Hanauer Straßenbahn AG

Hanauer Straßenbahn AG

Die Hanauer Straßenbahn GmbH (HSB) ist der Verkehrsbetrieb der hessischen Stadt Hanau (Rhein-Main-Gebiet). Trotz des Namens gibt es in Hanau heute keinen Straßenbahnverkehr mehr.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Letzte erhaltene Halle des Depots der Hanauer Straßenbahn am Kurt-Blaum-Platz, abgerissen 2007

Straßenbahnbetrieb

Die HSB wurde als GmbH durch die Stadt Hanau, die Stadt Groß-Steinheim, die Gemeinde Klein-Steinheim sowie vier Banken gegründet. Nachdem im Rhein-Main-Gebiet die Städte Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, Darmstadt, Bad Homburg und Mainz bereits elektrische Straßenbahnen in Betrieb genommen hatten, folgte auch Hanau im Jahr 1908. Er lag bis 1920 in den Händen der Firma Hecker & Co aus Wiesbaden. Die Straßenbahn besaß zu Beginn zehn Triebwagen von MAN mit 2×35 PS.

Das Netz der Hanauer Straßenbahn umfasste drei Linien:

  • 1 Hauptbahnhof – Markt – Rosenau (15. Juni 1908) – Beethovenplatz (ab 1928)
  • 2 Nordbahnhof – Markt – Westbahnhof (8. August 1908 – 1. September 1928)
  • 3 Markt – Steinheim Obertor (heute: Kardinal-Volk-Platz) (30. September 1909 – 1933)

Die HSB musste am 5. November 1920 Konkurs anmelden. Der Fahrbetrieb lag daraufhin von 1922 bis 1924 im ganzen Netz vorübergehend still. Nach Abschluss des Insolvenzverfahrens im Jahre 1925 setzte sie den Fahrbetrieb - zunächst in bescheidenem Rahmen - fort. Als die HSB im Jahre 1933 die notwendigen Mittel für die Sanierung der Mainbrücke nicht leistete, musste die Linie nach Steinheim eingestellt werden und es verkehrte nur noch eine Linie.

1940 erwarb die Gesellschaft Beiwagen, die in Gießen nicht mehr gebraucht wurden, 1942 zwei weitere Triebwagen, ebenfalls aus Gießen.

Ende des Straßenbahnbetriebs

Bei den Luftangriffen vom 12. Dezember 1944 wurden die Oberleitungen weitgehend zerstört und Trümmerschutt blockierte die Trasse. Seit diesem Tag fuhr die Straßenbahn nicht mehr. Im Luftangriff vom 6. Januar 1945 wurden dann das Depot, die meisten Fahrzeuge und das Verwaltungsgebäude zerstört. Die HSB betreibt seitdem nur noch ein Omnibusnetz.

Nach dem Krieg entschied sich die Stadt Hanau – zunächst 1947, dann endgültig 1950[1] – gegen eine Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs, obwohl die Gleise noch weitgehend unbeschädigt in den Straßen lagen. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen verfolgte die Stadt in der Nachkriegszeit eine Modernisierungspolitik, in deren Bild Kraftfahrzeuge, wie Omnibusse, viel besser passten als Straßenbahnen. Zum andern ist der Stadtkern von Hanau zu etwa einem Dreiviertel von Eisenbahngleisen umgeben, über die die Ausfallstraßen damals alle noch mit schienengleichen Bahnübergängen geführt wurden. Ein niveaugleiches Kreuzen mit einer Straßenbahn wurde ausgeschlossen. Die Straßenbahngleise wurden 1951 aus den Straßen entfernt. (Ausbau unter anderem in der Nürnberger Str. sowie Nordstraße).[2]

Eine Halle des ehemaligen Straßenbahndepots mitsamt dem letzten vorhandenen Gleisstück war an der Ecke Kurt-Blaum-Platz / Leipziger Straße bis zum Herbst 2007 erhalten, bevor sie abgerissen wurde, ebenso wie wenige Jahre zuvor eine parallel stehende zweite.

