- Gleichen (Grafengeschlecht)
-
Die Grafen von Gleichen waren ein Grafengeschlecht aus Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Abstammung
Alten Schriften ist zu entnehmen, dass die Grafen Gleichen ursprünglich in Sachsen beheimatet waren, von dort jedoch nach Thüringen vertrieben wurden. In Thüringen sollen sie um 720 in Mühlberg und Wachsenburg Bergschlösser gebaut haben und benannten beide Gleichen. Später wird von einem Gleichen mit Beinamen "der Schwarze" gesprochen, der in sächsischem Dienst bei einer Schlacht in Buchholz 779 gegen die Franken gefangen genommen wurde. Er soll später in gutem Ansehen bei Karl dem Großen gestanden haben und ließ sich fünf Jahre nach der Schlacht auf mehrmalige Bitten Karls des Großen zum Christentum bekehren. Verheiratet mit Agnete von Winsenburg zeugte er seine zwei Söhne Witikindus und Walprechtum. Auch die beiden Brüder standen hoch in der kaiserlichen Gunst und sie erhielten in Thüringen einen Landstrich von zehn Meilen Breite und 20 Meilen Länge zum Geschenk, den sie sich teilten. Der Enkel von Walprechtum (oder Walperti) soll der Stammvater der Grafen von Gleichen sein, sein Bruder Witikintus der Stammvater der hochgräflichen Familie von Schwarzenberg.
Geschichte
Nach ihrem Stammsitz Tonna bei Gotha nannten sie sich zunächst Grafen von Tonna (1099 erstmals erwähnt-Graf Erwin I., † 1116). Im Dienste der Erzbischöfe von Mainz erwarben sie im Jahre 1120 die Vogtei über die Stadt Erfurt. Sie verfügten über umfangreichen Grund- und Lehnsbesitz vor allem in der Umgebung von Erfurt und im Eichsfeld, darunter mehrere Burgen.
1130 belehnte das Erzbistum Mainz Graf Erwin II. († um 1193) mit der Burg Gleichen bei Gotha, an welches sie von den Askaniern gelangte, nach der sich das Geschlecht seit 1162 im Anschluss nunmehr Grafen von Gleichen nannte. Die Burg selbst wurde bis 1455 ihr neuer Stammsitz, bevor dieser wieder nach Tonna zurückverlegt wurde. Unter Lambert von Gleichen erreichten sie im 13. Jahrhundert einen Höhepunkt ihrer Machtentfaltung, gerieten aber wegen ihrer Lehnsbindung an Mainz in zunehmende Gegnerschaft zum Thüringer Landgrafenhaus.
1290 verkauften die Grafen ihre Vogteirechte in Erfurt an die Stadt und mussten 1294 ihre eichsfeldischen Besitzungen samt Burgen an das Erzstift Mainz verkaufen. Zum Ausgleich begannen die Gleichengrafen Mitte des 14. Jahrhunderts sich ein kleines, in sich geschlossenes Territorium zwischen Ohrdruf (1342 erworben, Vogtei seit 1170) und Wandersleben zu schaffen und erwarben dazu die hersfeldische Vogtei Ohrdruf. Zur selben Zeit wurden die Grafen Lehnsleute der Markgrafen von Meißen, doch erschienen sie bis 1521 in der Reichsmatrikel. Eine Nebenlinie besaß die Herrschaften Blankenhain, Niederkranichfeld und Remda.
1550 begann der Bau des Renaissanceschlosses Ehrenstein in Ohrdruf, so dass 1590 die Hofhaltung von Tonna nach Ohrdruf verlegt werden konnte. Burg Gleichen wurde unterdessen als Wohnsitz aufgegeben. Durch Erbschaft gingen 1583 die Grafschaften Pyrmont und Spiegelberg an das Haus Gleichen über, bevor 1631 die gräfliche Linie mit Hans Ludwig von Gleichen erlosch.
Von den verbliebenen Gütern gelangte die Obergrafschaft (Ohrdruf, Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben, Werningshausen) an die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen umfassende Untergrafschaft (Gleichen, Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken, Ingersleben, Stedten) an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen (Schwarzburg-Arnstadt), die Herrschaft Tonna an die Schenken von Tautenburg (eine Nebenlinie der Schenken von Vargula).
Nach [1] blühte aber noch ein niederadliger Ast der Familie von Gleichen im Gothaischen Fürstenthum, welche die Güter Tannrode und Ingersleben besaßen. Diese Stamm wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts begonnen mit Curten von Gleichen zu Tannrode und Ingersleben. Dieser niederadlige Zweig der von Gleichen verschwägerte sich später mit den von Rußwurm und nannte sich von Gleichen gen. von Rußwurm. Auch führten sie Allianzwappen mit Wappenelementen beider Familien. Die Familie von Gleichen gen. von Rußwurm blüht bis heute.
Auch die Grafen von Schwarzenburg sollen mit den Grafen von Gleichen in sehr früher Zeit gemeinsame Vorfahren gehabt haben. Eine Verbindung zu der noch blühenden Familie von Uslar-Gleichen scheint nicht zu bestehen.
Wappen
Das Stammwappen zeigt auf blauem Schild einen leopardisierten, gekrönten, silbernen Löwen. Auf dem gekrönten Helm der Löwe wachsend, der mit drei Straußenfedern in Blau, Silber und Blau besteckt ist. Die Decken sind Blau und Silber.
