Giersch

Giersch
Giersch
Giersch (Aegopodium podagraria)

Giersch (Aegopodium podagraria)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Giersch (Aegopodium)
Art: Giersch
Wissenschaftlicher Name
Aegopodium podagraria
L.

Der Giersch (Aegopodium podagraria) ist die einzige in Europa vorkommende Art der Gattung Aegopodium aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Der botanische Gattungsname Aegopodium leitet sich von griechisch αἴγειος = aigeos (für „von Ziegen“) und griechisch πούς-ποδός = pous-podos für Fuß ab und bezieht sich auf die Gestalt der Blätter, die an einen Ziegenfuß erinnern. Das Artepitheton podagraria weist darauf hin, dass diese Pflanze seit Jahrhunderten in der Volksmedizin zur Linderung der Schmerzen bei Rheumatismus und Gicht (Podagra) Verwendung fand; aus diesen Gründen trägt diese Pflanzenart auch die Trivialnamen Geißfuß, Dreiblatt, Ziegenkraut, Ziegenfuß bzw. Zipperleinskraut. Wiesenholler wird er genannt, weil seine Blätter dem Hollerbusch sehr ähnlich sind. Weitere Trivialnamen sind Schettele, Zaungiersch und Baumtropf.

Giersch gilt bei Gärtnern als ein lästiges „Unkraut“; er breitet sich wuchernd aus und lässt sich wegen seiner unterirdischen Triebe nur schwer bekämpfen. Andererseits ist Giersch ein wohlschmeckendes Wildgemüse.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimetern und hat einen kennzeichnend kantig-gefurchten Stängel. Die doppelt dreizähligen oder zweifiedrigen Laubblätter haben eiförmig-längliche, am Rand gesägte Abschnitte.

Die zusammengesetzten doldigen Blütenstände sind flach und 12- bis 20-strahlig mit kleinen weißen Blüten. Es fehlen sowohl Hüllblätter als auch die Hüllchenblätter. Die Blütezeit reicht meist von Juni bis Juli.

Die 3 bis 4 Millimeter langen, eiförmigen Früchte sind kümmelähnlich.

Da der Giersch aus einem stark wuchernden Rhizom entspringt, können die Ausläufer Kolonien bilden. So verbreiten sich einzelne Pflanzen binnen weniger Jahre über große Flächen beispielsweise in Parks und Gärten.

Vorkommen

Der Giersch ist in fast ganz Europa und den gemäßigt-kontinentalen Gebieten des eurasischen Laubwaldgürtels verbreitet. In Nordamerika wurde er vom Menschen eingeführt. Er liebt stickstoffreiche Böden und tritt häufig in Gärten, schattig-feuchten Gebüschen und Wäldern auf.

Verwendung

Traditionelle Heilpflanze

Der Name Podagrakraut oder Zipperleinskraut weist darauf hin, dass Giersch ein traditionelles Mittel gegen Gicht ist. Über Jahrhunderte galt Giersch bei Patienten, die unter Gicht oder Rheumatismus litten, als Heilmittel.

Giersch-Bestand am Wegesrand.
Blütendolden.
Giersch-Blatt.

Ernährung

Giersch kann als Salat oder Gemüse zubereitet werden und erinnert in Geruch und Geschmack an Spinat und ein wenig an Petersilie. Er enthält viel Kalium, Vitamin C, Karotin und Eisen. Er soll gegen Rheuma, Gicht und Arthritis, außerdem krampflösend, entgiftend und blutreinigend wirken. Im Mittelalter, aber auch in neuerer Zeit wurde Giersch sowohl als Gemüse wie auch als Heilpflanze eigens angebaut. Mittelalterliche Quellen belegen, dass er in Kloster- und Bauerngärten eine „natürliche“ Nutzpflanze war. Da Giersch im Gegensatz zu vielen anderen Gemüsearten über eine lange Zeit im Jahr zur Verfügung steht und nur geringe Ansprüche an Boden, Wasser und Lichtversorgung stellt, sicherte er z. B. während der Weltkriege vielen Menschen die Vitaminzufuhr. Beim Sammeln ist darauf zu achten, eine Verwechslung mit ungenießbaren und sogar giftigen Arten von Doldenblütlern zu vermeiden (beispielsweise Gefleckter Schierling oder Breitblättriger Merk).

Als Salat eignen sich – wie bei anderen Wildpflanzen auch – vor allem die ganz jungen, kaum entfalteten Blätter. Die rohen Blätter können auch in Aufstriche und Suppen gegeben werden. Wenn die Pflanze schon älter ist, sind die Blätter für einen schmackhaften Salat zu grob. Sie eignen sich dann aber nach wie vor zum Kochen, etwa für Aufläufe oder als Tee. Die Blätter werden dann vergleichbar dem Blattspinat gekocht bzw. gedünstet. Die Gierschstiele aber können bitter schmecken und werden im Zweifel besser vor dem Kochen entfernt.

Meerschweinchen und Kaninchen fressen den Giersch sehr gerne, so dass er auch als Kleintierfutter dienen kann.

Literatur

  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas und der Alpen., Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-3430-6
  • M. A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
  • Elisabeth Mayer: Wildfrüchte, Wildgemüse, Wildkräuter., Stocker, 2001, ISBN 3-7020-0835-7, Seite 38–40.

Weblinks

 Commons: Giersch – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Giersch — 〈m. 1; unz.; Bot.〉 in Hecken, Gebüschen, Gras u. Baumgärten häufiges Unkraut mit freizähligen Blättern u. weißen od. rötlichen Blütendolden, Blätter liefern ein spinatähnliches Gemüse: Aegopodium podagraria; Sy Geißfuß (II), Podagrakraut [<mhd …   Universal-Lexikon

  • Giersch — Giersch, ist Aegopodium podagraria …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Giersch — Giersch, soviel wie Geißfuß, s. Aegopodium …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Giersch — Giersch, Pflanzenart, s. Aegopodium …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Giersch — Sm Geißfuß , ein Unkraut per. Wortschatz reg. (12. Jh.), mhd. gers, gīres, gīrst, ahd. gers, gires, mndd. gers(ele), gersgerse Stammwort. Damit können urverwandt sein (mit Ablaut) lit. garšvà f., gar͂šas Angelika, Engelwurz . ✎ Marzell 1 (1943),… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Giersch — Giersch, der; [e]s (landschaftlich für Geißfuß [ein Wiesenkraut]) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • giersch — To not show up. When someone tells her friends she ll meet somewhere at a specific time but then is a no show either because she forgot or even more likely because she never intended to show up to start with. Halley s obviously giersched on us… …   Dictionary of american slang

  • giersch — To not show up. When someone tells her friends she ll meet somewhere at a specific time but then is a no show either because she forgot or even more likely because she never intended to show up to start with. Halley s obviously giersched on us… …   Dictionary of american slang

  • Giersch (Unternehmen) — Giersch Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gründung 1951 Sitz …   Deutsch Wikipedia

  • Giersch (Begriffsklärung) — Giersch steht für: Giersch, eine Pflanze aus der Familie der Doldenblütler Giersch (Unternehmen), einen Hersteller von Heizsystemen aus Hemer, Nordrhein Westfalen Museum Giersch, ein Museum für regionale Kunst in Frankfurt am Main Stiftung… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”