Graf zum Stein

Graf zum Stein

Otto von Graben zum Stein, auch bekannt als „Graf zum Stein“, (* um 1690 in Innsbruck; † um 1756 in Potsdam) ist ein deutscher Schriftsteller und Sagenforscher des 18. Jahrhunderts und war von 1732 bis 1740 Vizepräsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von Graben zum Stein stammte aus Tirol und trat zu einem unbekannten Zeitpunkt dem geistlichen Orden Ordo Servorum Mariae und diente als Servitenmönch als Feldprediger in Sizilien. Wegen der Veröffentlichung einer kirchenkritischen Schrift bzw. seiner Verteidigung der Rechte des römisch-deutschen Kaisers gegenüber dem päpstlichen Stuhl in Rom in seinen Predigten musste er 1728 von dort fliehen. Dies könnte aber auch nur ein vorgeschobener Grund gewesen sein, denn nach seiner Flucht begab er sich nach Preußen, wo er offiziell die lutherische Konfession annahm und in die unmittelbare Umgebung des preußischen Königs gelangte. Gerüchten zufolge war er dort als Spion für Österreich tätig. Er fungierte in der Zeit vom 19. Januar 1732 bis 30. Juni 1740 als Vizepräsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen selbst bevorzugte ihn jedoch, in seiner Verachtung auf alle Universitätsgelehrtheit, lieber als Gesellschafter und auch als eine Art Hofnarr, was Graben zum Stein oft nachteilig ausgelegt wurde und auch an seiner Glaubwürdigkeit selbst rütteln sollte.

Wissenschaftliche Tätigkeit und Publikationsverbot

Auch als Übersetzer, Zeitungsherausgeber (Potsdammischer Mercurius) und Lehrer für die italienische Sprache betätigte er sich. Doch nicht alle Werke von Graben zum Stein erschienen auch unter seinem tatsächlichen Namen. Er benutzte zuweilen die Pseudonyme Bellamintes, Critille, Andrenius und Pneumatophilus.

Eine Schrift, mit der Graben zum Stein seinen Anteil zur Leipziger Vampirdebatte beitragen wollte, trägt den Titel Otto, Grafens zum Stein unverlohrnes Licht und Recht derer Todten unter den Lebendigen, oder gründlicher Beweis der Erscheinung der Todten unter den Lebendigen, und was jene vor ein Recht in der obern Welt über diese noch haben können, untersucht in Ereignung der vorfallenden Vampyren, oder so genannten Blut = Saugern im Königreich Servien und andern Orten in diesen und vorigen Zeiten. Diese Schrift ist heute nicht mehr auffindbar und wurde sehr wahrscheinlich nie in Druck gegeben. Die Ursache hierfür dürfte ein gegen Otto von Graben zum Stein im Jahre 1731 ausgesprochenes Publikationsverbot des königlich-preußischen Hofes sein. Der Stein des Anstoßes und Auslöser für das gerichtliche Publikationsverbot waren letztlich seine Sagen von den monathlichen Unterredungen von dem Reiche der Geister, die bis 1731 in zwei Bänden erschienen, und in welchen er Themen wie Geistererscheinungen anspricht. Als Begründung für dieses Verbot wurde ihm angeblicher "Aberglauben und Schwärmerey" in seinen bisher veröffentlichten Schriften vorgeworfen, was dem sehr rational eingestellten König äußerst zuwider war.

Nach Aufhebung des Publikationsverbotes zehn Jahre später beschloss er dennoch diese Buchreihe unter dem Titel Unterredungen von dem Reiche der Geister mit einem dritten Band. Diese Unterredungen wurden 100 Jahre später von den großen Volkskundlern und Geschichtensammlern aufgrund ihrer Fülle an solchen Geschichten oft und gerne konsultiert.

Werke

  • Schematismus anatomiae hodiernae Romanaeecclesiae
  • Merckwürdige und recht seltsame Begebenheiten des auf wundersamen Wegen gereisten Pilgrims
  • Nachricht von der königlichen Residenz – Stadt Potsdam
  • Das jetzt blühende Potsdam mit poetischer Feder entworfen
  • Italiänisch – Teutsches und Teutsch – Italiänisches Hand – Lexicon
  • Allgemeine Schutz – Schrifft des ehrsamen Weiber – Handwerckes...
  • Das betrübte Dressden
  • Sagen von den monathlichen Unterredungen von dem Reiche der Geister
  • Otto, Grafens zum Stein unverlohrnes Licht und Recht derer Todten unter den Lebendigen
  • Unterredungen von dem Reiche der Geister, Vorlage zu Der Freischütz

Weblinks


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