- Kalter Krieg
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Als Kalter Krieg wird der Konflikt zwischen den Westmächten unter Führung der USA und dem Ostblock unter Führung der Sowjetunion bezeichnet, den diese von 1945 bis in die 1980er Jahre mit allen Mitteln austrugen, ohne dass sich die Supermächte USA und Sowjetunion aber direkt militärisch bekämpften. Dabei wurden jahrzehntelang auf beiden Seiten politische, ökonomische, technische und militärische Anstrengungen unternommen, um den Einfluss des anderen Lagers weltweit einzudämmen oder zurückzudrängen. Im gesamten Zeitraum kam es innerhalb der Blöcke zu heißen Kriegen, im Koreakrieg, im Vietnamkrieg und in den „Stellvertreterkriege“ genannten Kriegen in der Dritten Welt. Es kam zu mehreren Aufständen der Bevölkerung im sowjetischen Machtbereich, bei denen Truppen die Regierungen militärisch stützten und so einen Bürgerkrieg verhinderten, 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn und Polen und 1968 in der Tschechoslowakei.
Der Konkurrenzkampf beider Systeme zeigte sich in der ideologischen Propaganda, an ihrem Wettrüsten, in der Wirtschaft und an den Entwicklungen in den Bereichen Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (zum Beispiel Raumfahrtprogramme) der Supermächte und ihrer Verbündeten.
Der Begriff des „Kalten Krieges“ als Bezeichnung einer Epoche ist problematisch, weil er in seiner Verallgemeinerung als „Krieg“ den ständigen Wandel der Beziehungen zwischen den „Blöcken“ vernachlässigt. Treffender ist die Bezeichnung Ost-West-Konflikt, die die Veränderung der historischen Situationen nicht vorwegnimmt. Dieser Konflikt geriet dreimal in Phasen mit bedrohlichem Charakter, sodass die Möglichkeit eines „heißen Krieges“ näher rückte: in der Berlin-Blockade 1948/1949, in der Kubakrise 1962, im Streit um die Mittelstreckenraketen von 1979 bis 1982/1983. Zwischen diesen Phasen kam es zu Perioden mit geringerer Konfliktintensität oder auch der Entspannung.
Die Dauer des Kalten Krieges wurde in der Vergangenheit auch abweichend definiert. Während man heute in der Regel darunter praktisch die gesamte Nachkriegszeit ab 1945 bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 versteht, bezeichnete man vor 1989 üblicherweise nur den Zeitraum von circa 1947 bis 1972 als Periode des Kalten Krieges.
Überblick
Der Kalte Krieg war die Hochphase eines Weltkonflikts, der 1917 mit der russischen Oktoberrevolution unter Lenins Führung begann, den Russischen Bürgerkrieg nach sich zog, an dem westliche Kräfte auf gegenrevolutionärer Seite teilnahmen, und der sich in den 1920er und 1930er Jahren durch den Revolutionsexport der Kommunistischen Internationale fortgesetzt hatte. Die Anti-Hitler-Koalition seit 1941 überdeckte den Konflikt zeitweise. In der Nachkriegszeit traten die unterschiedlichen Ziele und Interessen der Supermächte bei der Neuordnung der Welt hervor und führten zur Teilung Europas in zwei feindliche Machtblöcke mit zugehörigen Militärbündnissen: der NATO und den Staaten des Warschauer Paktes. Deren Ausdehnung entsprach weitgehend der militärischen Präsenz der US-Truppen und der Roten Armee 1945. In Südostasien schufen die USA mit der SEATO ein ähnliches Bündnis.
Die Bündnissysteme standen sich hochgerüstet gegenüber und prägten jahrzehntelang eine bipolare Welt mit unvereinbaren Ideologien und Politikkonzepten, die sich gegeneinander definierten. Aus westlicher Sicht standen dabei Freiheit und Demokratie gegen totalitäre Diktatur sowie Marktwirtschaft gegen Planwirtschaft. Aus östlicher Sicht stand die von der Staatspartei geleitete allseitige Entfaltung der sozialistischen Persönlichkeit im Übergang zum Kommunismus gegen das sogenannte Wolfsgesetz der systematischen Ausbeutung im imperialistischen Kapitalismus. Diese Situation bezeichnete der US-amerikanische Journalist Walter Lippmann 1947 erstmals mit dem Ausdruck cold war (Kalter Krieg), den er von Bernard Baruch gehört hatte.
Die Supermächte vermieden den offenen Krieg mit Waffeneinsatz gegeneinander, betrieben aber seit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki ein beispielloses, auch atomares Wettrüsten. Die wechselseitige Androhung des Atomkrieges unter dem Begriff Abschreckung beschwor erstmals die mögliche Selbstauslöschung der Menschheit herauf. Der Interessenkonflikt drohte mehrmals militärisch zu eskalieren: in der Berlin-Blockade 1948, während des Korea-Kriegs 1950, beim Mauerbau in Berlin (1961) und besonders in der Kuba-Krise 1962.
Danach regulierten die USA und die UdSSR den Konflikt durch Krisendialog und bilaterale Rüstungskontrolle, setzten aber das Wettrüsten und den Kampf um Einflusszonen unvermindert auch militärisch fort. So waren die USA im Vietnamkrieg, die Sowjetunion im Afghanistankrieg mit eigenen Truppen direkt beteiligt, während der Rivale die Gegenseite mit Geld, Waffen, Logistik und Informationen unterstützte. Zudem unterstützten beide Supermächte zahlreiche Bürgerkriege und bewaffnete Konflikte in Afrika, Mittel- und Südamerika, wahlweise Rebellengruppen gegen ihnen nicht genehme Regierungen oder umgekehrt.
Besonders deutlich zeigte sich der Kalte Krieg in der Spaltung Deutschlands und Europas entlang des „Eisernen Vorhangs“, ähnlich auch an der bis heute bestehenden Teilung Koreas entlang des 38. Breitengrads. Die 1949 gegründeten beiden deutschen Staaten standen bis zur Wende in der DDR in einem besonders prekären Verhältnis zueinander. Die Bundesrepublik Deutschland erkannte die Deutsche Demokratische Republik bis zur neuen Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt nicht als Staat an und unterhielt auch nach dem Grundlagenvertrag 1972 offiziell keine Botschaft, sondern eine Ständige Vertretung. Dagegen bezeichnete die DDR die Bundesrepublik als „BRD“, um das Wort „Deutschland“ zu vermeiden, und Ost-Berlin als Hauptstadt der DDR, obwohl dies den Viermächte-Status von ganz Berlin verletzte.
Geheimdienstliche Aktionen wie Spionage, verdeckte Operationen, gezielte Desinformation und Propaganda, Sabotage, Geiselnahmen und sogar Morde an missliebigen Personen kennzeichneten den Kalten Krieg sowohl zwischen den Supermächten als auch ihren Verbündeten. Man weiß heute, dass die DDR terroristische und separatistische Gruppen in Westeuropa logistisch und finanziell unterstützte. Die von der CIA und anderen westlichen Geheimdiensten aufgebaute Organisation Gladio führte illegale und terroristische Aktionen in Westeuropa so durch, dass sie dem politischen Gegner angelastet werden konnten. Die CIA bildete Todesschwadronen in Lateinamerika unter anderem in physisch nicht nachprüfbaren Foltermethoden aus und unterstützte über befreundete Dienste die afghanischen Warlords.
Erst mit dem schleichenden Zusammenbruch der Wirtschaft im Ostblock und dem Führungswechsel im Kreml von 1985 eröffneten sich ernsthafte Chancen zu militärischer Abrüstung und politischer Annäherung der Blöcke. Michail Gorbatschows Verzicht auf die Breschnew-Doktrin ermöglichte ab 1989 die Selbstbestimmung der Völker Mittelosteuropas und zog den Zerfall des Ostblocks und 1991 die Auflösung der Sowjetunion nach sich. Damit endete der Kalte Krieg.
