Hans Bernd von Haeften

Hans Bernd von Haeften
Grabstätte Hans Bernd von Haeftens und seiner Frau auf dem St.-Annen-Kirchhof in Berlin-Dahlem

Hans Bernd August Gustav von Haeften ['haftn] (* 18. Dezember 1905 in Charlottenburg; † 15. August 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Diplomat und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Bernd von Haeften wurde als Sohn von Agnes von Brauchitsch (1869–1945) und Hans von Haeften geboren. Sein Vater war Offizier und anschließend Direktor der Historischen Abteilung (zuletzt Präsident) des Reichsarchivs. Von Haeften hatte zwei Geschwister: Elisabeth Charlotte Agnes Hedwig (1903-1980), die 1928 in Potsdam den Mediziner und Sozialhygieniker Hans Harmsen ehelichte, und Werner Karl Otto Theodor (1908–1944). 1924 legte von Haeften am Bismarck-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf das Abitur ab. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, das ihn als Austauschstudenten auch an das Trinity College (Cambridge) geführt hatte, war er zunächst bei der Stresemann-Stiftung beschäftigt und trat im April 1933 in den Auswärtigen Dienst ein. Seine Auslandseinsätze waren in den Gesandtschaften in Kopenhagen (1934), Wien (1935-1937) und Bukarest (1937-1940). Ab 1940 war er in der Wilhelmstraße in der Deutschlandabteilung und bearbeitete Angelegenheiten der Auslandspropaganda im „Sonderreferat Krümmer“. Er weigerte sich weiterhin, der NSDAP beizutreten. 1942 wurde er stellvertretender Abteilungsleiter der Kulturpolitischen Abteilung.

Erste Seite des Urteils des Volksgerichtshofs, die weiteren Angeklagten sind Bernhard Klamroth, Hans Georg Klamroth, Egbert Hayessen, Wolf-Heinrich von Helldorf und Adam von Trott zu Solz

Am 2. September 1930 heiratete er Barbara Curtius (1908-2006), eine Tochter von Julius Curtius. Das Paar hatte fünf Kinder: Jan (* 1931), Dirk (1934–2006), Adda Benita (* 1936), Dorothea (* 1940) und Ulrike (* 1944).

Von Haeften gehörte seit 1933 der Bekennenden Kirche an. Vor allem durch Ulrich von Hassell und Adam von Trott zu Solz hatte er Kontakte zum Kreisauer Kreis. Das auf Hitler geplante Attentat lehnte er aus religiös-moralischen Gründen ab, unterstützte aber den Versuch des Umsturzes und stand bereit, für die Verschwörer die Macht im Außenministerium zu übernehmen. Er wurde nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944, bei dem sein jüngerer Bruder Werner von Haeften als Adjutant Claus Schenk Graf von Stauffenbergs von einem Standgericht verurteilt und erschossen worden war,[1] am 23. Juli verhaftet. Am 15. August stand er vor dem Volksgerichtshof und bezeichnete Adolf Hitler als den „Vollstrecker des Bösen in der Geschichte“. Hans Bernd von Haeften wurde zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Plötzensee erhängt.

Am 25. Januar 1985 bewertete der Deutsche Bundestag in einer Entschließung den Volksgerichtshof einstimmig als „Terrorinstrument zur Durchsetzung nationalsozialistischer Willkürherrschaft“ und sprach dessen Urteilen jede Rechtswirkung in der Bundesrepublik Deutschland ab. Rechtsverbindlich wurden die Urteile des Volksgerichtshofs und der Sondergerichte erst 1998 durch Gesetz aufgehoben,[2] so dass hier von Mord (bzw. Justizmord) gesprochen werden kann.[3][4]

Ehrungen

  • In der Nähe der Hinrichtungsstätte Plötzensee wurde 1957 die Haeftenzeile nach ihm und seinem Bruder benannt.[5]
  • In Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien wurde das Tagungshaus der Evangelischen Akademie Siebenbürgen nach Hans Bernd von Haeften benannt. Der Grundsteinlegung 1997 wohnten die Witwe und der Sohn Dirk bei.

