Haube

Haube

Eine Haube ist eine Kopfbedeckung, die sowohl über eine Gesichts- als auch über eine Halsöffnung verfügt[1], das heißt, die das Gesicht und den Hals umschließt und unter dem Kinn geschlossen wird. Zu den Hauben gehören daher auch die Kapuzen.

In Österreich und Teilen von Bayern wird Haube aber auch ganz allgemein als Synonym für Mütze genutzt.

Hersenier oder Turnierhaub von 1484

Hauben werden von Männern und Frauen getragen. Die männlichen Formen wie die Sturmhaube und die Fliegerhaube, im Mittelalter z.B. die kapuzenartige Gugel, das Hersenier oder die Bundhaube zeigen eine typische Ausprägung, während die weiblichen Hauben oft um den Hals nicht mehr ganz geschlossen werden oder der Verschluss sich auf Bänder reduziert, die unter dem Kinn zur Schleife gebunden werden, insbesondere bei den Trachtenhauben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Frauenhaube

Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit verlangte die Norm von verheirateten Frauen das Tragen einer Haube, während unverheiratete ihr Haupt unbedeckt lassen durften. Die Redensart unter die Haube kommen (= heiraten) leitet sich davon ab. Die Haube galt als Zeichen der Frauenwürde und der Wohlanständigkeit; eine Frau ohne Haube galt als „loses Frauenzimmer“. In ganz Europa ist sie fester Bestandteil fast aller Frauentrachten. [2]

Die Begründung der Kirche, dass Frauen ihr Haar zu bedecken hatten, leitet sich ab aus Korinther 1, Kapitel 11. Allerdings hatte die Haube auch den praktischen Nutzen, das Haar aus dem Weg zu halten und es vor Verschmutzung zu schützen, z. B. beim Arbeiten am Feuer und anderen Haushaltsverrichtungen. Auch unverheiratete Frauen und Kinder trugen Hauben oder Kopftücher.

Hauben wurden meist aus feinem, weißem Leinen gefertigt und - je nach Epoche, Anlass und Finanzkraft der Trägerin - mitunter mit Volants, Spitzen oder Bändern verziert. Ab dem 18. Jahrhundert wurde stattdessen auch Baumwolle verwendet. Daneben gab es auch steife Hauben aus stoffüberzogenem Karton, Hauben ganz aus Spitze, aus Samt, Brokat, mit Stickerei bedeckt usw.

Gebende, Anfang 14. Jahrhundert
Kruseler, 1439
Fontange, Anfang 18. Jahrhundert
Dormeuse um 1770
Haube um 1920

Weibliche Haubenarten

Die Formen reichen von handtellergroßen Flecken über das gesamte Haar bedeckende, zum Teil kunstvoll arrangierte Hauben bis hin zu ausladenden Formen, die auch den unteren Teil des Gesichts und den Hals bedeckten.

Gebende

Im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert getragene Kombination aus einem Kinnband und einem kronenähnlichen Ring, manchmal mit gekräuseltem Rand.

Krüseler oder Kruseler

Eigentlich eine Art Schleier, bei dem die Stoffkanten eingekräuselt waren. Im Spätmittelalter gebräuchlich.

Hörnerhaube

Eine der vielen, zum Teil recht ausgefallenen Haubenformen des 15. Jahrhunderts, zu denen auch der Hennin gehört.

Fontange

Die Fontange ist eine von ca. 1680 bis 1720 vorherrschende Haubenform, die von einem Aufsatz aus Bandschlaufen und Spitzen überragt wurde. Einer in mehreren Varianten überlieferten Legende nach soll der Name auf eine Mätresse Ludwigs XIV. zurückgehen.

Dormeuse

Eine vor allem im späten 18. Jahrhundert beliebte, den Kopf fast ganz umschließende Haubenform mit seitlich weit nach vorne gezogenen Rüschen.

Calèche

Durch mehrere Fischbeinreifen aufgespannte Haube, die wie das Cabriodach einer Kutsche zusammengeklappt werden konnte. Sie wurde meist aus grüner Seide gefertigt und schützte die um 1770-80 üblichen, hohen Frisuren.