Relikte der früheren Straßenbahn sind heute nur noch in der Westerburgstraße sowie in der Nordstraße (Nähe Wilhelmsbrücke) vorhanden, dort sind an wenigen historischen Häuserwänden noch Oberleitungsrosetten erhalten geblieben.

In der Nordbahnhofunterführung nahe der früheren Tram-Endhaltestelle (Linie 2) erinnert zudem seit Herbst 2007 ein Zeitstrahl der Künstlergruppe Hanau-Radau an den Beginn der HSB-Ära im Jahre 1908.

Omnibusbetrieb

Die erste Buslinie wurde 1928 eingerichtet. Bis auf drei Fahrzeuge überstand auch keiner der Busse den Zweiten Weltkrieg.

Nachkriegszeit

Seit 1944 und der Einstellung des Straßenbahnbetriebs sind Busse der einzige von der HSB regelmäßig betriebene Verkehrsträger. Mit den drei Fahrzeugen, die nach den Luftangriffen noch fahrfähig gehalten werden konnten, wurde am 2. Januar 1946 der Fahrbetrieb, zunächst behelfsmäßig, mit einer Linie zwischen Kesselstadt und dem Freigerichtviertel wieder aufgenommen. Nur Schüler und Facharbeiter wurden befördert. Der Laufweg wurde dann auf Hauptbahnhof – Kesselstadt – Beethovenplatz – Lamboystraße erweitert. So bediente er die nach der Zerstörung der Innenstadt nun am dichtesten besiedelten Stadtteile Hanaus.[3] Ab dem 8. Dezember 1947 gab es wieder fahrplanmäßigen Busverkehr für die allgemeine Öffentlichkeit.[4] Nach einem kurzen, vorübergehenden Einbruch in Folge der Währungsreform 1948 stiegen nun die Fahrgastzahlen kontinuierlich[5] und zusätzliche Linien wurden eingerichtet. Seit 1950 war die HSB Teil der Hanauer Stadtwerke.

Heutiges Liniennetz

Busse der Hanauer Straßenbahn AG
  • 1 Hohe Tanne – Wilhelmsbad Bahnhof – Freiheitsplatz – Kesselstadt Friedhof (20 min Takt, abends und sonntags 30 min Takt)
  • 2 Freiheitsplatz – Hanau HauptbahnhofDunlop – Freiheitsplatz – Lamboy (20 min Takt, nur Mo–Sa)
  • 3 Freiheitsplatz – Schlossplatz (Altstadt) – August-Schärttner-Halle (30/60 min Takt)
  • 4 Freiheitsplatz – Steinheim – Friedhof Klein-Auheim (15/30 min Takt)
  • 6 Freiheitsplatz – Wolfgang – Großauheim – Friedhof Klein-Auheim (15/30/60 min Takt)
  • 7 Lamboy – Freiheitsplatz – Dunlop – Hauptbahnhof (Takt wie Linie 1)
  • 8 Freiheitsplatz – Hafen (30 min Takt, sonntags 60 min Takt)
  • 9 Freiheitsplatz – Wilhelmsbad Bahnhof – Mittelbuchen (60 min Takt) Sonntags AST-Verbindung
  • 10 Kesselstadt Königsberger Straße – Marktplatz – Hauptbahnhof (Takt wie Linie 2)
  • 12 Steinheim (Südfriedhof)– Freiheitsplatz – Ikea (15/30 min Takt, zu Ikea im 30 min Takt, Sa nur 30 min Takt, So 60 min Takt und keine Anbindung an Ikea)
  • 16 Freiheitsplatz – Großauheim (wie Linie 6)
  • 17 Hauptbahnhof – Francois-Gärten (nur an Schultagen 2 Fahrten morgens)
  • 20 Freiheitsplatz – Hauptbahnhof (unregelmäßig, ersetzt Leerfahrten zwischen Freiheitsplatz und dem Busdepot)
  • MKK-33 Freiheitsplatz – Bruchköbel – Nieder-/Oberissigheim (30 min Takt, Sa und So 60 min Takt) (bis Bruchköbel ehemalige Linie 15, eine lokale Buslinie der KVG Main-Kinzig)

Im Liniennetz heutzutage eingesetzte Fahrzeuge sind die Mercedes-Benz-Typen O 405, O 405N, Citaro und deren jeweiliges Gelenkbus-Pendant.

