Alfred-Lichtwark-Preis

Alfred-Lichtwark-Preis
Alfred Lichtwark, gemalt von Leopold Karl Walter Graf von Kalckreuth, 1912

Alfred Lichtwark (* 14. November 1852 in Hamburg; † 13. Januar 1914 ebenda) war ein deutscher Kunsthistoriker, Museumsleiter und Kunstpädagoge in Hamburg. Er gehört zu den Begründern der Museumspädagogik und der Kunsterziehungsbewegung.

Herkunft und Werdegang

Alfred Lichtwark war der Sohn des Müllers Johann Karl Ernst Lichtwark (1806?-1869), welcher die Reitbrooker Mühle besaß. Aus erster Ehe des Vaters hatte er drei Halbgeschwister. Alfred Lichtwarks Mutter Johanne Helene Henrietta geb. Bach (1829-1909)stammten angeblich aus der direkten Linie des Komponisten Johann Sebastian Bach. Nach dem Alfred mit seinen Geschwistern Hans (1855-?), ausgewandert nach Australien, und der Schwester Marianne (1857-1930) auf dem Land eine glückliche Kindheit verbrachte, sah sich der Vater gezwungen 1858 wegen Geldmangels die Mühle zu verkaufen. Die Familie zog nach Hamburg, wo der Vater eine ebenfalls schlecht laufende Gastwirtschaft führte und die Familie lebte unter ärmlichen Umständen. Alfred Lichtwark, welcher die Bürgerschule besuchte, erwies sich als ein sehr talentierter und vielseitig begabter Schüler und half nach der Schule als Hilfslehrer aus. 1873 holte er das Abitur am Christianeum in Altona nach und studierte dank eines Stipendiums, zudem ihm Justus Brinkmann half, Kunst und Pädagogik in Dresden, Leipzig und Berlin und arbeitete nach Ende der Studienzeit an mehreren Volks- und Bürgerschulen in Berlin. Wieso er 1886 gefragt wurde, ob er das Amt des Direktors der Hamburger Kunsthalle übernehmen wolle, welche vorher nur von einer Person des Senats verwaltet wurde, ist jedoch unklar. Fest steht nur eines: Das er mit der damaligen Pädagogik schon sehr unzufrieden gewesen ist, was ihn in Berlin bereits schon zur Idee einer neuen Schulform oder Pädagogik führte.

Inhaltsverzeichnis

Weitere Biografie

Alfred Lichtwark war vom 3. Dezember 1886 an der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle, deren Sammlung er systematisch ausbaute. Der heutige Bestand beruht noch wesentlich auf den von Lichtwark geschaffenen Grundlagen. Sammelte er einerseits gezielt Hamburgs mittelalterliche Kunst (insbesondere Werke von Meister Bertram und Francke), so erwarb er Werke der deutschen Romantik (Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge) und zeitgenössischer Künstler des ausgehenden 19. Jahrhunderts wie Pierre Bonnard, Lovis Corinth, Wilhelm Leibl, Adolph Menzel, und Edouard Vuillard. Mit seiner regen Ankaufspraxis und intensiver Öffentlichkeitsarbeit gelang es ihm nach vielen Schwierigkeiten, das Verständnis für die damals aktuelle Kunst zu verbreitern. Neben dem hohen Interesse am französischen Impressionismus setzte er sich nachdrücklich für die Hamburger Kunstszene ein, war Initiator zur Gründung des Hamburgischen Künsterklubs und vergab Aufträge an Hamburger Maler wie Gotthardt Kuehl, Wilhelm von Uhde und Wilhelm Trübner. Das Anliegen, seiner Heimatstadt Hamburg ein künstlerisches Denkmal zu setzen, führte auch zu Aufträgen an Maler wie Max Liebermann und Theodor Hagen, von dem er mehrere Hafenbilder erwarb. Lichtwark unternahm während seiner Amtszeit mehrere Reisen nach Dresden, Weimar, Frankfurt/Main, Genf, Paris, London und Stockholm, wo er nach vielen Kunstmotiven auf der Suche war. Er entdeckte zudem zwei verschiedne Altare von Meister Bertram, welche sich in einer Kirche in Grabow befanden, die schon teilweise abgerissen war. 1906 wurden diese erstmals in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt. Lichtwark kritisierte außerdem den damaligen Zeitgeist und die Schichttrennung der Leute in Deutschland und in übrigen Teilen Europas. Seine pädagogischen Ideen führten schließlich zur Gründung der Lichtwarkschule. Alfred Lichtwark blieb Direktor der Kunsthalle bis zu seinem Tod 1914. Er starb an den Folgen einer Magenkrebserkrankung. Sein Nachfolger war Gustav Pauli.

Alfred Lichtwark war u. a. befreundet mit Max Liebermann, Hans Olde, Förderer des Grafen Kessler und dem Bürgermeister Max Predöhl.

Auch die Umsetzung der Gründung sowie die Konzeption des Museums für Hamburgische Geschichte geht auf seine Initiative zurück, sowie die künstlerische Früherzeihung. 1896 eröffnete er in der Kunsthalle eine Ausstellung mit dem Thema wie Kinder denken und malen.

Alfred-Lichtwark-Preis

Der Alfred Lichtwark-Preis, 1951 vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg anlässlich des 100. Geburtstages von Alfred Lichtwark gestiftet, wird alle vier Jahre vergeben.

Ehrungen

Nach Alfred Lichtwark benannt wurden:

  • in Eppendorf die Lichtwarkstraße
  • die heutige Heinrich-Hertz-Schule in Hamburg-Winterhude hieß zwischen 1920 und 1937 Lichtwarkschule (1937 wurde sie mit dem Heinrich-Hertz-Realgymnasium zur Oberschule am Stadtpark für Jungen zusammengelegt)[1] Berühmtester Abiturient dieser Schule ist der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Zitate

„Wir wollen nicht ein Museum, das dasteht und wartet, sondern ein Institut, das thätig in die künstlerische Erziehung unserer Bevölkerung eingreift.“

„Freie und Abrissstadt Hamburg“, dieser in Architekten-Foren des Internets sehr häufig zitierte Ausspruch Lichtwarks bezog sich auf die Planungen, die Arbeiterwohnungen im Hafen abzureißen und dafür die Speicherstadt zu bauen.

"Es gibt in unserem Zeitalter kein Kunstwerk, das so aufmerksam betrachtet würde wie die Bildnisfotografie des eigenen Selbst, der nächsten Verwandten und Freunde, der Geliebten."

Literatur

  • Rudolf Großkopff: Alfred Lichtwark. Ellert und Richter, Hamburg 2002, ISBN 3-8319-0076-0 (Biographie)
  • Werner Kayser: Alfred Lichtwark. (= Hamburger Bibliographien; Band 19). Christians, Hamburg 1977, ISBN 3-7672-0531-9 (Bibliographie)
  • Hans Präffcke: Der Kunstbegriff Alfred Lichtwarks. Olms, Hildesheim u. a. 1986 ISBN 3-487-07731-0
  • Carsten Meyer-Tönnesmann: Der Hamburgische Künstlerclub von 1897. Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1997. ISBN 3-881-32255-8,

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reiner Lehberger: „Die Lichtwarkschule in Hamburg“. Hamburg, 1996; S. 5.

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