Handstreich

Handstreich

In der modernen Kriegsführung

Handstreich ist ein militärischer Begriff, der den überraschenden, überfallartigen, und nicht im Sinn vorgeplanter Operationsführung, aber erkundeten Angriff auf Feindkräfte oder auf durch Feindkräfte gesicherte Objekte bezeichnet. Der Handstreich ist eine Gefechtshandlung die im Jagdkampf zur Anwendung kommt. Das Überraschungsmoment ist für den Erfolg des Handstreiches entscheidend. Er kann es auch zahlenmäßig unterlegenen eigenen Kräften erlauben, zum Erfolg zu kommen. Sinn und Zweck des Handstreichs ist den Feind zu überraschen, eine zeitlich und räumliche Überlegenheit herzustellen, ihm Verluste zuzufügen und sich vom Feind anschließend zu lösen, bevor er Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

Der Befehl zum Handstreich erfolgt durch Führen mit Auftrag durch den Jagdkampfführer vor Ort.

Der Handstreich ist eingebunden in militärische Operationen. Ein gelungener eigener Handstreich kann auch für die eigene Führung überraschend kommen. Es ist dann entscheidend, dass der Truppenführer schnell beurteilt und entscheidet, inwieweit ein derartiger Erfolg ausgenutzt werden soll und ob der Operationplan zu ändern ist. An der entschlossenen und energischen Ausnutzung von derartigen Chancen zeigen sich die Befähigung und Eignung des verantwortlichen Führers vor Ort.

Gegenteil zum Handstreich ist der vorausgeplante und vorbereitete Angriff. Die Gefechtshandlungen während des Jagdkampfes können nicht durch die den Einsatz führende Kommandoebene befohlen werden. Der Führer vor Ort entscheidet ad hoc nach Erkundung und Aufklärung über den Einsatz.

Wesentlich bei Planung des Handstreichs ist die Aufteilung des Jagdkampfzuges in Deckungsgruppe, die durch den Jägerfeldwebel geführt wird, und Sturmgruppe mit einzelnen Sturmtrupps und einem Sprengtrupp, unter unmittelbarer Führung des Zugführers. Die eigene eng begrenzte Sturmausgangsstellung wird durch Sicherungstrupps gesichert. Wesentlich ist, um nicht in das Feuer der eigenen schweren Waffen mit MG und Panzerfaust zu laufen, eine genaue Zuweisung der Schusssektoren mit Hauptschussrichtung und linker oder rechter Grenze.

Nach einem Feuerschlag der schweren Waffen auf die Einbruchstelle, wird die Zuführung von Feindkräften von links oder rechts durch Feuer der Schwerwaffen unterbunden. Die Sturmgruppe nimmt die Einbruchstelle und hält durch Sturmfeuer Feindkräfte nieder oder vernichtet diese auch durch Handgranatenwurf. Drahthindernisse werden durch den Sprengtrupp passierbar gemacht. Nach dem Einbruch werden weitere Teilziele genommen und soweit notwendig Teile der Deckungsgruppe nachgezogen. Wichtige Einrichtungen des Feindes werden durch den Sprengtrupp gesprengt.

Nach der Vernichtung der stationären Feindkräfte durch den Handstreich, weicht der Jagdkampfzug auf einen Sammelpunkt aus und von dort weiträumig bis zu einem Versteck. Mit dem Ansatz von weiteren Feindkräften auch durch Aufklärungshubschrauber um den Jagdkampfzug zu stellen ist zu rechnen.

Vor der modernen Kriegsführung

Zu Zeiten, in denen sich die Kriegsführung hauptsächlich um die Eroberung und das Halten von wichtigen Städten und Burgen drehte, versteht man einen Handstreich als Eroberung einer Befestigung des Feindes ohne Belagerung. Am häufigsten waren Handstreiche, bei denen Spione oder Überläufer kurz nach oder genau bei dem Eintreffen des angreifenden Heeres die Tore öffneten. Die Eroberung Trojas durch das trojanische Pferd wird trotz Ausnutzen eines Überraschungsmoments nicht als Handstreich bezeichnet, da eine lange Belagerung voraus ging.

Literatur

  • Heeresdienstvorschrift 100/100 Führung im Gefecht (TF/G) - Verschlusssache Nur für den Dienstgebrauch (nicht öffentlich), Bonn 1962, 1974, 1998, (Neuausgaben und ständige Fortschreibung), ab 2007 Heeresdienstvorschrift 100/100 Truppenführung von Landstreitkräften
  • Heeresdienstvorschrift 100/900: Führungsbegriffe

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