- Hadès (Rakete)
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Hadès war die Bezeichnung einer nuklearfähigen Kurzstreckenrakete des französischen Heeres in der Zeit des Kalten Krieges.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
1975 begannen Studien für den Ersatz der Pluton-Kurzstreckenrakete, basierend darauf begann im Juli 1984 bei Aérospatiale die Entwicklung. 1992 konnte die Entwicklung abgeschlossen werden. In dieser Zeit kürzte man die geplante Stückzahl von 120 Hadès auf 30 mit 15 Startfahrzeugen. Noch vor dem Ende der Entwicklung kam es 1991 zum Beschluss, das System Hadès nicht in Dienst zu stellen. Die bereits produzierten 20 bis 25 Lenkwaffen lagerten zunächst noch zusammen mit den Startfahrzeugen in einem Depot in Lunéville. 1996/97 wurden als ein Zugeständnis Frankreichs an das START-Abkommen zwischen den USA und Russland alle Hadès-Raketen verschrottet.
Technik
Das System war auf einer hochmobilen, schnell verlegbaren Abschussrampe untergebracht. Es wurde eine minimale Reaktionszeit aus voller Fahrt - bis zum Raketenverschuss - von unter 10 Minuten erreicht. Jedes Fahrzeug war mit zwei Hadès-Raketen bestückt, welche in einem Startintervall von 30 Sekunden gestartet werden konnten. Die Hadès-Raketen konnten mit einer ganzen Auswahl von unterschiedlichen Gefechtsköpfen bestückt werden:
- Nuklearsprengkopf TN-90 mit 80 kT Sprengleistung
- Splittergefechtskopf
- Penetrationsgefechtskopf gegen verbunkerte Anlagen
- Bomblets (Submunition)
Die Hadès wurde von einem hochenergetischen Feststofftreibsatz angetrieben, welcher die Rakete auf eine Marschgeschwindigkeit von über 4.500 km/h beschleunigt. Die Rakete flog auf einer flachen semi-ballistischen Flugbahn. Bei der maximalen Schussdistanz (rund 480 km) betrug das Apogäum 150 km. Die Steuerung der Hadès erfolgte mittels einer Trägheitsnavigationsplattform sowie einem GPS Satellitennaviagtionssystem. Mit diesen beiden Systemen wurde eine Präzision (CEP) von 5-50 m erreicht. Die Kurskorrekturen wurden mittels Schubvektordüsen durchgeführt. Als einzige Lenkwaffe ihrer Klasse konnte die Hadès während des Fluges auf ein anderes Ziel umdirigiert werden.
Die Hadès verfügte über eine Reihe von Systemen zur Überwindung von gegnerischen Abwehrmaßnahmen. Zum Beispiel führte die Rakete während der Schlussphase des Zielanfluges (Wiedereintrittes) nach dem Zufallsprinzip mehrere abrupte Ausweichmanöver durch. Auch war die Raketenoberfläche mit einer radarabsorbierenden Schutzschicht versehen.
Technische Daten
NATO-Code Hadès Länge 7,50 m Rumpfdurchmesser 530 mm Gewicht 1.860 kg Nutzlast 400 kg Einsatzreichweite 480 km Antrieb 1 Stufe Feststoff Treffergenauigkeit (CEP) 5–50 m Kritik aus deutscher Sicht
Das Konzept der Hades-Rakete stieß unmittelbar mit bekannt werden der geringen Reichweite von nur 480 km sofort auf massive Kritik in der deutschen Regierung und Öffentlichkeit: Die 120 geplanten Raketen konnten ihre nuklearen Sprengsätze im Einsatzfall nur bis auf deutsches Gebiet tragen, maximal bis zur polnischen oder tschechoslowakischen Westgrenze. Deutschland wäre also möglicherweise im Einsatzfall zu einem nuklearen Schlachtfeld vor Frankreich geworden[1][2].
Siehe auch: Liste der nuklearen Boden-Boden-RaketenWeblinks
- http://www.astronautix.com/lvs/hades.htm
- http://www.missilethreat.com/missilesoftheworld/id.46/missile_detail.asp
Einzelnachweise
- ↑ http://www.zeit.de/1991/37/laehmung-in-paris Artikel 1991 in Die Zeit über Verstimmung Paris-Bonn
- ↑ Waffe der letzten Warnung. In: Der Spiegel. Nr. 33, 1991, S. 20a (12. August 1991, online).
Kategorien:- Raketentyp
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