Der Rüstungswettlauf trieb die technologische Entwicklung auch in zivilen Bereichen wie Raumfahrt- und Raketentechnik fortlaufend voran. Auch die Entwicklung von B- und C-Waffen schuf neue Forschungsfelder in Biologie und Chemie. Für die heutige Elektronik, Computertechnik und den gegenwärtigen Flugzeugbau hat der Kalte Krieg die Weichen gestellt.
Vorgeschichte 1917 bis 1940
1917 ergriffen in großen Teilen des europäischen Russlands die Bolschewiki unter Führung Lenins im Zuge der Oktoberrevolution die Macht. Eine Reihe von Mächten, darunter die USA, versuchten erfolglos mit Interventionstruppen das Entstehen eines Regimes zu verhindern, das die kommunistische Weltrevolution predigte.
Erst 1933 erkannten die USA die Sowjetunion an. Ab 1934 versuchte die geopolitisch isolierte Sowjetunion sich den europäischen Demokratien anzunähern, was aber wegen der ablehnenden Haltung Frankreichs und Großbritanniens nicht gelang.
Um sich vor einer Bedrohung durch das Deutsche Reich abzusichern und eigene Eroberungspläne bezüglich Polens, des Baltikums und Finnlands umsetzen zu können, schloss die sowjetische Führung 1939 unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkrieges einen Nichtangriffspakt mit Deutschland, bekannt als Hitler-Stalin-Pakt. In der Zeit, als die Sowjetunion Hitlers Verbündeter war, eroberte sie durch Drohungen die drei baltischen Staaten, presste Rumänien die nach dem Ersten Weltkrieg abgetretenen Gebiete wieder ab und versuchte Finnland zu erobern. Der Winterkrieg ermöglichte aber nur die Annexion einiger Grenzgebiete Finnlands.
Anti-Hitler-Koalition und Blockkonfrontation
Nachdem Deutschland die Sowjetunion am 22. Juni 1941 angegriffen hatte, wechselte sie zur Anti-Hitler-Koalition und kämpfte gemeinsam mit den westlichen Alliierten gegen Deutschland und dessen Verbündete in Europa; zwei Wochen vor Kriegsende erklärte sie auch Japan den Krieg. Das Verhältnis zwischen Josef Stalin und dem damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt war relativ entspannt, da Roosevelt sich Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit auch nach dem Krieg machte. Die Sowjetunion wurde mit Kriegsmaterial beliefert (Lend-Lease-Abkommen) und im Luftkrieg strategisch unterstützt.
Stalin hat 1944 im Baltikum bereits, zum Teil gewaltsam, kommunistische Regierungen eingesetzt. In Griechenland kam es zum Bürgerkrieg, in Italien und Frankreich gab es starke kommunistische Gruppen. In letztgenannten Ländern aber konnten die Kommunisten sich nicht auf die Rote Armee stützen.
Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 zeigten sich erste Risse in der Anti-Hitler-Koalition: Roosevelt lehnte angesichts der sich abzeichnenden sowjetischen Vorherrschaft in Osteuropa konkrete Vereinbarungen mit der Sowjetunion für die Nachkriegszeit ab. Daraufhin änderte Stalin seinen Kurs und ging verstärkt daran, sowjetische Sicherheitsinteressen in den von ihm kontrollierten Gebieten ohne Rücksprache mit den Westalliierten durchzusetzen.
Nach Roosevelts Tod am 12. April 1945 zerbrach die Anti-Hitler-Koalition. Unter seinem Nachfolger Harry S. Truman war das Ziel der Westmächte, die kommunistische Ausbreitung in Europa nach dem Sieg über das Deutsche Reich zu verhindern. Als er auf der Konferenz von Potsdam vom erfolgreichen Trinity-Test der ersten Atombombe am 16. Juli 1945 erfuhr, gab er den Befehl für den Einsatz der neuen Massenvernichtungswaffe. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August sollten die bedingungslose Kapitulation Japans beschleunigen. Die Abwürfe waren nach Ansicht des US-Historikers David Horowitz auch eine gezielte Machtdemonstration an die Sowjetunion für die Nachkriegszeit und sollten ihrem weiteren Vorrücken in Ostasien zuvorkommen.
Das Bekanntwerden massiver Spionageaktionen der Sowjetunion in Großbritannien, den USA und Kanada durch Dokumente des übergelaufenen Kryptographen Igor Gouzenko bewirkte im Jahr 1945 zusätzlich eine deutlich konfliktfreudigere Haltung des Westens. Seit der Nachkriegskonferenz in London stützten sich die USA dann auch politisch gegenüber der Sowjetunion auf ihre wirtschaftliche Überlegenheit und auf ihr Atomwaffenmonopol, das bis 1949 bestand. In ihrer Außenpolitik begünstigten sie den westeuropäischen Wiederaufbau- und Einigungsprozess auf der Basis privatwirtschaftlicher und parlamentarischer Strukturen. In der Außenhandelspolitik zielten sie auf offene Märkte und die Durchsetzung des US-Dollars als Weltleitwährung. Die Sowjetunion wiederum wollte ihre vorgelagerte Sicherheitssphäre in Mittelost- und Osteuropa festigen, was von der US-Administration mit einer antikommunistischen Eindämmungsstrategie (Containment-Politik) beantwortet wurde.
Deutschlands Nachkriegsordnung war in Potsdam umstritten. Das Potsdamer Abkommen enthielt zwar allgemeine Vereinbarungen über die künftige gemeinsame Verwaltung der Siegermächte und formulierte Grundsätze wie Demilitarisierung, Entnazifizierung und Demokratisierung, die aber je nach politischer Interessenlage unterschiedlich ausgelegt wurden.
Bei der Besetzung des Großdeutschen Reichs und der Befreiung von Lagern mit alliierten Kriegsgefangenen durch sowjetische Truppen 1945 wurden alliierte Soldaten nach Sibirien verschleppt. Die Sowjets verboten den Westalliierten die Besichtigung aller Gefangenenlager. Von ungefähr 5000 amerikanischen Soldaten gelten 3000 (meist abgeschossene Bomberbesatzungen) heute als verschwunden; gefangene US-Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg 1918/19 (Wladiwostok) waren ebenfalls verschollen geblieben. Etwa gleichviel britische und französische Kriegsgefangene waren in beiden Weltkriegen von diesem Schicksal betroffen. Bei USAAF-Befreiungsaktionen 1945 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen über Ostdeutschland und Ostösterreich.[1] Damit war der weitere Konflikt vorbestimmt. Das gegenseitige Misstrauen wuchs, als mit der Irankrise 1946 und im Hinblick auf die politische Entwicklung der Türkei weitere Konfliktherde hinzukamen. In den Jahren 1945 und 1946 hatte Stalin den Versuch unternommen, die von Kurden und Aseris bewohnten Provinzen Irans abzuspalten, um dort prosowjetische Staaten zu etablieren. So wurde am 12. Dezember 1945 die Aserbaidschanische Volksregierung und am 22. Januar 1946 die Republik Mahabad ausgerufen. Stalins Weigerung, die im Rahmen der Anglo-sowjetischen Invasion Irans im August 1941 in den Norden Irans einmarschierten sowjetischen Truppen nach Kriegsende wieder abzuziehen, führten zur ersten Konfrontation der USA und der UdSSR im neu gegründeten Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Nach Unterlagen des iranischen militärischen Geheimdienstes plante Stalin auch in Teheran eine kommunistische Regierung zu installieren, die der dauerhaften Besetzung Irans durch sowjetische Truppen zustimmen und aus dem Iran einen prosowjetischen Satellitenstaat machen würde.[2] Erst die Drohung Präsident Harry S. Trumans mit ernsthaften Konsequenzen, bis hin zum Einsatz von Atomwaffen, ließ Stalin einlenken.[3]
Mit der Truman-Doktrin 1947, in der der US-Präsident ankündigte, „alle freien Völker zu unterstützen, die sich der Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch Druck von außen widersetzen“, gingen die USA unmissverständlich auf antikommunistischen und antisowjetischen Kurs. Anlass dafür war die Situation im Iran, in Griechenland und der Türkei, die keine kommunistischen Regime erhalten sollten. Den Anstoß für die in der Truman-Doktrin demonstrativ vollzogene außenpolitische Wende hatte das long telegram des amerikanischen Diplomaten George F. Kennan gegeben, der aufgrund seiner Beobachtungen in Moskau jedes politische Arrangement mit der Sowjetunion ablehnte. Wie Geheimdokumente des Pentagon von 1950 zeigen, ging es den USA schon früh auch darum, Mittelost- und Osteuropa unter westlichen Einfluss zu bringen und die UdSSR durch Aufrüstung zu destabilisieren.
