Gregor Schwake

Gregor Schwake

Gregor Schwake OSB (bürgerlicher Name: Theodor Schwake) (* 15. April 1892 in Emmerich; † 13. Juni 1967 in Billerbeck (Abtei Gerleve)) war Mitglied der Ordensgemeinschaft der Benediktiner, katholischer Priester, Kirchenmusiker („Apostel des Volks-Chorals“), Komponist und Dichter und ein entschiedener Kritiker des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Theodor Schwake wuchs in seiner Familie in seiner Geburtsstadt auf. Dort besuchte er auch die Volksschule, wechselte zum Gymnasium Emmerich, wo er im März 1911 sein Abitur ablegte. Ab Sommer 1911 begann er seine philosophischen und theologischen Studien an den Ordensschulen der Benediktiner in Maria Laach und Gerleve. Von 1917 bis 1920 folgte die kirchenmusikalische Ausbildung (u.a. bei Schlüter, Nather, Friedrich Wilhelm Franke, August von Othegraven). Ab Dezember 1920 absolvierte Schwake sein musikwissenschaftliches Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (bei Prof. Fritz Vorbach). Im Oktober 1923 legte er seine Dissertation zur Geschichte des Orgelbaus vor und am 3. Januar 1924 erfolgte die Promotion.

Ostern 1911 trat Theodor Schwake in der Abtei Gerleve in den Benediktinerorden ein. Am 8. September 1912 legte er das Profeß ab und trug fortan den Ordensnamen Gregor. Seine Priesterweihe fand am 25. Juli 1917 in der Abtei Gerleve statt. Nach Abschluss der Musikausbildung übernahm Pater Schwake die Aufgabe des Organisten an der Abtei Gerleve. Während seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten übernahm er ab dem 6. Februar 1944 die Leitung des Priesterchores im KZ Dachau und war Organist in der Kapelle im KZ-Block 26 (Pfarrerblock). Nach der Befreiung aus dem KZ Dachau wirkte er ab 29. August 1945 als Seelsorger in der Pfarrei Ettenkirch / Friedrichshafen. Am 2. Mai 1947 erfolgte sein Umzug in die Erzabtei Beuron und im September 1948 kehrte Pater Schwake in die Abtei Gerleve zurück; hier verstarb er 1967 sechs Wochen vor seinem Goldenen Priesterjubiläum.

Kirchenmusikalisches und dichterisches Schaffen

Pater Schwake leistete ab 1924 kirchenmusikalische Schulungs- und Vortragsarbeit. Ab 1929 hielt er Volkswochen für Liturgie und Kirchenmusik (Volks-Choral): 1932 in der Schweiz und 1933 in Österreich. Im März 1935 erhielt er Audienz bei Papst Pius XI. zum Stand der liturgischen Erneuerung. 1937/38 gab er Volksliturgische Kurse in Jugoslawien, anschließend war er Musiklehrer in Frankfurt und gab weitere Choralkurse. Am 6. Oktober 1943 erfolgte seine Verhaftung durch die Gestapo während eines Choralkurses in Linz/OÖ. Während seiner Inhaftierung im KZ Dachau schrieb er viele Gedichte und komponiert im September 1944 die Dachau-Messe, deren Uraufführung am 24. September 1944 in der Kapelle des Pfarrerblocks stattfand. Nach seiner Befreiung nahm er im September 1948 das Choral-Apostolat wieder auf, begann mit der Theaterarbeit und gründete die Sing- und Spielschar Gerleve. Im April 1949 begann sein Schaffen als Mundartdichter.

Verfolgung durch den Nationalsozialismus

Am 13. Juli 1941 erfolgte im Rahmen des nationalsozialistischen Klostersturmes die Vertreibung des Benediktinerkonvents aus der Abtei Gerleve. Pater Schwake wurde am 6. Oktober 1943 durch die Gestapo in Linz verhaftet und war zunächst im Polizeigefängnis von Linz inhaftiert. Sein Aufenthalt im KZ Dachau dauerte vom 2. Januar 1944 bis zum 10. April 1945.

