Groundhopper

Groundhopper

Groundhopping bezeichnet die Absicht, möglichst viele Stadien, Arenen oder Hallen einer bestimmten Sportart zu besuchen.

Inhaltsverzeichnis

Begriffserklärung

Der Begriff Groundhopping setzt sich aus den beiden Wörtern Ground und Hopping zusammen und erlangte erstmals Ende der 1980er Jahre unter Fußballfans einen gewissen Bekanntheitsgrad. Trotzdem finden Groundhopping und/oder Groundhopper bislang in keinem Duden oder Wörterbuch Erwähnung.

Ground bedeutet wörtlich aus dem Englischen übersetzt: Grund, Boden, Erde oder Gebiet. Umgangssprachlich wird dieser Ausdruck im Vereinigten Königreich aber auch für die Spielstätte eines Sportvereins benutzt. Der Begriff hat sich mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum als Synonym für Stadion eingebürgert. Hoppen oder to hop heißt hüpfen.

Ein Groundhopper zieht von Stadion zu Stadion mit dem Ziel, durch Spielbesuche sein Konto an Ground- und Länderpunkten zu erhöhen und möglichst viele unterschiedliche Sportstadien oder -hallen zu besuchen.

Zählweise

Fußball

Ein allgemeingültiges Regelwerk, wann ein Ground als „gemacht“ gilt, gibt es nicht. Eine solche von der V.d.G.D („Vereinigung der Groundhopper Deutschlands“, s. u.) angestrebte Vereinheitlichung konnte bisher noch nicht erreicht werden. Ein Problem liegt darin, dass die Einzelinteressen der Groundhopper wohl über dem Ziel einer vereinheitlichten Zählweise stehen. So wäre es durchaus möglich, dass jemandem Stadien aberkannt würden, falls die Regel gelten würde, dass man die vollen 90 Minuten eines Spiels innerhalb des Stadions erleben müsse.

Trotzdem gibt es unter der Mehrheit der Groundhopper wohl einen gewissen Konsens, wann ein Stadion gezählt werden darf und wann nicht. Als absolute Grundvoraussetzung gilt hierbei der Besuch eines Spiels; eine Stadionbesichtigung o. ä. reicht also nicht aus, um einen Ground zu „machen“.

Einen „Länderpunkt“ erhält man, wenn man das erste Spiel (je nach Zählweise) in einem bestimmten Staat oder auf dem Gebiet eines FIFA-Mitgliedverbandes gesehen hat.

Einige wenige deutschsprachigen Groundhopper sehen es strittig, weshalb der Begriff „groundhopping“ im Zusammenhang mit dem Besuch eines Spiels steht bzw. in Anlehnung an Vereinsstatuten stehen muss, da es sich nach ebenfalls vertretener Meinung demzufolge eher um den Begriff „gamehopping“ handeln müsste. Nach einer aktuellen Umfrage unter Groundhoppern Ende 2007 hat sich aber bestätigt, dass (bis auf die Meinung einer kleinen Minderheit) tatsächlich nicht die Spiele der Antrieb sind, sondern die Stadien bzw. Sportanlagen, wie es beim „Original“ in England vollkommen unstrittig ist.

Anforderungen nach strenger Sichtweise

  • Zweck der Reise: Besuch eines Spiels oder mehrerer Spiele
  • Länderspiel oder Spiel eines nationalen oder internationalen Pokalwettbewerbs oder Ligaspiel oder „Non League Ground“ (eine Beschränkung auf eine Ligaebene wurde fallen gelassen)
  • keine Freundschaftsspiele (außer bei Länderspielen)
  • Spiel findet statt
  • Volle Spielzeit anwesend sein
  • Länderpunkt nur bei Existenz eines der FIFA angeschlossenen Verbandes
  • Dokumentation des Besuches z. B. durch Eintrittskarte oder Stadionzeitung

Minimale Anforderungen

  • Länderspiel oder Spiel eines nationalen oder internationalen Pokalwettbewerbs oder Ligaspiel oder „Non League Ground“
  • das Spiel findet statt
  • Anwesenheit während wenigstens 45 min. Spielzeit (idealerweise komplette erste oder zweite Halbzeit, sogenanntes „Halbzeithopping“)
  • Länderpunkte nur bei Existenz eines der FIFA angeschlossenen Verbandes oder selbstständigem Staat, der keinen eigenen FIFA-Mitgliedsverband hat

Momentan gehören der FIFA 207 Mitgliedsverbände an. Demnach steht die maximal erreichbare Länderpunkte-Zahl bei 207.

