Giulio Caccini

Giulio Caccini

Giulio Caccini (* 1545/51? in Rom; † 10. Dezember 1618 (Datum der Grablegung) in Florenz) war ein italienischer Komponist, der an der Schnittstelle der Spätrenaissance zum Frühbarock lebte.

Giulio Caccini war Schüler von Scipione delle Palle, der ihn in Gesang und im Lautenspiel unterrichtete. 1564 kam Caccini als Sänger und Instrumentalist an den Hof von Großherzog Ferdinando de' Medici in Florenz. Florenz war zu dieser Zeit eines der wichtigsten Kulturzentren. Caccini wurde hier einer der Wegbereiter der neuen Musik der damaligen Zeit. Er war der Vater der Komponistin Francesca Caccini. Sein nicht weniger bedeutender Bruder war der Bildhauer Giovanni Battista Caccini (* 1556 in Rom; † 1613 in Florenz).

Inhaltsverzeichnis

Monodie und Generalbass

Caccinis Zeit war die Zeit der Monodie und der Generalbassmusik. Diese neue Art der Begleitung durch ein Tasten- oder Lauteninstrumentes gab dem Gesang, der das Wort und seinen Sinn verständlich machte, eine feste Stütze. Diese neue Musik wurde besonders gepflegt und weiter entwickelt im Hause des Giovanni de’ Bardi. Bardi war ein Edelmann und stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Vernio in Florenz. Sein Haus wurde nun zum Mittelpunkt ergiebigster Studien, insbesondere in musikalischen Fragen.

Zu diesem so genannten bardischen Kreis gehörte auch Giulio Caccini. Er fühlte sich zu der neuen Musik hingezogen und komponierte viele Werke mit Begleitung eines Instrumentes. Das war in den meisten Fällen die Theorbe. In seinem Hauptwerk Le nuove Musiche (1601) sind viele seiner Arien und Madrigale für eine Singstimme und Basso continuo enthalten.

Le nuove Musiche

Titelblatt von Le nuove Musiche (1601)

Das Vorwort zu diesem Werk, dieser Beispielsammlung, gibt erstmals technische Vorschriften für den virtuosen Gesang an. Es kann als das erste Lehrwerk für Gesang gelten. Caccini schreibt darin: "Da ich mich nun überzeugte, dass Hervorbringungen im Sinne unserer Tage kein anderes Vergnügen bewirken, als dasjenige, was durch Harmonie dem Ohre allein gewährt wird, dass ohne Verständnis der Worte das Gemüt nicht gerühret werden könne, kam der Gedanke, eine Art Gesang, gewissermaßen einer harmonischen Rede gleich, aufzuführen, wobei ich eine gewisse edle Verachtung des Gesanges an den Tag legte, hin und wieder einige Dissonanzen berührte, den Bass aber ruhen ließ, ausgenommen da, wo ich, dem gemeinen Gebrauch zufolge, seiner mit den Tönen der durch Instrumente ausgeführten Mittelstimmen mich bedienen wollte, irgendeinen Affekt auszudrücken, wozu sie allein brauchbar sind". Besonders populär wurde Amarilli mia bella (u.a. Bearbeitungen im Fitzwilliam Virginal Book und von Jan van Eyck), über das noch in unserer Zeit Klaus Miehling Variationen für zwei bis vier Blockflöten (AT, ATB, SATB) nebst einer Bearbeitung für Mezzosopran und vier Blockflöten (SATB) schrieb (op. 143, 2008).

Caccini und die Oper

Caccinis Name ist vor allem auch mit der Entstehung der Oper verbunden. Von Anfang an gehörte er zum Kreis der Camerata Florentina, wo er vor allem als praktischer Musiker geschätzt wurde. Er arbeitete an der von Jacopo Peri verfassten Oper Euridice mit, indem er dafür einige Gesänge komponierte. Er schrieb 1600 dann seine eigene Euridice, aber das Manuskript ist verschollen. Auch die Musik zu seiner Oper Dafne ist nicht erhalten. Mit Blick auf die damalige Entwicklung der Oper und auf seine Gedanken zur Gesangskunst gilt Giulio Caccini wohl als einer der ersten Pfleger des "ariosen Stils" und als einer der Vorbereiter des "Belcanto".

Werke

  • "Euridice", Oper (1600),
  • "Dafne", Oper (1598), (nicht erhalten)
  • "Le nuove Musiche", Madrigale und Arien für eine Singstimme und Basso continuo (1601)
  • "Il Rapimento di Cefalo", Intermezzo für Singstimme und Basso continuo (1601)
  • Die G. Caccini zugeschriebene Vertonung des "Ave Maria", das nur die Worte "Ave Maria" enthält, gehört heute zum Repertoire vieler Sängerinnen, Sänger und Chöre. Die Komposition, die auch in unzähligen Bearbeitungen für Instrumente vorliegt, stammt allerdings aus der Feder des russischen Gitarristen, Lautenisten und Komponisten Vladimir Fyodorovich Vavilev (1925-1973).

Weblinks

Diskografie

  • Euridice; Ensemble Scherzi Musicali, Leitung Nicolas Achten, 2009, Ricercar RIC 269

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