Der Marshall-Plan bot allen europäischen Staaten, auch der Sowjetunion, Unterstützung beim Wiederaufbau an. Die Verhandlungen dazu in Paris brach diese jedoch ab, da die USA politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen vorgaben, die für die Sowjetunion mit ihrer zentralistisch organisierten Wirtschaft inakzeptabel waren. Die osteuropäischen Staaten unter sowjetischer Vorherrschaft mussten auf amerikanische Wirtschaftshilfe verzichten und wurden ökonomisch eng an die Sowjetunion gebunden.
Am 20. Juni 1948 führten die Westalliierten ohne Absprache mit der Sowjetunion eine Währungsreform in ihren Besatzungszonen Deutschlands und in den Westsektoren Berlins durch. Die Sowjetunion betrachtete dies als Bruch der Potsdamer Konferenzbeschlüsse, wonach Deutschland als politische und wirtschaftliche Einheit zu wahren war, und antwortete am 24. Juni 1948 mit der Berlin-Blockade, einer totalen Wirtschafts- und Handelsblockade der Berliner Westsektoren. Diese sollten von der Versorgung mit Lebensmitteln und Brennstoffen abgeschnitten werden, um ihre Unterstellung unter sowjetische Kontrolle oder anderweitige politische Zugeständnisse zu erzwingen. Das verhinderte der Westen mit der Berliner Luftbrücke. Dieser erste Höhepunkt des Kalten Krieges verstärkte die westliche Furcht vor einer sowjetischen Expansion in Europa.
Im April 1949 wurden die drei Westzonen zur Bundesrepublik Deutschland vereint und das westliche Militärbündnis NATO gegründet. Die UdSSR zogen mit der bereits vorbereiteten Gründung der Deutschen Demokratischen Republik gleich. Damit war die Teilung Deutschlands und Europas besiegelt und die bipolare Weltordnung zementiert. Auch wirtschaftlich festigte sich die Teilung mit der für die Koordination der Marshallplan-Hilfen 1948 gegründeten OEEC und mit der ab 1952 bestehenden Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl im Westen sowie mit der Bildung des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW/COMECON) im Osten. Die wichtigsten westlich orientierten Staaten praktizierten seit 1950 gegen die Ostblockstaaten das COCOM-Embargo für Hochtechnologie und Rüstungsgüter.
Ebenfalls 1949 zündete die Sowjetunion ihre erste Atombombe. In China gelangten die Kommunisten unter Mao Zedong an die Macht. Daraufhin verstärkten die USA ihre Eindämmungspolitik. Sie erkannten die neue chinesische Regierung nicht an, verweigerten der Volksrepublik China die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen und unterstützten Japans Entwicklung zu einem antikommunistischen Gegenpol. Ihre auch für die NATO verbindliche Militärstrategie basierte bis 1954 auf der Drohung mit „massiver Vergeltung“ (massive retaliation) „an Orten und mit Mitteln eigener Wahl“ für jeden nicht näher definierten kommunistischen Expansionsversuch. Damit verfolgten die USA nun offen eine Politik des roll back, d. h. ein Zurückdrängen des Staatskommunismus in Eurasien.
Koreakrieg, Berliner Mauer und Kubakrise
1950 eskalierte der Kalte Krieg in Nordostasien zum Koreakrieg – einem Stellvertreterkrieg vor allem zwischen den USA, die Südkorea unterstützten, und der VR China, die Nordkorea unterstützte. Vorausgegangen war 1949 der Abzug der sowjetischen Truppen aus Nordkorea und der US-Truppen aus Südkorea. Beide Siegermächte des Zweiten Weltkrieges hatten das Land nach der Kapitulation Japans entlang des 38. Breitengrades geteilt. Da sowohl der nordkoreanische als auch der südkoreanische Diktator, Kim Il-sung bzw. Syngman Rhee, eine notfalls gewaltsame Vereinigung Koreas unter jeweils ihrer Führung anstrebten, kam es in der Folgezeit zu wiederholten Grenzverletzungen beider Seiten. Schließlich überschritten nordkoreanische Truppen im Juni 1950 die Grenze und besetzten innerhalb weniger Wochen den Großteil Südkoreas. Die USA intervenierten daraufhin mit eigenen Verbänden, in deren Folge die Nordkoreaner bis November soweit zurückgedrängt wurden, dass nur das Eingreifen von inoffiziellen chinesischen Truppen wiederum Nordkorea vor US-amerikanischer Besetzung bewahrte. Weltkriegserfahrene sowjetische Piloten flogen chinesischerseits in MIG 15-Düsenjägern mit nordkoreanischen Hoheitszeichen Angriffe gegen amerikanische F-86 „Sabre“-Jets.[4][5]
Weil die Sowjetunion den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorübergehend boykottierte, segnete dieser die US-Intervention nachträglich ab. Nach weiteren verlustreichen Kämpfen ohne nennenswerte Erfolge beider Kriegsparteien wurde rund drei Jahre nach Beginn der Auseinandersetzung ein bis heute gültiges Waffenstillstandsabkommen abgeschlossen, in dem der 38. Breitengrad als Grenze zwischen Nord- und Südkorea verankert wurde.
In den USA nahm zu Beginn der 1950er Jahre der Antikommunismus enorm zu. Das 1938 gegründete Komitee für unamerikanische Umtriebe wurde dafür nun zur wichtigsten Schaltstelle. Senator Joseph McCarthy leitete den Ausschuss zur Untersuchung „antiamerikanischer Umtriebe“. Er versuchte systematisch nicht nur Kommunisten, sondern auch liberale Intellektuelle als vermeintliche Spione und Systemgegner ausfindig zu machen, zu verhören, einzuschüchtern und aus ihren Ämtern zu entfernen („McCarthyism“). 1954 wurde er schließlich wegen seines unverhältnismäßigen Vorgehens gerügt und abgelöst.
Mit den „Stalin-Noten“ versuchte der sowjetische Diktator 1952, die sich anbahnende militärische Westintegration der Bundesrepublik aufzuhalten. Er bot eine Vereinigung Deutschlands an, wenn dieses keinem Militärbündnis angehöre. Freie Wahlen erwähnte er zunächst nicht. Die bundesdeutsche Politik vermutete ein Störmanöver. Tatsächlich fanden sich später in sowjetischen Archiven keine Pläne für den Fall, dass der Westen auf das Angebot eingegangen wäre. Unterschiedliche Auffassungen gab es nur darüber, ob das Angebot ignoriert werden sollte (die Mehrheit mit Adenauer) oder ob man auf das Angebot eingehen und damit Stalin bloßstellen solle (die Minderheit, unter anderem Kurt Schumacher von der SPD).
1955 wurde ein Angebot der Sowjetunion für die endgültige Neutralisierung Österreichs angenommen. Anders als im deutschen Fall hatte es in Österreich schon 1945 eine gesamtösterreichische Regierung gegeben, und die sowjetische Besatzungszone in Österreich war in ihrer Bedeutung nicht mit der in Deutschland vergleichbar.
