Medailleur

Medailleur
Stempel für eine mittelalterliche Münze, den Gros tournois, das Werk des "Eisengräbers" (Münzgraveur)
Medaille von Friedrich Wilhelm Hörnlein, Inflation 1923, geprägt in der Münzstätte Muldenhütten. Der Medailleur schnitt die meisten Medaillenentwürfe direkt in die Stahlstempel.

Der Medailleur (auch Eisengräber, Eisenschneider, Stempelschneider) ist ein Künstler, der Medaillen, Plaketten oder Münzen entwirft und oft auch ausführt. Die Ausführung erfolgt als Stempel für eine Prägung oder als Guss.

Erläuterung

Das Münzbild wurde ursprünglich vom Münzgraveur direkt (vertieft und spiegelbildlich) in das Münzeisen (Münzstempel) mit dem Stichel "einwärts gegraben". Deshalb bezeichnete man den Stempelschneider als Eisengräber und Eisenschneider. Der Medailleur, der für eine Münze im Staatsdienst arbeitete, wurde z. B. im Kurfürstentum Sachsen als "Churfürstlich Sächsischer Münz-Eisenschneider" bestellt. In der Regel war es den Münzgraveuren erlaubt, zur Aufbesserung ihres Einkommens neben den offiziellen Aufträgen des Staates, der Bereitstellung von Münz- und Medaillenstempeln, Medaillen im Privatauftrag zu fertigen.

Der Entwicklungsweg zum Münzgraveur (Münzmedailleur) war zunächst die Ausbildung zum Graveur. Nach der Erlernung des handwerklichen Rüstzeugs war eine künstlerische Ausbildung im Modellieren und Porträtzeichnen erforderlich. In der Regel erfolgte der Besuch einer Kunsthochschule. Vor der Einführung des Medailleurs als Staatsdiener und Münzgraveur einer Münzstätte war bis zur staatlichen Anstellung eine Bewährungszeit als Hilfsgraveur erforderlich.

Für die Anfertigung der Münzstempel kommen heute moderne Fertigungsverfahren zur Anwendung. Nach der vom Künstler erstellten Zeichnung wird ein vergrößertes Gipsmodell angefertigt, das mit Computertechnik abgetastet und in einer Gravier-Fräsmaschine auf die vorgegebene Größe übertragen wird. Die so erzeugte Urmatrize wird von Graveuren noch nachgearbeitet. Von der Urmatrize wird durch Absenkung die Arbeitspatrize erzeugt, mit der die Münzstempel ihr Negativbild wieder durch die Presskraft einer Presse erhalten. Dennoch wurden im Gegensatz dazu noch im 20. Jahrhundert vereinzelt von hervorragenden Medailleuren Medaillenentwürfe direkt mit dem Stichel vertieft und spiegelbildlich in den Stahlstempel geschnitten und auf die vorhandene Reduziermaschine verzichtet.

Das Werk des Medailleurs kennzeichnet die Münz- und Medaillensignatur namentlich als Urheber. Sie ist oft an einer versteckten Stelle der Münze oder Medaille zu finden und darf nicht mit dem Münzmeisterzeichen verwechselt werden.

Literatur

  • Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik, Berlin, 1976
  • Walter Haupt: Sächsische Münzkunde, Berlin 1974
  • Max Barduleck: Die letzten Jahre der Münze in Dresden, Werksverzeichnis 1865 bis 1911, herausgegeben von Dr. Paul Arnold, Berlin, 1981
  • Dr. Paul Arnold, Dr. Harald Küthmann, Dr. Dirk Steinhilber: GROSSER DEUTSCHER MÜNZKATALOG VON 1800 BIS HEUTE, Augsburg, 2010
  • Julius und Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt´schen Sammlung, Dresden 1888
  • Paul Arnold, Max Fischer †, Ulli Arnold: Friedrich Wilhelm Hörnlein 1873―1945, Hrsg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Münzkabinett Dresden, 1992
  • Wolfgang Streguweit: Geschichte der Münzstätte Gotha, Weimar 1987

Weblinks


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