Siehe auch

Literatur

  • Barbara von Haeften: Nichts Schriftliches von Politik – Hans Bernd von Haeften: Ein Lebensbericht. C.H. Beck, München 1997, ISBN 340642614X.
  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 2: Gerhard Keiper, Martin Kröger: G–K. Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71841-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Mentzel: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der 20. Juli 1944; Arbeitskreis Shoa.de e.V.; abgerufen am 12. März 2009
  2. Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (NS-AufhG), abgerufen 6. Juni 2008
  3. Helmut Ortner: Der Hinrichter. Roland Freisler. Mörder im Dienste Hitlers; Steidl-Verlag, 1995. ISBN 3-88243-355-8
  4. Claudia Fröhlich: „Wider die Tabuisierung des Ungehorsams“. Fritz Bauers Widerstandsbegriff und die Aufarbeitung von NS-Verbrechen. Campus Verlag, 2004. ISBN 3-593-37874-4
  5. Haeftenzeile. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans-Bernd von Haeften — Hans Bernd August Gustav von Haeften (* 18. Dezember 1905 in Charlottenburg; † 15. August 1944 in Berlin Plötzensee) war ein deutscher Jurist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Bernd von Haeften — Hans Bernd August Gustav von Haeften (18 de diciembre de 1905, Berlín 15 de agosto de 1944) fue un jurista aleman miembro de la resistencia contra Adolf Hitler. Hijo de Agnes (von Brauchitsch, pariente de Walther von Brauchitsch) y del oficial… …   Wikipedia Español

  • Hans-Bernd von Haeften — Hans Bernd August Gustav von Haeften (18 décembre 1905 à Berlin 15 août 1944 à Berlin) était un juriste et diplomate allemand et un résistant au Troisième Reich. Avec son frère Werner von Haeften, Hans von Haeften fut complice …   Wikipédia en Français

  • Hans Bernd von Haeften — Infobox Person name = Hans Bernd August Gustav von Haeften image size = 180px caption = birth date = birth date|1905|12|18 birth place = Berlin, Germany death date = death date and age|1944|08|15|1905|12|18 death place = Berlin, Germany death… …   Wikipedia

  • Hans Bernd von Haeften — Hans Bernd August Gustav von Haeften (18 décembre 1905 à Berlin 15 août 1944 à Berlin) était un juriste et diplomate allemand et un résistant au Troisième Reich. Avec son frère Werner von Haeften, Hans von Haeften fut complice …   Wikipédia en Français

  • Hans von Haeften — Hans Maximilian Gustav von Haeften (* 13. Juni 1870 auf Gut Fürstenberg bei Xanten; † 9. Juni 1937 in Gotha, Thüringen) war ein deutscher Generalmajor und von 1931 bis 1935 Präsident des Reichsarchivs in Potsdam. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Bernd Gisevius — Gisevius 26. April 1946 (Nürnberger Prozess) Hans Bernd Gisevius (* 14. Juli 1904 in Arnsberg; † 23. Februar 1974 in Müllheim) war ein deutscher Politiker (DNVP), Staatsbeamter und Autor. Gisevius stellte sich als ehemaliger Deutschnationaler dem …   Deutsch Wikipedia

  • Werner Karl von Haeften — (ca. 1939/44) Werner Karl von Haeften (* 9. Oktober 1908 in Berlin; † 21. Juli 1944 Berlin Tiergarten) war ein deutscher Jurist, Offizier und Widerstandskämpfer …   Deutsch Wikipedia

  • Werner von Haeften — Infobox Person name = Werner von Haeften image size = 180px caption = birth date = birth date|1908|10|09 birth place = Berlin, German death date = death date and age|1944|07|21|1908|10|09 death place = Berlin, Germany death cause = Execution by… …   Wikipedia

  • Werner von Haeften — Werner Karl von Haeften (9 de octubre de 1908, Berlín, Alemania 21 de julio de 1944[1] ) fue un teniente …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”