Grabow (am Fläming)

Grabow (am Fläming)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Grabow
Grabow (am Fläming)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Grabow hervorgehoben
52.2511.94972222222251Koordinaten: 52° 15′ N, 11° 57′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Jerichower Land
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Möckern-Loburg-Fläming
Höhe: 51 m ü. NN
Fläche: 32,01 km²
Einwohner: 679 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner je km²
Postleitzahl: 39291
Vorwahl: 03921
Kfz-Kennzeichen: JL
Gemeindeschlüssel: 15 0 86 060
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Dorfstraße 31
39291 Grabow
Bürgermeisterin: Karola Pöschel
Lage der Gemeinde Grabow im Landkreis Jerichower Land
Karte

Grabow ist eine ländliche Gemeinde im Zentrum des Landkreises Jerichower Land.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Landwirtschaftliche Flächen im Norden und Waldgebiete im Westen und Süden am Rande des Landschaftsschutzgebietes Möckern-Magdeburgerfoth bestimmen die Umgebung des Ortes. Er liegt am Westrand des Flämings am Ufer des Flusses Ihle. Die Kreisstadt Burg (bei Magdeburg) liegt 8, 7 Kilometer entfernt und ist über die Landesstraße 52 zu erreichen. Diese Straße führt auch zum nächsten Autobahnanschluss Theeßen, der 7,2 Kilometer entfernt ist. Zu Grabow gehören die Ortsteile Kähnert und Ziegelsdorf.

Geschichte

Da der Ortsname Grabow (GrabawaWeißbuchendorf) slawischen Ursprungs ist, kann auf erste Ansiedlungen im 5. und 6. Jahrhundert geschlossen werden. Als sich im 12. Jahrhundert Deutsche in der Region niederließen, errichteten sie ihre Siedlungen neben denen der Slawen. Bestanden für einen gewissen Zeitraum die Orte Lüttgen-Grabow der Slawen und Groß-Grabow der Germanen. In der ersten Urkunde über den Ort wird er noch „Grabuua“ genannt. Es ist die Schenkungsurkunde Otto I. aus dem Jahre 946 für das Magdeburger Moritzkloster.

Um 1150 findet eine sich nach Grabow nennende Ministerialenfamilie Erwähnung. Ebenfalls im 12. Jahrhundert wurde nahe dem Ort eine Wasserburg errichtet. Gleichzeitig entstand der erste Kirchenbau. 1306 wurden Burg und Dorf an das Bistum Brandenburg verkauft. Das Bistum belehnte zwischen 1319 und 1323 die Grafen von Lindau mit Grabow, die danach strebten, ihren Einflussbereich nach Süden hin zu erweitern. Sie traten vor Ort nicht weiter in Erscheinung, sondern überließen ihr Lehen in einem Unterverhältnis den Adelsfamilien Iwan von Wulffen und Henning von Barby. Als nach dem Aussterben der Grafen von Lindau das Lehen 1524 an den brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. überging, wurde als so genannter Afterlehnsnehmer nur noch die Familie von Wulffen erwähnt. 1545 verkaufte Wichmann von Wulffen das Gut Grabow an die Familie von Plotho, die Gutsherren bis in das 19. Jahrhundert hinein blieben. Das Burggelände blieb im Besitz der Familie von Wulffen. Hans-Christoph von Wulffen ließ dort 1713 ein neues stattliches Herrenhaus errichten.

Administrativ war Grabow bis 1773 dem brandenburgischen Zauchekreis untergeordnet, danach wechselte es in den zum Herzogtum Magdeburg gehörenden Ziesarschen Kreis. Bei einer erneuten Strukturveränderung wurde der Distrikt Jerichow I zuständig, aus dem sich später der Landkreis Jerichow I mit der Kreisstadt Burg entwickelte, der bis 1952 bestand. 1806 wurde mit Carl von Wulffen erneut die Familie von Wulffen als Rittergutsbesitzer in Grabow erwähnt.

1901 wurde das Rittergut an Olof von Lindequist verkauft, der das Herrenhaus zu seiner heutigen Form umbaute. Der von ihm angelegte 50 Morgen große Park mit über 50 zum Teil seltenen Baumarten ist heute verwildert (Stand 2007).

Da Grabow nie von wichtigen Verkehrswegen berührt wurde, blieb es stets eine von Land- und Forstwirtschaft geprägte Gemeinde. Die Einwohnerzahl entwickelte sich von 701 im Jahre 1910 über 719 1939 auf 931 im Jahre 1964 zusammen mit den eingemeindeten Orten Kähnert und Ziegelsdorf. Am 5. Mai 1945 marschierte die Rote Armee in Grabow ein, und der letzte Gutspächter Dr. Hans-Olof von Rohr, ein Enkel von Lindequist, floh nach Niedersachsen. Die sowjetischen Soldaten beschlagnahmten das Vieh und den Maschinenpark und ließen das Herrenhaus verwüstet zurück. Mit der noch 1945 angeordneten Bodenreform wurde der Grundbesitz des Gutes zerteilt und an Neubauern verteilt.

Am 12. Juni 1989 erregte der Ort Aufsehen in der Region, als die hiesige Kirche durch den Brandanschlag eines Unteroffiziers der Nationalen Volksarmee bis auf die Grundmauern zerstört wurde.

Wirtschaft

In Grabow wird eine Nerzfarm betrieben.