Hierbei ist anzumerken, dass es unter den Groundhoppern momentan zwei unterschiedliche Strömungen zu beobachten gibt. Die erste Gruppe spricht sich für strenge, einheitliche Regeln hinsichtlich der Zählweise und der Beweisbarkeit eines Stadionbesuchs aus, bestenfalls unter der Schirmherrschaft einer Vereinigung (wie der V.d.G.D). Dies soll die Vergleichbarkeit der Summen an gesammelten Stadien und Länderpunkten der einzelnen Hopper erhöhen und auch einen gewissen Wettbewerb fördern.

Ein anderer Teil möchte auf keinen Fall eine solche Bevormundung durch eine Art Groundhopper-Verband, wofür es verschiedene Gründe gibt:

  • generelle Ablehnung von „Vereinsmeierei“
  • die Bildung von Eliten durch die erschwerten Aufnahme-Bedingungen in die V.d.G.D.
  • das Argument, dass jeder dieses Hobby ausschließlich für sich selbst ausübt, zu niemandem in Konkurrenz steht und auch niemandem Rechenschaft schuldig ist
  • die unterschiedlichen Voraus- und Zielsetzungen, die jeder Hopper individuell mitbringt

Seit der Begriff „groundhopping“ immer mehr an Bekanntheit gerade im deutschsprachigen Raum erlangt hat, ist eine zunehmende Interdependenz zwischen dem „Sammeln“ von Punkten und der zunehmenden Entsozialisation von Groundhoppern in der Gesellschaft zu beobachten.

Eishockey

Auch viele Eishockeyfans haben sich mittlerweile zu „Groundhoppern“ entwickelt. Dabei sind die Kriterien hinsichtlich der Zählweise ähnlich ungeklärt wie beim Fußball. Allgemein gilt eine Eishalle als besucht, wenn man darin mindestens zwei Drittel oder einunddreißig Minuten (reine Spielzeit) eines Eishockeyspiels gesehen hat.

Eine Vereinigung wie im Fußball gibt es nicht, jedoch können gemeinsame Fahrten in unabhängigen Internet-Foren geplant werden.

Geschichte

Groundhopping wie wir es heute kennen, ist wohl in den 1970ern in England entstanden. Ab Ende der 1980er Jahre begannen aber auch immer mehr Fußballfans in Deutschland, sich für das Groundhoppen zu interessieren. Für viele war auch die Fußballweltmeisterschaft 1990 in Italien der Auslöser, sich vermehrt Spiele im Ausland anzuschauen. Einen großen Schub erhielt die Bewegung dann durch die Bildung von Organisationen. Diese dienten dem Austausch von Infos und der Organisation von gemeinsamen Fahrten.

Mitte der Siebziger Jahre wurde in England der Club 92 geboren. Die Krawatte dieses Clubs erhält, wer sämtliche Stadien der vier englischen Profi-Ligen (League) besucht hat. Club 92-Mitglied Ken Ferris schaffte in der Saison 1994/95 alle 92 Stadien in 237 Tagen und erhielt sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Als Pendant dazu formierte sich auf der Insel auch noch der Club 38. Dessen Mitglieder haben alle 38 schottischen League-Grounds „gemacht“.

In Deutschland gibt es seit 1993 die Vereinigung der Groundhopper Deutschlands. Diese Vereinigung zählt nach eigenen Aussagen gegenwärtig ca. 75 Mitglieder, wobei die „Dunkelziffer“ der Groundhopper in Deutschland wohl um ein Vielfaches höher ist. Die wichtigste Voraussetzung für eine Mitgliedschaft bei der V.d.G.D. sind mindestens 300 Grounds ODER 30 Länderpunkte, die der Bewerber verzeichnen muss. Über die tatsächliche Aufnahme wird dann unter den Mitgliedern abgestimmt, und die Aufnahme erfolgt bei einem Spiel im Ausland.

Dokumentationen

  • Carlo Farsang, Jörg Heinisch: Futbol fanatico. 174 Minuten. 2007.

Quellen

  • Jörg Heinisch: Abenteuer Groundhopping. Wenn Fußballfans Stadien sammeln. Agon, Kassel 2000, ISBN 3-89784-172-X.
  • Jörg Heinisch: Das Abenteuer Groundhopping geht weiter. Band 2 zu Stadien sammelnden Fußballfans. Agon, Kassel 2004, ISBN 3-89784-239-4.
  • Jörg Heinisch: Abenteuer Groundhopping kennt keine Grenzen. Band 3 zu Stadien sammelnden Fußballfans. Agon, Kassel 2008, ISBN 978-3-89784-347-9.
  • Martin Czikowski, Markus Stapke, Ronny Schulz , Mirko Otto: „Anstoß in Baku“ - Berichte von Fußballreisenden. Burkhardt & Partner Verlag, 2009, ISBN 978-3-940159-04-5.

Weblinks


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