Trojanisches Pferd

Trojanisches Pferd
Reliefpithos, bekannt als „Pithos von Mykonos“ (oder „Mykonos-Vase“), mit der frühesten bekannten Darstellung des Trojanischen Pferdes (670 v. Chr.)

Das Trojanische Pferd war in der griechischen Mythologie ein hölzernes Pferd, in dessen Bauch Soldaten versteckt waren. Die Soldaten öffneten nachts die Stadtmauern Trojas von innen und ließen das Heer der Griechen ein. Mit dieser Kriegslist gewannen die antiken Griechen den Trojanischen Krieg.

In der griechischen Tradition wird das Pferd Δούρειος Ἵππος, (Doúreios Híppos), das „Hölzerne Pferd“, (im homerischen Ionischen Dialekt) genannt.

Metaphorisch versteht man unter einem „trojanischen Pferd“ vordergründig jede List oder Strategem, welche/welches zum Ziel hat, harmlos getarnt in einen sicheren geschützten Bereich eingelassen zu werden. So ist beispielsweise heute in der EDV das Trojanische Pferd ein Begriff für ein derartiges Schadprogramm.

Inhaltsverzeichnis

Mythos

Nachdem die Griechen im Trojanischen Krieg lange erfolglos um die Mauern von Troja gekämpft hatten, rief der Seher Kalchas eine Versammlung der vornehmsten Helden zusammen und riet ihnen, Troja nicht mit Gewalt, sondern mit Hilfe einer List zu erobern. In anderen Quellen werden Odysseus oder dessen Gefangener Helenos als Urheber der List genannt.

Die Griechen bauten daraufhin im zehnten Kriegsjahr ein großes Holzpferd, in dessen Inneren sich griechische Soldaten versteckten. Das Pferd wurde vom griechischen Helden Epeios erschaffen, dem im Traum die Göttin Pallas Athene erschienen war und ihm aufgetragen hatte, das mächtige Ross aus Balken zu zimmern, indem sie selbst ihren Beistand zur schnelleren Vollendung des Werkes versprach. Mit Athenes Hilfe und der Unterstützung der Atriden schaffte er es, sein perfektes Kunstwerk innerhalb von drei Tagen zu vollenden. Nachdem die Armee, die Troja belagerte, den Abzug vorgetäuscht hatte, holten die Trojaner das Pferd trotz vorheriger Warnung des Laokoon vor dem Danaergeschenk in die Stadt, da sie es für ein Abschiedsgeschenk der Griechen an deren Unterstützer Poseidon hielten, womit sie zugleich den Meeresgott, ihren Feind seit den Tagen des Laomedon, demütigen wollten. Sinon, ein heldenhafter Grieche, der sich eigens zu diesem Zweck freiwillig gemeldet hatte, machte die Trojaner glauben, es handele sich um ein Weihgeschenk der Griechen an die Göttin Athene, das ihnen, sollten sie es zerstören, Unheil, und, falls sie es in die Stadt brächten, ihren Schutz zuteil kommen lassen würde. Allein deshalb sei es auch so groß gebaut worden, damit es nicht durch die Stadttore passe. In der Stadt blieben die Warnungen der Kassandra und des Laokoon unbeachtet. Das Pferd wurde in die Stadt gezogen und vor dem Tempel der Athene aufgestellt. In der Nacht krochen die Soldaten aus dem Bauch des Pferdes und öffneten die Stadttore. Die Griechen, die in der Nacht zurückgekehrt waren, drangen in die Stadt ein und zerstörten sie. Dabei kam es zu zahlreichen Freveltaten, die den Griechen auf ihrer Heimreise später noch schwer zu schaffen machen sollten, wie die Odyssee oder die Mythen um Ajax den Lokrer berichten.

Überlieferung

Eine historische Beschreibung einer Eroberung Trojas am Ende der Bronzezeit ist nicht bekannt. Der heute bekannte Mythos, der einen realen Hintergrund haben könnte, wird mehreren verloren gegangenen Urfassungen zugrunde gelegt, der durch Zitate, Rhapsoden, mündliche Überlieferung und späteren Werke wie dem in Fragmenten überlieferten Epischen Zyklus (Ἰλίου πέρσις Iliou persis, Ilions/Trojas Zerstörung), der Odyssee Homers und ihren Neubearbeitungen, u. a. die Aeneis (2. Gesang) des Vergil, die Posthomerica von Quintus von Smyrna, Iliou halōsis (Ἰλίου ἅλωσις) von Triphiodoros, bekannt ist. Die genauen Details variieren in den verschiedenen Bearbeitungen.

Erwähnung der Begebenheiten in der Odyssee (Übersetzung von Johann Heinrich Voß):

„Also bestand er auch jene Gefahr, mit Kühnheit und Gleichmut, In dem gezimmerten Rosse, worin wir Fürsten der Griechen Alle saßen, und Tod und Verderben gen Ilion brachten.“ (4. Gesang, Vers 271ff)
„Fahre nun fort, und singe des hölzernen Rosses Erfindung, Welches Epeios baute mit Hilfe der Pallas Athene, Und zum Betrug in die Burg einführte der edle Odysseus,“ (8. Gesang, Vers 493ff)

Es gibt nur drei bekannte und erhaltene klassische Darstellungen des trojanischen Pferdes, wie die als gut erhaltenes Relief auf einem Pithoi, als solche bekannte „Mykonos-Vase“ (siehe oben). Sie wird auf das siebente Jahrhundert v. Chr., etwa 600 Jahre nach der angeblichen Zeit des Krieges datiert, ungefähr zur schriftlichen Überlieferung durch Homer.

