Hannaux

Hannaux

Emmanuel Hannaux (* 31. Januar 1855 in Metz; † 1934) war ein französischer Bildhauer und Medailleur. Sein Werk ist dem Historismus zuzuordnen.

Inhaltsverzeichnis

Vita

Emmanuel Hannaux war ein französischer Bildhauer, der 1855 in Metz (Moselle) geboren wurde. Er begann seine Ausbildung an der "Industrial School" in Straßburg, die durch den Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 unterbrochen wurde. Er kehrte nach Metz zurück, um danach seine Ausbildung in Nancy an derÉcole de Modelage et de SculptureSchule für bildhauerische Gestaltungfortzusetzen. In dieser Zeit bestritt er seinen Unterhalt mit der Schnitzerei von Pfeifen. Im Jahr 1876 wechselte er über nach Paris und wurde dort in dieÉcole des Beaux-ArtsSchule für bildende Künsteaufgenommen. Hier studierte er unter A. Dumont, Thomas und Bonnassieux.

Emmanuel Hannaux verstarb im Jahre 1934.

Aus seiner Ehe mit einer ebenfalls aus Metz stammenden Professorin der Mathematik, die an einem Pariser Gymnasium unterrichtete, ging der Sohn Paul Hannaux (1899-1954) hervor, ein bekannter französischer Landschafts-, Bildnis-, Stillleben- und Figurenmaler (Lit.: Vollmer).

Auszeichnungen

  • 1880: 2. Grand Prix de Rome für L'Enfant prodige (Der verlorene Sohn)
  • 1884: 3. Medaille des Pariser Salons
  • 1889: 2. Medaille des Pariser Salons für Le Bucheron
  • 1894: 1. Medaille des Pariser Salons für Orpée mourant (Sterbener Orpheus)
  • 1900: 1. Platz anlässlich der Pariser Weltausstellung
  • 1900: Ritter der Ehrenlegion
  • 1903: Ehrenmedaille des Pariser Salons für Le Poète et la sirène (Dichter und Sirene)

Werk

Hannaux arbeitete bevorzugt mit Marmor, Bronze unn Gips. Er spezializierte sich auf Büsten, klassische Figuren u. allegorische Gruppen. Des Weiteren entwarf er verschiedene Medaillen und Plaketten entworfen , die jedoch an dieser Stelle thematisch nicht weiter vertieft werden.

Bekannte Werke von Emmanuel Hannaux sind die FigurenPhrynè Mercury“, „Mercur mit Bacchus“, „Dichter und Sirenedie Anfang 1878 und in den folgenden Jahren im Salon der Société des artistes francais des Palais des Champs-Elysèes in Paris (Kataloge z. T. m. Abb) neben den WerkenHeilige Cecilie“, „DanaideundLothringenausgestellt wurden. 1878 wurde er auch als Mitglied im Salon aufgenommen. Für die Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 schuf er zwei große Engelgruppen für das "Palais du Gènie civil" und Reliefs für das "Chateau de`Eau".

Ein in der Januarausgabe 1907 der illustrierten Monatsschrift "Ost und West" erschienener Beitrag von G. Kutna über Emmanuel Hannaux führt einige seiner Werke und Standorte seiner Arbeiten auf.

Demnach befanden sich in verschiedenen Kirchen der Stadt Metz Büsten, die Monseigneur Dupont des Lorges und den Bischof von Metz darstellten und ein Marmor-Kruzifix (Standort: Kathedrale), die ArbeitMuttergottes“ (1888) (Standort: Muttergottes Kapelle) und die Büste desBarons de Ladoucette“ (Acad.)

Bezüglich weiterer Standorte seiner Marmorarbeiten wurde auf Luxemburg und auf Museen in Nancy und Le Puy hingewiesen. In Le Puy befindet sich das von der französischen Regierung angekaufte allegorische WerkFleur du Sommeil“ (Blüte des Schlafes).

Das Luxemburg-Museum erwarb die ArbeitSterbender Orpheus“ (1894), jetzt im Museum zu Nancy. In Nancy befindet sich ebenfalls die ArbeitL`Enfant prodique“ (Der verlorene Sohn), für die Hannaux im Jahr 1880 mit dem 2. Grand Prix de Rome ausgezeichnet worden war.

Weitere von ihm geschaffene Marmorbüsten stellenDr. Lailler” (Hospital Saint-Louis)von 1884, Sir Richard Wallace (1899) (Wallace Collection, London), Baronin James Rotschild (Hospital Picpus, Paris), Baronin Hirsch (New York), Mad. Coralie Cahen (Maison de Refuge, Neuilly), “Dr. Phil Pinel” (Academie de mèdecine), “Ambroise Thomasdar. Hinzu kommen die Portraitbüsten vonGabriel Monod“, dem MalerJules Valadou“, „Abbè Wetterlè„, den Männern der AkademieHenri WeilundJoseph Derenbourgweiterhin vonVictor Schoelcher“ (Père-Lachaise).