In dem vom Gestapo-Chef Ernst Kaltenbrunner unterzeichneten Schutzhaftbefehl der Geheimen Staatspolizei Berlin vom 18. Dezember 1943 wurden als Gründe der Inhaftnahme von Pater Gregor genannt: „…dass er als Geistlicher in offener und versteckter Form gegen den Staat hetzt, das Vertrauen der Bevölkerung zur Staatsführung zu untergraben unternimmt und Stimmung gegen die Regierung zu machen sucht.“

Werke

  • Dissertation zum Thema Forschung zur Geschichte der Orgelbaukunst in Nordwestdeutschland: Orgelbaumeister Jacob Courtain. Universität Münster, Münster 1923
  • Das Volk lernt gregorianischen Choral : Volkschoralpraxis. Verlag Laumann, Dülmen 1932
  • Choral-Werkbrief 1‒10. Jugendhaus Verlag, Düsseldorf 1936
  • Volkshochamt in grundlegender liturgischer Form : Eine Beilage zu jedem Volks-Messbuch, Verlag Laumann, Dülmen 1931
  • Volks-Hochamt. Verlag Laumann, Dülmen 1948
  • Dat Kiärkenjaohr bi’n kranken Mensken. Aschendorff Verlag, Münster 1952
  • Wallis bis Waterkant : Gesang eines Jahres. Verlag Laumann, Dülmen 1961
  • Marcel Albert (Hrsg.): Mönch hinter Stacheldraht ‒ Erinnerungen an das KZ Dachau. Aschendorff Verlag, Münster 2005, ISBN 3-402-00210-8
  • Gregor Schwake, Anton Roth: Dachauer Messe ‒ In viam pacis, Regina Pacis ‒ KZ Dachau im Sommer 1944. Hörkassette, Stadt Friedrichshafen, Friedrichshafen 1998, ISBN 3-89549-500-X

Literatur

  • Hans Maria Wellen: Der Benediktinermönch Gregor Schwake, seine Bedeutung und sein Wirken in der liturgischen Choralbewegung des 20. Jahrhunderts. In: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte e.V. Heft 54, Dezember 1977
  • Christian Frieling: Theodor Schwake (P. Gregor) OSB. In Priester aus dem Bistum Münster im KZ. Aschendorff Verlag, Münster 1992, ISBN 3-402-05427-2
  • Hildegard Pickers: Andere Menschen froh machen ‒ Pater Gregor Schwake O.S.B. Verlag des Emmericher Geschichtsvereins, Emmerich 1992, ISBN 3-923692-15-3, (HTML-Datei, ca. 180 kB)
  • Marcel Albert: Pater Gregor Schwake - Mönch, Musiker und Dichter. In: Heimatpflege in Westfalen. 18 (2/2005) 1-12, ISSN 0933-6346, (PDF-Datei, ca. 600 kB)

Gedenken

  • 18. Oktober 1997: Gedenkfeier und Aufführung der verschollen geglaubten Dachau-Messe in Ettenkirch;
  • 18. Januar 1998: Dachau-Messe in Dachau-Hl.Kreuz;
  • 25. März 2000: Dachau-Messe in St.Aldegundis, Emmerich;
  • 2. November 2002: Dachau-Messe in Dachau-Hl.Kreuz,
  • 1. November 2004: Dachau-Messe in der Abteikirche Gerleve zum Gedenken an alle verstorbenen Mönche der Abtei Gerleve.
  • Im Ortsteil Ettenkirch der Stadt Friedrichshafen gibt es zum Gedenken an den in der dortigen katholischen Kirchengemeinde von 1945 bis 1947 als Seelsorger tätig gewesenen Benediktinermönch eine Gregor-Schwake-Straße

Weblinks


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