Mit dem Amt Blank begann 1952 die westdeutsche Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland, nachdem im Vorjahr schon der Bundesgrenzschutz (BGS) gegründet worden war. Die DDR verfügte bereits in ihrer Gründungszeit mit der Hauptverwaltung Ausbildung über militärische Einheiten.
Als am 5. März 1953 Stalin starb, boten sich Chancen zur „Entstalinisierung“ der Sowjetunion. Sein Nachfolger Chruschtschow setzte angesichts der atomaren Pattsituation und massiver innenpolitischer Probleme auf einen Entspannungskurs und leitete die Politik der „friedlichen Koexistenz“ ein. Die kurze Phase endete mit dem Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953, der demonstrierte, dass die DDR-Regierung nicht das Vertrauen ihrer Bürger genoss, dass freie Wahlen sie entmachtet und die Eigenstaatlichkeit der DDR gefährdet hätten.
1954 zog die Sowjetunion auch bei den Wasserstoffbomben und neuen Flugzeugen mit interkontinentaler Reichweite mit den USA gleich. Damit etablierte sich das sogenannte Gleichgewicht des Schreckens. Dessen Erhaltung bestimmte fortan die Beziehungen der Supermächte und trieb den Rüstungswettlauf zusätzlich voran. Die USA begannen nun, in Westeuropa auch auf dem Boden der Bundesrepublik atomar zu bestückende Kurzstreckenraketen aufzustellen. Sie hielten an der Abschreckungsdoktrin der „massiven Vergeltung“ und ihrem Entscheidungsmonopol zur atomaren Eskalation im „Verteidigungsfall“ fest.
Als Gegenorganisation zur NATO gründete die Sowjetunion 1955 den Warschauer Pakt. Auf die Gründung der Bundeswehr folgte kurz darauf die Nationale Volksarmee (NVA). Infolge der Pariser Verträge war die Bundesrepublik unterdessen Mitglied in der NATO geworden. Zur Erlangung der vollen Gleichberechtigung im Westen und zu Abschreckungszwecken gegenüber der Sowjetunion planten Bundeskanzler Adenauer und Verteidigungsminister Franz Joseph Strauß zeitweilig auch die Bundeswehr atomar zu bewaffnen.
1956 kam es in Ungarn zu einem Volksaufstand. Mehrere hunderttausend Demonstranten forderten mit Rundfunkbesetzungen und einem Generalstreik demokratische Wahlen sowie eine Loslösung von der Sowjetunion und riefen Imre Nagy zum Ministerpräsidenten aus. Als dieser den Austritt aus der Warschauer Pakt-Organisation verkündete, schlugen sowjetische Truppen den Aufstand nieder und töteten etwa 20.000 Ungarn. Hilfe aus dem Westen, auf die Radio Free Europe Hoffnung gemacht hatte, blieb aus. Die Westmächte waren zeitgleich mit der Suez-Krise befasst, die dazu führte, dass nach der Verstaatlichung des Suez-Kanals durch Ägyptens neuen Führer Nasser Frankreich, Großbritannien und Israel Ägypten vom 29. Oktober 1956 an militärisch angriffen.
1957 im April machte ein Interview Adenauers die Pläne, Atomwaffen auf dem Boden der Bundesrepublik zu stationieren, öffentlich bekannt. Das „Göttinger Manifest“ von 18 Physikern (12. April) leitete die erste breite außerparlamentarische Opposition in der Bundesrepublik ein: die Bewegung Kampf dem Atomtod, die vor allem von SPD, Kirchen und Gewerkschaften getragen wurde. Sie forderte den Verzicht auf Atomwaffen und teilweise den Austritt aus der NATO.
Am 2. Oktober 1957 schlug der polnische Außenminister Adam Rapacki vor der UNO-Vollversammlung überraschend einen beiderseitigen Verzicht der Militärbündnisse auf Atomwaffen und eine Entmilitarisierung ganz Mitteleuropas vor (Rapacki-Plan). Damit griff er Vorschläge des britischen Premierministers Anthony Eden (Edenplan) von 1954 auf, die eine entmilitarisierte Zone auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs vorgesehen hatten, um Erfahrungen in der Kontrolle von Abrüstungsmaßnahmen zu sammeln. Der sowjetische Außenminister Molotow hatte diese Idee weiterentwickelt. Doch seine Vorschläge verlangten den Verzicht auf atomare Bewaffnung der im konventionellen Bereich seinerzeit weit unterlegenen NATO, während der Westen die Auflösung des Warschauer Pakts verlangte. Als die NATO im Dezember 1957 – nach dem Sputnikschock – ihre Atombewaffnung beschloss, war der Rapacki-Plan gescheitert und das atomare Wettrüsten der Blöcke nicht mehr aufzuhalten. Die Bundeswehr erhielt jedoch keine eigenen Atomwaffen.
Ein 1960 als „Friedensgipfel“ angedachtes Treffen in Paris zwischen US-Präsident Eisenhower und Chruschtschow scheiterte. Kurz zuvor war ein US-Spionageflugzeug über der Sowjetunion abgeschossen worden, wobei der Pilot Francis Gary Powers überlebte und in Gefangenschaft geriet. Die USA gaben zu, die Sowjetunion seit 1956 unter Verletzung ihres Luftraums zu beobachten. Chruschtschow verlangte vom Präsidenten das Eingeständnis, dass es sich dabei um „aggressive Akte“ gehandelt habe, was Eisenhower ablehnte. Im selben Jahr entschlossen sich die USA zu ersten wirtschaftlichen Maßnahmen gegen Kuba, da die seit Anfang 1959 dort herrschende Revolutionsregierung unter Fidel Castro einen sozialistischen Kurs eingeschlagen hatte. Darauf folgte eine Reihe erfolgloser verdeckter Operationen, um das Castro-Regime zu stürzen. Daneben begann zwischen der Sowjetunion und der VR China der Konflikt um die Führungsrolle im Weltkommunismus.
Seit 1958 hatte die Sowjetunion in der Deutschlandpolitik mit dem Chruschtschow-Ultimatum, das den Abzug der Westmächte aus ihren Berliner Sektoren verlangte, um Berlin zur entmilitarisierten „Freien Stadt“ zu machen, massiven Druck aufgebaut. Wesentliche Ursache dafür war die steigende Anzahl von Flüchtlingen, die die DDR über die offene Sektorengrenze nach West-Berlin verließen. Nachdem die Westmächte das Ultimatum folgenlos hatten verstreichen lassen, formulierte US-Präsident John F. Kennedy „three essentials“ in Bezug auf die Lage der Stadt, die der sowjetischen Seite Möglichkeiten und Grenzen ihrer Handlungsfreiheit aufzeigten: dauerhaftes Bleiberecht und freier Zugang für die Westalliierten in und nach Berlin sowie politisches Selbstbestimmungsrecht der West-Berliner. Die Westmächte griffen daher zunächst nicht ein, als die DDR-Führung unter Walter Ulbricht am 13. August 1961 mit Grenzabsperrungen begann, die in die Errichtung der Berliner Mauer mündeten. (Auf einer Pressekonferenz im Juni 1961 hatte Ulbricht diese Absicht ausdrücklich bestritten.) Damit sollte die massive Abwanderung von Fachkräften in den Westen, circa 2,6 Millionen Menschen seit 1949, gestoppt werden, während die offizielle Propaganda von einem antifaschistischen Schutzwall sprach. Nach wechselseitigen Provokationen standen sich dann doch für kurze Zeit sowjetische und US-amerikanische Panzer am Checkpoint Charlie in Berlin direkt gegenüber. Insgesamt kamen bis 1989 wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze mehrere hundert Menschen bei Fluchtversuchen ums Leben. Allerdings kam es im Gegensatz zur Grenze in Korea hier nur selten zu bewaffneten Zwischenfällen zwischen Grenzschützern auf beiden Seiten.
