Gnauth

Gnauth
Villa Siegle, ca. 1876

Adolf Gnauth (* 1. Juli 1840 in Stuttgart; † 19. November 1884 Nürnberg) war ein deutscher Architekt, Architektur-Zeichner und Dozent bzw. Direktor der Kunstgewerbeschule Nürnberg.

Adolf Gnauth besuchte in Stuttgart das Polytechnikum, wo er Schüler von Christian von Leins wurde, war 1860–1861 beim württembergischen Eisenbahnhochbau beschäftigt, unternahm 1861–1863 eine Studienreise nach Italien, ging danach nach Wien und dann abermals nach Italien, wo er sich von 1864 bis 1866 aufhielt. 1866 erhielt Gnauth einen Ruf als Professor an die Baugewerkschule Stuttgart.

In den Sommern 1867–1869 war er in Oberitalien tätig, um für die Arundel Society große Aquarelle (von Grabdenkmälern der Renaissance) anzufertigen. 1870 wurde ihm eine Professur am Polytechnikum Stuttgart übertragen, von der er wegen bedeutender Privataufträge 1872 wieder zurücktrat.

Sein erstes Werk in Stuttgart war die Villa Siegle; ihr folgten eine Anzahl von Privatbauten, bei denen zum Teil die Technik des Sgraffitos in ausgedehntester Weise zur Anwendung kam, sowie die Württembergische Vereinsbank und die Villa Conradi im Stil des Neubarock.

Außerdem schuf er einige kleinere Werke mehr dekorativer Art, namentlich Grabmäler (darunter das Denkmal für die im Krieg 1870/71 Gefallenen). Daneben entwickelte Gnauth noch eine große Tätigkeit im Kunstgewerbe, indem er Zeichnungen zu Möbeln und andern Kunsttischlerarbeiten, zu Gold- und Silberarbeiten (darunter zum Werder-Schwert), Titelblättern etc. lieferte.

Mit Bruno Bucher in Wien gab er 1874–1875 die Publikation „Kunsthandwerk. Sammlung mustergültiger kunstgewerblicher Gegenstände aller Zeiten“ heraus. 1875–1876 unternahm er eine Reise durch Griechenland und Ägypten, und 1877 wurde er Direktor der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, wo er am 19. November 1884 starb.

Gnauth besaß eine reiche künstlerische Phantasie und ein umfangreiches Wissen, die ihn namentlich zu bedeutenden Schöpfungen auf ornamentalem und dekorativem Gebiet befähigten. Seine Architektur zeigt eine originelle Anwendung der Renaissanceformen, wobei er mit Vorliebe sich der Motive aus den Palastarchitekturen von Florenz, Verona und Genua bediente. Seine Schöpfungen zeichnen sich durch kühne Komposition und phantasievolle Ausprägung des Details aus; dagegen hielt er nicht immer die Linie des klassischen Maßes ein, sondern schweifte zuweilen ins Barocke hinüber.

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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