Graf von Plettenberg

Graf von Plettenberg
Wappen derer von Plettenberg

Plettenberg ist der Name eines westfälischen Uradelsgeschlechtes. Plettenberg, der Stammsitz der Familie, ist heute eine Stadt des Märkischen Kreises im Sauerland. Die Familie unterstützte vom 12. bis zum 18. Jahrhundert den Erzbischof von Köln und stellte mehrfach den Marschall von Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge

Eine erste mutmaßliche Erwähnung des Adelsgeschlechtes Plettenberg erfolgte im Jahr 1042. Ein Ritter von Plettenberg wurde auf einer Teilnehmerliste eines Turniers in Halle geführt[1].

Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung erfolgte 1187. Heidolphus de Plettenbrath wurde in einer Urkunde des Philipp I. von Heinsberg, Erzbischof von Köln genannt[2]. Er gehörte zu den Gefolgsleuten des Erzbischofs, der 1180 auch Herzog von Westfalen geworden war. Heidolphus de Plettenbrath half dem Erzbischof, sein Territorium gegenüber den Nachbarn, insbesondere den Grafen von der Mark, abzusichern.

Heidenreich (Heydenricus) von Plettenberg war 1258 Drost der Grafen von Arnsberg und 1266 Marschall von Westfalen. Seine Brüder (oder Vettern) Otto und Rudolf von Plettenberg, waren 1286 Stiftsherren der Abtei Essen. Johann I. von Plettenberg (* vor 1270,† nach 1314), Sohn Heidenreichs und seiner Frau Lucia, war von 1294 bis 1298 und con 1300 bis 1312 Marschall von Westfalen.

Rabodo von Plettenberg war 1231 Hauptstifter des ersten in Soest gegründeten Dominikanerklosters. Weitere Marschälle waren Hunold I. (1256-60 und 1267), Hunold II. (1303) und Hermann (1352).

Die Familie hat mehrere Stammlinien, von denen Schwarzenberg (protestantisch) und Lenhausen (katholisch) heute noch existieren.

Plettenberg-Schwarzenberg

Gerhard von Plettenberg, ein Sohn Hunolds I., wurde Droste des Grafen Engelbert III. von der Mark. Er ließ als solcher die Burg Schwarzenberg, die in der Fehde mit dem Grafen Gottfried von Arnsberg Schaden gelitten hatte, ausbessern und verstärken. 1512 gelangte die Burg Schwarzenberg als Pfand in Besitz der Nachfahren Gerhards von Plettenberg. Nachdem sie 1661 in ihr Eigentum übergangen war, ließ die Familie sie renovieren und im ehemaligen Zwingerbereich einen Barockgarten anlegen. Bis ca. 1830 wurde sie von Familienmitgliedern bewohnt, danach verfiel sie.

Plettenberg-Heeren und Bodelschwingh-Plettenberg

Johann Adolph Freiherr von Plettenberg-Schwarzenberg gelangte spätestens 1767 in Besitz des Hauses Heeren bei Kamen. Friedrich († 1820), sein Sohn, erbte den Besitz. Friedrich Wilhelm (* 1796, † 1861), dessen Sohn, war Majoratsherr auf Heeren, Hilbeck, Werve und Hahnen.

Karl Wilhelm Freiherr von Plettenberg-Schwarzenberg-Heeren (* 1765; † 1850), ein Sohn Johann Adolphs, heiratete am 19. August 1788 die Erbtochter Anna Luisa Freiin von Bodelschwingh auf Bodelschwingh, die zehn Jahre zuvor das Haus Bamenohl geerbt hatte. Er fügte, mit preußischer Genehmigung, seinem Namen und seinem Wappen das derer von Bodelschwingh hinzu und begründete die Linie der Freiherren von Bodelschwingh-Plettenberg.