1962 standen die Supermächte und die Welt in der Kubakrise am Rand eines neuen Weltkrieges. Nachdem die USA Jupiter- und Thor-Mittelstreckenraketen in der Türkei stationiert hatten, stationierte die Sowjetunion ihrerseits Atomraketen auf Kuba. Diese hätten die Vorwarnzeiten für einen Angriff auf die USA extrem herabgesetzt. Daraufhin verhängte Präsident Kennedy eine Seeblockade über sowjetische Schiffe, die Kuba anliefen. Die Situation eskalierte bis zu dem Punkt, als die Kurs auf Kuba haltenden sowjetischen Schiffe abdrehten. Über geheime diplomatische Kontakte gelang es dem Bruder des Präsidenten, Robert F. Kennedy, Chruschtschow zum Verzicht auf die Raketenstationierung zu bewegen. Dabei half das der Öffentlichkeit zunächst vorenthaltene Zugeständnis des Abzugs US-amerikanischer Raketen aus der Türkei. Danach wurde ein „heißer Draht“ zwischen den Staatschefs beider Supermächte, das sogenannte „rote Telefon“, eingerichtet, um künftige Beinahe-Zusammenstöße zu vermeiden.
Entspannungsbemühungen und Machtbehauptung
Am 5. August 1963 unterzeichneten die USA, die UdSSR und Großbritannien eine erste wichtige Vereinbarung, den Atomteststopp-Vertrag, der Tests von Kernwaffen in der Luft und unter Wasser verbot. Damit sollte die zunehmende radioaktive Verseuchung der Atmosphäre und der Meere eingedämmt werden. Anders als unterirdische Tests waren solche Versuche leicht nachzuweisen. Die meisten Staaten, auch die Bundesrepublik Deutschland, unterschrieben den Vertrag, nur die Atommächte Frankreich und China weigerten sich.
Nach dem Koreakrieg hatten die USA die Strategie der Massiven Vergeltung entwickelt, die bei einem Angriff der Sowjetunion den Einsatz ihrer vollen atomaren Streitmacht vorsah. Trotzdem gab es in Europa die Sorge, die USA könnten ihren atomaren Schirm verringern. Um diesen Befürchtungen zu entsprechen, stellten die USA 1963 den Plan einer Multilateral Force vor, einer NATO-Atomstreitmacht zur See, an der europäische Staaten ohne eigene Atomwaffen sich beteiligten sollten. Obwohl dieser Plan fallen gelassen wurde, löste die Möglichkeit einer westdeutschen Verfügung über Atomwaffen im Ostblock erhebliche Ängste und entsprechende Gegenpropaganda aus. Die Nichtverbreitung von Atomwaffen war nunmehr ein internationales Thema, über das 1964 eine 18-Mächte-Abrüstungskonferenz der Vereinten Nationen in Genf beriet. Innerhalb des Ostblocks hatte die Sowjetunion ein Monopol auf Atomwaffen, seit 1964 verfügt auch die VR China über Atomwaffen.
Ab 1963 herrschte eine zögernde Entspannungspolitik zwischen den verfeindeten Blöcken vor, die von sowjetischer Seite unter dem Leitbegriff „friedliche Koexistenz“ firmierte, während auf westlicher Seite – und insbesondere im Hinblick auf die deutsche Teilung – die Überwindung des Status quo auf der Basis eines „Wandels durch Annäherung“ (Egon Bahr)[6] propagiert wurde. Die Attraktivität des westlichen Gesellschaftsmodells wurde hierbei als letztlich ausschlaggebend unterstellt.
1968 versuchten reformorientierte Mitglieder innerhalb der Kommunistischen Partei der ČSSR unter Alexander Dubček Maßnahmen zur Demokratisierung der Tschechoslowakei durchzuführen (Aufhebung der Zensur, Informations- und Meinungsfreiheit, Wirtschaftsreformen). Dieser sogenannte Prager Frühling war jedoch nur von kurzer Dauer. Die sowjetische Führung bewertete die Auswirkungen der Reformen als konterrevolutionär, ließ Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei einmarschieren und erzwang das Einschwenken der politischen Führung auf die von Moskau vorgegebene Linie. Antisowjetische Demonstrationen wurden blutig niedergeschlagen. Der Westen verurteilte das Vorgehen der Sowjetunion zwar, unternahm aber wie beim Ungarn-Aufstand 1956 keine weiteren Schritte. Der sowjetische Staats- und Parteichef Leonid Breschnew rechtfertigte die Intervention nachträglich damit, dass die Souveränität der sozialistischen „Bruderstaaten“ keine Abkehr von den Grundlagen des Sozialismus einschließe, so dass andernfalls äußeres Eingreifen gerechtfertigt sei. Diese Breschnew-Doktrin galt bis zu der von Gorbatschow vollzogenen Wende fort.
1969 begannen bilaterale Gespräche zwischen der Sowjetunion und den USA zur Kontrolle und Begrenzung der Atomwaffen. Diese mündeten in die Unterzeichnung der SALT-Verträge und des ABM-Vertrags. Parallel dazu leitete die sozialliberale Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt mit ihrer Ostpolitik die Entspannung in Mittelosteuropa ein. Sie zielte auf menschliche Erleichterungen im geteilten Deutschland und insbesondere für Berlin, suchte dazu die Verständigung mit den östlichen Nachbarn wie mit der Vormacht Sowjetunion und garantierte in den Ostverträgen die Unverletzlichkeit der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Grenzen. Ein weiterer Schritt der Entspannung war 1973 die erste Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die 1975 zur Schlussakte von Helsinki führte.
Im Februar 1972 hatte US-Präsident Richard Nixon durch einen Staatsbesuch in der Volksrepublik China Entspannungsbereitschaft auch gegenüber der anderen kommunistischen Führungsmacht verdeutlicht und die Voraussetzungen für eine aus Sicht der US-Administration erträgliche Beendigung des Vietnamkriegs verbessert. Seit der Tongking-Resolution des US-Kongresses 1964 hatten die USA offiziell Krieg an der Seite ihrer südvietnamesischen Verbündeten gegen die von Nordvietnam unterstützten kommunistischen Vietcong geführt, nachdem die vormalige Kolonialmacht Frankreich sich nach militärischen Niederlagen zurückgezogen hatte. Trotz intensiven Bombenkriegs und Inkaufnahme bedeutender eigener Verluste an Soldaten gelang es der westlichen Supermacht nicht, die Vietcong zu besiegen. 1973 wurde ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den USA und Nordvietnam unterzeichnet und die Vereinigten Staaten zogen ihre verbliebenen Truppen aus Südvietnam zurück.
Letzte Phase des Rüstungswettlaufes
Nachdem der Warschauer Pakt in den späten 1970er Jahren die eigene Rüstung bereits massiv verstärkte (SS-18 ICBM, große Flottenbauprogramme und neue SSBNs sowie neue strategische Bomber) markierten 1979 zwei nahezu gleichzeitig stattfindende Ereignisse das Ende der Entspannungspolitik der 1970er Jahre und eine Verschärfung des Kalten Krieges. Der NATO-Doppelbeschluss, der das entstandene Übergewicht sowjetischer Mittelstreckenraketen neutralisieren sollte, und der sowjetische Einmarsch in Afghanistan, der auch strategische Interessen der USA an den Erdölreserven im Nahen und Mittleren Osten berührte.
Hierauf reagierten die USA unter Präsident Jimmy Carter mit einem Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau, dem die westlichen Staaten sich anschlossen. Außerdem belieferten die USA in der Folge die gegen die sowjetische Besatzung kämpfenden afghanischen Mujaheddin mit Waffen.
