- Gerleve
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Die Benediktinerabtei Gerleve liegt zwischen Coesfeld und Billerbeck in Westfalen in einem südlichen Seitental des Coesfelder Bergs auf 125 m Höhe über NN. Das Kloster wurde 1899 als bäuerliche Schenkung des Hofes Wermelt von Mönchen der Erzabtei Beuron gegründet und 1904 zur Abtei erhoben. Patron ist der hl. Joseph.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1941 wurde die Gemeinschaft im Rahmen des „Klostersturms“ von den Nationalsozialisten bei Aufenthaltsverbot in den Provinzen Rheinland und Westfalen aus der Abtei vertrieben. Die Patres Augustin Hessing (1897–1975) und Gregor Schwake (1892–1967) kamen in das KZ Dachau. Die Klostergebäude wurde teils als Heim der NS-Volkswohlfahrt „Mutter und Kind“, teils als „NS-Lehrhof der Hitler-Jugend des Gaues Westfalen-Nord“ genutzt. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs bezog am 11. Februar 1945 ein Luftwaffenlazarett die Gebäude. Nach der Befreiung am 30. März 1945 diente dieses Lazarett für Verwundete aller Nationen zunächst unter US-amerikanischer, dann sowjetischer und zuletzt polnischer Leitung. Viele der Verwundeten starben. 200 Tote wurden auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.
Neuzeit
Erst 1946 konnten die Mönche nach Gerleve zurückkehren. 1951 gründete die Gemeinschaft ein weiteres Kloster, das Kloster Nütschau bei Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein. Mehrere Mönche sind wissenschaftlich tätig, andere arbeiten in der Seelsorge, den Gästehäusern, der Buchhandlung, der Bibliothek oder dem Garten.
Zu den bekanntesten Mönchen von Gerleve gehörte der Kirchenmusiker und Dichter Gregor Schwake. Im April 2009 zählt der Konvent 46 Mitglieder, darunter ein Däne und ein Schwede, und zwei Triennalprofessen.
Als Zeichen benediktinischer Gastfreundschaft besitzt die Abtei zwei große Gästehäuser, für Erwachsene das Exerzitienhaus Ludgerirast mit 47 Zimmern und für Jugendliche die Jugendbildungsstätte Haus St. Benedikt mit 80 Plätzen. Im Kloster selbst stehen männlichen Besuchern zehn Gästezimmer zur Verfügung.
Am Bauensemble wirkten mit die Architekten Ludger Wilhelm Rincklake, Dominikus Böhm, Josef Paul Kleihues und Ulrich Hahn. Die Klosterbibliothek zählt fast 200.000 Bände.
Äbte und Prioren
- Melchior Schmitz (1835–1921), Superior der Benediktinercella von 1899 bis Juni 1904
- Chrysostomus Stelzer (1855–1905), Prior von 1904 bis 1905
- Raphael Molitor (1873–1948), Abt von 1906 bis 1948
- Pius Buddenborg (1902–1987), Abt von 1948 bis 1971
- Clemens Schmeing (* 1930), Abt von 1971 bis 1999
- Pius Engelbert (* 1936), Abt von 1999 bis 2006
- Laurentius Schlieker (* 1951), 2006 für drei Jahre als Prior-Administrator gewählt
Literatur
- Marcel Albert: 100 Jahre Benediktinerabtei Gerleve, Münster: Aschendorff-Verlag, 2004. - ISBN 3402054868
- Pius Engelbert (Hg.): Saeculum. Zeit und Welt. 100 Jahre Abtei Gerleve, Münster: Dialogverlag, 2004. - ISBN 3-933144-93-0
- Marcel Albert: Abtei Gerleve (= Westfälische Kunststätten 100), Münster: Westfälischer Heimatbund, 2. überarbeitete Auflage, 2009. - ISSN 0930-3952
Weblinks
- Webseite der Abtei Gerleve
- „Hundert Jahre Geläute in der Benediktinerabtei Gerleve“ (Heimatpflege Nordrhein-Westfalen 2/2004)
51.9461111111117.2372222222222Koordinaten: 51° 56′ 46″ N, 7° 14′ 14″ O
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