Sein Sohn Adolf (1797-1869) nahm an der Schlacht bei Waterloo teil, heiratete 1827 Louise von Plettenberg-Heeren und übernahm das der Familie Bodelschwingh gehörende Rittergut Schloss Sandfort bei Olfen. Er engagierte sich auch politisch und stand 1830-31 in Kontakt mit dem Freiherrn vom Stein[3]). 1861 konnte er Haus Sandfort als persönliches Eigentum erwerben. Sein Bruder Gisbert Freiherr von Plettenberg hatte in Westfalen, im Jülichschen, in Holland und Pommern Besitzungen und wurde 1826 auf Lebenszeit in das Herrenhaus des westfälischen Provinziallandtags gewählt.

Der General Karl von Plettenberg und sein Sohn, der Widerstandskämpfer Kurt von Plettenberg, stammten ebenfalls aus dieser Linie.

Aus Anlass der 25-jährigen Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. wurde dieser Familienzweig 1913 in den preußischen Grafenstand erhoben und nannte sich nun Graf von Plettenberg.

Plettenberg-Bamenohl (erloschen)

Die Linie Plettenberg-Bamenohl geht auf Heidenreich von Plettenberg zurück. Möglicherweise war er ein Sohn Hunolds II. Er kaufte 1341 die Vogtei in Plettenberg und war mit Elisabeth von Altena verheiratet. Ihr Sohn Heidenreich (* um 1402, † ca 1474) war Knappe und Erbe zu Finnentrop. Um 1433 heiratete er die Erbtochter Angela von Heyen (Heygen) und kam dadurch in Miteigentum am Haus Bamenohl. 1447 konnte er seinen Besitz an Bamenohl weiter ausbauen. Haus Bamenohl gelangte später in den Besitz des Zweigs Bodelschwingh-Plettenberg-Heeren.

Plettenberg-Serkenrode (erloschen)

Ulrich von Plettenberg zu Bamenohl (* vor 1518, † n. 1557), ein Sohn Heidenreichs, erwarb 1539 Rechte am Gut Serkenrode. Er war verheiratet mit Catharina von Thülen. Sein Sohn Ulrich (* ca. 1530 † n. 1584), heiratete Margarethe von Luggenhausen aus Livland und kam 1560 in vollständigen Besitz von Serkenrode. Anton (Thönis) (* ca. 1565, † 1633), dessen Sohn und Erbe, war Gograf zu Fredeburg. Eine Schwester von Anton (Thönis), Gertrud von Plettenberg, wurde Mätresse Ernst von Bayerns, Erzbischof von Köln.

Plettenberg-Lenhausen

Heidenreich von Plettenberg, der zweite Sohn des og. Heidenreich von Plettenberg zu Bamenohl (* um 1450, † 1485) wurde in Waldenburg geboren und war Miterbe zu Finnentrop. 1457 erwarb er das Schloss Lenhausen von Heinrich von Lenhausen, der kinderlos geblieben war. Er heiratete Adelheid von Wrede und teilte 1483 den Besitz unter seinen beiden Söhnen auf.

Heinrich von Plettenberg zu Lenhausen, ihr drittes Kind, heiratete 1575 Margarethe Agathe von Böckenförde und hatte mit ihr sieben Kinder. Christian von Plettenberg zu Lenhausen (* 1576, † v. 1646), ihr ältester Sohn, heiratete Anna Vogt von Elspe zu Borghausen und Bamenohl. Bernhard von Plettenberg zu Lenhausen (* 1618, † n. 1677), ihr Sohn, heiratete 1643 Odila von Fürstenberg, die ihm 9 Kinder gebar.

Friedrich Christian von Plettenberg, ihr ältester Sohn, war von 1688 bis 1706 Fürstbischof von Münster. Seine Brüder Christian Dietrich, Friedrich Moritz, Wilhelm Ferdinand, Johann Adolf und Bernhard wurden 1689 in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

Wilhelm Ferdinand von Plettenberg wurde Premierminister unter dem Kurfürsten Clemens August I. von Bayern und war wichtiger Unterstützer von Maria Theresia von Österreich bei der Thronfolge für die Habsburgischen Erblande. Unter ihm wurde 1734 das Schloss Nordkirchen fertiggestellt. Die Söhne von Johann Adolf von Plettenberg, Ferdinand und Bernhard Wilhelm, erlangten 1724 den Reichsgrafenstand.