Ronald Reagan als Carters Amtsnachfolger erhöhte die zuvor reduzierten Rüstungsausgaben auf ein neues Rekordniveau und führte darüber hinaus die „Strategic Defense Initiative“ (SDI) (auch Star-Wars-Programm genannt) zur Abwehr strategischer Raketen ein. Damit sollte die Fähigkeit der Sowjetunion zum strategischen Zweitschlag ausgeschaltet werden. Es gehörte ausdrücklich zu den Zielen dieses Vorhabens, einen uneinholbaren Vorsprung im Rüstungswettlauf zu gewinnen, um den Ostblock ökonomisch und politisch zu destabilisieren. Dieser konnte sich die Militärausgaben nach westlichen Einschätzungen nicht mehr lange leisten.
Im Herbst 1982 scheiterten die Genfer Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion über den Abbau von Mittelstreckenraketen. Ein Grund dafür war, dass man sich nicht auf die Definition des Gleichgewichts einigen konnte. Die Sowjetunion bezog auch die U-Boot-gestützten Raketen Frankreichs als gegen sich gerichtet in ihre Berechnungen ein, während die USA diese ausklammerten.
Damit wurde die Stationierung einer neuen Raketengeneration auch auf westdeutschem Boden absehbar. Nach der Meinung von Gegnern dieser Nachrüstung dienten die Pershing II und Cruise Missiles nicht dem Schließen einer „Raketenlücke“ (Bundeskanzler Helmut Schmidt) als Gegengewicht gegen die SS-20, sondern der Umsetzung einer auf „Sieg im Atomkrieg“ ausgerichteten Strategie der USA, die Reagans führender Militärberater Colin S. Gray 1980 öffentlich vorgestellt hatte.
1983 stimmte der Bundestag mit der neuen christlich-liberalen Mehrheit unter Bundeskanzler Helmut Kohl der Aufstellung der NATO-Raketen zu. Dagegen bezog die seit 1979 wachsende westdeutsche Friedensbewegung nun verstärkt Konzepte eines gewaltfreien Widerstands ein. Nach Umfragen waren weiterhin gut zwei Drittel der westdeutschen Bevölkerung gegen die Aufstellung. An den Blockaden an Raketenstandorten nahmen auch viele prominente Politiker, Intellektuelle und einige Bundeswehrgeneräle teil. Parallel fanden in der DDR von staatlicher Seite nicht geduldete Demonstrationen gegen die Aufrüstung auch des Warschauer Paktes statt.
In der bereits 1978 mit der Entwicklung der Neutronenbombe neu eröffneten Runde eines forciert technologischen Rüstungswettlaufs, zu dem auch Stealthflugzeuge und immer komplexere EDV-Systeme gehörten, konnte die Sowjetunion nicht mehr mithalten, zumal sie ihre militärischen und ökonomischen Kräfte mit den vergangenen Rüstungsprogrammen und der Intervention in Afghanistan schon überdehnt hatte.
Auch die gesellschaftspolitischen Verhältnisse in Mittelosteuropa waren neuerlich in Bewegung geraten. Dazu haben wesentlich die auf Gewährleistung der Menschenrechte gerichteten Vereinbarungen der Schlussakte von Helsinki beigetragen, die der Bürgerrechtsbewegung innerhalb des sowjetischen Machtbereichs Auftrieb gaben. Von ausstrahlender Wirkung waren die Streiks und zwischenzeitlichen Erfolge der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność unter Lech Wałęsa in der Volksrepublik Polen 1980/81, die – im Sinne der Breschnew-Doktrin – nur mit der Verhängung des Kriegsrechts eingedämmt werden konnten.
Auflösung des Ostblocks
Wegen der zunehmenden wirtschaftlichen Stagnation des Ostblocks seit Anfang der 1980er Jahre nahm auch innerhalb der politischen Führung der Sowjetunion die Einsicht in die Notwendigkeit eines Kurswechsels zu. 1985 leitete der neue Generalsekretär des Politbüros, Michail Gorbatschow, ein Reformprogramm ein, das er Perestroika (Wende in Wirtschaft und Verwaltung) und Glasnost (Offenheit und Transparenz nach innen und außen) nannte. In der Außenpolitik bestand der Kurswechsel zunächst darin, dass das gigantische Haushaltsdefizit der Sowjetunion durch wechselseitige Abrüstung der Blöcke aufgefangen werden sollte. Dem standen anfangs die SDI-Pläne der US-Regierung entgegen, die eher eine neue Runde im Rüstungswettlauf hätten einleiten können.
1986 legte Gorbatschow überraschend einen Plan zur Abschaffung aller Atomwaffen bis zum Jahr 2000 vor, um die westliche Blockadehaltung zu überwinden. Nach einigen Schwierigkeiten der Unterhändler bei den seit Herbst 1985 laufenden Genfer Abrüstungsgesprächen kam es im Oktober 1986 zu einem Gipfeltreffen zwischen Reagan und Gorbatschow in Reykjavík. Dort wurde die Halbierung der Menge aller Atomwaffen und die Abschaffung aller ballistischen Raketen binnen zehn Jahren diskutiert. Eine sofortige Einigung scheiterte daran, dass die USA am SDI-Programm festhielten, das aus Sicht der Sowjetunion gegen den ABM-Vertrag über Raketen-Abwehrraketen von 1972 verstieß.
Bereits 1987 aber machte Gorbatschow nicht mehr ein Gesamtpaket einschließlich der Abkehr der USA vom SDI-Programm zur Vorbedingung konkreter Abrüstungsschritte. Es kam schließlich zum INF-Vertrag, der die Verschrottung aller Mittelstreckenraketen in Europa vorsah. Zudem wurde mit dem START-I-Vertrag die Reduzierung der strategischen Kernwaffen eingeleitet. Ferner sollten Obergrenzen bei antiballistischen Raketen und Mischungsverhältnisse von Offensiv- und Defensivwaffen festgelegt werden. Dies war der bis dahin weitestreichende Durchbruch zur Abrüstung, der das Ende des Kalten Krieges einläutete.
Nach der ausdrücklichen Abkehr Gorbatschows von der Breschnew-Doktrin begann die „Wende“ in den europäischen Ostblockstaaten. In Polen kam es bereits im April 1988 zu nicht genehmigten Streiks, im August zu Gesprächen zwischen der verbotenen Gewerkschaft Solidarność und der kommunistischen Regierung, im Dezember zur Gründung des oppositionellen Bürgerkomitees unter Vorsitz Lech Wałęsas, dann zur Neubildung von Parteien und am 4. Juni 1989 zum Sieg des Bürgerkomitees bei Parlamentswahlen. Ähnlich verlief die Entwicklung in Ungarn.
In der DDR verstärkte sich im Juli 1989 die Flüchtlings- und Ausreisewelle. Der ungarische Außenminister Gyula Horn veranlasste am 19. August die Grenzöffnung zu Österreich und ließ etwa 600 DDR-Bürger ungehindert passieren. Danach fanden in immer mehr DDR-Städten die von Leipzig ausgehenden Montagsdemonstrationen statt, in denen eine Demokratisierung der Gesellschaft gefordert wurde („Wir sind das Volk“). Anlässlich der Feierlichkeiten des 40. Jahrestages der Republik am 7. Oktober in Berlin, die ebenfalls von Demonstrationen begleitet waren, riet der geladene Michail Gorbatschow der DDR-Führung unter Erich Honecker nochmals zur Übernahme seines Reformkurses (daher die Kurzformel: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.), den die SED-Führung bis dahin – trotz der stets propagierten sowjetischen Vorbildfunktion (Von der Sowjetunion lernen, heißt Siegen lernen!) – nachdrücklich abgelehnt hatte. Vor einem Militäreinsatz gegen die Großdemonstrationen schreckte die nun völlig isolierte DDR-Führung aber zurück. Anders als bei den Volkserhebungen in der DDR 1953, in Ungarn 1956 und in Prag 1968 konnte nun nicht mehr auf den Einsatz von Streitkräften des Warschauer Paktes gegen die Demonstranten gezählt werden. So kam es im Zuge einer „friedlichen Revolution“ erst zur Absetzung Honeckers im Politbüro der SED und schließlich – nach Ankündigung eines grundlegend liberalisierten Reisegesetzes für alle DDR-Bürger – zum spontanen Massenansturm auf die Berliner Grenzübergänge und zum Mauerfall.
