Glashütte (Baden)

Glashütte (Baden)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Stetten am kalten Markt
Stetten am kalten Markt
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Stetten am kalten Markt hervorgehoben
48.1230555555569.0777777777778768Koordinaten: 48° 7′ N, 9° 5′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Sigmaringen
Höhe: 768 m ü. NN
Fläche: 56,47 km²
Einwohner: 5241 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 93 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 72506–72510
Vorwahl: 07573
Kfz-Kennzeichen: SIG
Gemeindeschlüssel: 08 4 37 107
Gemeindegliederung: 5 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Rathausplatz 1
72510 Stetten am Kalten Markt
Webpräsenz:
Bürgermeister: Gregor Hipp
Lage der Gemeinde Stetten am kalten Markt im Landkreis Sigmaringen
Karte

Die Gemeinde Stetten am kalten Markt liegt im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Überregional wurde Stetten als Militärstandort bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Stetten am kalten Markt liegt auf dem ehemals badischen Teil des Heubergs oberhalb des Donautals.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde gehören der Kernort Stetten am kalten Markt und die Ortsteile Nusplingen, Frohnstetten, Storzingen, Unterglashütte und Oberglashütte.

Stetten, Nusplingen, Unterglashütte und Oberglashütte waren früher badisch und es hat sich noch eine badische Mentalität gehalten, Frohnstetten und Storzingen gehörten zu Hohenzollern-Sigmaringen und waren somit preußisch.

Wappen Ortsteil Einwohner Fläche
Stetten am kalten Markt Stetten am kalten Markt (Kernort) 3.257 2.593 ha
Frohnstetten Frohnstetten 1150 1459 ha
Kein Wappen Verfügbar Oberglashütte
Unterglashütte
345 846 ha
Kein Wappen Verfügbar Nusplingen 226 1.459 ha
Storzingen Storzingen 386 739 ha

Geschichte

Stetten am Kalten Markt um 1900

Der Ort ist als Stetten by Kaltenmark bereits im Jahr 799 als Besitz des Klosters Reichenau urkundlich erwähnt und kam im 13. Jahrhundert an die Grafschaft Hohenberg. Im Jahr 1283 wird Stetten als befestigter Ort bezeichnet („oppidum“).

1343 kam die Ortschaft an die Herren von Jungingen, 1350 an die Herren von Magenbuch und 1432 an die Herren von Hausen. Die Landeshoheit lag seit 1381 de facto beim Haus Habsburg.[2]

In der napoleonischen Zeit kam Stetten zunächst an Württemberg, 1810 dann an Baden. 1910 wurde in Stetten ein badischer Truppenübungsplatz eingerichtet.

In den Gebäuden eines früheren „Großkinderheimes“ nahe dem Lager Heuberg auf dem Areal des Truppenübungsplatzes wurde eines der ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Deutschland eingerichtet. Es existierte von März bis Dezember 1933. Etwa 15.000 Gegner des Nationalsozialismus wurden hier festgehalten, so z. B. der spätere erste Nachkriegsvorsitzende der SPD Kurt Schumacher. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Heuberg Ausbildungslager für die bisher als „wehrunwürdig“ geltenden politischen Gegner des Regimes bzw. Kriminelle, die hier in der „Bewährungseinheit“ genannten Strafdivision 999 für den Kriegseinsatz in Sondereinheiten ausgebildet wurden, die den Rückzug regulärer Wehrmachtstruppenteile unter einkalkulierter eigener Vernichtung decken sollten. Allein 39 solcher „Bewährungssoldaten“ wurden innerhalb eines Jahres auf dem Heuberg ermordet. Seit 1983 erinnert ein von der SPD Baden-Württemberg errichtetes Mahnmal des Bildhauers Reinhard Brombach bei der Dreitritten-Kapelle an die NS-Opfer des Heubergs. Auf dem Friedhof wird seit 1986 auch der Opfer der Strafdivision 999 mit einem Gedenkstein gedacht. An eine unbekannte Zahl umgekommener sowjetischer Kriegsgefangener eines Kriegsgefangenenlagers, das ebenfalls auf dem Areal bestand, erinnert ein Gedenkstein mit einer eher verschleiernden Inschrift.[3]

Vom Truppenübungsplatz Heuberg startete am 2. März 1945 der Luftwaffenpilot Leutnant Lothar Sieber beim ersten bemannten Flug eines Raketenflugzeugs überhaupt, das Flugzeug war vom Typ „Natter“. Er kam bei dem Absturz beim Ortsteil Nusplingen ums Leben. Seine sterblichen Überreste wurden am 3. März 1945 mit militärischen Ehren auf dem Friedhof von Stetten a.k.M. beigesetzt, das Grab existiert noch heute.

