkehr. Sie können für private Rundfahrten gemietet werden, nehmen an PR-Aktionen teil und fahren teilweise gegen einen Sonderpreis "Hop on and off".

Partybahn

2002 wurde aus Berlin ein KT4D (ex B 4591 u. vor Umbau 9366) mit Spezialumbau übernommen. Dieser Wagen verfügt über Tresen, Disco-Technik, Gästetische, Kleinküche und Toilette. Er ist derzeit von der Weißbach-Gastronomie gepachtet als "Partybahn 111" und verkehrt freitags stündlich auf der Linie 3 und 1. Der Fahrpreis wird bar entrichtet; enthalten ist ein Freigetränk. Ein- und Ausstieg sind an jeder Haltestelle möglich, die Wagen haben einen längeren Aufenthalt an der Zentralhaltestelle. Die Bahn kann auch für Veranstaltungen gebucht werden.

Spatzenbahn

2003 wurde anlässlich des internationalen Kinder-Filmfestivals Goldener Spatz ein KT4D (347II ex 304I) zur "Geraer Spatzenbahn" umgebaut. Die Spatzenbahn verfügt über nicht serienmäßige Sitzbänke, Tische, Zerrspiegel sowie verschiedenes Kinderspielzeug und ein Original-Fahrerpult im Fahrgastbereich, das sich entsprechend dem tatsächlichen Fahrbetrieb verhält. Die Spatzenbahn ist die deutschlandweit erste Kinderstraßenbahn. Sie verkehrt wochentags im Linienverkehr auf der Linie 3 und ist für Privatveranstaltungen mietbar.

Seit Juli 2008 ist der Wagen 355 zur neuen Spatzenbahn umgebaut worden. Dieser verfügt wie auch sein Vorgänger über verschiedenes Kinderspielzeug und ein modernisiertes Fahrerpult im Fahrgastbereich.(mit Display in der Mitte wie es bei den KT4DMC üblich ist) Auf Zerrspiegel wurde verzichtet. Um Vandalismus vorzubeugen, verfügt der Wagen über ein Videoüberwachungssystem. An den Türen wird auf Piktogrammen darauf hingewiesen. Die 355 wird hinter einer KTNF8 im Linienbetrieb eingesetzt und ist weiterhin für Privatveranstaltungen mietbar.

Arbeitsfahrzeuge

Der GVB besitzt folgende Arbeitsfahrzeuge:

  • Hilfsgerätewagen 339 und 340 werden nicht mehr eingesetzt und am 19. Mai 2008 nach Lemberg verkauft
  • Schneepflugwagen 151 (ex Stralsund 12)
  • Schienenschleifwagen 104 (T4D, ex Dresden 224 212, ex 224 038, ex 222 484)
  • Hilfsgerätewagen 106 (T4D, ex Dresden 222 168 - für Gera in Prag bei den dortigen Verkehrsbetrieben zum Zweirichtungstriebwagen umgebaut) neuerdings als Abschleppfahrzeuge unterwegs
  • Tankwagen 152 (B4D, ex Dresden 274 065, ex 272 819)

Der Tankwagen 152 wird regelmäßig an den Gleispflegewagen angehängt und bewässert die Rasengleise der neuen Stadtbahnlinie 1. Er wurde dazu extra aus Dresden übernommen und zu diesem Zweck umgebaut. Die GVB besaß darüber hinaus den Fahrschulwagen 105 ex 311 (umgebauter KT4D). Dieser wurde 2004 zusammen mit dem alten Schienenschleifwagen 104 (T4D, ex Dresden) nach Liberec in Tschechien verkauft.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. GVB-Pressemitteilung, 3. März 2008

Weblinks


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