Einen Tag nach dem Mauerfall trat in Bulgarien der langjährige Ministerpräsident Todor Schiwkow von allen Ämtern zurück. Im Zuge der Machterhaltung unterzog sich die regierende kommunistische Partei einer politischen Neuausrichtung, was neben dem Parteiausschluss des alten Machtapparates auch die Neugründung als sozialistische Partei zur Folge hatte. Mit den 1990 durchgeführten ersten freien Parlamentswahlen endete auch in Bulgarien die Ära des Sozialismus.
Im Dezember 1989 folgten Massenproteste und erfolgreiche Revolutionen auch in der Tschechoslowakei. In Prag verlief der politische Umsturz unblutig, mit Václav Havel und Alexander Dubček wurden zwei bekannte Kritiker des alten Systems neuer Präsident und Parlamentspräsident.
Zur gleichen Zeit kam es in mehreren Städten Rumäniens zu blutigen Zusammenstößen zwischen Zivilisten und Soldaten der Armee und des Geheimdienstes Securitate. Nachdem große Teile des Militärs sich mit den Demonstranten offiziell solidarisiert hatten, floh der bisherige Machthaber Nicolae Ceaușescu aus Bukarest. In der rumänischen Hauptstadt kam es in der Folgezeit zu vereinzelten Gefechten zwischen Soldaten und Heckenschützen, die vermutlich der Securitate angehörten. Ceaușescu wurde drei Tage nach seiner Flucht zusammen mit seiner Frau verhaftet, vor ein Militärgericht gestellt und anschließend standrechtlich erschossen. Nach dem Tod des Diktators sowie dem Ende der Kampfhandlungen, die knapp 1000 Menschen das Leben gekostet hatten, löste sich die bislang regierende kommunistische Partei auf. Als neuer Staatspräsident wurde mit Ion Iliescu ein ehemaliger Parteikader eingesetzt, der sich Mitte der 1980er Jahre mit Ceaușescu überworfen hatte. Durch einen überlegenen Sieg seiner Nationalen Rettungsfront FSN bei den ersten freien Parlamentswahlen wurde Iliescu im Mai 1990 in seinem Amt bestätigt. Die Wahlen waren von neuen Protestkundgebungen begleitet, deren anschließende Zusammenstöße zwischen Unterstützern und Gegnern Iliescus sechs Todesopfer forderte. Auseinandersetzungen innerhalb der regierenden FSN und deren anschließende Spaltung verhinderten auch in der Folgezeit eine stabile Nachfolgeregierung in Rumänien.
Aufgrund eines von der Volkskammer der DDR verabschiedeten Wahlgesetzes fanden im Frühjahr die ersten freien Parlamentswahlen der DDR statt. Standen bisher die Forderungen nach demokratischen Reformen innerhalb der DDR im Mittelpunkt der Demonstrationen, so verstärkte sich im Vorfeld der Wahlen der Ruf nach einer Vereinigung mit der Bundesrepublik („Wir sind ein Volk!“), was sich letztlich in einem überlegenen Wahlsieg des von der bundesdeutschen Regierung unterstützten Parteien-Bündnisses „Allianz für Deutschland“ widerspiegelte.
Auf einem Treffen mit Bundeskanzler Kohl in Gorbatschows kaukasischer Heimat gab dieser am 15. Juli 1990 sein Einverständnis, dass ein vereintes Deutschland Mitglied der NATO sein könne. Bedingung war, dass die NATO auf eine Expansion auf das ehemalige DDR-Territorium verzichten solle, solange dort sowjetische Truppen stationiert waren. Deren Abzug wurde in einem Sondervertrag geregelt. Die Bundesrepublik verpflichtete sich im Gegenzug, die Bundeswehr dauerhaft auf maximal 370.000 Soldaten zu begrenzen und auf ABC-Waffen auch künftig zu verzichten. Darüber hinaus gewährte die Bundesrepublik der Sowjetunion einen Sofortkredit in unbekannter Höhe (geschätzt werden bis zu 15 Milliarden DM).[7]
Nach der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 1. Juli wurde am 31. August der deutsche Einigungsvertrag geschlossen. Am 3. Oktober 1990 wurde die deutsche Wiedervereinigung durch Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes vollzogen. Auf die in der ursprünglichen Fassung des Grundgesetzes in Artikel 146 vorgesehene neue Verfassung wurde anderen Auffassungen zum Trotz (unter anderem der Verfassungsentwurf des Runden Tisches) mit Hinweis auf die Bewährtheit des Grundgesetzes verzichtet.
Am 21. November 1990 wurde der Kalte Krieg formell beigelegt. In der Charta von Paris verpflichteten sich die 34 KSZE-Staaten zur Demokratie als Regierungsform und zur Achtung der Menschenrechte. Die Auflösungen von RGW und Warschauer Pakt folgten Mitte 1991.
Folgeentwicklungen
1991 erreichte die Abkehr vom sowjetischen Zentralismus auch die Sowjetunion selbst. Da Gorbatschow das Selbstbestimmungsrecht der Völker im Einflussbereich der Sowjetunion anerkannt hatte, verlangten nun auch die baltischen Staaten Unabhängigkeit und Rückzug der Roten Armee aus ihren Hoheitsgebieten. Dem versuchte Gorbatschow noch mit einer Verfassungsänderung zu begegnen, die mehr Föderalismus und Teilautonomie gewährte, aber die staatliche Einheit der Sowjetunion wahren sollte. Der gegen Gorbatschows Reformkurs gerichtete, am Volkswiderstand gescheiterte Augustputsch beschleunigte das Ende der KPdSU und das der Sowjetunion. Gorbatschow trat von seinem Amt als Generalsekretär zurück. Boris Jelzin verbot die KPdSU für den Bereich Russlands. Wenige Wochen darauf erklärten die baltischen Republiken sich für unabhängig (s. Singende Revolution), viele Teilrepubliken setzten ihre KP-Führer ab. Die Sowjetunion wurde zum Jahresende 1991 aufgelöst. Aus einigen der neu gegründeten Staaten bildete sich die GUS.
Der rasche Niedergang und schließlich kollapsartige Zusammenbruch der Sowjetunion kam für westliche Beobachter wie auch für die amerikanische Führung teilweise überraschend, da die Sowjetunion bis zuletzt den Status der hochgerüsteten Supermacht besaß, die die eigenen Interessen und Einflussgebiete kaum freiwillig preisgeben würde. Andererseits gab es westliche Analysen, die eine Zahlungsunfähigkeit und den ökonomischen Zusammenbruch der Sowjetunion prognostiziert hatten.
Das Ende der bipolaren Machtstruktur hat eine neue globalpolitische Situation hinterlassen, in der die USA durch das Verschwinden der Sowjetunion als direkter globaler Konkurrent den Status der „einzigen Weltmacht“ erreicht haben. Ein Teil der osteuropäischen Staaten, die dem Warschauer Pakt angehörten und nach 1989 ein demokratisches, parlamentarisches und marktwirtschaftliches System angenommen haben, sind heute Mitglied in der NATO. Die Auflösung der sowjetischen Machtsphäre hat zudem die Globalisierung gefördert, in deren Folge heute die überwiegende Mehrheit der Staaten der Erde das Prinzip des Freihandels anerkennt.
