Hans-Bernd von Haeften

Hans-Bernd von Haeften

Hans Bernd August Gustav von Haeften (* 18. Dezember 1905 in Charlottenburg; † 15. August 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Jurist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Bernd von Haeften wurde als Sohn von Agnes (geb. von Brauchitsch) und Hans von Haeften geboren. Sein Vater war Offizier und anschließend Direktor der Historischen Abteilung (zuletzt Präsident) des Reichsarchivs. Hans Bernd von Haeften hatte zwei Geschwister, Elisabeth und Werner (1908–1944). 1924 legte er am Bismarck-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf das Abitur ab. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, das ihn als Austauschstudenten auch nach Oxford geführt hatte, war er zunächst bei der Stresemann-Stiftung beschäftigt und trat dann 1933 in den Auswärtigen Dienst ein. Er wurde hauptsächlich in der kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes und als Kulturattaché in Kopenhagen, Wien und Bukarest verwendet. 1940 wurde er Leiter dieser Abteilung, weigerte sich aber weiterhin, der NSDAP beizutreten.

Erste Seite des Urteils des Volksgerichtshofs, die weiteren Angeklagten sind Bernhard Klamroth, Hans Georg Klamroth, Egbert Hayessen, Wolf-Heinrich von Helldorf und Adam von Trott zu Solz

1930 heiratete er Barbara Curtius (* 7. Juli 1908; † 1. April 2006), eine Tochter von Julius Curtius. Das Paar hatte insgesamt fünf Kinder: Jan (* 1931), Dirk (1934–2006), Adda Benita, Dorothea und Ulrike.

Von Haeften gehörte seit 1933 der Bekennenden Kirche an. Vor allem durch Ulrich von Hassell und Adam von Trott zu Solz hatte er Kontakte zum Kreisauer Kreis. Das auf Hitler geplante Attentat lehnte er aus religiös-moralischen Gründen ab, unterstützte aber den Versuch des Umsturzes und stand bereit, für die Verschwörer die Macht im Außenministerium zu übernehmen. Er wurde nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944, bei dem sein jüngerer Bruder Werner von Haeften als Adjutant Claus Schenk Graf von Stauffenbergs von einem Standgericht verurteilt und erschossen worden war[1], am 23. Juli verhaftet. Am 15. August stand er vor dem Volksgerichtshof und bezeichnete Adolf Hitler als den „Vollstrecker des Bösen in der Geschichte“. Hans Bernd von Haeften wurde zum Tode verurteilt und noch am selben Tag im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee erhängt.

Am 25. Januar 1985 hat der Deutsche Bundestag in einer Entschließung den Volksgerichtshof einstimmig als „Terrorinstrument zur Durchsetzung nationalsozialistischer Willkürherrschaft“ bewertet und dessen Urteilen jede Rechtswirkung in der Bundesrepublik Deutschland abgesprochen. Rechtsverbindlich wurden die Urteile des Volksgerichtshofs und der Sondergerichte 1998 durch Gesetz aufgehoben[2], so dass hier von Mord (bzw. Justizmord) gesprochen werden kann.[3][4]

Ehrungen

  • In Berlin-Charlottenburg-Nord wurde am 4. Juli 1957 die „Haeftenzeile“ nach ihm und seinem Bruder benannt.
  • In Sibiu (Hermannstadt), Rumänien, wurde das Tagungshaus der Evangelischen Akademie Siebenbürgen nach Hans Bernd von Haeften benannt. Der Grundsteinlegung 1997 wohnten die Witwe und der Sohn Dirk bei.

Siehe auch

Literatur

  • Barbara von Haeften: Nichts Schriftliches von Politik - Hans Bernd von Haeften: Ein Lebensbericht. C.H. Beck, München 1997, ISBN 340642614X. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Mentzel: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der 20. Juli 1944. Arbeitskreis Shoa.de e.V., abgerufen am 12.03.2009
  2. Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (NS-AufhG), abgerufen 6. Juni 2008
  3. Ortner, Helmut: Der Hinrichter. Roland Freisler. Mörder im Dienste Hitlers. Steidl- Verlag, 1995. ISBN 3-88243-355-8
  4. Claudia Fröhlich: „Wider die Tabuisierung des Ungehorsams“. Fritz Bauers Widerstandsbegriff und die Aufarbeitung von NS-Verbrechen. Campus Verlag GmbH, 2004. ISBN 3-593-37874-4

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