Gleve

Gleve

Eine Gleve (auch Helm)[1] bezeichnet die kleinste Einheit der Kavallerie, das heißt ein Ritter mit drei bis vier Mann Gefolge. Der Begriff stammt von dem französischen glaive[2], das wiederum vom lateinischen gladius abgeleitet ist.[3] Die Bezeichnung Gleve kam nur im Heiligen Römischen Reich vor.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Eine Gleve im Mittelalter bestand aus einer kleinen Gruppe berittener und unberittener Männer, die im Waffenumgang erfahren waren, oft Diener eines schwerbewaffneten Ritters. Dabei handelte es sich um den Ritter mit einem Reit- und einem Kampfross, einem Knappen und einem Schützen[4], wobei die Mitgliederzahl der Gleven beträchtlich schwankte. Die Gleve stellte keine taktische Formation dar, sondern war ein Mittel, um die Anzahl waffenfähiger Männer zu ermitteln.

Entstehung

Als das Lehen im Spätmittelalter nicht mehr länger Grundlage für die Aufstellung einer Militärmacht war, zählte der tatsächliche Reichtum. Weltliche und geistliche Feudalherren mussten Gleven bereitstellen. Die Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches wurden am höchsten bewertet, sie stellten zwischen vierzig und fünfzig Gleven. Die Herzöge von Bayern brauchten nur acht Gleven zu stellen, während beispielsweise die reiche, freie Stadt Nürnberg dreißig stellen musste.

Das System der Gleven wurde bereits bei den Städten eingeführt worden, bevor Kaiser Sigismund es nutzte um ein Reichsheer aufzustellen. Kaiser Sigismund befahl 1426 und 1431 den Dienst für jeden 20. bzw. 25. Mannes. Militärisch erwies sich die Gleve sowohl den Hussiten als auch den Söldnern unterlegen. Sie waren weder wie die Hussiten von nationalem und religiösem Eifer beflügelt, noch hatten sie den finanziellen Anreiz der Söldner. 1467 musste das Gleve-System abgeschafft werden, doch waren andere Hilfsmittel gleichermaßen wirkungslos. Neben Bürgeraufgeboten stellten die Städte eigene Söldnerheere auf, was einige Zeit funktioniert zu haben schien, jedoch auch Risiken barg. In diesen Söldnerheeren versammelte sich der Abschaum der Gesellschaft, deren Kampfmoral selten hoch war. Da sie von überall her kamen fehlte ihnen die Erfahrung gemeinsamen Vorgehens.

Als Kaiser Sigismund 1426 den Reichstag zu Nürnberg um ein Heer von 6.000 Gleven zum Kampf gegen die Hussiten bat, entgegneten seine Vasallen einfach, es sei unmöglich, in Deutschland ein Heer dieser Größe aufzustellen. Und wenn man es aufstellen könnte, ließe es sich in Böhmen von den verfügbaren Mitteln nicht ernähren. 3.000 - 4.000 Gleven wollten sie stellen, wenn die Städte weitere 1.000 beisteuerten. Doch die Städte widersprachen, diese Zahl übersteige ihre Möglichkeiten. So marschierte Kaiser Sigismund mit einem kleineren Heer als erwartet, dessen Kampfmoral überdies zweifelhaft war, nach Böhmen auf Aussig an der Elbe zu, das dem Kaiser treu geblieben war und von den Hussiten belagert wurde (Schlacht bei Aussig). Die Gleven des Reichs glänzten durch ihre Abwesenheit. Circa fünf Jahre später beschloss der Reichstag 8.200 Gleven aufzustellen, was bereits 1426 mit 6.000 Gleven als unmöglich angesehen worden war.

Siehe auch

Literatur / Quelle

  • H. W. Koch - Illustrierte Geschichte der Kriegszüge im Mittelalter, S. 170- 171, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-8289-0321-5

Einzelnachweise

  1. vgl. Liebe, Georg: Soldat und Waffenhandwerk, Leipzig 1899, S. 8
  2. http://fr.wikipedia.org/wiki/Glaive
  3. Aus: Joachim Ehlers:Die Ritter Seite 79
  4. vgl. Liebe, Georg: Soldat und Waffenhandwerk, Leipzig 1899, S. 8

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