Ob es wirklich ein Trojanisches Pferd gab, kann mit Gewissheit nicht gesagt werden, jedenfalls nicht so wie es Vergil in ansprechender und zugleich eindringlich schöner Überlieferung schildert. Man nimmt an, dass bereits in der Antike die Geschichte als Mär aus fernen Zeiten verstanden wurde.[1]

Fachliche Erklärungen

In der modernen Wissenschaft gibt es verschiedene Spekulationen, was das Trojanische Pferd noch hätte sein können. So gibt es die These eines Rammbocks, der zu einem gewissen Grad einem Pferd ähnelte, und dass die Beschreibung der Verwendung dieses Gerätes dann im Mythos durch spätere mündliche Überlieferung (Oral History) – sich der Bedeutung des Namens nicht bewusst – umgewandelt wurde. Zu dieser Zeit benutzten die Assyrer Belagerungsmaschinen mit Tiernamen.[2]

Es wurde auch die Möglichkeit vorgeschlagen, dass tatsächlich ein Erdbeben während des Krieges die Mauern beschädigt hat. Poseidon hatte eine dreifache Funktion als Gott des Meeres, der Pferde und des Erdbebens.[3]

Eine subtilere Interpretation ist, dass eine sehr frühe Bezeichnung für Schiff „Hölzernes Pferd“ gewesen ist. Die antike Zivilisation der griechischen Marine verwendete das Boot wie ein Pferd.[4][5] Somit ist das Pferd das Tier von Poseidon und Homer beschrieb die Schiffe wie die Pferde des Meeres.[6] Zudem sind die Begriffe, mit denen die Männer in das Pferd gesetzt sind, diejenigen, bei der Beschreibung der Einschiffung der Männer auf einem Schiff.[7]

Die Helden im Pferd

Die im Pferd versteckten Helden sind als eine Elitegruppe der Griechen zu sehen, die nur aus den besten freiwilligen Kämpfern, vor allem aus Anführern bestand; ihre Anzahl schwankt in den verschiedenen Bearbeitungen, hier eine Auswahl von 40.[8] (Nach Namen sind es in der Bibliotheke des Apollodor 50[9], nach Tzetzes sind es 23[10] und Quintus von Smyrna gibt die Namen von dreißig an, aber er sagt, es waren mehr.[11])

Antiklos soll schon im Pferd gestorben sein, als Odysseus ihn zum Schweigen bringen wollte und erstickte, da Antiklos, durch Helena betört, im Begriff war zu antworten.[12][13] Auch Echion starb frühzeitig, als er aus dem Pferd sprang.[14]

Fortwirkung

Der Mythos wirkt durch die gesamte Geistesgeschichte bis heute fort und wurde immer wieder in den verschiedensten Künsten aufgegriffen, zum Beispiel in:

  • Paul Nizan: Le Cheval de Troie Roman, 1935; deutsch 1979
  • Troy: Königssturz, 2008 (Fall of Kings), letzte Buch der Trilogie von Troy David Gemmell. Hier wird der Begriff allerdings nicht für ein hölzernes Pferd verwendet. Gemmell nennt die Kavallerie Trojas „Trojanisches Pferd“. Die List Odysseus’ besteht bei ihm darin, eigene Reiter in der Verkleidung dieser Kavallerie nach Troja reiten zu lassen, worauf die Trojaner ihnen die Tore öffnen.
  • Troja (Film) (2004)

Weblinks

 Commons: Trojanisches Pferd – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 9.: Gab es das Troianische Pferd ?
  2. Michael Wood in seinem Buch „In search of the Trojan war“ ISBN 978-0-520-21599-3 (lief auf BBC-TV als Serie)
  3. Earthquakes toppled ancient cities: 11/12/97
  4. Griechische Mythologie II – Heroen. Teil C: Heldendichtung – Der trojanische Cyclus. – Ludwig Preller
  5. Siehe Seite 51-52 in Troy C. 1700–1250 BC, Nic Fields, Donato Spedaliere & Sarah S. Spedalier, Osprey Publishing, 2004
  6. Homers Odyssee, IV-708
  7. Michael John Anderson: The fall of Troy in early Greek poetry and art. Oxford University Press, 1997, Seite 22-23.
  8. http://www.maicar.com/GML/WOODENHORSE.html
  9. Bibliotheke des Apollodor, Epitome V.14ff.
  10. Posthomerica 641–650
  11. Posthomerica XII.314–335
  12. (Odyssee, 4. Gesang, Verse 265–289)
  13. Von Bibliotheke des Apollodor übernommen, Epitome V.19ff.
  14. Bibliotheke des Apollodor (Pseudo-Apollodorus), Epitome V.20ff.

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