- Gewehrgranate
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Eine Gewehrgranate ist eine spezielle Granate, die über einen Aufsatz auf dem Gewehrlauf eines Gewehrs verschossen wird.
Inhaltsverzeichnis
Technik
Gewehrgranaten werden entweder mittels einer am Gewehr befestigten oder einer an der Granate selbst befestigten Vorrichtung verschossen.
Zu den am Gewehr befestigten Vorrichtungen gehören der auf die Mündung aufgesetzte Schießbecher und das röhrenförmige Granatgerät. Schießbecher nehmen entweder die gesamte Granate oder den verjüngten hinteren Teil der Granate auf (siehe oberes Bild). Manche Schießbecher sind gezogen, um die Treffsicherheit der aus ihnen verschossenen Granaten zu erhöhen; in diesem Fall verfügen die Granaten meist über entsprechend vorgekerbte Treibringe.
Das Granatgerät ist ein hohler Metallzylinder (siehe Bild Mitte); die dazugehörenden Gewehrgranaten verfügen über einen hohlen Leitwerksschaft, der über das Granatgerät gestülpt wird. Bei manchen Gewehren ist der Mündungsfeuerdämpfer als Granatgerät ausgebildet (beispielsweise HK G3), bei anderen ist das Granatgerät ein separater Mündungsaufsatz.
Manche Gewehrgranaten sind mit einem langen Metallstift versehen, der in den Lauf des Gewehrs eingeführt wird (siehe unteres Bild). In diesem Fall kann die Granate ohne weitere Zusatzgeräte verschossen werden. Angetrieben wird die Gewehrgranate meist von einer speziellen Treibpatrone, die einer Platzpatrone ähnelt, aber eine stärkere Treibladung enthält. Bestimmte Gewehrgranaten können aber auch mit normaler Munition verwendet werden; bei diesen Granaten ist entweder in der Granate eine Bohrung vorhanden, durch die das Geschoss schadlos die Granate passieren kann, oder die Granate besitzt einen integrierten Geschossfang, der das Geschoss aufhält.
Üblicherweise wird für das Zielen mit der Gewehrgranate ein spezielles Visier verwendet. Dies kann als separates Gerät am Gewehr befestigt, interner Bestandteil des Gewehrs, der Abschussvorrichtung oder der Granate sein.
Ursprünglich wurden Spreng- und Splittergranaten verwendet, später kamen Rauch-, Gas-, Leucht- und Signalgranaten dazu. Zur Panzerabwehr werden Hohlladungsgranaten verwendet. Einige Gewehrgranaten sind auch als Handgranate zu verwenden, andere wiederum sind Handgranaten (beispielsweise die Mills-Granate, die mit Zusatzteilen auch als Gewehrgranate zu verwenden sind.
Im Normalfall verfügen Gewehrgranaten über einen Aufschlagzünder; die als Gewehrgranaten verwendbaren Handgranaten haben meist einen Zeitzünder.
Moderne Gewehrgranaten können bis auf Entfernungen von rund 400 Metern im indirekten Richten verschossen werden; allerdings gilt dies nur für Granaten mit Flächenwirkung. Im direkten Richten können Entfernungen bis etwa 150 Meter erreicht werden. Bei Panzerabwehrgewehrgranaten ist die effektive Reichweite noch kürzer (etwa 50 bis 100 Meter), da sie ihr Ziel direkt treffen müssen, um Wirkung zu erzielen.
Geschichte
Obwohl es bereits im 17. Jahrhundert Schießbecher für Gewehrgranaten gab, aus denen die damals üblichen Kugelhandgranaten mit Brennzünder verschossen werden konnten, fand die Gewehrgranate erst im Grabenkrieg des Ersten Weltkrieg größere Verwendung. Hier wurden Gewehrgranaten mit Stiel bzw. Schießbecher verwendet. Häufig wurden die Gewehre, mit denen Gewehrgranaten verschossen wurden, in Schießgestelle eingesetzt und dienten als behelfsmäßige Granatwerfer.
Im Zweiten Weltkrieg ging die Entwicklung weg von der Gewehrgranate mit Stiel. Das separate Granatgerät fand jetzt größere Verwendung, insbesondere für Granaten zur Panzerabwehr.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen dann Gewehre zum Einsatz, bei denen der Mündungsfeuerdämpfer als Granatgerät dienen konnte. Die Bedeutung der Gewehrgranate nahm stetig ab, da Granatgewehre und schultergestützte Panzerabwehrwaffen verfügbar waren.
In heutiger Zeit finden Gewehrgranaten noch im polizeilichen Einsatz Verwendung, um Reizgasgranaten über größere Distanzen gegen Menschenansammlungen zu verschießen.
Kritik
Eine von einem Gewehr abgeschossene Gewehrgranate verursacht einen starken Rückstoß. Manche Gewehre, die vorwiegend zum Abschuss von Gewehrgranaten genutzt werden, sind daher mit einem Rückstoßpolster aus Gummi an der Kolbenkappe versehen.
Der Rückstoß ist bei einigen Gewehrgranaten so stark, dass ein Abschuss im normalen Schulteranschlag kaum möglich ist. Bei diesen Granaten wird aus dem Hüftanschlag geschossen oder der Gewehrkolben unter den Arm geklemmt und der Abzug mit dem Daumen betätigt.
Für weite Schüsse mit Gewehrgranaten wird der Kolben des Gewehrs meist auf dem Boden aufgesetzt; bei hartem Untergrund kann hierbei allerdings durch den Rückstoß der hölzerne Kolben eines Gewehrs splittern.
Der Selbstlademechanismus einer Waffe kann sich auf die Reichweite einer Gewehrgranate nachteilig auswirken, da ein Teil der Wirkung der Treibladung verloren geht. Andererseits kann die stärkere Belastung den Mechanismus beschädigen. Bei einigen Gewehren, die zum Nachladen den Gasdruck verwenden, kann dieser Mechanismus daher abgeschaltet werden; dies geschieht häufig durch das Aufklappen des integrierten Granatvisiers.
Die Treffsicherheit der meisten Gewehrgranaten ist aufgrund der kurzen Führung im Schießbecher oder auf dem Granatgerät eingeschränkt, was ihre Verwendung insbesondere bei der Panzerabwehr schwierig macht.
Siehe auch
Literatur
- Fritz Hahn: Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933–1945, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1992, ISBN 3-7637-5915-8
- Michael Heidler: Deutsche Gewehrgranaten und ihre Abschussgeräte bis 1945, Band 9 von Aufsätze zu Geschichte + Technik, Verlag Sünkel, 2003, ISBN 9783930060092
Weblinks
Commons: Gewehrgranate – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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