Deutungen des Ost-West-Konfliktes
Die Epoche des Kalten Krieges wird besonders unter US-amerikanischen Historikern und Politikwissenschaftlern kontrovers bewertet. Die mit Beginn des Kalten Krieges aufkommende „orthodoxe“ Sicht sah die Hauptverantwortung für seinen Verlauf in einem ideologisch begründeten Expansionsdrang der Sowjetunion, dem sich die USA in verteidigender Weise entgegenstellte. Die Sowjetunion habe nach dem Zweiten Weltkrieg besonders Länder in Osteuropa sowie mit China das bevölkerungsreichste Land der Welt in ihren Einflussbereich gebracht, was ihre Eindämmung durch die USA und die Verteidigung von Freiheit und Demokratie erfordert habe. Außerdem wird auf Stalins bestimmende Rolle im sowjetischen Verhalten zu Beginn des Kalten Krieges hingewiesen. In dieser Zeit wurde das Stichwort der nationalen Sicherheit geschaffen, das als Schlagwort die US-amerikanische Bevölkerung hinter die antikommunistische Politik ihrer Regierung bringen sollte.
Die so genannte „revisionistische“ Schule, vertreten etwa von Gabriel Kolko, betonte seit den 1960er Jahren hingegen das von ökonomischen und hegemonialen Interessen bestimmte Vorgehen der USA als treibende Kraft in dem Systemkonflikt. Die kapitalistische Tendenz zur Expansion sei Basis der amerikanischen Außenpolitik gewesen, die auf die Öffnung neuer Märkte gezielt habe. Die beispielsweise im Marshallplan sichtbar gewordene Einmischung der USA in die ökonomische Struktur europäischer Länder habe zur Konfrontation mit der Sowjetunion geführt, die ihre eigene Sicherheit habe bedroht sehen müssen.
Letzten Endes gingen beide Ansätze von einem Aggressor aus, dem ein reagierender Verteidiger gegenüber stand. Die beiden Schulen mussten mit dem erheblichen Mangel kämpfen, dass ihnen zum großen Teil nur Informationen aus den USA zugrunde lagen und selbst diese oft als geheim klassifiziert waren. Der hauptsächlich seit den 1990er Jahren hinzugekommene „Post-Revisionismus“ verlässt sich dem gegenüber mehr auf die Analyse von schrittweise zugänglich gewordenen Archiven beider Kontrahenten nach dem Ende des Kalten Krieges. Dieser Ansatz gilt allgemein als ausgewogener, auch wenn in ihm ebenfalls Schwerpunktlegungen auf eine der beiden Seiten vorzufinden sind. Der führende Vertreter dieser Schule etwa, John Lewis Gaddis, nimmt entsprechend eine bereits als „neo-orthodox“ bezeichnete Haltung ein, indem er wiederum Stalins Persönlichkeit als eigentliche Ursache für die Entstehung des Kalten Krieges hervorhebt und den USA eher die reagierende Rolle zuschreibt.
Siehe auch
- Verträge und Abkommen des Kalten Krieges
- Grand Area – das angestrebte Einflussgebiet der USA nach dem 2. Weltkrieg
- Nuklearstrategien – Rüstungsstrategien die den Einsatz von Kernwaffen berücksichtigen, im Kalten Krieg speziell Flexible Response und massive Vergeltung.
- Permanente Rüstungswirtschaft – Eine Theorie, die das Wettrüsten während des Kalten Krieges als Mitursache für den Aufschwung des Kapitalismus sieht.
Literatur
- Michael R. Beschloss, Strobe Talbott: Auf höchster Ebene, das Ende des Kalten Krieges und die Geheimdiplomatie der Supermächte 1989–91. ECON, Düsseldorf 1993, ISBN 3-430-11247-8
- Jürgen Bruhn: Der Kalte Krieg oder: Die Totrüstung der Sowjetunion. Gießen 1995, ISBN 3-88349-434-8
- John Lewis Gaddis: Der Kalte Krieg. Eine neue Geschichte. Siedler, München 2007, ISBN 3-88680-864-5
- Raymond L. Garthoff: Détente and Confrontation. American-Soviet Relations from Nixon to Reagan. Brookings Institution, Washington, D.C. 1994, ISBN 0-8157-3041-1.
- Bernd Greiner, Christian Th. Müller, Dierk Walter (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg. Hamburg 2006, ISBN 3-936096-61-9 (Rezension von H. Hoff, Rezension von I. Küpeli).
- David Horowitz: Kalter Krieg. Hintergründe der US-Außenpolitik von Jalta bis Vietnam. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-8031-1013-0
- Jeremy Isaacs, Taylor Downing: Der Kalte Krieg. Heyne, München 2001, ISBN 3-453-19710-0
- Nicolas Lewkowicz: The German Question and the International Order, 1943–48 Palgrave Macmillan, Basingstoke and New York 2010, ISBN 9780230248120
- Wilfried Loth: Die Teilung der Welt, Geschichte des Kalten Krieges 1941–1955. dtv, München 2000, ISBN 3-423-30756-0
- Georges-Henri Soutou: La guerre de Cinquante Ans. Le conflit Est-Ouest 1943–1990. Fayard, Paris 2001 (ND 2004), ISBN 2-213-60847-4
- Rolf Steininger: Der Kalte Krieg. Fischer Taschenbuch Verlag Nr. 15551, Frankfurt a.M. 2003, ISBN 3-596-15551-7
- Bernd Stöver: Der Kalte Krieg. Geschichte eines radikalen Zeitalters 1947–1991. C.H. Beck, München 2007, ISBN 3-406-48014-4
- Wladimir K. Wolkow, Harald Neubert: Stalin wollte ein anderes Europa. Berlin 2003, ISBN 3-360-01046-9
- Melvyn P. Leffler, Odd Arne Westad (Hrsg.): The Cambridge History of the Cold War. 3 Bde., Cambridge University Press, Cambridge 2010 (Rezension von Lawrence D. Freedman: Frostbitten).
Weblinks
Wiktionary: Kalter Krieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWikibooks: Der Wettlauf zum Mond – Die Rolle der Raumfahrt im Kalten Krieg – Lern- und Lehrmaterialien- Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Der Kalte Krieg
- Deutschland im Kalten Krieg, eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum (Hintergrundmaterial: Fachaufsätze)
- Parallel History Project on NATO and the Warsaw Pact
- George F. Kennan, The Sources of Soviet Conduct („Foreign Affairs“, Juli 1947 – vgl. [1], [2])
- 60 Jahre Churchills Fulton-Rede: Interview mit Valentin Falin (RIA Novosti, 3. März 2006 – Die Rede Winston Churchills am 5. März 1946 gilt in Russland als der Tag, an dem der Kalte Krieg „ausbrach“. Zudem machte sie im Westen die Vokabel vom „Eisernen Vorhang“ populär – vgl. [3], [4], [5], [6], [7])
- Bibliographie zu: Europa im Ost-West-Konflikt 1945–1991 (Historicum.net – sehr ergiebig)
- Literatur zum Schlagwort Kalter Krieg im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
- Charta von Paris
- Hilfsmittel und Institutionen für die Quellen- und Literatur-Recherche
- Cold War (englisch)
- Bernd Greiner: Kalter Krieg und „Cold War Studies“, in: Docupedia Zeitgeschichte, 11. Februar 2010
Einzelnachweise
- ↑ TV-Sender ARTE, 27. Oktober 2010, Dokumentation „Kriegsbeute Mensch – Wie Regierungen ihre Soldaten verraten“; bei www.veoh.com beziehbar (online)
- ↑ Hassan Arfa, Under five Shahs, London 1964, S. 352.
- ↑ Gerhard Schweizer: Iran. Stuttgart 1991, ISBN 3-7632-4034-9, S. 383.
- ↑ National Geographic Dokumentation „Luftkampf über Korea“, über www.sevenload.com (online)
- ↑ N24-Dokumentation History Channel „Mig 15 – Russlands Geheimwaffe im Kalten Krieg“, über www.veoh.com (online)
- ↑ Wandel durch Annäherung (PDF), Rede Egon Bahrs am 15. Juli 1963 in der Evangelischen Akademie Tutzing
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: Verhandlungen mit den Vier Mächten
Dieser Artikel wurde am 16. August 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. Kategorien:- Wikipedia:Lesenswert
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