Gábor Paál

Gábor Paál

Gábor Paál (* 1967 in Frankfurt am Main) ist deutscher Hörfunkjournalist. Er studierte in Frankfurt und Edinburgh Geographie und Geowissenschaften. Er arbeitet heute als Moderator, Autor und Redakteur vor allem für den Südwestrundfunk in Baden-Baden sowie als Autor und Herausgeber von Sach- und Hörbüchern. Seine Sendungen beschäftigen sich insbesondere mit Fragen des Globalen Wandels, der Wissens- und Mediengesellschaft sowie generell mit den Berührungspunkten zwischen Wissenschaft, Kultur und Politik. In seinem Buch Was ist schön? entwirft er eine ästhetische Theorie der Erkenntnis. Paáls Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Er ist Gründer der Internetseite „Wissenschaft und Medien“.

Inhaltsverzeichnis

Radio

Gábor Paál moderiert regelmäßig die SWR1-Sendungen "Weitwinkel" und "Thema heute Ausland" sowie die SWR2-Sendungen "Forum" und "Impuls". Darüber hinaus betreut er die SWR2-Rubrik "1000 Antworten" und zusammen mit Detlef Clas die SWR2 Radio Akademie, produziert Berichte und Radio-Feature für den SWR und andere ARD-Hörfunksender sowie wissenschaftsjournalistische Hörbücher. Nach Auffassung von Paál wird die gesellschaftliche Bedeutung und das Potential des Mediums Radio systematisch unterschätzt.[1]

Ästhetik

In seinem Buch „Was ist schön? - Ästhetik und Erkenntnis“ beschreibt Paál eine Theorie der Schönheit, die versucht, ästhetische Ansätze der Philosophie und Geisteswissenschaften ("Ästhetik von oben") mit psychologisch-naturwissenschaftlichen Erkenntnissen ("Ästhetik von unten") zu verbinden. Paáls Grundannahme dabei ist, dass alle Erkenntnisprozesse eine ästhetische Dimension haben. Nach seiner Theorie gibt es im Wesentlichen vier Arten ästhetischer Werte, also vier Arten von Kriterien, anhand derer Menschen die Schönheit von Objekten beurteilen. Auf dieser Grundlage gelangt er auch zu einem ästhetischen Verständnis des Lernens und der Wissenschaft. Das von ihm geprägte Konzept einer Erkenntnisästhetik wird inzwischen in verschiedenen Feldern der Praxis angewandt wie etwa der Sozialarbeit [2] oder der Verbesserung betrieblicher Abläufe [3].

2008 erschien Paáls Lyrikband "Was ist schön? Gedichte aus der Wissenschaft", in dem er sich auf lyrische Weise mit Wissenschaft beschäftigt.

"Geoethik"

Paál weist auf Parallelen in verschiedenen globalen Krisensituationen hin (Klimawandel, Ernährungskrisen, Ressourcenknappheit, Seuchengefahren, Finanzkrise) und plädiert für eine "Geoethik".[4] In Anlehnung an vorhandene Begriffe wie Bioethik oder Neuroethik soll dieser Begriff verdeutlichen, dass veränderte Rahmenbedingungen eine neue ethische Herausforderung mit sich bringen, die mit traditionellen ethischen Konzepten nur teilweise erfasst werden können. Zugleich grenzt sich Paál damit gegen eine Haltung ab, die Klimaschutz und Umweltpolitik als moralische Pflicht zur "Bewahrung der Schöpfung" begründet. Von traditionellen ethischen Konzepten unterscheidet sich eine Geoethik in mehrerer Hinsicht: So wie die traditionelle Ethik vom Konzept der Gerechtigkeit geprägt sei, spielt in der Geoethik die Nachhaltigkeit als (auf die Zukunft) erweitertes Gerechtigkeitskonzept eine zentrale Rolle. Eine weitere Besonderheit sei, dass in einer Geoethik statistische Prozesse in den Vordergrund rücken, da die globale Krisen sich nicht auf Einzelhandlungen ("Sünden") zurück führen lassen, sondern darauf, dass eine statistische Größe (z.B. wachsender CO2-Ausstoß) bestimmte Risiken (die mit dem Klimawandel einhergehen) für die kommenden Generationen erhöht.

Realphilosophie

Wissenschaftspublizistisch wirbt Paál dafür, Hegels Begriff der Realphilosophie mit neuen Inhalten zu füllen. Realphilosophie bezeichnet er als das (natur- oder kultur-)philosophische "Nachdenken über existenzielle Fragen auf der Grundlage harter empirischer Fakten". Er sieht darin große Übereinstimmungen mit den Bestrebungen der Vertreter der "Dritten Kultur", in der sich natur- und geisteswissenschaftliche Anliegen überschneiden.[5] Nach Auffassung von Paál könnte ein stärkeres Aufgreifen von realphilosophischen Themen im Bildungsbereich dazu beitragen, mehr Jugendliche für Wissenschaft zu begeistern.[6]

Bücher

  • Was ist schön? Ästhetik und Erkenntnis. Würzburg 2003.
  • János Paál: Von Kobolden gejagt - 40 ungarische Jahre 1916 - 1956 (Hrsg). Norderstedt 2006.
  • Gottes Bilder - Warum wir glauben (Hrsg. mit Detlef Clas). Filderstadt 2006.
  • Fremde Heimat - Migration weltweit (Hrsg. mit Detlef Clas). Filderstadt 2007.
  • Lyrik ist Logik - Gedichte aus der Wissenschaft. Vechta 2008.

Auszeichnungen

  • Heurekapreis für Wissenschaftsjournalismus (2001)
  • Nominierung Internationaler Medienpreis Davos (2005)
  • Medienpreis Entwicklungspolitik (2005)
  • Robert-Mayer-Preis (lobende Erwähnung) (2007)
  • Medienpreis der Deutschen Geographie (2007).
  • Das Medium Magazin wählt Paál als einzigen Hörfunk-Journalisten unter die Top 10 in der Kategorie "Wissenschaft" (2008).
  • RWTH-Preis für Wissenschaftsjournalismus (2009)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Radio - Die Geschichte einer falschen Bescheidenheit
  2. Jutta Jäger und Ralf Kuckhermann: Ästhetische Praxis in der sozialen Arbeit. Weinheim, 2004.
  3. Projekt der Seppeler Gruppe in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld (S. 12)
  4. "Wir brauchen eine Geoethik!" Zeit-online, 2. Dezember 2010.
  5. Stuttgarter Zeitung
  6. Paál auf wissenschaft-medien.com

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