Religionen

Der größte Teil der Bevölkerung ist katholisch, es gibt auch eine evangelische und eine neuapostolische Kirchengemeinde.

Eingemeindungen

Nusplingen wurde bereits 1936 eingemeindet, in den 1970er Jahren folgten dann Storzingen (1972), Glashütte (1973) und Frohnstetten (1975).

Politik

Rathaus in Stetten

Gemeinderat

  • CDU 6 Mitglieder
  • FW 8 Mitglieder

Partnerschaften

Seit 1982 besteht eine Städtepartnerschaft mit Montlhéry in der Nähe von Paris (Frankreich). Als äußeres Zeichen der Partnerschaft befindet sich auf dem „Platz vom Montlhéry“ in Stetten ein Stein vom La tour de Montlhéry, dem Turm und Wahrzeichen von der Partnerstadt.[4]

Wappen

Das Wappen von Stetten am kalten Markt zeigt ein von Silber und Rot geviertes Schild, und durch ein geschliffenes, von Rot und Silber geviertes Kreuz.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Stetten am Kalten Markt um 1914

Die Militärgeschichtliche Sammlung des Standortes Stetten a.k.M. im Lager Heuberg ist ein Bundeswehr-Standortmuseum mit 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche, das über 90 Jahre Militärgeschichte der Garnison von der Kaiserzeit bis zur Bundeswehr zeigt. Ausgestellt sind Uniformen, Fahrzeuge, Bilder, Bücher und anderes. Ein im Startgerüst hängender Nachbau der Natter, im Maßstab 1:2, wird ebenso wie die Geschichte der Bewährungseinheit 999 ausführlich dargestellt. Eine Besichtigung ist nur nach Vorzeigen des Personalausweis an der Wache Albkaserne möglich. Ursprünglich verfolgte der am 20. November 1998 gegründete Verein „Militärgeschichtliches Museum Truppenübungsplatz Heuberg/Stetten am kalten Markt e.V.“ als Hauptzweck, ein ziviles Museum einzurichten, das sich mit dem Truppenübungsplatz Heuberg seit seiner Gründung im Jahre 1909 und die Entwicklung der 1200 Jahre alten zivilen Gemeinde Stetten am kalten Markt befasst.[5]

Vereine

Viele Vereine haben in Stetten ihren Sitz. Einer der wichtigsten für die Region und für den Naturpark Obere Donau ist die Aktion Ruinenschutz Oberes Donautal e.V. Der Verein wurde im Jahr 1975 von Erhard Grüninger zur Sanierung der Ruine Falkenstein gegründet. Der damaliger Vorsitzende Grüninger hatte sich mit großem Engagement für die Sanierung des Falkenstein eingesetzt. Nach abgeschlossener Sanierung wurde der Verein jedoch nicht aufgelöst, sondern existierte passiv und ruhte seit der Krankheit und dem Tod Grüningers im Jahr 2000. 1993 hatte die letzte Mitgliederversammlung stattgefunden. Der Verein wurde am 5. Mai 2006 reaktiviert und wieder handlungsfähig gemacht, weil einige Sanierungsarbeiten auf der Ruine Falkenstein anfielen und die lange vorgesehene Beschilderung in Angriff genommen werden sollte. Mit der Reaktivierung wurde Wilhelm Rößler, ehemaliger Gauobmann und Funktionär des Schwäbischen Albvereins, aus Sigmaringen zum Vorstand gemacht. Über die Sanierung und Beschilderung der Ruine Falkenstein (2006/2007) hinaus engagierte sich der Verein weiterhin um die Sanierung der Ruine Hausen (2007/2008) und seit 2009 der Burgruine Weckenstein.