Die Grafen zu Tonna/Gleichen
- Graf Erwin I. zu Tonna († 1116)
- Lambert I. (1149)
- Ernst I. († 1152), Bruder von 2.
- Ernst II. († um 1170)
- Erwin II. von Gleichen († um 1193), Bruder von 4.
- Lambert II. († 1228)
- Ernst III. zu Velseck († 1230), Bruder von 6.
Teilung unter den Söhnen von Lambert II.
A.) Gleichenstein (Eichsfeld)
- Heinrich I. († 1257)
- Albrecht II. († 1290)
- Albrecht III. († 1283)
- Ernst V. († um 1270)
- Heinrich III. († 1299)
Das Eichsfeld 1294 an das Erzbistum Mainz verkauft.
B.) Gleichen
- Ernst IV. († 1287)
- Heinrich IV. († 1314)
- Erwin III. († 1266), Bruder von 2.
- Albrecht IV. († 1286), Bruder von 2.
- Hermann IV. († 1343), Sohn von 2.
- Heinrich V. († 1345), Bruder von 5.
- Albrecht V. († 1292), Sohn von 4.
Teilung unter den Söhnen Herman´s IV.
I.) Blankenhain
- Heinrich VI. († 1378)
- Ernst VIII. († 1414), Sohn von 1.
- Johann I. († um 1385), Sohn von 1.
- Heinrich VII. († 1415), Sohn von 1.
- Erwin IV. († 1437), Sohn von 2.
- Friedrich († 1426), Sohn von 2.
- Adolf I. († 1456), Sohn von 2.
Teilung unter den Söhnen Heinrich´s VII.
a.) Remda
- Ernst X. († 1458)
- Ernst XI. († 1492), Sohn von 1.
- Erwin V. († 1497), Sohn von 1.
- Ernst XIII. († 1504), Sohn von 2.
- Hektor I. († 1548), Sohn von 2.
- Adolf II. († 1523), Sohn von 2.
- Johann II. († 1545), Sohn von 4.
- Ernst XV. († 1551), Sohn von 5.
- Hektor II. († 1560), Sohn von 5.
- Gebhard I. († um 1565), Sohn von 5.
- Joachim Jakob († vor 1544), Sohn von 6.
- Johann IV. († 1567), Sohn von 7.
- Ludwig Siegmund V. († 1574), Sohn von 9.
- Adolf IV. († 1563), Sohn von 11.
- Georg Rudolf († 1596), Sohn von 12.
Mit Graf Georg Rudolf stirbt die Linie Rembda im Jahre 1596 im Mannesstamme aus.
b.) Blankenhain
- Ludwig I. († 1467)
- Georg I. († um 1481), Sohn von 1.
- Karl I. († 1495), Sohn von 1.
- Wolfgang in Blankenhain († 1551), Sohn von 3.
- Ludwig II. in Kranichfeld († 1522), Sohn von 3.
- Siegmund III. in Ehrenstein († 1519)
- Karl III. (erbt Rembda) († 1599), Sohn von 5.
- Wolf Siegmund († 1554), Sohn von 5.
- Ludwig III. († 1586), Sohn von 5.
- Volrad († 1627), Sohn von 7.
- Gebhard II. († um 1575), Sohn von 8.
Mit Graf Volrad stirbt die Linie Blankenhain im Jahre 1627 im Mannesstamme aus.
II.) Tonna
- Ernst VII. († 1395)
- Ernst IX. († 1427), Sohn von 1.
- Siegmund I. († 1494), Sohn von 2.
- Siegmund II. († 1525), Sohn von 3.
- Ernst XIV. († 1568), Sohn von 4.
- Siegmund IV. († 1556), Sohn von 4.
- Philipp († 1549), Sohn von 4.
- Johann III. († 1542), Sohn von 4.
- Georg II. († 1570), Sohn von 7.
- Georg III. († 1578), Sohn von 9.
- Philipp Ernst († 1619), Sohn von 10.
- Hans (Johann) Ludwig († 1631), Bruder von 11.
Mit Graf Hans (Johann) Ludwig starben die Grafen von Gleichen/Tonna im Jahre 1631 im Mannesstamme aus.
Sagen
Weblinks
- Informationen zur Grafschaft Gleichen
- Wappen der Grafen von Gleichen in Wappen deutscher Geschlechter, Augsburg 1475
- Stammwappen der Grafen von Gleichen
Literatur
- Friedrich Lucae: Des heil. Römischen Reichs Uhr-alter Graffen-Staat. Friedrich Knochens, Frankfurt am Main, 1702
- Johann Brandmüller:Historisches und geographisches Lexikon Band II. 1726
- Johann Friedrich Gauhen: Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Verleger: Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1740
- Max Wilberg, Regententabellen, 1987 by Transpress VEB Verlag für Vehrkehrswesen, Berlin; unveränderter fotomechanischer Nachdruck der Auflage Frankfurt/Oder 1906, ISBN 3-344-00094-2
- Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, Beck´s Historische Bibliothek, München, 1999, ISBN 3-406-44333-8
Referenzen
- ↑ Johann Friedrich Gauhen: Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Verleger: Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1740
Wikimedia Foundation.