Wiedereinführung des Straßenbahnbetriebs

2001 wurde in Hanau die Wiedereinführung der Straßenbahn als Regionalstadtbahn geplant. Die Stadtbahn sollte im Umland auf Hanau zulaufende Eisenbahnstrecken nutzen und im Stadtzentrum zwischen Hauptbahnhof und Nordbahnhof als Straßenbahn verkehren. Die schon weit gediehenen Pläne wurden dann allerdings im März 2004 von der Stadtverordnetenversammlung aus Kostengründen abgelehnt. Im Jahr 2004 versuchte sich die HSB gleichwohl einige Monate lang als Eisenbahnverkehrsunternehmen und betrieb eine Regionalstadtbahn MainLinie von Hanau nach Rüsselsheim, ausschließlich auf dem Schienennetz der DB AG mit geliehenen Fahrzeugen der Karlsruher Verkehrsbetriebe.

Neue Entwicklungen

Im Dezember 2002 beteiligte sich die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) als "strategischer Partner" an der HSB. Diese Beteiligung wurde mit der engeren Verflechtung der VGF mit den Offenbacher Verkehrsbetriebe (OVB) im Jahre 2005 wieder aufgegeben.

2006 wurde die Aktiengesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Sie gehört zu 100 % zur BeteiligungsHolding Hanau GmbH.

Am 15. Juni 2008 feierte die HSB ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür auf dem Betriebsgelände Daimlerstraße (Nähe Hauptbahnhof).

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 ist geplant eine Linienreform in Hanau durchzuführen und mehr umsteigefreie Verbindungen bei der Hanauer Straßenbahn im Stadtgebiet zu schaffen. Unter anderem soll die Linie 1 dann von Kesselstadt via Marktplatz zum Hauptbahnhof fahren (heutige Linie 10). Die Linie 10 wird auf der neuen Strecke Kesselstadt - Lamboy eingesetzt. Neu dazukommen wird die Linie 5 die dann von Hohe Tanne/Wilhelmsbad (ex Linie 1) via Freiheitsplatz und Dunlop zum Hauptbahnhof fahren wird. Die Linie 8 wird vom Hafen aus via Stadtmitte und Lamboy-Kinzigbogen ins Gewerbegebiet Nord verkehren. Neu eingeführt wird die Linie 11 von Steinheim über Hauptbahnhof zum Industriepark Wolfgang. Überlegt wird momentan darüber, die Linie 10 von Kesselstadt aus zum Bahnhof Wilhelmsbad zu verlängern. Dazu muss noch entschieden werden, ob eine Wendeschleife südlich des Bahnübergang (Nähe Herbert-Dröse-Stadion) umsetzbar ist.

Literatur

  • Dieter Höltge, Günter H. Köhler: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. 2. Auflage. 1: Hessen, EK-Verlag, Freiburg 1992, ISBN 3-88255-335-9. 
  • Markus Häfner: Der Wiederaufbau der deutschen Mittelstädte nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Stadt Hanau = Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2009/1.
  • Marianne Jacoby und Martina Raskop: Hanau und die Straßenbahn. 100 Jahre HSB. Hrsg.: Baugesellschaft Hanau GmbH, Magistrat der Stadt Hanau, Hanauer Geschichtsverein e. V. Hanau 2008.ISBN 978-3-00-025086-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Häfner, S. 153f.
  2. Häfner, S. 154f.
  3. Häfner, S. 153.
  4. Häfner, S. 153.
  5. Häfner, S. 154.



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