- Gotthilf Samuel Steinbart
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Gotthelf Samuel Steinbart (* 21. September 1738 in Züllichau; † 3. Februar 1809 in Frankfurt (Oder)) war ein protestantischer Theologe, Pädagoge und Philosoph der Aufklärung. Steinbart war Vertreter des Theologischen Rationalismus und der Neologie.
Der Vater Johann Christian Steinbart leitete in Züllichau ein pietistisches Waisenhaus, das dessen Vater Siegmund begründet hatte und in dem auch Gotthelf Samuel erzogen werden sollte. Auf der Schule zu Kloster Bergen kam er dann erstmals mit den Schriften Voltaires in Kontakt, die ihn zunehmend für die Aufklärung einnahmen. Steinbart studierte in Halle bei Siegmund Jakob Baumgarten und in Frankfurt (Oder) bei Johann Gottlieb Töllner protestantische Theologie, um nach einem Aufenthalt in Berlin schließlich die Leitung des Waisenhauses in Züllichau von seinem Vater zu übernehmen.
1774 wurde Steinbart auf den Frankfurter Lehrstuhl für Philosophie berufen und später zusätzlich als außerordentlicher Professor für Theologie auch Nachfolger seines Lehrers Töllner. 1778 erschien Steinbarts Werk System der reinen Philosophie oder Glückseligkeitslehre des Christenthums ..., das in rationalistischer Weise den Zusammenhang zwischen der christlichen Lehre und Lebensführung und der innerweltlichen Glückseligkeit hervorzuheben trachtet. Wenngleich auch die von Steinbart benannten Tugenden, wie Ehrlichkeit, Klugheit oder Bescheidenheit, allgemein anerkannt wurden, forderten Eigenliebe, Glück und Zufriedenheit als Maximen christlichen Lebens den Protest der Protestantischen Orthodoxie heraus. Die einhergehende Vermenschlichung der Gestalt Jesu Christi zu einem Tugendlehrer provozierte weitere Konflikte.
Dennoch wurde Steinbart mit seinem noch mehrere Auflagen erfahrenden Werk zum Doktor der Theologie promoviert, dann 1787 zum theologischen Berater König Friedrich Wilhelms III. ernannt und als Oberschulrat und in das Berliner Oberschulkollegium berufen. Weitere mehr oder minder populärwissenschaftliche Werke folgten. An die immer noch von ihm geleitete Züllichauer Erziehungsanstalt wurde ein Lehrerseminar angegliedert, dessen Führung Steinbart ebenfalls übernahm. Erst mit dem Untergang der Historischen Theologie und der Zunehmenden Geltung der Kantischen Moralphilosophie sank auch die Bedeutung des später dem Eudämonismus zugeordneten Ansatzes Steinbarts, der jedoch in Bernard Bolzano einen Nachfolger fand.
Weblinks
- Literatur von und über Gotthelf Samuel Steinbart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- P. Tschakert, Steinbart; in: ADB 35, 687-689
- Gotthelf Samuel Steinbart. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Personendaten NAME Steinbart, Gotthelf Samuel KURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe, Pädagoge und Philosoph GEBURTSDATUM 21. September 1738 GEBURTSORT Züllichau STERBEDATUM 3. Februar 1809 STERBEORT Frankfurt (Oder)
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