1733 verlegte die Familie ihren Hauptwohnsitz von Lenhausen in das 1710 erworbene Schloss Hovestadt in Lippetal. 1874 ließ sie das Obere Haus Lenhausen instandsetzen. Seit 1927 nutzt sie es wieder als Familiensitz.

Der in Hovestadt geborene Bildhauer Bernhard von Plettenberg stammt auch aus dieser Linie.

Plettenberg-Wittem (erloschen)

Ferdinand von Plettenberg-Lenhausen (* 1690, † 1737), einer der Sohn des Johann Adolf von Plettenberg-Lenhausen, kaufte die Herrschaft Eys und die Grafschaft Wittem und erlangte dadurch 1732 die Reichsstandschaft mit Sitz und Stimme im Kollegium der westfälischen Reichsgrafen. Dieser reichsständische Besitz ging durch den Frieden von Lunéville an Frankreich verloren. Er heiratete Bernardina Alexandrina, Freiin von Westerholt-Lembeck. (* 1695) Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 erhielt der Graf mit den Orten Mietingen und Sulmingen in Schwaben eine reiche Entschädigung. Beide Orte wurden zur Grafschaft Mietingen erhoben.

Graf Maximilian von Plettenberg-Wittem zu Mietingen (1771 - 1813) war der letzte männliche Spross dieser Linie. Seine Tochter Marie aus der Ehe mit Josephine Gräfin von Gallenberg heiratete 1833 den k. k. Kämmerer Nicolaus Graf von Esterhazy.

Plettenberg in Livland (erloschen)

Seit dem 15. Jahrhundert stellte die Familie mehrere Mitglieder des Deutschen Ordens in Livland. So wurde Walter von Plettenberg 1422 als Komtur von Dobeln genannt. Godert von Plettenberg war 1450 Landmarschall von Livland.

Wolter von Plettenberg, der bekannteste von ihnen, wurde 1494 Landmeister des Deutschen Ordens in Livland und besiegte 1502 ein übermächtiges Heer des Moskauer Großfürsten Iwan III. in der Schlacht am Smolinasee. 1525 wurde er von Kaiser Karl V. für sich und seine Nachfolger in den Reichsfürstenstand mit Sitz und Stimme auf den Reichstagen erhoben.

Wappen der Plettenberg (Baltisches Wappenbuch)

Wappen

Das Stammwappen ist von Gold und Blau gespalten. Auf dem Helm ist eine goldene und eine blaue Reiherfeder. Die Helmdecke ist blau-golden.

Namensträger

Verweise

  1. Neues Preussisches Adels-Lexicon Berlin 1839, S.n365
  2. Urkunde des Klosters Oelinghausen, vgl. Seibertz, S. 129
  3. http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=451&tektId=183&id=024&klassId=88

Literatur

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band X (Band 119 der Gesamtreihe). C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999, ISSN 0435-2408
  • Albert K. Hömberg: Adelssitze und Rittergüter im Herzogtum Westfalen. Münster 1975.
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1908. Verlagsanstalt München/Regensburg 1908.
  • Rudolfine Freiin von Oer: Plettenberg, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 535..
  • Johann Suibert Seibertz: Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogthums Westfalen – Erster Band. 799 bis 1300. Arnsberg 1839.
  • M. von Spiessen, Die Familie von Plettenberg in Westfalen, in: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik 4 (1897), S. 7-21.
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln. Neue Folge Band XXIV. Rund um die Ostsee 3. Vittorio Klostermann, Frankfurt/Main 2007. Vorwort ungezählte Seite 2f, Tafeln 41 - 67. ISBN 978-3-465-03514-5
  • Wilhelm Voss. Fretter und seine alten Höfe. Bigge/Ruhr 1940 [1]

Weblinks


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