1889 gewann Hannaux mit der patriotischen Figurengruppe aus GipsLe Drapeau“ (Die Flagge) eine weitere Medaille, die sich in Frankreich im städtischenMusée Municipale de Draguignanbefindet.

1908 wurde eine Bronzeskulptur von Hannaux zur Gestaltung desMonument du Souvenir Francaisein eindringliches französisches Regionaldenkmalin Noisseville, Mossele verwendet. 1922 setzte sich der Entwurf von Hannaux für dasPoilu-Libèrateur-Denkmal Esplande/Metzgegen den Entwurf von Bouchard durch. [1]

Das klassische Skulpturen-MotivHead of a helmeted youthwird in der LiteraturArt Deco and other Figuresvon Bryan Catleydokumentiert. Hier erscheinen zwei weitere Arbeiten von Hannaux, unter den TitelnRoman WarriorundThe Helmet“ . Die Thematik wird ergänzt durch die BronzebüsteHelmeted Youthdie in der Galerie James Graham & Sons - New York Art Gallery - NYC ausgestellt wurde. Vermutlich dienten Hannaux hellenistische Motive als Vorlage zu diesen Werken. Wie das MotivHead of a helmeted Youthwurden auch andere beliebte Motive wieDichter und Sirene , “Flower of the SleepundMercur mit Baccusu.a. von den französischen BronzegießereienSusse Frères Foundry, Paris u. E. Colinin verkleinerten Abmaßen (Ladenbronzen) für die Salons des damalige Großbürgertums gegossen.

Eine sehr aufwendig gestaltete, lebensgroße Bronze der ThematikHead of a helmeted youth“, befindet sich in der Ausstellung des bedeutenden Renaissance BauwerkesSchloss Horst" in Gelsenkirchen-Horst. Der BronzegußJüngling mit Harnisch und Helm “ ( Höhe 82 cm mit Sockel, Breite 74 cm, Gewicht 50 kg)“ ist eine Leihgabe derSammlung Werner Bibl - Förderung der Kunst im öffentlichen Raum -“. Typisch für das ausgehende 19. Jahrhundert reflektiert die Bronzebüste in ihrer Gestaltung auf Werke der Florentiner Renaissance des 15. Jahrhunderts. Aus dem Werk vernimmt man einen direkten Nachklang der Renaissance. Hannaux repräsentiert damit auch den damaligen europäischen Zeitgeist. Eine Vielzahl von europäischen Bildhauern bewegten sich zwischen narrativem Historismus und naturalistischer Detailpräzision. Hier empfiehlt sich auch ein Vergleich mit einer Arbeit des deutschen Bildhauers Joseph Johann Ludwig Uphues (Sassenberg/Westfalen 1850Berlin 1911) , der SabinergruppeEin Sabiner verteidigt seine Schwestervon 1886, die sich im Stadtpark der Stadt Düren befindet.

In Gegensatz zu anderen EntwürfenHead of a helmeted youthist der sonst nackte Schulter- und Brustbereich mit einer Schutzpanzerung versehen, die wie der Helm, von einer detailgenauen, mit zahllosen aufwendigen Ziselierungen versehenen Oberflächenbearbeitung geprägt wird. Die Büste weist einen Bezug zu einer ähnlichen Arbeit auf, die sich in der weltberühmten Sammlung derThomas Barlow Walker`s sculpture collection of Minneapolis/USbefindet.

