- Hamburger Glockenlager
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Der „Glockenfriedhof“, auch Glockenlager genannt, wurde während der Zeit des Nationalsozialismus in Hamburg-Veddel eingerichtet.
Es handelte sich um ein großes Gelände in der Nähe des Hamburger Hafens, das zur Zwischenlagerung von Kirchenglocken aus dem gesamten Deutschen Reich und den damals besetzten Gebieten diente.
Kirchenglocken waren wegen ihrer Bronze kriegswichtiges Material und wurden während des Ersten und Zweiten Weltkrieges im gesamten Reich eingezogen, um eingeschmolzen zu werden, um u. a. in der Rüstungsindustrie Verwendung zu finden.
Zwischen 1939 und 1945 wurden zahlreiche, z. T. auch berühmte Glocken und Bronzedenkmäler eingeschmolzen und gingen damit für immer verloren. Insgesamt wurden etwa 90.000 Glocken nach Hamburg geschafft, von denen etwa 75.000 eingeschmolzen wurden. Nach Schätzungen sollen sich am Ende des Zweiten Weltkriegs zwischen 10.000 und 16.000 Glocken auf dem Glockenfriedhof befunden haben.
Nach aufwändigen, teilweise Jahre dauernden, Identifizierungsmaßnahmen wurden die meisten dieser Glocken wieder an ihre Heimatgemeinden zurückgegeben.
Glocken aus Kirchen in den für Deutschland verlorenen Ostgebieten wurden Anfang der 50er Jahre an Kirchen in Westdeutschland verteilt. So befinden sich in westdeutschen Kirchen etwa 120 Glocken aus dem ehemaligen Ostpreußen. Vier gerettete Glocken aus Ostpreußen befinden sich als Leihgabe im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg, eine weitere ostpreußische Glocke klingt bis heute in der Kirche St. Martin in Augsburg-Oberhausen.
Gerettete Glocken
- Vollständiges Geläut des Braunschweiger Domes aus dem 16. Jahrhundert
- Vollständiges Geläut des Frankfurter Domes von 1877, eines der wertvollsten Geläute des 19. Jahrhunderts in Deutschland und zentraler Bestandteil des Frankfurter Stadtgeläutes
- Das vollständige Hemony-Geläute (c', d', e' von 1639-46) der Herforder Neustädter Johanniskirche
- Die zwei eingezogenen Glocken der Frankfurter Paulskirche
- Eine Glocke der Pfarrkirche St. Augustinus in Dettelbach von 1725
- Das vollständige Geläute der Pfarrkirche Mariä Verkündigung in Haslach von 1720
- Die St.-Johannes-Glocke der Wallfahrtskirche Maria von der Tann in Rütschenhausen von 1520
- Eine Marienglocke aus Hallgarten/Rheingau, welche allerdings neu gegossen wurde.
- Alle drei eingezogenen Glocken der Michaeliskirche Mosbach/Feuchtwangen von 1614 und 1621
- Das Stiftsgeläut der Freckenhorster Stiftskirche.
- Apostelglocke von 1613 und Klingeglocke um 1400 der Pfarrkirche St. Georgen Parchim
- St. Bartholomäus-Glocke von 1883 des Schwalmtaldoms (St. Michael), Waldniel
- Zwei von drei eingezogenen Glocken der Zirndorfer St. Rochuskirche [1]
Zerstörte Glocken
- Eine Glocke der Gedächtniskirche der Protestation in Speyer
- Eine Glocke aus Hallgarten/Rheingau, welche neu gegossen wurde.
- Eine Glocke der Michaeliskirche in Braunschweig aus dem Jahre 1489.
- Eine Glocke des Freiberger Doms aus Freiberg (Sachsen), welche 1512 von O.Hillinger gegossen wurde.
Einzelnachweise
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