Gustav von Siegle

Gustav von Siegle
Gustav Siegle
Gedenktafel am Geburtshaus
Siegles Geburtshaus

Gustav Siegle (* 2. Februar 1840 in Nürtingen; † 10. Oktober 1905 in Stuttgart) war ein Stuttgarter Industrieller, der von 1840 bis 1905 lebte und sich auch politisch und sozial stark engagierte. So war er jahrelang Abgeordneter im Deutschen Reichstag in Berlin. Außerdem gehen auf ihn ein Krankenhaus in Stuttgart-Feuerbach und das Stuttgarter Gustav-Siegle-Haus zurück. Seine Tochter Gabriele heiratete den Parapsychologen Albert Freiherr von Schrenck-Notzing. Sein Urenkel war der Publizist Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing.

Inhaltsverzeichnis

Der Unternehmer

In seiner Geburtsstadt Nürtingen betrieb sein Vater seit 1848 eine kleine Farbenfabrik, die er 1863 seinem Sohn übergab. Siegle experimentierte vor allem mit den 1856 von William Henry Perkin entdeckten Teerfarben (Anilinfarben) und weitete die Produktion aus. 1873 brachte er sein Unternehmen gemeinsam mit der Firma des Farbenfabrikanten Rudolf Knosp in die Badische Anilin- und Soda-Fabrik (BASF) ein. Diese war 1865 von Friedrich Engelhorn in Mannheim gegründet worden, wechselte aber schon kurz darauf nach Ludwigshafen auf die andere Rheinseite.

Siegle übernahm bei der BASF die Leitung der Verkaufsabteilung, deren Büros sich damals in Stuttgart befanden. 1889 löste Siegle die Bindung seines Unternehmens mit der BASF wieder auf und gründete in Feuerbach (das erst 1933 nach Stuttgart eingemeindet wurde) unter dem Namen "Offene Gesellschaft G. Siegle u. Co." eine neue Farbenfabrik. Sie war auf die Herstellung von Mineral- und Lackfarben spezialisiert und wirtschaftlich sehr erfolgreich. Siegle stieg dadurch zum Großindustriellen auf und erwarb auch Beteiligungen an zahlreichen anderen Firmen, u.a. der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF).

Der Politiker

Gustav Siegle war nicht nur Unternehmer, sondern auch Politiker. Schon von 1868 bis 1870 gehörte er dem Stuttgarter Bürgerausschuss an. Er war ein starker Befürworter der deutschen Reichsgründung unter preußischer Führung. 1887 wurde Siegle in Stuttgart für die Nationalliberalen in den Deutschen Reichstag gewählt und behielt dieses Mandat bis 1898. Er trug außerdem den Titel eines Geheimen Kommerzienrates.

Gustav-Siegle-Haus 1914

Der Förderer

Siegle spendete immer wieder Geld für wohltätige Zwecke. So stellte er der Stuttgarter Stadtverwaltung Anfang der 1890er Jahre 50.000 Goldmark zur Verfügung, um mittelständischen Gewerbetreibenden (vor allem Weingärtnern) zinsgünstige oder zinslose Kredite zu gewähren. 1893 finanzierte er den Bau des ersten Krankenhauses in Feuerbach, um die Gesundheitsversorgung an seinem Firmensitz zu verbessern. Auf ihn geht auch die 1907 (zwei Jahre nach seinem Tod) mit einem Startkapital von 500.000 Goldmark gegründete Gustav-Siegle-Stiftung zurück, die 1912 das Gustav-Siegle-Haus in Stuttgart eröffnete. Haus und Stiftung hatten zum Ziel, ohne Unterscheidung von religiösen und politischen Richtungen der Volksbildung zu dienen.

Eine schwere Krankheit zwang Gustav Siegle, sich aus dem wirtschaftlichen und politischen Leben zurückzuziehen. Er starb am 10. Oktober 1905 in Stuttgart im Alter von 65 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem Stuttgarter Fangelsbachfriedhof.

Literatur

  • Landkreis Esslingen (Hrsg.) - Der Kreis Esslingen, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1978, Seite 157, ISBN 3-8062-0171-4

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