Gefolge

Gefolge
Königin Helena mit Gefolge auf dem Ritt zum Heiligtum der Venus Cloacina, 15. Jh.
Ritter mit Gefolge um 1190

Gefolge (Gefolgschaft, bei den Langobarden Gesinde) war bei den Germanen eine freiwillige, durch Treueid gefestigte Vereinigung erprobter Männer und aufstrebender, wehrfähiger Jünglinge um einen charismatischen oder berühmten Führer, meist einen Gaufürsten, König oder Herzog. Der Eintritt in eine Gefolgschaft (lateinisch: comitatus) tat der Ehre und Freiheit keinen Abbruch, so dass selbst Söhne angesehener Familien in solche Dienste traten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der Schlacht kämpfte das Gefolge wetteifernd unter dem Dienstherrn. Die Anzahl der Gefolgsleute und der Ruf ihrer Tapferkeit hoben das Ansehen des Fürsten. Die Gefolgsleute erhielten für ihre Dienste freien Unterhalt, persönliche Ausrüstung, einen Anteil an der Beute sowie sonstige Geschenke. In Friedenszeiten zogen die Gefolgsleute auch mit anderen Fürsten in kriegerische Auseinandersetzungen. Die Größe der Gefolgschaften, die meist nur von beschränkter Anzahl waren, wurde in historischen Berichten oft überschätzt, da die Gefolgsleute mit den freiwillig mitziehenden Kriegern verwechselt oder vermischt wurden. So zählte die Gefolgschaft des alamannischen Gaukönigs Chnodomar etwa 300 Mann, während Fürsten wie z.B. Ariovist mehrere Tausend freiwillige Krieger zu kriegerischen Unternehmungen führten.

Im fränkischen Reich hatte nur der König das Recht, Gefolgsleute, sogenannte Antrustiones, zu halten. Noch in der merowingischen Periode trat an ihre Stelle das Vasallentum oder Lehnswesen, das ursprünglich niedere Diener umfasste, sich aber nach dem Vorbild des Gefolgschaftswesens veredelte.

In den auf germanische Tradition zurückgehenden epischen Dichtungen und Heldensagen, von Beowulf bis zu den Nibelungen, wird das Gefolgschaftswesen noch zu einer Zeit verherrlicht, als es aus dem wirklichen Leben längst verschwunden war.

In der Neuzeit verstand man bis ins 20. Jahrhundert unter der französischen Bezeichnung Suite das militärische Gefolge des Landesherren, eines Feldherren oder eines kommandierenden Generals. Es begleitete ihn bei seinem Dienst und konnte von ihm nach Belieben verwendet werden. Dazu gehörten der Generaladjutant, die Generalstabsoffiziere und Ordonnanzoffiziere. Sie standen dann à la suite der betreffenden Persönlichkeit.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Gefolge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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  • Gefolge — Gefolge …   Deutsch Wörterbuch

  • Gefolge — Gefolge, 1) mehrere Personen, welche Einen, bes. regierende Fürsten u. Herrn, so wie in hohen Civil u. Militärämtern Angestellte amtlich od. zur Bedienung begleiten; 2) (deutsche Ant.), eine Vereinigung von Männern u. Jünglingen, die sich einem… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gefolge — (Comitatus), Personen, die einem regierenden Fürsten, sonstigen Mitgliedern einer Herrscherfamilie, auch hohen Zivil und Militärbeamten zur Begleitung und Bedienung beigegeben sind. Das militärische G. besteht beim deutschen Kaiser aus einem… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Gefolge — ↑Entourage, ↑Eskorte, ↑Kondukt, ↑Tross …   Das große Fremdwörterbuch

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  • Gefolge — Begleitperson; Begleitung; Anhang * * * Ge|fol|ge [gə fɔlgə], das; s: alle Personen, die eine Person von hohem Rang begleiten: im Gefolge des Präsidenten waren mehrere Minister; der König trat mit großem Gefolge auf. Syn.: ↑ Geleit (geh.). Zus.:… …   Universal-Lexikon

  • Gefolge — das Gefolge, (Aufbaustufe) Personengruppe, die eine hochgestellte Persönlichkeit begleitet Synonym: Tross Beispiele: Er befand sich im Gefolge des Präsidenten. Der Fürst trat mit einem großen Gefolge auf …   Extremes Deutsch

  • Gefolge — a) Begleitmannschaft, Begleitung, Eskorte, Geleit[schutz], Tross; (bildungsspr.): Entourage; (veraltet): Kortege, Suite. b) Trauergefolge, Trauergeleit. * * * Gefolge,das:1.⇨Begleitung(1),Gefolgschaft(1)–2.imG.haben:⇨Folge(3)… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Gefolge — Ge·fọl·ge das; s, ; meist Sg, Kollekt; 1 alle Leute, die eine wichtige Person begleiten und für sie arbeiten: Etwa vierzig Ritter bildeten das Gefolge des Königs || K : Gefolgsherr 2 alle Leute, die bei einer Beerdigung den Toten zum Grab… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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