Weitere

Fladuse (auch: Flattuse), Schneppenhaube, Rise, Bückeburger Haube, Riegelhaube, Flinderhaube, Wulsthaube, Calotte.

Hauben im 19. Jahrhundert

Einzelnachweise

  1. Christian F. Feest und Alfred Janata: Technologie und Ergologie in der Völkerkunde Band 2. Berlin (Dietrich Reimer Verl. 1989, S. 172
  2. Dieses Sprichwort lässt sich aber auch auf den verballhornten Begriff des jüdischen Hochzeitbaldachin "Chuppa" zurückführen.Jüdisches Brauchtum (abgerufen am 9. September 2010)

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Haube – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Haube — Haube, die bekannte Kopfbedeckung der Frauen, war schon in den frühesten Zeiten bekannt; aber freilich möchte die Mitra der Alten einen wunderlichen Effekt in einer heutigen Modehandlung machen. Bei der ägyptischen Kappe oder Haube umschließt der …   Damen Conversations Lexikon

  • Haube — Haube: Das altgerm. Wort mhd. hūbe, ahd. hūba, niederl. huif, aengl. hūfe, schwed. huva gehört zu der unter ↑ hoch dargestellten idg. Wortgruppe. – Zus.: Haubenlerche (16. Jh.). • Haube jmdn. unter die Haube bringen (ugs.; scherzh.) »jmdn.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Haube — Sf std. (10. Jh.), mhd. hūbe, ahd. hūba, as. hūva Stammwort. Aus g. * hūbōn f. Haube , auch in anord. húfa, ae. hūfe, afr. hūve, houwe. Kann zu den indogermanischen Wörtern für Höcker, Buckel gehören, die ein * kūbh (auch * kubh ) voraussetzen,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Haube — Haube, 1) der oberste Theil einer Sache; 2) eine Kopfbedeckung in früheren Zeiten u. in Süddeutschland, bes. für Frauen, daher Nacht , Schlaf , Spitzen , Florhaube, nach Maßgabe der Mode u. des Standes von sehr verschiedener Form. Da gewöhnlich… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Haube — (franz. Coiffe), eine leichte, rundliche Kopfbedeckung, nach Maßgabe der Mode und des Standes von sehr verschiedener, gegen Ende des Mittelalters sehr barocker Form (vgl. »Hennin« und für die spätere Zeit »Fontange« sowie die Tafel »Kostüme II«,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Haube — Haube, im Bauwesen s.v.w. Kuppeldach (s. Dach). – Bei den Papierholländern angewendete kastenförmige Vorrichtung, welche über die Messerwalze gestülpt wird, um das Herumspritzen des Stoffes durch diese Walze zu verhindern (s.… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Haube — Haube, bei Wiederkäuern der zweite Magen; am Hammer, Beil etc. die Öffnung, in welcher der Stiel steckt; in der Baukunst ein geschweiftes Turmdach; in der Wappenkunde die Bischofsmütze …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Haube — Haube,die:einsaufdieH.geben:⇨zurechtweisen;unterdieH.kommen:⇨heiraten(3);unterdieH.bringen:⇨verheiraten(I) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Haube — Fruchttraube; Kamm; Mütze; Hut; Cap; Kappe; Kapuze * * * Hau|be [ hau̮bə], die; , n: Kopfbedeckung für Frauen, die dicht am Kopf anliegt: die alte Frau trug im Bett eine Haube. Zus.: Badehaube, Nachthaube, Schwesternhaube. * * * Hau|be 〈 …   Universal-Lexikon

  • Haube — 1. Drei Hauben an Einem Kohlenbecken drehn sich und drehn sich, um sich zu necken. Um einander zu ärgern. 2. Nein, ich habe gottlob die Haube aufgehabt, sagte die Frau, als sie der Beichtvater fragte, ob sie nackend beim Kapuziner gelegen. –… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Haube — Von der Haube als Kopfbedeckung des Kriegers (›Sturmhaube‹, ›Pickelhaube‹) leiten sich zahlreiche Redensarten her: Einem auf die Haube greifen (auch klopfen, fassen, kommen): einen kämpfend angreifen, ihn heftig verfolgen, ihm auf den Leib rücken …   Das Wörterbuch der Idiome

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”