- Großwetterlage
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Unter Großwetterlage (GWL) versteht man Wetterlagen über einem Großraum, die sich während eines mehrtägigen Zeitraumes nicht wesentlich verändern.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Eine Großwetterlage ist ein bestimmter atmosphärischer Zustand, der in seiner charakteristischen Strömungsanordnung mehrere Tage im Wesentlichen gleich bleibt (Definition nach Baur). Im Allgemeinen nimmt man drei Tage als Bemessungszeitraum.
Das Wetter selbst kann während einer Großwetterlage wechseln, der Charakter der jeweiligen regionalen Witterung bleibt erhalten. Die regionale Ausbildung und typische Aufeinanderfolge der Großwetterlagen gestalten wesentlich das Klima eines Gebietes. Die Großwetterlage ist für die Voraussage der Entwicklung des Wetters und der Witterung für einen längeren Zeitraum von großer Bedeutung.
Großwetterlagen Europas
Für Europa lassen sich etliche verschiedene Großwetterlagen unterscheiden, und es gibt verschiedene Systematiken.
Tiefdruckwanderwege nach Bebber
Wilhelm Jacob van Bebber entwickelte schon in den 1890ern ein grundlegendes Schema von typischen Zugstrassen der barometrischen Minima (Tiefdrucktrajektorien), das er in fünf Gruppen einteilte:
- I: vom Atlantik nordostwärts nach Nordskandinavien
- II: vom Nordatlantik ostwärts über Zentral- und Südskandinavien nach Nordosteuropa
- III: vom Nordatlantik südostwärts über Südskandinavien und Mitteleuropa nach Zentralosteuropa
- IV: vom Mittelatlantik nordostwärts über Nordwest-Mitteleuropa und Südskandinavien nach Nordosteuropa
- V: vom Mittelatlantik südostwärts über Biskaya in den Mittelmeerraum und von dort nordost-, ost, oder südostwärts
Von diesem einfachen Modell hat sich insbesondes die Bezeichnung Vb-Wetterlage erhalten, die Nordostzugbahn eines Genuatiefs über Adria und Donauraum, die zu heftigen Niederschlägen durch Aufgleiten aus Südost an Alpen und Karpaten führt.
Großwettertypologie nach Hess/Brezowsky
Die Einteilung der Großwetterlagen nach Paul Hess und Helmuth Brezowsky erfolgt nach der Strömungssituation (zyklonal oder antizyklonal) sowie nach der Lage der Aktionszentren in der Erdatmosphäre und der Frontalzone. Ein wesentliches Kriterium hierbei ist die mittlere Luftdruckverteilung, gemessen am Boden.[1]
Zirkulationsformen
- zonale Zirkulationsform: Folgt einer glatten West-Ost-Strömung zwischen einem hochreichenden subtropischen Hochdruckgebiet in Normallage über dem Nordatlantik und einem hochreichenden Tiefdruckgebiet im subpolaren Raum – Typische Beispiele: Westlagen
- gemischte Zirkulationsform: Die antizyklonalen Steuerungszentren sind gegenüber den Westlagen nordwärts bis etwa 50° Breite verschoben – Beispiele: Südwestlagen (Steuerungszentrum Osteuropa), Nordwestlagen (Steuerungszentrum Ostatlantik), Hoch Mitteleuropa (als Zentrum), einschließlich Tief Mitteleuropa
- meridionale Zirkulationsform: Stationäre, blockierende Hochdruckgebiete zwischen 50° und 65° Breite – Typisch: Nordlagen, Südlagen, Ostlagen, sowie Troglagen mit nordsüdlicher Achsenrichtung, Nordost- und Südostlagen
Großwetterlagen
