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Hermann Güntert (* 5. November 1886 in Worms; † 23. April 1948 in Heidelberg) war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Religionshistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Zur Biographie
Güntert, der als Sohn eines Kaufmanns in Worms aufwuchs und dort das Gymnasium besuchte, studierte an der Universität Heidelberg Klassische Philologie und Germanistik für das Lehramt an Gymnasien, daneben Vergleichende Sprachwissenschaft. Nach seiner Dissertation in der griechischen Sprachwissenschaft studierte er ein Semester in Leipzig. Er war von 1909-1921 Gymnasiallehrer in Heidelberg, wo er sich 1912/13 habilitierte und 1918 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor ernannt wurde. 1921 wurde er ordentlicher Professor für Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Rostock, 1926 als Nachfolger von Christian Bartholomae ordentlicher Professor in Heidelberg. Seit der Zeit kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs musste er seine Lehrtätigkeit aus gesundheitlichen Gründen stark reduzieren.
Zum Werk
Günterts sprachwissenschaftliches Interesse galt vor allem dem Indo-Iranischen (Arischen), dem Altgriechischen und Germanischen. Dabei beobachtete er neben formalen Veränderungen mit besonderem Interesse bedeutungsgeschichtliche Entwicklungen, wodurch er in hohem Maße zu religionsgeschichtlichen Fragen geführt wurde. Sein umfangreichstes Werk, das er während seiner Rostocker Zeit veröffentlichte, ist die Monographie Der arische Weltheiland mit dem Untertitel: "Bedeutungsgeschichtliche Untersuchungen zur indo-iranischen Religionsgeschichte und Altertumskunde". Güntert stand der nationalsozialistischen Rasselehre wenigstens implizit kritisch gegenüber. So erklärte er die sog. "germanische Lautverschiebung" mit ihrer grundlegenden Veränderung des indogermanischen Lautbestandes damit, dass die Germanen vom Ursprung her eine Mischbevölkerung waren, die aus der Vereinigung von nichtindogermanischen Bauern mit einer indogermanischen Erobererschicht entstand. Die Veränderungen im Lautbestand ergab sich aus der Sprache der Bauern. Außerdem stellte er die Verbindungen des ältesten Indogermanischen zu ostasiatischen Sprachen heraus.
Zur Bibliographie
a) Werke Günterts:
- Zur Geschichte der griechischen Gradationsbildungen, Straßburg 1909 (Diss.)
- Über Reimwortbildungen im Arischen und Altgriechischen, Heidelberg 1914.
- Indogermanische Ablautprobleme. Untersuchungen über Schwa secundum, einen zweiten indogermanischen Murmelvokal, Straßburg 1916.
- Kalypso. Bedeutungsgeschichtliche Untersuchungen auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen, Halle/Saale 1919.
- Von der Sprache der Götter und Geister. Bedeutungsgeschichtliche Untersuchungen zur homerischen und eddischen Göttersprache, Halle/Saale 1921.
- Der arische Weltkönig und Heiland. Bedeutungsgeschichtliche Untersuchungen zur indo-iranischen Religionsgeschichte und Altertumskunde, Halle/Saale 1923.
- Grundfragen der Sprachwissenschaft, Leipzig 1925; 2. Auflage: Heidelberg 1956.
- Zur Frage der Urheimat der Indogermanen, in: H. Teske (Hrsg.), Deutschkundliches. FS F. Panzer zum 60 Geburtstag, Heidelberg 1930.
- Labyrinth. Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philologisch-historische Klasse 1932/33 1, Heidelberg 1932.
- Der Ursprung der Germanen, Heidelberg 1934.
- Altgermanischer Glaube nach Wesen und Grundlage, Heidelberg 1937.
b) Gedenkschrift:
- M. Mayrhofer (Hrsg.), Antiquitates Indogermanicae. Studien zur indogermanischen Altertumskunde und zur Sprach- und Kulturgeschichte der indogermanischen Völker. Gedenkschrift für Hermann Güntert zur 25. Wiederkehr seines Todestages am 23. April 1973, Innsbruck 1974.
c) Über Güntert:
- W.H. Goegginger, Hermann Güntert als Religionsforscher, Numen 1967, 150-158.
Weblinks
- Literatur über Hermann Güntert in der Landesbibliographie M-V
- Portrait von Hermann Güntert in der TITUS-Galerie
Personendaten NAME Güntert, Hermann KURZBESCHREIBUNG deutscher Sprachwissenschaftler und Religionshistoriker GEBURTSDATUM 5. November 1886 GEBURTSORT Worms STERBEDATUM 23. April 1948 STERBEORT Heidelberg
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