Bauwerke

  • Die Kirche St. Mauritius in Stetten ziert eine der gewaltigsten barocken Altarschöpfungen der Region.
  • Die Dreitrittenkapelle stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie hat 15 Bildstöcke mit Kreuzwegstationen.
  • Die Friedhofs- oder Sebastianskapelle ist von 1938 und hat einen neugotischen Altar, ein Kruzifix des Bildhauers Franz Xaver Marmon, sowie Plastiken des Strübbildhauers.
  • Im Ortsteil Frohnstetten befindet sich die Kirche St. Sylvester. Sie stammt aus dem Jahr 1617, hat ein Totenbeinhäuslein und ein Rokokoaltar.
  • Die Storzinger Kirche St. Zeno verfügt über ein Hochaltarblatt und weitere Gemälde von Andreas Meinrad von Ow. Ein Ehrenmal zum Gedenken der Kriegstoten befindet sich an der Hilb[6].
  • Das Schloss Stetten ist ein Spätrenaissancebau und beherbergt heute das Rathaus der Gemeinde.
  • Die Schauenburg ist eine Burg, die bereits 1430 zerstört wurde.[7]

Sport

Der Skiclub Stetten unterhält einen Skilift.[8]

Regelmäßige Veranstaltungen

Narren der Bockzunft

Die Narrenzunft Bockzunft betreibt die Schwäbisch-alemannische Fasnet. Die Tiermaske Bock, die auf das Wappentier der Herren von Stetten zurückgeht, ist eine Lindenholzlarve, mit originalen Widderhörnern. Eine weitere Gruppe der Zunft sind die Marktweiber, die Bürgersfrauen des 19. Jahrhunderts nachempfunden sind. Daneben gibt es Einzelfiguren wie den Johann-Jakob-Scheiffele, die Hudl-Ann und den Narrenpolizist.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Gemeinde Stetten bietet zahlreiche gastronomische Betriebe und Übernachtungsmöglichkeiten. Einer der größten Arbeitgeber der Gemeinde ist das Unternehmen primion. Die primion Technology AG produziert Hard- und Softwarekomponenten zur Zutrittskontrolle und Zeiterfassung.

Verkehr

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 440. Im Ortsteil Storzingen befindet sich ein Bahnhaltepunkt der Zollernalbbahn, die zwischen Tübingen und Aulendorf verkehrt.

Öffentliche Einrichtungen

Die Albkaserne in Stetten ist ein großer Bundeswehr-Standort mit rund 2.200 dort stationierten Soldaten und schließt an den Truppenübungsplatz Heuberg an. Nach Angabe der Stadtverwaltung sind jährlich zusätzlich zu der Stamm-Garnison etwa 1.300 Wehrpflichtige in Stetten gemeldet.

Der Truppenübungsplatz wurde bereits in den Jahren nach 1910 eingerichtet. Von 1945 bis 1959 stand er unter der Verwaltung der französischen Streitkräfte (FFA). Nach der Übernahme durch die Bundeswehr blieb jedoch ein Teil des Areal bis 1997 für die FFA reserviert.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2; Kreis Sigmaringen, W. Speemann, Stuttgart 1948. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Max Miller, Gerhard Taddey: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 6, Baden-Württemberg. 2. Auflage, 1980, ISBN 978-3-520-27602-5 S. 760.
  3. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 85ff.
  4. Besuch in Frankreich: Partner aus Montlhéry und Stetten tauschen sich aus. Freude über „Place Stetten a.k.M.“. In: Südkurier vom 19. November 2008
  5. Karl-Heinz Widerea: „Militärgeschichtliches Museum Truppenübungsplatz Heuberg/Stetten a.k.M.“: Namensänderung geplant. Verein feiert seinen zehnten Geburtstag. In: Südkurier vom 24. November 2008
  6. Karl-Peter Neusch: Volkstrauertag. Frohnstetten gedenkt der Kriegstoten. In: Schwäbische Zeitung vom 18. November 2008
  7. Von Fels zu Fels. S. 17-19 In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
  8. Dennis Knappe: Wintersport. Skilifte der Region nehmen Betrieb auf. In: Schwäbische Zeitung vom 28. November 2008

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