Nr. Abk. Bsp. A) Großwetterlagen der zonalen Zirkulationsform 1 Westlage, antizyklonal WA [2] 2 Westlage, zyklonal WZ [3] 3 Südliche Westlage WS 4 Winkelförmige Westlage WW [4] B) Großwetterlagen der gemischten Zirkulationsform 5 Südwestlage, antizyklonal SWA 6 Südwestlage, zyklonal SWZ [5] 7 Nordwestlage, antizyklonal NWA [6] 8 Nordwestlage, zyklonal NWZ [7] 9 Hoch Mitteleuropa HM [8] 10 Hochdruckbrücke (Rücken) Mitteleuropa BM [9] 11 Tief Mitteleuropa TM [10] C) Großwetterlagen der meridionalen Zirkulationsform 12 Nordlage, antizyklonal NA 13 Nordlage, zyklonal NZ [11] 15 Hoch Nordmeer-Island, antizyklonal HNA [12] 15 Hoch Nordmeer-Island, zyklonal HNZ 16 Hoch Britische Inseln HB [13] 17 Trog Mitteleuropa TRM [14] 18 Nordostlage, antizyklonal NEA 19 Nordostlage, zyklonal NEZ 20 Hoch Fennoskandien, antizyklonal HFA [15] 21 Hoch Fennoskandien, zyklonal HFZ [16] 22 Hoch Nordmeer-Fennoskandien, antizyklonal HNFA [17] 23 Hoch Nordmeer-Fennoskandien, zyklonal HNFZ [18] 24 Südostlage, antizyklonal SEA [19] 25 Südostlage, zyklonal SEZ [20] 26 Südlage, antizyklonal SA [21] 27 Südlage, zyklonal SZ [22] 28 Tief Britische Inseln TB 29 Trog Westeuropa TRW [22] Übergang U Österreichisches Wetterlagen-Schema (ZAMG)
Da die österreichische Meteorologie, die neben dem atlantischen Klima auch das Pannonische und das Mittelmeerklima mit dem Subtypus des Illyrischen Klimas zu berücksichtigen hat, und auch Aktionszentren von der Sahara bis in den Schwarzmeerraum, verwendet die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien folgendes Schema:
Wetterlage Abk. Bsp. Hoch über West- und Mitteleuropa H [2][5][11][15][16][21] Zwischenhoch h [23][24] Zonale Hochdruckbrücke Hz [3] Hoch mit Kern über Fennoskandien HF [25] Hoch mit Kern über Osteuropa HE [4] Nordlage N [13][17] Nordwestlage NW [6][7][19] Westlage W [26] Südwestlage SW [27] Südlage S [12] Gradientschwache Lage G [9][20] Tief südlich der Alpen TS [10] Tief über dem westlichen Mittelmeer TwM [8] Tief im Südwesten Europas TSW [28] Tief bei den Britischen Inseln TB [22] Meridionale Tiefdruckrinne TR [14] Kontinentales Tief Tk [29][30] Tief auf der Zugstraße Adria - Polen Vb [31] Literatur
- F.-W. Gerstengarbe, P.C. Werner, U. Rüge (Mitarb.): Katalog der Großwetterlagen Europas (1881 - 1998). Nach Paul Hess und Helmuth Brezowsky. 5 Auflage. Potsdam/Offenbach a. M. 1999 (pdf 3,9 MB, DWD).
Weblinks
- Die Großwetterlagen Europas – Charakterisierung und Gefahrenpotential. unwetter.de, abgerufen am 3. Dezember 2008.
- Die Großwetterlagen Europas. Deutscher Wetterdienst, abgerufen am 3. Dezember 2008 (Jahresübersicht 2003–2007).
- Wetterlagen. In: Klima → Monats-/Jahresübersicht. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG, abgerufen am 5. Juli 2009.
Einzelnachweise
- ↑ Beispiele: Analysen – Institut für Meteorologie, FU Berlin
- ↑ a b Analyse 20030112
- ↑ a b Analyse 20030101
- ↑ a b Analyse 20030228
- ↑ a b Analyse 20030426
- ↑ a b Analyse 20030706
- ↑ a b Analyse 20030501
- ↑ a b Analyse 20030527
- ↑ a b Analyse 20030722
- ↑ a b Analyse 20030410
- ↑ a b Analyse 20030824
- ↑ a b Analyse 20030421
- ↑ a b Analyse 20030105
- ↑ a b Analyse 20031229
- ↑ a b Analyse 20030214
- ↑ a b Analyse 20051015
- ↑ a b Analyse 20031013
- ↑ Analyse 20050819
- ↑ a b Analyse 20030412
- ↑ a b Analyse 20030819
- ↑ a b Analyse 20030222
- ↑ a b c Analyse 20030121
- ↑ Analyse 20030901
- ↑ Analyse 20030711
- ↑ Analyse 20031015
- ↑ Analyse 20031022
- ↑ Analyse 20031002
- ↑ Analyse 20031020
- ↑ Analyse 20030731
- ↑ Analyse 20030215
- ↑ Analyse 20050822 (Alpenhochwasser 2005)
Kategorie:- Druckgebiete und Fronten
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