Gierfähre Westerhüsen

Gierfähre Westerhüsen

Fähre Westerhüsen
Rechts ist das stromaufführende Befestigungsseil zu sehen
Fähre Westerhüsen im Jahr 1978
Führerhaus der Fähre - im Hintergrund die Kreuzhorst
Schild auf der Fähre

Die Fähre Westerhüsen ist eine Gierfähre über die Elbe in Magdeburg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die von den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) betriebene Fähre verbindet die Stadtteile Westerhüsen (links der Elbe) und Randau-Calenberge (rechts der Elbe). Während der Ortskern von Westerhüsen direkt am Fluss liegt, befinden sich auf der Randauer Seite ausgedehnte Wiesen. Die feste Fährstation liegt daher in Westerhüsen. Für die Fähre gelten die auch für Busse und Straßenbahnen in Magdeburg üblichen Fahrkarten.

Funktion

Die Fähre ist auch für den Transport von Kraftwagen geeignet. Da sich auf der Randauer Seite aber nur unbefestigte Feldwege befinden, findet kein nennenswerter Kraftfahrzeugverkehr über die Fähre statt. Die Fähre wird vor allem von Radfahrern und Wanderern genutzt. An der Fähre vorbei führt der Elberadweg als Fernradweg.

Die Bauart als Gierfähre führt dazu, dass die Fähre ohne Motor auskommt. Sie ist mittels eines Seils etwas stromauf fest im Untergrund verankert. Je nach Stellung des Schiffs wird die Fähre von der Strömung zum rechten oder linken Ufer getrieben.

Technische Daten des Fährschiffs

Das derzeit (Stand 2008) eingesetzte Fährboot hat eine Länge von 27,42 m und eine Breite von 7,73 m. Die Tonnage beträgt 8 t. Die Fähre ist für 45 Personen oder 4 Autos oder 5 Pferde zugelassen.

Geschichte

Eine Fähre bestand in Westerhüsen bereits um das Jahr 1600. Sie diente allerdings kaum dem Fernverkehr von Händlern, dieser überquerte weiter flussabwärts in Magdeburg über den Klusdamm die Elbe und ihre Nebenarme. Von Bedeutung war die Fähre vor allem für die örtliche Landwirtschaft. Die Westerhüsener Bauern bewirtschafteten auch die ostelbisch gelegenen, damals auch zur Gemarkung von Westerhüsen gehörenden Elbwiesen als Weiden. So mussten regelmäßig Tiere, Heu, Hirten, aber auch Holz über die Elbe gesetzt werden.

Die Fähre war damals eine sogenannte Schrickfähre. Sie bestand aus einem Boot, welches von zwei bis drei Fährknechten mit Staken über die Elbe gestakt (geschrickt) wurde. Bei günstigem Wind diente ein Segel zur Unterstützung.

Etwas weiter flussabwärts in Salbke gab es ebenfalls eine Fähre. Die Konkurrenz war häufiger Anlass für Streit zwischen den Orten um Pachtgebühren und Nutzungsverträge. Soweit Reparaturen an den Magdeburger Brücken erforderlich wurden, wurden die Elbfähren der Dörfer auch zu Reparaturzwecken in Magdeburg eingesetzt.

Belegt ist, dass im Dreißigjährigen Krieg der Feldherr Tilly 1631 seine Truppen über die Fähre in Westerhüsen über die Elbe setzte. Tilly hatte dann während der Belagerung der Stadt Magdeburg zeitweise sein Hauptquartier in Westerhüsen. Die Belagerung endete mit der als Magdeburger Hochzeit bekannt gewordenen Zerstörung der Stadt.

Bis 1813 wurde die Fähre als Schrickfähre betrieben. 1850 wurde der Fährverkehr wieder aufgenommen. Die Fähre war nun eine Querfähre, die an einer Kette den Fluss überquerte und je nach Stellung des Schiffes nach links oder rechts von der Strömung getrieben wurde. Da die Kette ein Hindernis für den Schiffsverkehr darstellte, erfolgte später eine Umrüstung zur noch heute genutzten Form der Gierseilfähre.

52.0665811.679437Koordinaten: 52° 4′ 0″ N, 11° 40′ 46″ O


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