Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik

Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik

Die Grenzbefestigungen der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) zur Bundesrepublik Deutschland stellten im Kalten Krieg bis ca. 1989 wie die innerdeutsche Grenze auf DDR-Seite eine befestigte Grenze dar, mit der Intention, Republikflucht aus den Ostblockstaaten in den Westen zu unterbinden.

Ähnlich wie bei der innerdeutschen Grenze befand sich ein Signalzaun einige Kilometer im Landesinnern der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR), dem zudem das Grenzsperrgebiet vorgelagert war. Die Grenze selbst war durch einen ab 1951 errichteten Metallzaun gesichert. Er war ursprünglich als Starkstromzaun (Spannung: 5000 Volt) ausgelegt, doch wurde er bis 1968 durch einen Metallgitterzaun ersetzt. Es wurden auch Minen vergraben (Typen PP-Mi Ba, PP-Mi D, PP-Mi Sb, PP-Mi Sk und PP-Mi Sr). Auch wurden auf tschechischem Gebiet Wachtürme errichtet, im Unterschied zu den Beton-Wachtürmen der DDR waren diese meist Holz- oder Stahlfachwerktürme.

Zudem verlief der Zaun nicht auf der Grenze, sondern meistens über 100 Meter von dieser entfernt auf dem Gebiet der ČSSR. So kam immer wieder vor, dass Spaziergänger, die die Grenzsteine übersahen oder missachteten, auf tschechoslowakisches Terrain gerieten, wo sie von den tschechischen Grenztruppen verhaftet werden konnten.

Im Dreiländereck gingen die Grenzanlagen der ČSSR in jene der DDR über.

Zwischen der DDR und der ČSSR verlief die "Grüne Grenze" meist im Erzgebirge, politische Bedeutung erlangte diese u. a. im Oktober 1989, als die DDR kurzzeitig eine Visumspflicht einführte, um den Zustrom von DDR-Flüchtlingen zur Prager Botschaft im „sozialistischen Bruderland“ einzudämmen. Nun hatten DDR-Grenzer auch illegale Grenzübertritte zur ČSSR zu unterbinden.

Anfang November überschlugen sich die Ereignisse, da die DDR am 1. November die Visumspflicht wieder aufhob und am 3. November erneut mehr als 5000 Personen in der Botschaft waren. Am 3. November 1989 21.00 Uhr teilte der stellvertretende Außenminister der ČSSR in einem kurzem Gespräch mit eisiger Atmosphäre mit, dass die Menschen ohne DDR-Genehmigung direkt von Prag in die Bundesrepublik ausreisen können. Die historische Dimension dieser Entscheidung für eine unkonditionierte Ausreise war nichts anderes als der Fall des ČSSR-Teils des Eisernen Vorhanges. Gemäß dem geflügelten Wort "Wie geht's? - Über Prag!" reisten nun täglich tausende DDR-Bürger über die ČSSR aus, und passierten ungehindert deren Grenzbefestigungen. Am 9. November spätabends wurde die innerdeutsche Grenze geöffnet.

Ab Mitte November begannen die Tschechen und Slowaken eine Samtene Revolution. Am 5. Dezember 1989 kam es zur Entfernung des Stacheldrahts an der Grenze zu Österreich. Ab dem 11. Dezember wird auch der Stacheldraht an der Grenze zur Bundesrepublik entfernt.

Insgesamt starben 1038 Menschen entlang des Eisernen Vorhangs entlang der Grenze der ČSSR. Davon waren 390 Zivilisten, zumeist Flüchtlinge, aber auch Touristen oder Opfer von Unfällen. Den Großteil der Getöteten bildete jedoch die Gruppe der Grenzschützer. Insgesamt starben 648 entlang der Grenze. Darunter zwölf im Kampf mit Grenzverletzern, 67 wurden von Kollegen erschossen, 208 begingen Selbstmord.[1]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Luděk Navara: Vorfälle am Eisernen Vorhang. ISBN 978-3936511307, S.33

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