Rezension

In dem im Januar 1907 erschienen Aufsatz von G. Kutna wird der Bildhauer Emmanuel Hannaux gewürdigt:Ein bescheidener Mann, von geklärter Einfachheit, ein Schaffender in stiller Begeisterung ist Emmanuel Hannaux, der Gestalter reiner Nacktheit und edler Menschlichkeit. „Ich liebe die Kunst, ich liebe das Nackte“, ist sein ganzes Programm, und dieser Liebe gibt er bildnerischen Ausdruck. So geht er geraden Sinnes der Schönheit nach, voll Ehrerbietung vor der Natur, fromm und beherzt in seiner Liebe. Das Läuternde, Veredelnde, das dem Nacktem innewohnt, ist bei ihm noch tiefer wirksam durch Schwermut und Versonnenheit, die wie ein Poesiehauch aus tief versenkter Seele hervordringen. Der Menschenleib ist ein Zeugnis vom Adel des Lebens, und die Menschenseele ist dichterische Andacht; uns aber mahnt es zur Weltfrommheit. Des Menschen nackte Herrlichkeit schafft Hannaux, von hellenischem Geist, hellenischer Dichtung angezogen, klar und formenrein. Fern von Grübelei und Tiefsinn, ohne Vieldeutigkeit und gedankliche Beziehung sind seine Gebilde; nur der Sinnenwelt Formen und Schönheit sind ihnen eigen, Anschauung des Raumes vermitteln sie kunstgemäss, quellendes Leben in bildsamer Klarheit.“ In seinen weiteren Ausführungen bezeichnet G. Kutna Hannaux`s Schaffen, als die eines Griechenjüngers. Die Marmorarbeiten des Künstlers Hannaux rezensierte G. Kutna wie folgt:In den Marmorgruppen des Künstlers regt sich ideales Dasein in zwanglos schöner Bewegung; passive Zuständigkeit und regsames Spannkraft geben einen anziehenden künstlerischen Kontrast. Lebenskräfte durchziehen fühlbar ein schlummerndes Dasein; der Körper lagert, von der Schwere gebannt, und die modellierte Lebensform verhüllt ein vielfältig Verlangen nach Bewegung. Sie zuckt noch halbwach in den Händen und Fingern; sie rühren an die Leier (Orpheus) wie nach Klängen langend; sie fassen den Krug in mattem Tasten (Danaide) und sind von Spiel und Regsamkeit beseelt (Poet und d Sirene), gehen wie Wellen auf und nieder, kommen wie Wellenschlag aus sinnendem Traumesdasein.“ [2]

Museen und Sammlungen

  • Museum of Modern Art, New York (USA)
  • Walker Art Center, Minneapolis (USA)
  • Wallace Collection, London (UK)
  • Museum Draguignan (Fr)
  • Museum Nancy (Fr)
  • Museum Puy-En-Velay (Fr)
  • Stadt Metz (Fr)
  • Stadt GelsenkirchenSchloss Horst“ (D)

Literatur

  • Thieme BeckerAllgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. E.A. Seemann S. 591ISBN 3-363-00718-3
  • Forrer, Leonard: Biographical Dictionary of Medallists. Band 2, Seite 418 (falsch: Hanneaux, E.) und Band 7, Seite 416), 8 Bände, 1904-1930 (Reprint 1970)
  • The Dictionary of Sculptors in Bronze by James Mackay. Aberdeen (UK), Reprinted 2000. Seite 177ISBN 1-85149-110-4
  • Bryan Catley : Art Deco and other Figures. Aberdeen (UK) 1984 S. 117 - ISBN 0-90202857X -
  • Illustrierte Monatsschrift für das gesamte JudentumOst und Westvon Leo Winz. , Heft 1, Januar 1907, VII. Jahrg. Beitrag von G. KutnaEmmanuel HannauxSeite 13 + 14.
  • Block, Maurice: Hannaux, Emmanuel, in: The Jewish Encyclopedia 1901-1906, 12 Volumes USA/ Copyright 2002Jewish Encyclopedia.comSeite 220.
  • Vollmer, Hans : Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts, Bd 2. Leipzig 1999 . Seite 369Paul Hannaux/Sohn v. EmmanuelE.A. Seemann ISBN 3-363-00730-2
  • The Minneapolis Institute of Arts and Walker Art Center by Christiopher Monkhouse- - Curator - , Walker Center, Minneapolis Jahr: unbekannt.
  • James Graham & Sons, New York Art Gallery NYC , 1014 Madison Avenue. New York. Jahr: unbekannt.
  • Maas, Annette, Zeitenwende in Elsaß-Lothringen. Denkmalstürze und Umdeutung der Nationalen Erinnerungslandschaft in Metz (November 1918-1922, in: Speitkam, Winfried (Hrsg.), Denkmalsturz. Zur Konfliktgeschichte politischer Symbolik, Göttingen 1997, S. 79-108.
  • Ministère de la Culture et de la Coummunication, Paris, Jahr: unbekannt.
  • AuctionAbility Inc. in Amherst US/Buffalo Jun 2004
  • Rheinland Westfalen und die Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts Von Prof. Dr. Peter Bloch. Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin 1984 J. UphuesISBN 3-88609-310-7

Weblinks

Fußnoten

  1. Siehe auch Annette Maas:Zeitenwende in Elsaß-Lothringen. Denkmalstürze und Umdeutung… „
  2. G. Kutna in: Illustrierte Monatsschrift Ost und West Heft 1, Januar 1907 VII. Jahrgang, Seite 13 + 14.

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