Politik

Die ehrenamtliche Bürgermeisterin Karola Pöschl wurde zum ersten Mal am 29. Juni 1997 gewählt.

Wappen

Blasonierung: „In Silber ein blauer Schräglinksbalken, begleitet oben von ei­nem blauen steigenden Wolf am Spalt, un­ten von einem blauen Buchenzweig.“

Im Jahr 2001 beschloss die Gemeinde Grabow die Führung eines Wappens als Zeichen der kommunalen Identität und Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Heimatort. Der Magdeburger Heraldiker Jörg Mantzsch erhielt dazu den Auftrag. Die von ihm dargestellte Symbolik geht weit in die Geschichte zurück und berücksichtigt den Ortsnamen, die Lage seiner Ansiedlung und das Hoheitszeichen der Familie von Wulffen.

Grabow ist slawischen Ursprungs. Zweiunddreißig archäologische Fundstätten weisen nach, dass sich im Zuge der 2. Völkerwan­derung hier Slawen niederließen und am Lauf der Ihle Siedlungsstätten hatten, aus denen sich ein Gemeinwesen entwickelte. In Altslawisch heißt Grabow soviel wie Weißbuche, was von der botanischen Gege­benheit abzuleiten ist. Dies symbolisiert der Buchenzweig im Ortswappen, während die Ihle durch einen Schrägbalken dargestellt ist.

Jahrhundertelang war Grabow Sitz der Familie von Wulffen, die den Ort und sein So­­zialgefüge wesentlich prägte. In ihrem Wap­pen führten sie einen steigenden Wolf, der ebenfalls in Teilen übernommen wurde.

Somit sind die Wappenelemente: Ein Teil des Wulfenschen Wappenwolfes, ein Buchen­zweig, ein blauer Balken.

Als Gemeinde­farben gelten Blau - Silber (Weiß).[1]

Flagge

Die Fahne wurde entsprechend der geltenden Rechtsgrundlagen zweigestreift in den Farben Blau-Weiß mit auf­gesetztem Wappen beschlossen.

Bauwerke

  • Die St.-Jakobi-Kirche ist ein spätromanischer Feldsteinbau mit auffallend großem Kirchenschiff, dem im Osten ein quadratischer Chor und eine halbrunde Apsis mit jeweils kleinerem Grundriss angefügt sind. Chor und Apsis gehören zum Ursprungsbau, der im 12. Jahrhundert entstand, während das Kirchenschiff einhundert Jahre später erbaut sein dürfte. Ursprünglich war ein querrechteckiger Westturm in Schiffsbreite vorgesehen, er wurde offenbar nicht vollendet und seine Ostwand später wieder herausgebrochen. Das Satteldach des Kirchenschiffs ist daher bis an die Westwand gezogen, und über den Westgiebel erhebt sich ein quadratischer Dachturm in Fachwerkbauweise mit einem geschieferten achtseitigen Spitzhelm. Auffallendes Merkmal des Bauwerkes sind seine kleinen hoch angeordneten Fenster, die leicht spitzbogig geformt sind. Der gemalte Flügelaltar von 1595, die Kanzel aus dem früheren 17. Jahrhundert und ein barocker Taufengel wurden wie die gesamte Innenausstattung durch den Brandanschlag von 1989 vernichtet. Nach der Wiederherstellung des Innern trägt das Kirchenschiff eine längsseits verbretterte hölzerne Flachdecke, die mit Holzstützen versehen ist. An der Westseite wurde die ebenfalls aus Holz hergestellte Empore der ursprünglichen in vereinfachter Form nachempfunden. Sie trägt das heute wertvollste Inventarstück, eine Orgel der Firma Friedrich Ladegast aus dem Jahre 1866, die zunächst für die Kirche in Mutschau vorgesehen war. Den Brand überstanden haben Grabsteine von 1325 und 1356, letzterer ist ein Doppelgrabstein der Familie von Wulffen.
Kirche von Südosten
Kircheninneres nach Osten
  • Das ehemalige Herrenhaus der Familie von Wulffen steht im Süden des Ortes auf dem Gelände der alten Wasserburg. Der Ursprungsbau von 1713 wurde im Jahre 1901 in seinem Erscheinungsbild erheblich verändert. Es ist ein stattlicher zweigeschossiger Barockbau, gegliedert durch zwölf Fensterachsen. Jeweils zwei Fensterpartien sind durch Pilaster getrennt. Die Südfassade ist mit einer Freitreppe versehen. Der Ostgiebel ist um etwa fünf Meter über die Südfassade hinausgezogen, sodass er einen separaten Flügel bildet. Hauptgebäude und Ostflügel sind jeweils mit einem Mansardwalmdach gedeckt. Auf dem Burggelände sind noch Reste der Feldsteinringmauer der mittelalterlichen Wasserburg vorhanden.
Gutshaus, Südfront
Burgruine

Quellen

  • Handbuch der historischen Stätten - Provinz Sachsen Anhalt. Alfred Körner Verlag, 1993, ISBN 3-520-31402-9
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I. Deutscher Kunstverlag, 2002, ISBN 3-422-03069-7
  • Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming. Eigenverlag, ISBN 3-9809011-0-6
  • CD Sachsen-Anhalt - Amtliche Topografische Karten, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, 2003

Quellenangaben

  1. Angaben zur Wappenerläuterung vom Heraldiker Jörg Mantzsch erhalten

Weblinks



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