- Gewissener
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Gewissener (Conscientarii) ist die Bezeichnung für eine angebliche Sekte, auf deren Unterstützung sich Matthias Knutzen, ein deutscher Freigeist des 17. Jahrhunderts, berief. Er benutzte die Sekte, deren Stärke er allein auf 700 Mitglieder in der Universitätsstadt Jena angab, um 1674 aufrührerische Pamphlete drucken zu lassen.
Als er unter obrigkeitlichen Druck geriet, wich er im September desselben Jahres nach Altdorf aus, der Universität der Reichsstadt Nürnberg, ohne allerdings auch hier Erfolg haben zu können.
Tatsächlich ist es aber zweifelhaft, ob Knutzen überhaupt Anhänger hatte, ganz zu schweigen von einer Sekte in der vorgeblichen Größe. Wichtiger als diese Frage sind die geistesgeschichtlichen Wurzeln Knutzens.
In der Ablehnung des christlichen Offenbarungsglaubens, eine sicher atheistische Haltung, knüpft Knutzen an den antiken Atheismus an, in seiner Betonung der ausschließlichen Instanz des persönlichen Gewissens ist der Einfluss des Neustoizismus zu vermuten.
Knutzen ist mit Sicherheit vom Sozinianismus beeinflusst, auch wenn er dessen weiter verstandenen Toleranzgedanken aufnahm, um mit ihm die Ansprüche der christlichen Kirchen zurückzuweisen. Ein äußeres Element dieser Verbindung liegt in der Wahl Altdorfs, an dessen Universität zu Anfang des 17. Jahrhunderts der Sozinianer Ernst Soner lehrte.
Weblinks
- Wolfgang Weber: KNUTZEN (Knutsen, Knuzen, Knudsen), Matthias. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 190–193.
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